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Nerdcore vs. Euroweb

Die Pfändung der Domain des erfolgreichen Blogs Nerdcore.de war der Aufreger des Jahresbeginns in der deutschsprachigen Social-Media-Szene. Zwar muss man Blogger René Walter eine gewisse Mitschuld attestieren. Das Verhalten seines Gegners aber war grotesk genug, um davon abzulenken. Ein Drama in vier Akten.

2 Min. Lesezeit
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Akt 1: Das Drama bahnt sich an

Ausgangspunkt des Social-Media-Domain-Dramas: Nerdcore.de-Macher René Walter hatte sich mit der Euroweb GmbH angelegt. Die Geschäftsmethoden der Firma sind höchst umstritten, wie man durch eine kurze Recherche bei Google leicht feststellen kann. Wer über Euroweb und das Gebaren des Unternehmens schreibt, muss genau wissen, was er oder sie tut. Ansonsten kommt teure Post der Euroweb-Anwälte ins Haus, wie in mehr als einem Fall geschehen.

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Ein solcher Fall ist René Walter und Nerdcore. Die Euroweb GmbH hatte Walter nach eigener Darstellung zunächst ohne anwaltliches Schreiben aufgefordert, bestimmte Formulierungen aus einem seiner Nerdcore-Postings zu entfernen. Das ignorierte er allerdings ebenso wie eine spätere Abmahnung, eine einstweilige Verfügung, eine Vorladung des Landgerichts Berlin und ein letztlich folgendes Versäumnisurteil. Richtig kritisch wurde, dass René Walter der Euroweb GmbH nicht wie verlangt die Gerichtskosten bezahlte. Das gab Euroweb die Möglichkeit, einen Teil dieser Kosten durch die Pfändung der Domain nerdcore.de hereinzuholen. Wie es sich rechtlich mit einer Domainpfändung verhält, hat Rechtsanwalt Thomas Schwenke auf t3n.de in 15 Fragen erklärt [1].

Akt 2: Die Pfändung

Folglich zeigte diese Adresse nicht mehr auf das bekannte Blog, sondern schließlich auf eine von Euroweb gestaltete Seite mit einem Text unter der Überschrift: „Neue Erfahrung für Blogger: Blogbetreiber verliert seine Domain nerdcore.de“. Darin kündigte Euroweb an, die Domain auf eBay zu einem guten Zweck versteigern zu wollen. Das Geld sollte an die Wikipedia und an den Journalisten-Verband freischreiber e. V. gehen. Abgesehen davon, dass das rechtlich wohl gar nicht möglich ist, lehnte der freischreiber e. V. das Angebot dankend ab [2] : „Wir haben das Gefühl, dass hier mit ziemlich dicken Kanonen auf zierliche Spatzen geschossen wird. Und davon möchten wir nicht profitieren.“

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Akt 3: Der Blogger schlägt zurück

René Walter zog mit seinem Blog kurzerhand auf die Domain crackajack.de um und nahm sich zudem (endlich) selbst einen Anwalt. Ergebnis: Der Anwalt stellte Verfahrensfehler fest. So war René Walter vor der Pfändung der Domain offenbar nicht gehört worden. Euroweb hatte gegenüber dem Gericht wohl auch behauptet, die Domain sei gerade einmal 100 Euro wert. Andere schätzten den Wert eher auf 50.000 bis 80.000 Euro. Andere Unstimmigkeiten rund um die Pfändung und Übertragung der Domain führten schließlich dazu, das die Domainvergabestelle Denic wieder René Walter als Inhaber von nerdcore.de eintrug. Eurowebs Anwälte erklärten, die Denic setze sich über Recht und Gesetz vorsätzlich hinweg [3]. Sie habe „in der Vergangenheit schon mehrfach Recht und Gesetz ignoriert und scheint eine eigene Legislative etablieren zu wollen“. Da René Walter inzwischen alle fraglichen Kosten bezahlt hat, ist eine erneute Pfändung der Domain unwahrscheinlich.

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Akt 4: Abmahnung, die zweite

Letzter Stand der Dinge zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe: René Walter erhielt eine weitere Abmahnung der Euroweb GmbH. Diesmal wegen des Interviews. Er soll darin eine Formulierung genutzt haben, die er laut Gerichtsbeschluss nicht mehr nutzen darf. Seltsamerweise findet sie sich aber nicht in dem Interview.

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