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Startups & Economy
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Warum die Zeit reif ist, ein Startup zu gründen

Import- und Exportzahlen zeichnen ein eindeutiges Bild: In Deutschland geht es wieder ab! Diese Entwicklung zeigt sich auch innerhalb der Gründerszene. Die Stimmung ist gut und hier und da sprießen verheißungsvolle Pflänzchen empor.

7 Min. Lesezeit
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Schon im vergangenen Jahr überraschte das Land der Sicherheitsbedürftigen mit einer Gründungs-Wachstumsrate von rund vier Prozent (ausgenommen große Unternehmen). Nun prognostiziert das Statistische Bundesamt auch für 2011 einen wahren Gründerboom. Dabei wagen „normalerweise […] bei guter Konjunktur und sinkender Arbeitslosigkeit weniger Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit, weil sie das sichere Angestelltendasein bevorzugen“, kommentierte Marc Evers, Mittelstandsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), gegenüber Reuters.

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Tatsächlich spricht vieles dafür, auch ohne den Druck von Arbeitslosigkeit den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Das Internet bietet aktuell Chancen und Möglichkeiten, von denen Menschen vor zehn Jahren nicht zu träumen wagten. Die Voraussetzungen sind derzeit so gut wie nie.

Foto: kallejipp/photocase.com

Onlineshop statt Ladengeschäft

Wer ein Offline-Ladengeschäft gründet, ist auf eine Immobilie in innerstädtischer Lage angewiesen und benötigt unter anderem Verkaufspersonal sowie Raumausstattung. Beim Onlineshop entfallen diese Posten. Neben kostenpflichtigen Shopsystemen existieren beispielsweise mit Oxid eShop und Magento auch eine Reihe von vorzüglichen Open-Source-Alternativen. Die Internetriesen Amazon und Ebay ermöglichen es zudem, eigene Produkte einem großen Kundenstamm zugänglich zu machen.

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Auch andere Geschäftsmodelle ermöglichen den Start in die Selbstständigkeit mit vergleichsweise geringen Betriebskosten. Beim „Brokerage Model“ beispielsweise stellt ein Betreiber anderen Nutzern einen Internetmarktplatz für Produkte oder Dienstleistungen zur Verfügung. Ein Beispiel für dieses Modell ist DaWanda, wo Mitglieder selbstgemachte Raritäten verkaufen. Auch wer mit einer bestimmten Informationsplattform, Dienstleistung oder Community gründet, erfährt oben genannte Vorteile. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass die Monetarisierung oft schwierig ist. Meist gelingt sie nur, wenn Betreiber verschiedene Erlösmodelle kombinieren, zum Beispiel Werbung, Anzeigen und kostenpflichtige (Premium-)Mitgliedschaften.

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Neue Marketingmöglichkeiten

Wer sich heute im Internet selbstständig macht, wird mit Suchmaschinenmarketing, Suchmaschinenoptimierung und Google AdSense erste vielversprechende Ergebnisse erzielen. Aufgrund der zunehmenden Relevanz von Sozialen Plattformen wie Facebook und YouTube sollte man in jedem Fall auch dem Social-Media-Marketing seine Aufmerksamkeit schenken.

Ein Shopbetreiber, der seine Marke stärken, die Reichweite ausdehnen und sein Produkt ins Gespräch bringen will, kann zum Beispiel mit einer Facebook-Fanseite viel erreichen. Wichtig ist es, aktiv in das Gespräch miteinzusteigen und einen Mehrwert zu bieten. Wer hingegen eine spezielle Dienstleistung anbietet, kann im entsprechenden Segment einen Expertenblog aufbauen und so die Zielgruppe an sich binden. Bei all dem gilt: Social-Media-Marketing läuft nicht nebenbei, sondern kostet Zeit, Geduld und Geld. Dafür ist der Erfolgsfaktor aufgrund der „natürlichen“ Verbreitung durch die Nutzer oftmals sehr hoch.

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Mittlerweile gibt es verschiedene Startups, die Shopbetreiber bei der viralen Verbreitung ihrer Produkte unterstützen, indem sie Webshops, soziale Netzwerke und Nutzer ungezwungen zusammenführen. Mit Whispler (www.whispler.com) können Nutzer beispielsweise per Klick Produkte auf sämtlichen Social-Media-Kanälen posten und sich darüber „wie abends in der Kneipe“ austauschen. Verkäufer können über Whispler die Verbreitung ihres Produkts nachverfolgen und erhalten anonymisierte Kundendaten, mit denen sie ihre Kampagne auswerten und optimieren können.

Bei Sellaround (www.sellaround.net) erstellen Shopbetreiber hingegen in Windeseile so genannte „Widgets“, die jeder Nutzer in seine Webseite oder seinen Blog einbauen kann und in denen das Produkt abgebildet ist. Der Clou: In den Mini-Shop-Fenstern ist der Bezahlprozess gleich integriert, sodass Interessierte sich nicht erst zur Shop-Webseite durchklicken müssen, sondern das Produkt mit einem Klick kaufen können. Damit werden normale User zu Mitverkäufern.

Mieten statt Kaufen

War es vor einigen Jahren noch ein komplizierter (oder kostspieliger) Akt, eine Webseite oder einen Onlineshop zu programmieren, gibt es heute für beinahe alles fertige Software. Ein wichtiger Treiber sind auch in diesem Zusammenhang diverse Open-Source-Projekte. Selbst IT-Laien mit geringen Programmierkenntnissen können mit Hilfe von Content Management Systemen ihre eigene Internetseite bauen. SaaS erlaubt es Nutzern hingegen, für sämtliche Dienstleistungen Software zu mieten. Das spart Zeit und Mühe bei Installation und Wartung von Softwarelösungen. So bietet zum Beispiel das Hamburger Start-up Jimdo [1] auf SaaS-Basis ein Baukastenmodell an, mit dem Nutzer spielend einfach ihre eigene Website bauen können.

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Auch für die speziellen Bedürfnisse von Onlineshops gibt es zahlreiche Anbieter. Der webbasierte Softwaredienst Sellector [2] ermöglicht Onlinehändlern, Reglerelemente und Ankreuzkästchen in die eigene Webseite einzubauen. Damit integrieren Shopbetreiber Parameter wie Preis und Farbe in Form von Schiebereglern in ihre Homepage.

Daten in der Wolke

Auch Cloud Computing ermöglicht neue Wege, Zeit und Geld zu sparen. Wer mit vielen Daten und speicherintensiven Programmen arbeitet, muss diese eben nicht mehr auf dem heimischen Rechner speichern und installieren, sondern verlagert sie einfach ins Netz. Auf diese Weise lassen sich lokale Ressourcen (Software und Hardware) sowie jede Menge Nerven einsparen. Ob Textverarbeitung, Terminorganisation, Bildbearbeitung oder Routenplaner – zahlreiche Softwareanbieter nutzen Cloud Computing für ihre Dienstleistungen. Wer mit seinem Produkt einer stark schwankenden Nachfrage ausgesetzt ist, hat ebenfalls Vorteile, da man die genutzte Kapazität kurzfristig an den tatsächlichen Bedarf anpassen kann. Das spart Kosten gegenüber dem, was ansonsten in IT-Hardware investiert werden müsste.

Buchhaltung und Co

Keine Gründung ohne Buchhaltung und nötige Verwaltungsaufgaben. Das Internet bietet auch hier eine Vielzahl unterschiedlichster Tools zur Arbeitserleichterung. Viele dieser Onlinewerkzeuge sind in einer abgespeckten Version sogar kostenlos nutzbar. Bei der Finanzbuchhaltung helfen Anbieter wie freeFibu [3] und übermitteln die Umsatzsteuer-Voranmeldung per Mausklick an das Finanzamt. Wer als Selbstständiger Probleme mit seiner Zeiterfassung hat, kann beispielsweise zum Online-Tool mite [4] greifen. Wem hingegen die eigene Datenarchivierung ein Dorn im Auge ist, schickt sie einfach an den Datenarchivierer FinalFolder [5], der die Daten indiziert und jederzeit wiederaufrufbar macht. Für jede unangenehme Aufgabe gibt es den passenden Dienst.

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Darüber hinaus vermitteln unterschiedliche Anbieter wie Strandschicht [6] und freedays [7] so genannte „virtuelle Assistenten“, die Gründern zeitfressende Dinge wie Terminkoordinationen, Präsentationserstellung und Buchhaltung abnehmen – zu äußerst günstigen Konditionen, da sich die virtuellen Assistenten in Ländern wie Indien oder Nepal befinden.

Gemeinsam statt einsam

Manch ein Gründer scheitert an den Gegebenheiten, die die Selbstständigkeit mit sich bringt: arbeiten im Home Office, Schwierigkeiten beim Selbstmanagement, fehlender Input von außen, Vereinsamung. Abhilfe schaffen Coworking Spaces. Anders als in der klassischen Bürogemeinschaft kann man Büroplätze in innerstädtischen Coworking-Zentren wochen- und tageweise, oftmals sogar stundenweise mieten. Damit bietet das Konzept die perfekte Ausgangsbasis für Freiberufler, die gerade in der Anfangszeit aufgrund unregelmäßiger Einnahmen Fixkosten scheuen.

Vielfach gibt es den Schreibtischplatz für zehn bis fünfzehn Euro pro Tag oder 150 Euro im Monat. Ein weiterer Pluspunkt: Die Abgrenzung von Arbeit und Freizeit gelingt in einem Coworking Space besser. Da viele Einrichtungen Briefkästen bereitstellen, können Selbstständige sogar ihre geschäftliche von der privaten Post trennen.

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Vielfältige Fördermöglichkeiten

Zwar wird es für Gründer tendenziell schwieriger, an das Geld von Venture-Capital-Fonds zu kommen, aber es gibt auch andere Möglichkeiten (siehe auch Artikel ab Seite 78). So nehmen staatliche Fördermaßnahmen zu. Grundsätzlich können Gründer Finanzierungshilfen beim Bund, den Ländern und der Europäischen Union beantragen.

Wer aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet, erhält den „Gründerzuschuss“. Ländergestützte Finanzierungen sind dabei an die entsprechenden Bundesländer gebunden – wer in den neuen Bundesländern gründet und dabei neue Arbeitsplätze schafft, erhält unter Umständen deutlich günstigere Konditionen als in den alten Bundesländern. Eine allgemeine Stelle zur Beantragung öffentlicher Fördermittel gibt es allerdings nicht. Gründungswillige sollten ihre spezielle Situation gut analysieren und sich dann an entsprechende Stellen wenden.

Einen guten Überblick liefern das Gründermagazin förderland.de und die Seite vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie [8]. Für Internet-Startups sind – abgesehen von den Länderförderungen – der Hightech-Gründerfonds und das vom Bund vergebene „Exist“-Gründerstipendium interessant. Zusätzlich nimmt die Bedeutung von Business Angels zu, also der neuen Generation an reichgewordenen Unternehmern. Die zu Geld und Erfolg gekommenen Gründer investieren gerne in junge aufstrebende Startups – mit Barem, Erfahrungsschatz und Wissen. Aktuell sorgen in Deutschland beispielsweise Lars Hinrichs (siehe Interview ab Seite 72), Thomas Hessler, die Samwer-Brüder und Lukasz Gadowski für leuchtende Gründeraugen.

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Nischen ausmachen

Was ist, wenn trotz vieler Gründe für das Gründen die passende Idee fehlt? Für die meisten der aktuell wachsenden Trends braucht man einen gewissen technischen Background, den nicht jeder vorweisen kann. Dazu zählen zum Beispiel die Bereiche mobile Apps (vor allem ortsbasierte Anwendungen), Online-Games, oder die Nutzung sozialer Informationen aus Facebook und Co. Daneben bieten jedoch Themen wie „Öko/Fair Trade/grüne Energien“ und der breite Mass-Customization-Markt noch Platz und Potenzial für Nischenplayer. Die grüne Welle ist viel breiter als Bio-Kaffee und Öko-Mode und wird in den kommenden Jahren immer mehr Lebensbereiche einnehmen.

Dem Bereich Mass Customization, also der individualisierbaren Massenware, sagen manche bereits sein baldiges Ende voraus. Zugegeben: Das Hype-Thema hat manches hervorgebracht, das die Welt nicht braucht. Trotzdem ist der Wunsch nach individualisierten und personalisierten Produkten nicht mehr aufzuhalten. Hier könnte abseits von Müsli, Schokolade und T-Shirts noch manches entstehen – das Thema erobert nach Niedrigpreisprodukten auch immer mehr den Luxusmarkt.

Fazit

„Existenzgründung ist wie verliebt sein“, behauptete Sascha Suden, Journalist und Autor des Buchs „Hilfe, ich habe gegründet!“. Tatsächlich kommt es hier wie dort auf die richtige Mischung aus Kopf und Herz, Mut und Zurückhaltung, Losgehen und Abwarten an – und auf den richtigen Zeitpunkt. Wer seit langem eine Idee in sich trägt, sollte endlich die Gelegenheit ergreifen, diese Idee zu prüfen und anzugehen – die äußeren Voraussetzungen sind gut. Wen das Thema gepackt hat, kann sich vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie den regelmäßigen Infoletter „GründerZeiten“ zuschicken lassen. Hier gibt es interessante Anregungen und Hilfestellungen – zum Beispiel in puncto „Gründungsideen entwickeln“ [9].

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