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Der Stand der Planung zur Entstehung der TYPO3-Version 5.0: One-way nach „Phoenix“ für 33.568 Personen

Im Rahmen des 12. Linuxtags am 5. Mai 2006 in Wiesbaden stellten Daniel Hinderink (Vizepräsident der TYPO3 Association) und Robert Lemke (Leiter des R&D-Committees, TYPO3-Kernentwickler und Vorstandsmitglied der TYPO3 Association) unter dem Titel „Können Open Source Projekte sich selbst neu erfinden“ den Plan zur Entstehung der Version 5.0 (Spitzname „Phoenix“) vor. Die Herausforderungen und die zu erwartenden Schwierigkeiten wurden offen angesprochen und die zugrunde liegende Strategie, inklusive der Gründung der TYPO3 Association, in diesem Zusammenhang erläutert.

6 Min. Lesezeit
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Wie der Titel des Vortrags bereits andeutete, stehen Open-Source-Projekte nicht gerade in dem Ruf, grundlegende Veränderungen ihrer Systemarchitektur mit Leichtigkeit bewältigen zu können. So unzweifelhaft die Vorteile des spezifischen Entwicklungsprozesses auf der Basis offener Quellen und freier Beteiligung sind, bestehen doch, darf man wissenschaftlichen Untersuchungen und der Fachpresse glauben, berechtigte Zweifel ob der Wettbewerb der Ideen außer zu Feature-Springfluten auch dazu geeignet ist Fundamentales neu zu erfinden. Dabei liegen die Probleme, an denen vergleichbare Vorhaben in anderen Communities nicht selten scheitern, kaum an mangelnder Innovationskraft. Vielmehr mangelt es den oft nur lose und online verbundenen Teams an der Fähigkeit, Ideen und Konzepte erfolgreich in einsatzfähige Software umzusetzen. Online, per E-Mail oder Newsgroup Einigkeit zu erzielen, ist kein einfaches Unterfangen, wie jeder weiß der schon einmal im Pandämonium der Meinungen versucht hat Entscheidungen herbei zu führen.

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Zwei Extreme lassen sich auch in der TYPO3-Community leicht ablesen: Einerseits gibt es die schweigende Masse, inklusive vieler Dienstleister und Endkunden, die grundlegende Veränderungen mit skeptischem Schweigen beobachtet, anstatt ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen und aktiv Einfluss auf die Zukunft zu nehmen. Dies ist eigentlich um so unverständlicher, als dass diese Strategie zwar zu einer späteren, aber dafür um so gravierenderen Umstellung führen muss. Auf der anderen Seiten köcheln die Aktivisten in den Halbgarküchen der Mailinglisten umwerfende Pläne, um einfach alles neu zu erfinden.

Zwischen beiden Extremen zu vermitteln und die Erfahrungen der Praktiker mit der Innovationskraft der Entwickler zu verbinden, um nichts Geringeres geht es hier. Abgesehen von Kleinigkeiten wie bahnbrechenden Ideen, zuverlässigen Entwicklern, viel Zeit und noch mehr Geld natürlich.

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Warum in die Ferne schweifen?

Manch einer fragt sich vielleicht, warum das alles eigentlich sein muss. Die Nachfrage boomt, TYPO3 ist eine Erfolgsstory mit Breitwandformat, wäre es da nicht Zeit sich entspannt zurück zu lehnen und den Autopilot aufzublasen?

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Mitnichten. Die Architektur scheint ausgereizt, die Einführung neuer Mithelfer und damit die Arbeitsteilung im Kernsystem wird zunehmend schwieriger. Auch die nicht gegen unbeabsichtigte Erweiterung durch Extensions abgrenzbare Menge von Kernfunktionen steht der Weiterentwicklung strukturell entgegen, wie ein Luftschiff, das von immer mehr Halteseilen am Boden gehalten wird. Das große und wichtige Thema der Objektorientierung lässt viele Entwickler von der Nutzung der vielen Vorteile von PHP5 schwärmen.

Die Weiterentwicklung der Software-Plattform mit PHP 5.0 eröffnet aber nicht nur neue Möglichkeiten der Systemarchitektur, sie erhöht auch den Entwicklungsdruck auf das Projekt, wie der Blick in die Roadmaps konkurrierender Systeme zeigt. Die Erwartung von Entwicklern ist eine noch stabilere, sauberere und solidere Systemarchitektur, ganz nach dem Motto „schön und einfach: außen einfach und innen schön“.

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Bei allem Gerede über Architektur muss jedoch klar sein, dass das Ziel einer leichter zu pflegenden und zu verstehenden technischen Basis kein Selbstzweck ist. Nicht zuletzt die Sicherheitsinteressen einer wachsenden Zahl von Unternehmen, die TYPO3 in unternehmenskritischen Anwendungsfällen vertrauen, erzwingen eine Softwarearchitektur, die durchschaubar bleibt.

Himmelfahrtskommando oder Flugshow?

Dass die Veränderungen einiges an Vorbereitung erfordern würden, bedurfte keiner langen Analysen. Im Gegensatz dazu ist die Wahl der Mittel und vor allem die Umsetzung bis heute weder schnell noch einfach gewesen. Aufbauend auf der Erkenntnis, dass es eines Rahmens bedarf, der es den Kernentwicklern erlaubt kontinuierlich an fundamentalen Lösungen zu arbeiten, wurde die TYPO3 Association ins Leben gerufen. Schon bald nach ihrem Entstehen kam der Gedanke auf, den zu erwartenden Umwälzungen in Software und Community mit einer umfassenden, identitätsstiftenden und -sichernden Initiative stabilisierend entgegenzuwirken. Ergebnis war das T3BRAND-Projekt, in dem eine gemeinsame Vision, ein gemeinsames Verständnis der Projekt-Mission und die Werte, die viele Community-Mitglieder mit TYPO3 verbinden, explizit ausformuliert wurden. Wer Kaspers Skårhøjs Keynote auf der 1. TYPO3 Konferenz im September 2005 gehört hat oder Gänsehaut hatte, als die Düsseldorfer Agentur wmdb bei der TYPO3-Snowboardtour morgens auf der Fiescheralp die Beachflags aufstellte, der weiß, dass es hier um mehr als nur ein neues Logo ging und geht.

Mit anderen Worten, der Weg bis hierhin war so wenig Zufall wie Bestimmung, sondern harte Arbeit vieler engagierter Community-Mitglieder. Gerade die Veröffentlichung der Version 4.0, während deren Entstehen das Finanzierungsmodell der TYPO3 Association auf die Probe gestellt und die Verteilung der Entwicklungsarbeit bis hin zum Release-Management etabliert wurde, hat erst die berechtigte Hoffnung aufkommen lassen, dass der große Wurf möglich ist.

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Ready for Take-off

Welche Ziele sind also konkret mit der Version 5.0 aus Sicht des Research & Development Committee verbunden? Neben der Modularisierung und Abstraktion der Kernfunktionen sollen in Zukunft verstärkt etablierte Standards und Techniken, beispielsweise XML, genutzt werden. Weitere Ziele sind:

  • Ease of Use auf allen Ebenen: für Redakteure, Entwickler und Administratoren
  • Ein realistischer Migrationspfad von 4.x auf 5.0
  • Bewahrung der Identität von TYPO3
  • PHP5-optimierte Architektur
  • Modularisierung der Komponenten
  • MVC/Design Patterns
  • weitere Schnittstellen (SOAP, Webdav etc.)
  • Unterstützung für neue Backends

Damit ist natürlich bestenfalls ein Rahmen für die Erwartungen definiert, wie kommt nun der konkrete Flugplan zustande?

Die vier Schritte des Designprozesses, vom Kick-Off zum Projektplan.

Die vier Schritte des Designprozesses, vom Kick-Off zum Projektplan.

Island Hopping

Die Schritte des detaillierten Software-Designs sind nicht nur durch die Planungsaufgaben vorgegeben. Darüber hinaus wird versucht, möglichst viele Einstiegs- und Anknüpfungspunkte für Talente und Asse zu bieten, die im TYPO3-Projekt bislang noch nicht das passende Betätigungsfeld gefunden haben.

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Gelegenheit einzusteigen bietet vor allem das TYPO3-Developer-Meeting, das im August in der Nähe von Zürich stattfinden wird und bei dem Ideen und Konzepte für die TYPO3-Version 5.0 diskutiert werden sollen. Vorbereitet werden die Themen durch das R&D Committee im Vorfeld des Meetings. Aber auch im laufenden Entwicklungsprozess soll typo3.org zur Kollaborationsplattform ausgebaut werden, um effiziente Mitarbeit anzuregen und zu kanalisieren.

Die Bausteine der Weiterentwicklung in ihrem zeitlichen Ablauf.

Die Bausteine der Weiterentwicklung in ihrem zeitlichen Ablauf.

Die dabei entstehenden Teams werden die Detailkonzeptionen der Systembestandteile beisteuern, die schließlich durch das R&D Committee in einem Projektplan konsolidiert werden müssen. Spätestens dann wird auch ein Zeitplan für die Umsetzung aufgestellt werden können. Dann wird es Zeit die über 33.000 Community-Mitglieder mit auf die Reise zu nehmen und pro-aktives Change Management zu betreiben.

Kapitän Skårhøj begrüßt Sie an Board

Der Titel des Vortrags auf dem diesjährigen Linuxtag bezeichnete das Vorhaben als einen Feldversuch. Das TYPO3-Projekt muss eine Problemstellung lösen, die alle Community-basierten (im Gegensatz zu herstellerbasierten) Open-Source-Projekte als Feuerprobe früher oder später zu bestehen haben: sich selbst von Grund auf neu erfinden und bei aller Innovation den eigenen Charakter zu wahren. Dass die Version 5.0 den Spitznamen „Phoenix“ bekommen hat, ist daher mehr als treffend.

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Die TYPO3 Association hat die wirtschaftlichen, organisatorischen und kommunikativen Grundlagen geschaffen, um den Prozess zu beginnen. Als Fazit für das Publikum des LinuxTags, das für dieses Reiseziel begeistert werden sollte, formulierten wir, etwas schmalzig aber auch ehrlich:

Nur wenn wir die Menschen gewinnen können, die die Ideen haben die wir brauchen, und diese auch konsequent umsetzen, bis das Ziel erreicht ist, werden wir es schaffen.

Was man auch wie eine Bedrohung lesen kann, stellt tatsächlich eine Chance und eine Herausforderung dar, die die TYPO3-Community lösen kann. Sie hat die Ideen, die Verbreitung im Markt und nicht zuletzt die Unterstützung vieler Fördermitglieder und Sponsoren. Schießlich hieß es vor Jahren schon im Intro-Film zur zweiten TYPO3-Snowboardtour über die Besonderheit der TYPO3-Community:

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But some people like to…fly

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