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Ratgeber

Token-Sales in der Ethereum-Blockchain: Funding unchained

Binnen Minuten sammeln Unternehmen Millionensummen ein, Investoren erzielen Gewinne im dreistelligen Prozentbereich: Die Blockchain macht völlig neue Finanzierungsmodelle möglich. Der Hype hat aber auch seine Schattenseiten: An einigen Stellen erinnert er stark an die Dotcom-Blase.

Von Sébastien Bonset
11 Min.
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(Bild: Shutterstock/ Wit Olszewski)

Ein Startup ohne fertiges Produkt sammelt mittels Crowd­finanzierung binnen zehn Minuten 12,5 Millionen US-Dollar ein und ist auf einen Schlag 300 Millionen US-Dollar wert. In nur zwei Monaten steigt die Bewertung auf drei Milliarden US-­Dollar, und auch die frühen Investoren freuen sich über satte Gewinne. Möglich machen das die Blockchain und Token-Sales.

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Das Beispiel des Startups Gnosis zeigt, wie groß aktuell die Begeisterung über die Blockchain ist. Spätestens seit Anfang des Jahres kennt die Euphorie kein Halten mehr. Egal in welcher Branche man sich umguckt – fast alle wollen irgendetwas mit der neuen Technologie machen. Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether mit teils märchenhaften Wertsteigerungen von bis zu 4.000 Prozent in nur wenigen Monaten haben das Thema Blockchain in die öffentliche Wahrnehmung gebracht. Auch wenn Bitcoin immer noch die wertvollste und bekannteste Kryptowährung ist, setzen viele mittlerweile auf Ethereum, die Plattform hinter Ether.

Die Unternehmensbewertung der Marktprognose-­Plattform Gnosis steigerte sich in zwei Monaten von 300 Millionen auf drei Milliarden US-Dollar. (Screenshot: Coinmarketcap)

Ethereum hat sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre nach einem erfolgreichen Crowdsale zeitweise zu einer Art Star unter den unterschiedlichen Blockchains gemausert. Die Technologie versammelte binnen kurzer Zeit viele Entwickler, Institutionen und Konzerne hinter sich. So haben sich beispielsweise Unternehmen wie BP, Intel, Microsoft und die UBS zur Ethereum Alliance zusammengeschlossen. Experten sprechen von DApps, Smart-Contracts und Virtual Machines. Was steckt dahinter? Warum sind Startups so wild auf die neuen Möglichkeiten? Und worauf müssen die achten, die investieren wollen?

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Was genau ist eigentlich ein Token?

Der Vorteil der Ethereum- gegenüber der Bitcoin-Blockchain besteht darin, dass Ethereum sowohl verteilte Apps (DApps) als auch Smart-Contracts ermöglicht. Letztere Eigenschaft ist so außergewöhnlich, weil diese in Code geschriebenen Verträge das neue Finanzierungsmodell erst ermöglichen, das die Startup-Finanzierung derzeit auf den Kopf stellt: Token-Sales.

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Startups haben mit Hilfe des neuen Finanzierungsmodells bisher mehr als eine Milliarde US-Dollar von Investoren eingesammelt. Dabei können viele Unternehmen lediglich eine Idee oder ein Konzept vorweisen – so wie Gnosis. Fertige Produkte oder Dienste sind noch selten. Das ist für Investoren einerseits ein großes Risiko, birgt andererseits aber auch die Chance, sich schon früh zu positionieren.

Das Prozedere erinnert entfernt an Initial Public Offerings (IPO). Auch deswegen sprechen viele bei der Ausgabe von Token fälschlicherweise von einem Initial Coin Offering (ICO). Der Unterschied liegt im Detail: Von einem ICO spricht man, wenn ein Unternehmen neue Altcoins – also eine auf einer alternativen Blockchain aufsetzende Kryptowährung – einführt. Coins fungieren entsprechend in erster Linie als Wertanlage. Tokens verwalten dagegen weit komplexere Strukturen.

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Tokens auf der Ethereum-Blockchain werden mittels Smart-Contracts generiert und können unterschiedliche Funktionen haben. Dabei repräsentieren die meisten Tokens keine Unternehmensanteile. Die Analogie, die einer Definition am nächsten kommt: Tokens sind eine Art bezahlter API-Key. Ein Token autorisiert den Halter, eine bestimmte Anwendung, Plattform oder einen Dienst auf der Blockchain zu nutzen. Tokens lassen sich etwa für den Zugang zu einem Computerspiel, das Betreiben von Smart-Contracts auf der Blockchain oder die Nutzung von Cloudspeicher verwenden.

Tenx setzt auf eine Kreditkarte, mit der im herkömmlichen Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether bezahlt werden kann. (Bild: TenX)

Wenn man es brachial auf den Alltag herunterbrechen will, könnte man sich ein Token etwa als Option auf ein Brötchen vorstellen: In einem Fall kauft sich jemand damit die Option auf einen Platz in der Verkaufsschlange. In einem anderen möglichen Szenario begleicht der Käufer den Preis für das Brötchen im Voraus und erhält dafür einen Token, um die Backware zu einem bestimmten Zeitpunkt abholen zu können. Ein weiteres Beispiel: Jemand arbeitet in der Bäckerei und erhält dafür einen Verzehrgutschein für ein Brötchen. Sofern die Option auf das Brötchen heiß begehrt ist, legt der Preis dafür zu und der Käufer kann den Token mit Gewinn weiterverkaufen.

Tokens, die dem Halter erlauben, an einem Netzwerk teilzunehmen, einen Dienst zu nutzen oder auf eine Anwendung zuzugreifen, lassen sich auch verkaufen und handeln. Geht man beispielsweise von einer Art Peer-to-Peer-Facebook auf der Blockchain aus, müsste jeder Nutzer dieses Netzwerks entsprechende Tokens halten, um daran teilnehmen zu können. Auf diese Weise lässt sich ein Wert schaffen, obwohl der Token an sich keinen Anteil am ausgebenden Unternehmen repräsentiert, denn es greifen die Mechanismen von Angebot und Nachfrage.

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Bleibt man beim Beispiel eines Blockchain-Facebooks, würde der Wert jedes einzelnen Token abhängig von der Beliebtheit des sozialen Netzwerks steigen. Je mehr Nutzer Interesse haben, dort ein Profil anzulegen, desto mehr profitieren die bereits aktiven Nutzer beziehungsweise Token-Besitzer davon. Es wird ein Wert geschaffen, die Halter der Tokens machen Profit. Das trifft dann auch auf die Entwickler des Netzwerks sowie das Unternehmen dahinter zu, die einen Teil der Gesamtmenge aller Token bei der initialen Ausgabe für sich reserviert haben dürften.

Ein Verständnis für das System liefert das real existierende Blockchain-Startup Storj, das ein Protokoll entwickelt hat, mit dem sich freier Speicher auf Festplatten vermieten und mieten lässt. Hat ein Nutzer vier Gigabyte frei, kann er sie verleihen und sich in Storj-Tokens bezahlen lassen. Der Dienst wird von Entwicklern genutzt, die ihre Dateien auf diese Weise in einer verteilten und verschlüsselten Umgebung ablegen können, auf die sie aber jederzeit zugreifen können. Der Clou: Das ist günstiger als Amazon Web Services. Weil die Anzahl der Tokens begrenzt ist, steigert sich deren Wert, je mehr Menschen Storj nutzen.

Wertsteigerung und Profit dürften aktuell für die meisten Käufer von Tokens der primäre Anreiz sein. Denn viele Nutzungsszenarien gibt es bisher nur auf dem Papier. Käufer erwarten, dass ein Token kurz nach dem Ende eines Sales auch auf Blockchain-Börsen handelbar ist. Das passiert gewöhnlich, bevor die Tokens im Sinne des Erfinders nutzbar werden. Es entsteht also losgelöst vom Einsatzzweck ein Sekundärmarkt, bei dem frühe Investoren ihre Tokens handeln und so Gewinne erzielen können.

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Goldgräberstimmung bei Startups

Ohne technische Basis läuft nichts: Bei Ethereum ist das die Virtual Machine – ein dezentraler Computer, der Smart-Contracts ausführt, die an die öffentliche Blockchain übermittelt werden. Diese „Verträge“ laufen genauso ab, wie sie vorher programmiert wurden, sie können weder zensiert noch manipuliert werden. Dank dieser Eigenschaften können Entwickler Smart-Contracts einsetzen, um viele Prozesse in der Finanzindustrie, im E-Commerce, der Immobilienbranche oder auch im Energiesektor zu automatisieren.

Ethereum bietet prinzipiell jedem Nutzer die Möglichkeit, eigene Tokens zu generieren. Dieser Prozess ist standardisiert. Der sogenannte ERC20-Standard lässt sich am besten als Mustervertrag beschreiben, der eine Reihe von Funktionen bietet, die sowohl die Ausgabe und Distribution der generierten Tokens als auch deren Überwachung vereinheitlicht. Dank eines Token-Standards sind unterschiedliche Smart-Contracts und dezentrale Apps auf der Ethereum-Blockchain miteinander kompatibel.

Wie das aussehen kann, zeigen diverse theoretische Anwendungsfälle. Vorstellbar ist zum Beispiel eine Art Airbnb auf der Blockchain: Ein Interessent bucht über eine App für drei Übernachtungen eine Wohnung. Ein Smart-Contract wickelt im Hintergrund automatisch die Zahlung ab, speichert diese und gibt sie nach Ankunft frei. Zusätzlich öffnet die App über das Smartphone des Gastes ein intelligentes Schloss. Für die Dauer des gebuchten Aufenthalts kommt er ohne große Übergabe in die Wohnung. Mit Hilfe dieser sich selbst erfüllenden Verträge wird der Vermittler – in diesem Fall wäre das Airbnb – überflüssig. Selbst einen Zahlungsanbieter wie eine Bank braucht es nicht. Die Unternehmen könnten aber auf der Blockchain selbst Dienste aufziehen.

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Praktische Anwendungsfälle finden sich bisher in erster Linie im Finanzsektor. So bietet Tenx beispielsweise eine Wallet für Kryptowährungen, die mit einer herkömmlichen Kreditkarte verknüpft ist. Nutzer können die Kreditkarte verwenden, um im Handel zu bezahlen. Das Startup ist dafür eine Partnerschaft mit Visa und Mastercard eingegangen. Der Nutzer wählt an der Kasse in seiner Smartphone-App aus, mit welcher der unterstützten Kryptowährungen – ob Bitcoin oder Ether – er den Betrag begleichen will. Die App tauscht die digitalen Coins zum aktuellen Kurs in Echtzeit um, zieht sie vom Guthaben des Nutzers ab und ermöglicht etwa die Zahlung in Euro oder US-Dollar.

Wegen der Smart-Contracts haben sich viele Entwickler und Startups für Ethereum als Plattform entschieden, um eigene Projekte auf den Markt zu bringen. Das geschieht in der Regel mittels  der anfangs bereits erwähnten Token-Sales: Investoren erhalten Tokens im Austausch für eine Kryptowährung wie Bitcoin oder Ether. Selten lassen sich Token auch mit Euro oder US-Dollar erwerben.

In den meisten Fällen finden Token-Sales auf der Ethereum-Blockchain statt, indem ERC20-Tokens mittels Smart-Contract den Besitzer wechseln. Auf diese Weise können Unternehmen in den Genuss der Sicherheitsvorteile der Ethereum-Blockchain kommen, ohne sich zusätzlich um die grundlegende Technologie und Komplexität des Protokolls zu kümmern. Für jeden ernstzunehmenden Token-Sale ist ein Whitepaper nötig, in dem das ausgebende Unternehmen genau beschreibt, wie der Sale abläuft, wie das Geschäftsmodell funktioniert, welchen Mehrwert die Tokens dem Käufer bieten und wie die Zukunft des Unternehmens und der Plattform aussieht.

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Bancor gehört zu den Stars unter den Token-Sales. Das Startup hat ein Protokoll für Smart-Tokens ent­wickelt und sammelte in drei ­Stunden 153 Millionen US-Dollar ein. (Screenshot: Bancor)

Das eingangs erwähnte Beispiel von Gnosis zeigt, wie attraktiv das Finanzierungsmodell derzeit ist – sowohl für Startups als auch für Investoren. Für Ether erhielten die Investoren mittels Smart-Contract Gnosis-Tokens. Die Idee dahinter: Sofern das Startup bekannter wird, erhöht sich auch die Nachfrage. Das steigert nicht nur den Preis der Tokens – gut für frühe Investoren –, sondern auch den Wert der Plattform – gut für das Unternehmen. Im Fall von Gnosis hat sich das gelohnt: Binnen zwei Monaten kletterte der Kurs der Tokens auf 335 US-Dollar, die Firma war plötzlich drei Milliarden US-Dollar schwer. Keine Seltenheit: Tenx wurde in nur sieben Minuten mit 34 Millionen US-Dollar finanziert. Status, ein Messenger und Browser für dezentrale Apps, sammelte 102 Millionen US-Dollar in drei Stunden ein. Das Browser-Startup Brave des ehemaligen Mozilla-CEO benötigte für rund 35 Millionen US-Dollar lediglich 30 Sekunden. Und das Unternehmen Bancor, das einen Standard für eine neue Kryptowährung etablieren will, erhielt 153 Millionen Dollar binnen drei Stunden.

Die Goldgräberstimmung greift auch auf etablierte Unternehmen über. So bereitet sich aktuell die Messaging-App Kik auf ihren Token-Sale vor. Die Firma existiert seit acht Jahren und ist mit einer Milliarde US-Dollar bewertet. Im Lauf der Unternehmensgeschichte hat Kik 120 Millionen US-Dollar an Kapital aufgenommen. Jetzt will CEO Ted Livingston mittels Token-Sale noch mehr Geld einsammeln: „Mit der Blockchain und dem richtigen Konzept ist es möglich, die Nachfrage nach den ausgegebenen Token zu erhöhen und damit auch den Preis. Wenn man also ganz zu Anfang ein wenig dieser digitalen Assets für sich zurücklegt, kann das eine gute Gelegenheit für die Monetarisierung sein.“

Der ehemalige Mozilla-CEO Brendan Eich hat für seinen Browser namens Brave auf einen Token-Sale gesetzt. Der Browser kommt unter anderem mit einem Werbeblocker, kann aber auch Anzeigen aus einem eigenen Werbedienst ausspielen. (Screenshot: Brave)

Neue Dotcom-Blase?

Das große Interesse seitens Startups und Investoren an den Token-Sales liegt auf der Hand: Weil die Blockchain dezentral ist und somit keine Grenzen kennt, lassen sich Werte global fast ohne Einschränkungen transferieren. Das senkt die Hürde, in ein vielversprechendes Unternehmen oder eine gute Idee zu investieren. Käufer wetten quasi darauf, dass ein geplanter Dienst oder ein Produkt gut ankommt. Die ausgebenden Unternehmen profitieren von einer Steigerung ihrer Liquidität, sodass zum Beispiel Entwickler bezahlt werden können, die ein geplantes Projekt umsetzen. Da die meisten Token-Sales auf die Blockchain-Community setzen und auch die Investition mit Kleinstbeträgen ermöglichen, handelt es sich bei diesem Finanzierungsmodell um eine Art Demokratisierung des Venture-Capital-Prozesses.

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Das ist die schöne Theorie. In der Praxis sieht es aber eher wie auf dem Finanzmarkt aus: Firmen veranstalten Pre-Sales, bei denen Großinvestoren – sogenannte Wale – ab einer bestimmten Summe vor dem eigentlichen Verkauf Tokens erwerben können. Kleinanleger bleiben in diesen Fällen außen vor. Das führt zu Unzufriedenheit und drückt teils auch den Preis von Ether, weil die Großinvestoren ihre Gewinne realisieren. Zusätzlichen Druck erzeugt die Tatsache, dass viele Unternehmen nach einem Token-Sale ebenfalls Teile an eingenommenen Ether abstoßen.

Auch deswegen gibt es verstärkt Kritik an Token-Sales. Das Finanzierungsmodell sei regulatorisch sehr gewagt, sagt etwa Thorsten Pörschmann von Drescher und Cie. Im Bereich der Aktienmärkte – also der alten Finanzwelt – habe man hochregulierte Märkte, die jedes kleinste Detail eines IPOs kontrollieren. Das ginge von Fehlinformationen im Verkaufsprozess bis hin zu Insiderhandel. Token-Sales hingegen laufen bisher vollkommen unreguliert. Investoren können sich lediglich auf die Versprechen der ausgebenden Startups verlassen und erhalten in der Regel keinen Anteil am Unternehmen. Es ist nicht unüblich, dass die Firmen das auch genauso schreiben: Bei EOS, einem Betriebssystem für die Blockchain, hieß es im Juli, dass die Tokens kein Recht auf die Nutzung, Attribute, Funktionalitäten oder Features der Plattform gäben. Obwohl das Startup bei seinem künftigen Geschäftsmodell vage blieb, sammelte es auf einen Schlag 200 Millionen US-Dollar ein.

„Wenn man das Modell in den alten Kapitalmarkt überträgt, handelt es sich um eine Genussscheinstruktur: Ich gebe Geld, habe nichts zu sagen, habe kein Stimmrecht und erhalte eine Umsatzbeteiligung oder eben nicht“, so Pörschmann. Genussscheine sind eine Art gesetzlich ungeregelte Aktie und werden besonders gerne auf dem grauen Kapitalmarkt eingesetzt. Die Versprechen, die von Unternehmen in einem solchen Fall gegeben werden, sind aber immerhin rechtlich bindend – Token-Sales sind das nicht.

Die fehlende Regulierung bedeutet unter anderem, dass Investoren nicht vor Betrug und Totalverlusten geschützt sind. Anders als bei anderen Finanzierungsmodellen sind Unternehmen bei einem Token-Sale nicht dazu verpflichtet, Informationen offenzulegen und potenzielle Investoren aufzuklären. Das führt dazu, dass selbst Unternehmen ohne ein schlüssiges Geschäftsmodell mehrere Millionen Euro an Kapital einsammeln können. Das Risiko einer Investition ist entsprechend hoch.

Wer bei den astronomischen Wertsteigerungen einiger Tokens und der fehlenden Regulierung an das Platzen der Dotcom-Blase denkt, hat nicht ganz unrecht. Es greifen ähnliche Mechanismen: Unternehmen, die nicht viel mehr als eine Idee vorzuweisen haben, werden gehypt, Daytrading, also der kurzfristige spekulative Handel mit Tokens, ist an der Tagesordnung. Die Schwankung der Preise ist hoch. Ende der 90er Jahre entstanden auf diese Weise große Vermögen quasi aus dem Nichts – bis die Blase platzte. Im Jahr 2000 wurden an den Aktienmärkten im Internetsektor mehr als 1,8 Billionen US-Dollar vernichtet.

Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der mit aktuell mehreren Millionen bewerteten Blockchain-Startups in ein paar Jahren ebenfalls nicht mehr existieren werden. Allerdings sollte man bei dem Vergleich zur Dotcom-Blase nicht vergessen, dass einige Unternehmen den Crash überstanden haben. Sie gehören nun zu den größten Konzernen der Welt und hören auf Namen wie Google oder Amazon. Genau wie damals werden aber nur sehr wenige Startups solch einen steilen und zugleich dauerhaften Aufstieg erfahren.

Das Risiko für Investoren ist im Vergleich zum Aktienmarkt bei Token-Sales noch größer. Während die traditionelle Börsenaufsicht Unternehmen strenge Auflagen macht, herrscht auf den Börsen für Kryptowährungen und Tokens eine zum aktuellen Goldrausch passende Wildweststimmung. Ausgebende Unternehmen haben keinerlei Auflagen, damit ihre Tokens auf den Börsen gehandelt werden können. Die Blockchain-Börsen selbst sind nicht zur Risikoprüfung verpflichtet. Manche ermöglichen sogar den Handel mit offensichtlich völlig sinnbefreiten Tokens – sogenannten „Shitcoins“.

Der Grund: Die Börsen machen Umsatz, indem sie Gebühren für jeden Kauf und Verkauf erheben. Deshalb sind einige nicht an der Qualität der den Tokens zugrundeliegenden Projekten interessiert, solange sich der Preis nur fleißig verändert. Denn: Je volatiler der Kurs, desto mehr Geld verdient die Börse. Man könnte auch sagen: Das neue System macht dieselben Fehler wie die alteingesessene Finanzindustrie. 

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