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Projektfinanzierung mit Hilfe von Online-Communitys: Crowdfunding für Kunst, Kultur und Medien

Viele Kunst- und Kulturprojekte stehen in Zeiten der Finanzkrise vor einem Problem, denn die Bereitschaft, in diese zu investieren, sinkt ständig. Mit der Hilfe von Sozialen Netzwerken ist es jedoch möglich, sich direkt an potenzielle Unterstützer und Fans zu wenden. „Crowdfunding“ als Finanzierungsmodell hält derzeit verstärkt Einzug in die Kreativ-Szene. Dieser Artikel beleuchtet, was man sich genau unter Crowdfunding vorstellen muss und wie es funktioniert.

5 Min. Lesezeit
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Beim Thema Crowdfunding zeichnet sich seit einigen Monaten ein regelrechter Hype ab. Projekte wie Diaspora [1] beweisen, dass das Konzept funktioniert und Plattformen wie Kickstarter oder IndieGoGo tragen entscheidend zur Bewusstseinsbildung bei. Im deutschsprachigen Raum ist dieses alternative Finanzierungsmodell jedoch bisher kaum etabliert. Plattformen wie mySherpas [2] und startnext [3] wollen das ändern und rufen Projekt-Initiatoren aus allen Bereichen dazu auf, ihre Projekte von der Online-Community (mit-) finanzieren zu lassen.

Was ist Crowdfunding?

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Crowdfunding bezeichnet einen Prozess der Projektfinanzierung, bei dem das Projekt online kleine Geldbeträge von einer (meist) anonymen Masse in kollektiver Zusammenarbeit einsammelt. Dabei ist das Phänomen – auch bekannt als Crowd Financing oder Crowd Sponsoring – am ehesten als Mittelding zwischen Sponsoring und Spende zu verstehen. Nur in Ausnahmefällen handelt es sich dabei um eine Investition oder einen Kredit.

Crowdfunding eignet sich für viele Bereiche, etwa um die Finanzierung sozialer Projekte voranzutreiben oder um Kunst- und Kulturprojekte zu unterstützen. Immer mehr Filme, CDs, Theaterstücke, Kunstaktionen und ähnliche Projekte werden auf diese Art realisiert. Über Systeme wie Flattr, Kachingle oder Spot Us hält das Konzept zudem im Online-Journalismus Einzug. Daneben verfolgen Plattformen wie Seedmatch, Innovatrs oder GrowVC einen verwandten Ansatz, um Business-Ideen und Start-Ups zu fördern.

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Grundsätzlich kann man zwischen zwei Arten von Crowdfunding unterscheiden: einer „nicht Plattform unterstützten“ und einer „Plattform unterstützten“- Variante. Erstere galt lange Zeit als Standard. Dabei kam häufig der klassische „Spenden“- Button auf der eigenen Website zum Einsatz, oft stellten die Projektbetreiber zusätzlich eine Kontonummer für mögliche Unterstützer bereit. Via E-Mail, Blog-Eintrag, Verlinkung und Mundpropaganda verbreitete man das Projekt dann und hoffte auf eine möglichst breite Resonanz.

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Als eines der prominentesten Beispiele dieses Ansatzes gilt The Age of
Stupid [4], ein Documentary-Drama zum Thema Klimawandel. Die Crowdfunding-Methode
des Projekts war nicht zuletzt aufgrund der äußerst transparenten Dokumentation so
erfolgreich und wurde mittlerweile von zahlreichen Filmemachern, aber
auch anderen Künstlern adaptiert und weiter entwickelt.

Crowdfunding-Plattformen

Erst vor rund zwei Jahren starteten mit IndieGoGo und Kickstarter die ersten auf Crowdfunding spezialisierten Plattformen am amerikanischen Markt. Beide stellen ein ausgeklügeltes Framework zur Kapitalbeschaffung via Internet zur Verfügung und sind bereits weit über die Grenzen der USA hinaus bekannt. Nach und nach entstanden mit Ulule, Rockethub, Invested.in oder FundBreak auch in anderen Ländern ähnliche Portale, die dort einen neuen Crowdfunding-Standard schufen.

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Das Zeppelin Orchester hat seine Tour durch Ost-Europa mit Hilfe von Crowdfunding finanziert.

Das Zeppelin Orchester hat seine Tour durch Ost-Europa mit Hilfe von Crowdfunding finanziert.

All diese Plattformen haben eines gemeinsam: eine einfache Bedienung für den Projekt-Initiator. Mit wenigen Klicks kann man seine eigene Crowdfunding-Landing-Page einrichten. Diese dient als Basis für alle weiteren Aktivitäten und verschafft potenziellen Unterstützern einen Überblick über das Projekt. Dabei lassen sich die einzelnen Arbeitsschritte einer Kampagne folgendermaßen zusammenfassen:

  1. Man erstellt eine Seite mit Informationen zum Projekt (Beschreibung, Video, Zielbetrag, Kampagnen-Laufzeit etc.).
  2. Man überlegt sich möglichst exklusive und kreative Prämien als Spenden-Anreiz.
  3. Via E-Mail, Twitter, Facebook und Co informiert man über die Kampagne und bittet entweder finanziell oder ideel um Unterstützung.
  4. Man schließt die Kampagne innerhalb der festgelegten Zeitspanne erfolgreich ab.
  5. Die Plattform überweist den Endbetrag abzüglich der Spesen (zwischen 3% und 10% der Endsumme) und Transaktionskosten (Amazon Payments, PayPal etc.).
  6. Man erbringt alle Gegenleistungen, die im Rahmen der Prämien versprochen wurden.

Als Unterstützer hat man die Möglichkeit, einen Betrag seiner Wahl zu spenden (ohne Gegenleistung) oder für seinen Beitrag eine vom Projekt-Initiator vorgeschlagene Prämie auszuwählen.

Voraussetzungen für Crowdfunding

Klingt alles sehr einfach, ist es aber nicht immer. Denn der Erfolg einer Kampagne stellt sich nicht von selbst ein. Vielmehr ist es harte Arbeit und Interessierte sollten bestimmte Faktoren genau berücksichtigen.

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So ist die richtige Auswahl der Plattform essenziell: Bei den meisten Betreibern (außer IndieGoGo und Invested.In) hat sich das „Alles oder nichts“-Prinzip durchgesetzt. Also nur wer seine Wunschsumme erreicht, erhält diese auch. Hinzu kommen etwaige sprachliche oder auch zahlungstechnische Barrieren, die man bedenken sollte.

Auch die Kampagnen-Dauer spielt mitunter eine erhebliche Rolle. In vielen Fällen sind kürzere, dafür intensivere Kampagnen empfehlenswert. Das Zeppelin Orchester aus Friedrichshafen beispielsweise finanzierte sich innerhalb von nur drei Wochen eine Konzert-Tour durch Ost-Europa über IndieGoGo und erzielte dabei die gewünschte Summe von 2.500 Euro.

Auf der deutschen Plattform mySherpas bittet unter anderem der Filmmusiker Hans Hafner um finanzielle Unterstützung.Auf der deutschen Plattform mySherpas bittet unter anderem der Filmmusiker Hans Hafner um finanzielle Unterstützung.

Die Art der Prämien sollte man auf die entsprechende Zielgruppe abstimmen. Im Filmbereich haben sich etwa Credits, DVD-Presales, Zugang zu Premierentickets oder auch Statistenrollen als Standards etabliert. Fast alle Plattformen bieten zudem die Möglichkeit, eine Liste der Unterstützer herunterzuladen, um steuerlich absetzbare Spenden-Quittungen ausstellen zu können. Generell gilt: je persönlicher, kreativer, exklusiver die Prämien, desto erfolgreicher die Kampagne.

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Letztlich muss man die Höhe der gewünschten Summe genau abwägen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Durchschnitt der Kampagnen zwischen 5.000 und 10.000 Euro erreicht. Bei der Bestimmung der Ziel-Summe sollte man jedoch nicht vergessen, im Nachhinein anfallende Kosten mit einzurechnen. Die entsprechende Formel lautet: Zielsumme = Wunschbetrag + 3rd Party Fees (Plattform- und Transaktionskosten) + Fullfilllment Costs (zum Beispiel die Kosten für den Versand der Prämien).

Crowdfunding-Beispiele

Vor kurzem ging die deutsche Plattform mySherpas.com online. Der Filmmusiker Hans Hafner hat dort aktuell eine Kampagne am Start und bittet darin um die Unterstützung bei der Finanzierung des Titelsongs für den Film „Abschiedstournee“.

Der Brite Danny Lacey hat sich im Rahmen der Kampagne für seinen Kurzfilm „Love Like Hers“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen: er veranstaltete eine 24-Stunden-Live-Show via Live-Stream. Diese Aktion half ihm einerseits sein Projekt erfolgreich abzuschließen, leistete aber vor allem einen wesentlichen Beitrag zur Promotion seines Films.

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Passende Prämien erhöhen beim Crowdfunding die Wahrscheinlichkeit von Spenden.Passende Prämien erhöhen beim Crowdfunding die Wahrschein-
lichkeit von Spenden.

Crowdfunding kann man aber auch durchaus im privaten Bereich einsetzen, wie das Beispiel Esther’s Birthday Present [5] eindrucksvoll gezeigt hat: Familie und Freunde haben Esther zu ihrem Geburtstag über die Plattform IndieGoGo mit Hilfe von Crowdfunding gemeinsam ein Apple MacBook gespendet. Derlei Beispiele gibt es viele, einige finden sich in der Präsentation „Crowdfunding im Filmbereich“ [6] des Autors.

Erfolgsfaktoren

In vielen Erfahrungsberichten (beispielsweise bei David Branin [7] ) finden sich immer wieder die verschiedensten Tipps und Tricks für ein erfolgreiches Crowdfunding. Zu den wohl wichtigsten Faktoren gehören:

  • Bereits vor dem Start eine Community aufbauen
  • Andere Kampagnen ansehen (und von ihnen lernen!)
  • Attraktives, aussagekräftiges Video aufnehmen
  • E-Mails an alle Freunde schicken (mehrmals)
  • Kampagnenstart am Montag, Ende am Freitag
  • Transparente Darstellung der Updates, Updates, Updates
  • Multiplikatoren gezielt ansprechen
  • Nicht nur über das Projekt sprechen (Mehrwert generieren)

Wer diese Aspekte berücksichtigt, hat gute Aussichten auf eine erfolgreiche Finanzierung mittels Crowdsourcing.

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Dein t3n-Team

V.R.

Crowdfunding_Studie
Wir sind eine Studentengruppe der TU Ilmenau und führen eine Studie zum Crowdfunding durch und brauchen Eure Unterstützung: Erforscht wird im Speziellen die Motivation von Projektunterstützern.
Die Befragung dauert nur 10 Minuten und jeder kann teilnehmen. Danke!
http://www.unipark.de/uc/ik_tu​_komwi/218b/

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