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Startups & Economy

Welche Finanzierungsform passt zu deiner Startup-Idee?

Die Zeit nach der Wirtschaftskrise bietet ambitionierten Gründern unerwartete Starthilfe. Am Anfang jeder Idee steht auch die Frage nach dem Startkapital. Der Geldfluss kann aus unterschiedlichen Quellen kommen. Doch nicht jede Finanzierungsform passt zu jedem Gründungskonzept. Ob klassisches Venture Capital (VC), die Zusammenarbeit mit einem Inkubator oder ein Förderkredit – die Suche nach Kapital will sorgfältig vorbereitet und überlegt sein.

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Im digitalen Zeitalter könne man „manchen Behördengang im Liegen erledigen“, erklärt ein grauhaariger Mann in der Hängematte. Mit teuren Fernsehspots und einer aufwändigen Kampagne bewirbt die Deutsche Post ihr neuestes Produkt. Der E-Postbrief soll ein Jahrhunderte altes Prinzip – den Brief – für das Internetzeitalter tauglich machen. Das Traditionsunternehmen macht damit deutlich, dass es für das Ziel „Präsenz im E-Business“ weder Kosten noch Mühen scheut. Gleichzeitig klagt laut KfW-Bank jeder vierte Gründer hierzulande über Finanzierungsprobleme, bei externem Geldbedarf ist es gar jeder Dritte. Beide Beispiele zeigen: Die Ausgangssituation für den Schritt ins Web-Business ist in Deutschland ambivalent. Einerseits hinkt Deutschland laut der KfW-Studie Gründungsmonitor [1] in Sachen Venture Capital und Gründerfreundlichkeit im europäischen Vergleich hinterher. Nur 0,027 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts wurde 2009 in Venture Capital investiert – zehn Prozent unter EU-Durchschnitt. Andererseits drängen große Konzerne mit eigenen VC-Ablegern ins Online-Business. Vielen kann der Schritt in Richtung Netz nicht schnell genug gehen – bereitwillig arbeiten sie hierfür mit webfokussierten kleineren Unternehmen zusammen. So engagiert sich der Telekom-Ableger „T-Venture“ bei Sevenload und auch der Lebensmittelriese Tengelmann ist über die „Tengelmann E-Commerce Beteiligungs GmbH“ unter anderem an brands4friends beteiligt.

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Zudem stieg die Zahl der Gründungen 2009 zum ersten Mal nach sechs Jahren wieder an. Deutschland – eine Gründerwüste? Nein, auch hier bieten sich derzeit zahlreiche Chancen, jenseits des Bankkredits finanzkräftige Partner für die ersten Schritte zu finden.

Freunde und Familie

Klein anfangen lohnt sich. Nicht alle Gründungswilligen kennen spendable Investoren – „natürliche Netzwerke“ hingegen schon. Der Input von Freunden und Familienmitgliedern darf nicht unterschätzt werden: Die KfW attestiert ihnen 2009 einen Anteil von 18 Prozent am Gründungsbudgetvolumen. Dabei ist die persönliche Verantwortung groß: Im schlimmsten Fall geht mit dem Geld auch eine enge Beziehung verloren. Daher sollten die Beteiligten vorher über das bestehende Risiko sprechen und die Konditionen klären. Auch muss nicht unbedingt Bares den Weg ebnen: Die günstige Miete in den Geschäftsräumen von Bekannten kann auch eine erhebliche Starthilfe leisten.

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Nach sechs Jahren steigt die Anzahl der Gründungen erstmalig wieder an. Quelle: KfW-Gründungsmonitor 2010

Nach sechs Jahren steigt die Anzahl der Gründungen erstmalig wieder an. Quelle: KfW-Gründungsmonitor 2010

Bootstrapping

Der Begriff geht auf den Baron von Münchhausen zurück, der sich angeblich am eigenen Stiefelriemen (engl. „bootstrap“) [2] aus dem Sumpf zog. Die Metapher zeigt: Hier geht es um die eigene Power! Mit geringsten Mitteln soll schnell ein funktionierendes Konzept auf die Beine gestellt werden. Typischerweise starten solche Unternehmer nebenberuflich und investieren die eigene Zeit und Kreativität. In Bootstrapping-Teams sitzen selten hochbezahlte Experten – stattdessen findet man Motivation und Begeisterung für das gemeinsame Ziel.

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Das knappe Startkapital kann hierfür aus unterschiedlichen Quellen fließen. Gute Karten haben auch hier Netzwerker, die ein engagiertes Team und Geldgeber um sich scharen können. Typisch ist ebenso ein straffer Zeitplan: So schnell wie möglich beginnt das operative Geschäft, um rasch die Gewinnschwelle zu erreichen. Ein erfolgreiches Beispiel für Bootstrapping ist der App-Anbieter 37signals. Bereits 1999 begannen dessen drei Gründer in Chicago „aus eigener Kraft“. Sie entwickelten unter anderem die erfolgreiche Software Basecamp.

Klassisches Venture Capital

Um an klassisches Venture Capital (VC) zu kommen, ist die eigene Überzeugungskraft ein wichtiger Türöffner. Neben der tragfähigen Idee ist ein überzeugender Businessplan unerlässlich. In der Regel kontaktiert man mehrere potenzielle VC-Geber, die über Fonds verfügen. Signalisiert ein Kapitalgeber Interesse, geht es ans Verhandeln. Kapitalgeber erhalten Anteile am Startup. Auch im Falle eines Misserfolgs achten sie meist zunächst auf die eigenen finanziellen Interessen. Bei der strategischen Ausrichtung und wichtigen Entscheidungen mischen sie kräftig mit. Das bedeutet, dass sich der Gründer stets mit den Gesellschaftern abstimmen muss.

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Eine gute Kommunikationsstrategie ist wichtig. In den Worten der lebenden Gründerlegende Paul Graham ausgedrückt: „to convince instead of commanding“. Ein extremes Beispiel für eine VC-Finanzierung ist Groupon, die auf diese Weise 950 Millionen US-Dollar erhielten. In Deutschland bewegt sich eine typische Frühphasen-Finanzierung eher im sechsstelligen Euro-Bereich.

Angel Investment

„Hilfe von oben“ kommt von Business Angels (BAs). Das sind wohlhabende Privatpersonen, die sowohl mit Geld als auch mit Kontakten und Erfahrungen aus eigenen Gründungen unterstützen. Business Angels investieren privat und halten meist geringere Anteile am Startup als VC-Gesellschafter.

Ihren Namen erhielten sie für den Ruf, auch in Schieflagen zu helfen, wenn niemand anderes dies tut. BAs trifft man auf Branchen-Events, über Kontakte oder Inkubatoren. Oft werden sie auf persönliche Empfehlung hin tätig. In Deutschland haben sich zahlreiche dieser „Engel“ im Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND) [3] zusammengeschlossen. Der wohl prominenteste Business Angel ist der US-Amerikaner Ron Conway, der vom Silicon Valley aus unter anderem in Google, Paypal und Twitter investierte.

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Staatliche Fördermittel

Auch Vater Staat greift manchem angehenden Gründer in der Startphase unter die Arme. Wichtig ist hierbei zu wissen, welche Fördertöpfe für das eigene Startup in Frage kommen. Meist ist ein Antrag für eine staatliche Förderung mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden – der sich jedoch durchaus lohnen kann. Förderkredite zu günstigen Konditionen vergibt beispielsweise die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank), eine Anstalt öffentlichen Rechts. Ihr Programm „Kapital für Gründung“ stellt bis zu einer halben Million Euro für den Unternehmensstart bereit. Der High-Tech-Gründerfonds [4], eine Public Private Partnership, in der neben dem BMWI und der KfW-Bank auch große Unternehmen vertreten sind, unterstützt derzeit über 180 innovative Technologieunternehmen. Der Fonds tätigt Seed-Investitionen bis zu einer halben Million Euro und beteiligt sich teilweise auch an Folgerunden. Von diesem Fonds profitieren derzeit beispielsweise das Babyportal windeln.de sowie das Werbe-Startup Plista.

Inkubation 2.0

Finanzierungshilfe ist nur ein Teilangebot von Inkubatoren – was sich technisch anhört, ist ein wirkungsvolles Prinzip, erfolgreiche Startups aufzubauen. Inkubation 2.0, wie erfolgreiche Inkubatoren in der Webbranche sie praktizieren, gilt manchen als „Rundum-Sorglospaket“ – das stimmt jedoch nicht. Das hohe Engagement der Gründer ist ebenso gefragt. Allerdings ermöglicht eine solche Kooperation Gründern die Fokussierung auf den Geschäftsaufbau, da der Inkubator oft viele zeitintensive Arbeitsschritte abnimmt. Neben finanzieller Starthilfe sorgt er für strategischen und praktischen Beistand: von Büroräumen, Verträgen, Personalfragen und Online-Marketing-Expertise bis hin zum regelmäßigen Coaching. Inkubatoren verfügen zudem über gute Netzwerke und ebnen so den Weg für Anschlussfinanzierungen. Investoren schätzen von Inkubatoren betreute Gründungen, da sie als „sicherer“ gelten. Die professionelle Unterstützung schützt vor Anfängerfehlern. Inkubatoren sind in der Regel offen für eine Kontaktaufnahme durch Gründer, die sich und ihren Businessplan vorstellen.

Inkubatoren halten ebenso wie die Gründer und Investoren Anteile an den Startups. Wie die Zusammenarbeit organisiert ist, hängt vom Inkubator und vom eigenen Verhandlungsgeschick ab. Mit Hilfe eines Inkubators schaffte es zum Beispiel Dropbox nach oben und erhielt in der A-Series-Finanzierungsrunde 1,5 Millionen US-Dollar von Sequoia Capital.

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Fazit

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das eigene Unternehmen finanziell aufzusetzen. Gewisse unternehmerische Kernkompetenzen sind jedoch bei allen Modellen gefragt: Ein tragfähiges Geschäftsmodell, ein solider und strukturierter Businessplan, ein überzeugendes Auftreten, das Talent zum Netzwerken und das „Brennen für die eigene Sache“ – also der „Unternehmergeist“ – sind schon bei den ersten Schritten unerlässlich. Es ist grundsätzlich sinnvoll, sich langsam von innen nach außen zu bewegen und zuerst einen eng gefassten Kreis vom eigenen Unterfangen zu überzeugen. Dieser kann zum Beispiel aus Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern bestehen. Danach gilt es, Kontakte in der Szene zu knüpfen. Ein guter Anlaufpunkt sind hierfür lokale Netzwerke oder Branchenwettbewerbe, bei denen es nicht nur Startkapital, sondern oft auch wichtige Kontakte zu gewinnen gibt. Auf dieser Basis lassen sich weitere Unterstützer finden.

Einen großen Vorteil bietet das Online-Geschäft auf jeden Fall: Es bremsen weder komplexe Produktionsketten noch starre Strukturen. Deshalb ist hier mit kleinem Kapital Großes möglich.

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