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UX & Design
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HTML5 – Den kommenden Webstandard schon heute nutzen: Evolution statt Revolution

HTML5 wird XHTML 1 als aktuellen Standard für WWW-Dokumente und Webapplikationen ablösen. Nur über Details herrscht noch Unstimmigkeit und niemand kann mit Sicherheit sagen, wann das World Wide Web Consortium (W3C) HTML5 zur offiziellen Empfehlung macht. Fakt ist jedoch: An HTML5 wird bald kein Weg mehr vorbeiführen.

7 Min. Lesezeit
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Das Jahr 2010 rückt langsam in Sichtweite und geht es nach dem
offiziellen Zeitplan der HTML Working Group des W3C, so wird in genau
diesem Jahr HTML5 Recommendation-Status erhalten und damit „XHTML 1“ als den aktuellen HTML-Webstandard ablösen [1].
Zum Vergleich: Die eigentlichen Schöpfer der neuen Spezifikation, vereint in der
„Web Hypertext Application Technology Working Group“ (WHATWG), gehen von
einem Termin irgendwann um 2022 herum aus [2].
Beide Arbeitsgruppen werkeln weitgehend unbehelligt voneinander an der Spezifikation, die möglichst bald von vielen Browsern vollständig implementiert werden
soll. Trotz dieser leicht chaotisch anmutenden Umstände steht fest:
HTML5 kommt und wird nach dem im Jahr 2000 zum Standard erhobenen XHTML 1 der nächste neue HTML-Standard sein.

Evolution statt Revolution

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XHTML 1, wie es sich heute weiter Verbreitung erfreut, ist
eigentlich gar kein XHTML. Es sieht zwar aus wie XHTML, wird aber meist als HTML gesendet und von Browsern als HTML
interpretiert. Angesichts der Tatsache, dass XML-Dokumente schon bei
kleinsten Syntaxfehlern nicht mehr geparst werden können und angesichts des
Umstands, dass der Internet Explorer mit XML überhaupt nichts
anzufangen weiß, ist das auch nicht unbedingt schlecht.

Dessen ungeachtet trieb das W3C nach der im Jahr
2000 erfolgten Veröffentlichung von XHTML 1 die „XMLisierung“ des
Webs so energisch voran, dass einige Genervte aus dem Umfeld von Apple,
der Mozilla Foundation und Opera im Jahr 2004 kurzerhand ihre eigene
HTML-Arbeitsgruppe aufmachten und Entwürfe für eine Spezifikation
namens „Web Applications 1.0“ veröffentlichten – der Grundstein für HTML5
war gelegt. Das W3C hingegen verschrieb sich XHTML 2.

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Der Hauptunterschied zwischen der Philosophie von HTML5 und der von XHTML 2 lässt sich in drei Wörtern zusammenfassen: Evolution gegen
Revolution. XHTML 2 sollte mit den Vorgängern HTML 4 und XHTML 1 kaum
noch etwas gemein haben und eine reine
XML-Angelegenheit sein. Währenddessen setzte sich die WHATWG mit HTML5
Abwärtskompatibilität zum Ziel und versuchte vor allem, HTML sinnvoll
zu erweitern und zu verbessern. Leitlinie dabei sollte vor allem sein, wie
HTML aktuell im WWW verwendet wird und wie man den Anliegen der
HTML-Autoren entgegenkommen kann.

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Damit eine Spezifikation zum Webstandard werden kann, muss sie nicht
nur geschrieben, sondern auch implementiert werden. Da die
WHATWG im Wesentlichen aus den großen Browserherstellern plus Google
besteht, hatte HTML5 im Kampf um die Zukunft die etwas günstigere
Ausgangslage für sich. Und so kam es, wie es kommen musste – das W3C
gründete erst eine neue HTML-Arbeitsgruppe und schloss letztlich seine
XHTML-Arbeitsgruppe komplett. Damit ist XHTML 2 bis auf Weiteres als
Working Draft eingefroren. Die Zukunft gehört HTML5. Nur wozu brauchen wir
diese Zukunft?

Das WWW ist kein Dokument

Als Sir Timothy Berners-Lee einst HTML erfand, dachte er primär an den
Austausch von Dokumenten. Von 1989 (erster Entwurf) bis 1999 (HTML
4.01) wurde HTML mit immer neuen Features für Dokumente ausgerüstet. Es gab Tabellen, Bilder, Formatvorlagen
(Stylesheets). Nur für die Bedürfnisse von heutigen Webapplikationen gibt es
nichts – keine Möglichkeit, Videos einzubinden, keine Möglichkeit,
Ladebalken anzuzeigen, keine Möglichkeit, mehr als simple
GIF-Animationen abzuspielen. Andererseits gibt es einiges, was außer
für echte HTML-Kenner verwirrend ist (die Koexistenz von
<abbr> und <acronym> oder das <address>-Element) oder
mit den heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit nicht mehr konform
geht (Frames). HTML5 repariert diese Mankos, indem neue Elemente
eingeführt werden, alte in Anpassung an ihren heute im Web beobachteten
Einsatz umdeklariert und einige wenige entfernt werden.

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Eine Tatsache ist, dass im Web gerne unterschiedliche
HTML-Geschmacksrichtungen gemischt werden und dass es vor allem keine
Revolutionen gibt – demonstriert durch die loyale Nutzerschaft des acht
Jahre alten Internet Explorer 6. Die Konsequenz hieraus ist die
Abwärtskompatibilität von HTML5. In den meisten Fällen kann man den
neuen Doctype einfach über eine valide XHTML-1- oder HTML-4-Website
setzen und man erhält gültiges HTML5. Die Syntax ist so flexibel, dass
man sich aussuchen kann, ob man in reinem HTML-Stil schreibt (optionale
Tags können weggelassen werden, Groß- und Kleinschreibung ist egal),
weiter die XHTML-Syntax benutzt oder beides mischt. Auch ist XHTML noch
nicht wirklich tot – XHTML5 als XML-Serialisierung von HTML5 steht
allen zur Verfügung, die es mit XHTML ernst meinen. Anders als bei XHTML 1 sind HTML5-Dokumente per Definition echtes XHTML und mit allen
entsprechenden Vor- und Nachteilen gesegnet.

Die Zukunft schon heute

Trotz der unterschiedlichen und jeweils die fernere Zukunft
anpeilenden Zeitpläne von W3C und WHATWG kann man Teile von HTML5
bereits heute schon zum Einsatz bringen – schließlich sind die
Browserhersteller schon fleißig dabei, ihre Spezifikationen zu
implementieren. „Die Browserhersteller“ umfassen dabei lediglich
Mozilla, Apple, Google und Opera, da Microsoft eine Einladung zur
Mitarbeit in der WHATWG nicht angenommen hat. Daher ist im
Internet Explorer in Sachen HTML5 nicht viel los. Und trotzdem
lässt sich mit HTML5 schon einiges anfangen.

Das Canvas-Element etwa stellt eine komplett mit JavaScript
programmierbare Malfläche zur Verfügung. Mit einer Handvoll Funktionen
für Pixel, Linien und Muster lassen sich beliebig Bildermanipulationen
und Animationen umsetzen und es wurden damit schon 3D-Engines für Browser geschrieben. Ohne HTML5 bräuchte man Flash – eine Third-Party-Lösung, die vom User
nachinstalliert werden muss, die nicht auf allen Plattfomen zu haben
ist (Stichwort iPhone) und deren Elemente keine nativen
Browserkonstruktionen sind, sich also Gestaltungsversuchen mit CSS
weitgehend entziehen. Canvas funktioniert in jedem HTML5-fähigen
Browser und ist zu 100 Prozent Bestandteil von HTML. Für
den Internet Explorer steht mit ExplorerCanvas eine
Kompatibilitätsschicht zur Verfügung, die das Canvas-Element fast
perfekt im IE nachbildet, bis hinunter zur Version 6 [3].
Da es von Haus aus auch in älteren Versionen von Firefox, Opera, Chrome
und Safari unterstützt wird, steht einem Einsatz von Canvas nichts mehr
im Wege – Standard hin oder her.

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Ein ordnungsgemäßes HTML5-Dokument braucht den HTML5-Doctype
<DOCYTPE html>. Auch hier gibt es keinerlei Probleme in den
Browsern – die entsprechenden Websites werden wie jede andere Seite mit
einem Doctype normal gerendert.

Andere Elemente von HTML5 lassen sich mit einer Progressive-Enhancement-Strategie zum Einsatz bringen, wie
beispielsweise der neue Formularfeldtyp „Date“. In einem HTML5-fähigen Browser
wie Opera 10 wird ein <input type="date"> als ein Formularfeld
mit eingebautem Datumspicker dargestellt. Alle Browser, die den Feldtyp
„date“ nicht kennen, machen aber etwas sehr Sinnvolles: Sie stellen das
Formularfeld als einfaches Textfeld dar. Dort kann ein Nutzer, der
keinen HTML5-fähigen Browser hat, ein Datum manuell eintragen, ist
aber in keinem Fall daran gehindert, das Formular auszufüllen. Wer
einen HTML5-fähigen Browser hat, genießt an dieser Stelle etwas mehr Benutzerfreundlichkeit.

Es zeigt sich also: Auch wenn HTML5 noch kein offiziell
verabschiedeter Webstandard ist und auch nicht in allen Browsern
implementiert ist, kann man Teile von HTML5 schon heute einsetzen. Man
muss es nur mit Köpfchen machen.

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HTML5-Schnelleinstieg

Wer direkt mit HTML5 einsteigen
will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder man setzt sparsam nur das ein,
was schon umfassende Unterstützung genießt oder man nimmt diverse
Hilfsmittel, die HTML5-Features nachrüsten.

Die JavaScript-Bibliothek Modernizr [4] rüstet selbst in den ältesten IE-Versionen die Audio- und Videofunktionen von HTML5 nach und liefert nebenbei auch eine Reihe von
CSS3-Features mit. Nicht nur Audio und Video streiken im Internet
Explorer – auch ganz normale neue Strukturierungselemente wie
<section> und <article> funktionieren nicht. Modernizr deckt auch diese ab, doch für den Fall, dass man auf dessen
zusätzliche Funktionen verzichten möchte, kann man die neuen Elemente
auch mit einer Zeile JavaScript im IE anmelden; für das
<section>-Element sähe dieser Aufruf so aus:
„document.createElement(’section‘);“. Weitere Tricks für den Internet
Explorer findet man im Internet [5].

Ansonsten gilt: Weiterhin schönes, sauberes HTML schreiben, als wäre
es „HTML 4 Strict“ oder „XHTML 1 Strict“ (abzüglich der wenigen entfernten
Elemente), den neuen Doctype verwenden und darauf achten, was die Browser
treiben und was der aktuelle Stand der Spezifikationen ist. Eine gute
Ressource für Detailfragen und neueste Infos ist der HTML5 Doctor [6].

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Codec-Zickenkrieg

Eine interessante Posse gab es um die
neuen Elemente <audio> und <video>, mit denen sich Ton und
bewegtes Bild als native Browserobjekte einbinden lassen. Ursprünglich wollte die WHATWG auch einen offiziellen Codec in den
Spezifikationen festschreiben, doch eine Einigung zwischen den
Browserherstellern kam nicht zustande – vor die Wahl zwischen
OGG/Theora und H.264 gestellt, fanden alle beteiligten Parteien gute
Gründe, um entweder den einen oder den anderen Codec unter gar keinen
Umständen in ihren Browsern implementieren zu können. Die Konsequenz
ist, dass es entgegen der Pläne nun keine offiziell festgelegten
HTML5-Codecs gibt.
Für den HTML-Autoren bedeutet das: Wenn man mit
HTML5 einen Film einbinden will und sicherstellen möchte, dass alle
Browser das Video abspielen können, muss man die Datei in mindestens
drei Dateiformaten vorrätig halten – denn neben Theora und H.264
braucht man noch eine Variante, die auch die weniger
fortschrittlichen Browser abspielen können.
Die gute Nachricht an
dieser Stelle: Das <embed>-Element ist auch Bestandteil von HTML5
und wird uns wohl auch über 2022 hinaus mit Flash-Filmchen und
Audioplayern versorgen.

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Dein t3n-Team

andi

Guten Morgen,

„Der Text steht jetzt kostenlos im Heftarchiv zur Verfügung.“

„Hinweis: Dieser Artikel wurde noch nicht im Heftarchiv freigegeben.“

Ja was nun? :-)

Antworten
Florian Endres

Danke für den Hinweis, ist mittlerweile korrigiert.

Antworten
andi

super. Vielen Dank für’s Bereitstellen

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