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Trend „vernetztes Auto“: Fahrende Hotspots

Vor allem zwei Lebensbereiche blieben bisher vom Internet verschont: Schlafen und Autofahren. Bald wird es nur noch Schlafen sein, denn in Zukunft werden Social-Media-Geeks auch im Auto ihre Pinnwände abgrasen – ohne Angst vor Bußgeldern. Spracherkennung und Apps werden das Leben mit dem „Heiligen Blech“ erleichtern; ein paar Schwachstellen gibt es aber noch.

8 Min. Lesezeit
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Seltsam, dass ausgerechnet das Auto – Männer- und Technikspielzeug Nummer eins – bisher eine netzfreie Zone war. Auf der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung (IAA) wurde deutlich, dass es damit nun endgültig vorbei ist. Die Verknüpfung von Auto und Internet(anwendungen) spielte bei den Vorstellungen eine große Rolle. Dass Autos erst jetzt zu fahrenden Hot Spots werden, liegt vor allem an einer nach wie vor schwer zu knackenden Nuss: der Ablenkungsgefahr. Autohersteller wollen Menschen davon abhalten, beim Fahren ihr Smartphone zu nutzen. Das Sicherheitsrisiko wird allerdings nicht sonderlich entschärft, wenn Fahrer ihre Facebook-Pinnwand stattdessen auf dem Bordbildschirm lesen.

Und wie kommt das Internet ins Auto?

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Soweit zur Grundproblematik. Die gute Nachricht lautet: In Zukunft ist man beim Autofahren trotzdem online. Navigationssysteme werden um nützliche Google-Search-Funktionen erweitert und interessante Apps ermöglichen die (legale) Kommunikation mit Freunden. Dabei wird es in puncto Autovernetzung nicht die eine Lösung geben, sondern verschiedene Ansätze. Manche Hersteller, etwa BMW, setzen auf eine fest im System installierte SIM-Karte, die den Zugang zum Internet ermöglicht. Internetbasierte Dienste wie Wetterbericht, Hotelsuche oder andere Ergebnisse aus Googles Lokaler Suche werden dann direkt ans Navigationsgerät übertragen. Vertragspartner ist dabei BMW selbst, die Verbindungskosten werden über eine feste Grundgebühr abgerechnet.

Bei Audi verwenden Insassen hingegen eine eigene SIM-Karte, die sie in die Anlage stecken. (Alternativ können sie ihr Handy auch per Bluetooth und SIM-Access-Profil verbinden.) Das Problem der Ablenkung hat Audi wie folgt vermindert: Autofahrer malen in Zukunft die Buchstaben auf ein kleines Touchpad, das auf der Mittelkonsole in Lenkradhöhe angebracht ist. Während man die Buchstaben einzeln auf das Touchpad malt, kann der Blick auf die Straße gerichtet bleiben. Dies ermöglicht, verschiedene Funktionen wie Adresseingaben sogar während der Fahrt zu nutzen. Außerdem macht Audi seine Fahrzeuge in Zukunft zu fahrenden WLAN-Hotspots.

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Eine dritte Variante – ob zukunftsweisend oder nicht, wird kontrovers diskutiert – ist die Internetverbindung über das Smartphone. In vielen Autos ersetzt es längst das interne oder externe Navigationssystem. Diese Lösung hat beispielsweise Mercedes [1] gewählt. Fahrer gehen dabei über ihr Smartphone mit Bluetooth-Anbindung per Dial-up-Networking (Dun-Protokoll) online. Die Infos aus dem Netz werden an das Autosystem „Command“ weitergegeben und erscheinen auf dem Bordbildschirm [2]. Der Nachteil des Dun-Protokolls ist jedoch seine begrenzte Verfügbarkeit: Mit einem iPhone von Apple oder einem Android-Smartphone guckt man in die Röhre.

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Internet im Auto: Spracherkennung und Apps sind entscheidend

All diese Ansätze lösen das Problem der Ablenkung immer noch nicht vollständig. Viele Funktionen dürfen deshalb weiterhin nur im Stand genutzt werden. Die Lösung der Zukunft liegt in der Kombination aus Spracheingabe und Sprachausgabe.

Der Bordcomputer spricht dann laut aus, was Freunde auf die Pinnwand geschrieben haben, Autofahrer diktieren ihre E-Mails wie im Sekratariat, und der Wikipedia-Eintrag wird vom System vorgelesen. Internet, das im Auto genutzt werden soll, muss hörbar werden damit es Sinn macht – daran wird derzeit getüftelt. Das neue iPhone 4s wird ebenfalls seinen Beitrag leisten, wie man schon heute an der Spracherkennungsfunktion „Siri“ sehen kann.

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Der zweite wichtige Baustein für die Auto-Internetnutzung sind Apps. Sie sind es, die das Fahrzeug endlich in das Knight-Rider-Mobil K.I.T.T. verwandeln. Nicht vor Technik explodierende Geräte sind dabei entscheidend, sondern Software. Damit wird das Smartphone zum wichtigsten Begleitutensil für Autofahrer. Nicht allein aufgrund der Anwendungen beim Autofahren, sondern auch, weil das Handy zum Autoschlüssel und Kontrollinstrument wird [3].

Besonders experimentierfreudig ist in dieser Hinsicht Ford. Der Autohersteller hat zusammen mit dem Startup „Bug Labs“ die Open-Source-Entwicklungsplattform OpenXC für seine Fahrzeuge entwickelt. Auf Grundlage der „plug-and-play platform“ können Autofahrer spezielle Apps herunterladen und personalisiertes Fahrvergnügen genießen [4].

Und auf welche Apps und Funktionen können sich Autofahrer so freuen?

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Nutzung von Social Media durch Sprachdienst

Ein klarer Trend besteht hin zu Clouddiensten, die man zu Hause nutzt und im Auto einfach weiter verwendet. Das am Abend gehörte Hörbuch oder die morgens eingelegte Musik lassen sich exakt an der richtigen Stelle weiterhören, sobald das Smartphone mit dem Autosystem verbunden wird.

Echte Digital Natives wollen beim Fahren aber auch die sozialen Medien weiter nutzen und mit Freunden kommunizieren. Dies ermöglichen Apps wie „Aha“ (www.aharadio.com). Die Anwendung wurde entwickelt, um den „wachsenden Reichtum an Webinhalten in die spezialisierte Fahrzeugwelt zu bringen“, wie es auf der Plattform heißt. Autofahrer bekommen die neuesten Statusmeldungen und Twitter-Nachrichten beim Fahren einfach vorgelesen.

Bedienung und Kontrolle des Fahrzeugs

Der Automobilzulieferer Continental präsentierte auf der IAA den Smartphone-Autoschlüssel: Das Handy wird zum Türöffner, Türschließer und Zündschlüssel. Auch bei offen gelassenen Dachfenstern oder zum rechtzeitigen Einschalten der Standheizung kommt es zum Einsatz. Ein weiteres Anwendungsszenario ist das des Mietwagens, der im Smartphone-Autoschlüssel die Präferenzen des Fahrers (wie Sitzeinstellung und Radiosender) erkennt und sich auf diese Vorlieben einstellt [5]. Und auch das Wiederfinden des Autos wird so völlig unproblematisch.

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Auch für die zukunftsträchtigen Elektroautos wird es viele sinnvolle Anwendungen geben. „Über ein Smartphone zugängliche Fernfunktionen ermöglichen das Auffinden des Fahrzeugs, zeigen nahe gelegene Ladestationen an, erlauben das Laden des Akkus und das Aktivieren von Komfortfunktionen auf Knopfdruck und geben Auskunft über den aktuellen Zustand des Fahrzeugs“, schreibt BMW über den i3 Concept [6]. Beim neuen Elektro-Smart wird der Ladezustand der Batterie ebenfalls von unterwegs überwacht.

Informationen über die lokale Umwelt nutzen

Die ständige Internetverbindung erlaubt die Echtzeit-Abfrage zahlreicher Informationen über die lokale Umwelt, vorzugsweise über Google Search. Wo ist die günstigste Tankstelle, die nächste Pizzeria, ein Motel oder eine Parkmöglichkeit? Diese Funktionen können bei entsprechender Speicherung auch während der Fahrt genutzt werden. Außerdem ist es möglich, die Route samt Stopps zu Hause am PC zu planen und sie mit Google Maps direkt ins Fahrzeug zu schicken.

Verschiedene Funktionen und Anwendungen helfen bei akuten Gedächtnisausfällen weiter, so zum Beispiel Toyotas Anwendung Park & Go: „Das dient der sogenannten Navigation der letzten Meile.“, erklärt Toyotas Infotainment-Produktplaner Sebastien Weckering gegenüber sueddeutsche.de [7], „Wenn man sein Auto parkt, sendet der Wagen seine letzte Position ans Handy des Fahrers. So findet man das Auto auch später jederzeit wieder.“

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Nützliche Zusatztools

Das Spannendste an der Kombination Auto-Internet sind sicherlich die vielen interessanten Anwendungen. Sie machen nicht nur Spaß sondern haben oft einen signifikanten Nutzen – egal ob es dabei um individuelle Verkehrsinfos, das Ablaufen der Parkuhr oder um Radarfallen geht.

Laut einer Studie von Bitkom ist die Warnung vor Radarfallen die am häufigsten gewünschte Anwendung: 39 Prozent der Befragten würden mit Hilfe des Internets gerne Blitzern ausweichen [8]. Genau dafür sorgt die App RadAlert. Sie warnt Autofahrer vor Blitzern, fest installierten Radarmessgeräten und auch vor mobilen Fallen, sofern diese schon jemand gemeldet hat. Mit der Anwendung kann man sich schon vor der Fahrt auf einer Karte informieren, wo es sich lohnt, etwas langsamer zu fahren.

Aber auch unterwegs warnt die Anwendung rechtzeitig. Zusätzlich gibt es immer mehr Staumelder-Apps wie zum Beispiel Staulive [9], die frühzeitig Bescheid geben, wenn Stop-and-Go angesagt ist. Dafür nehmen die Apps Handybewegungen auf, die Aufschluss über das Fahrverhalten geben und leiten entsprechende Infos ab. Auch die Google-Maps-Navigation hat diese sensorische Erkennung drauf.

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Sprechende Autokumpel fahren mit

Eine witzige Anwendung, die beim Geldsparen hilft, wurde von schwedischen Toyota-Mitarbeitern entwickelt. Mit der App „A Glass of Water“ [10] sparen Autofahrer angeblich bis zu zehn Prozent Sprit ein. Die Idee dahinter: Mit einem Glas Wasser im Auto, dessen Inhalt nicht verschüttet werden soll, fährt man sanft und ausgleichend. Genau dies lässt sich mit dem virtuellen Wasserglas erreichen. Die App informiert, wenn man zu ruppig fährt, und zeigt das eigene Beschleunigungs- und Bremsverhalten schonungslos auf. Mit Hilfe der App kann man sich eine gleichmäßige Fahrweise angewöhnen und die gespeicherten Daten auf Wunsch bei Facebook posten. „Wer fährt am spritsparendsten“ wäre im Gegensatz zu vielen anderen eine wirklich sinnvolle Herausforderung im Facebook-Freundeskreis.

Ähnlich funktioniert die App „Dude“, der „sprechende Autokumpel“. Die Anwendung überwacht Fahrtempo, Fahrtstrecke und Treibstoffverbrauch, ein kleiner Avatar wird durch die eigene Fahrweise spielerisch gepeinigt. Letztlich geht es darum, Sprit zu sparen.

Wer parken möchte und gerade keine Parkscheibe zur Hand hat, findet Hilfe bei der iPhone-App mit dem treffenden Namen „Parkscheibe“. Auf dem Display leuchtet eine täuschend echte Parkscheibe auf, die die Ankunftszeit automatisch auf die nächste halbe Stunde einstellt. Zwar übernehmen die Entwickler keine Garantie, dass die Politesse die Ersatzscheibe akzeptiert – einen Versuch ist es allemal wert. Wer sich in der fremden Stadt hoffnungslos verlaufen hat oder auch sonst des Öfteren vergisst, wo er geparkt hat, erhält mit der Anwendung „Take me to my car“ einen nützlichen und ständigen Begleiter.

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Auch wenn es mal kracht, gibt es passende Apps, wie zum Beispiel „Sternenhelfer“ [11]. Die Anwendung erklärt Schritt für Schritt, was nach einem Unfall zu tun ist, samt Erste-Hilfe-Anleitung und Notrufnummern. Für Schadensmeldungen lassen sich alle Daten erfassen, Fotos integrieren, Unfallskizzen anfertigen und direkt an die Versicherung verschicken.

Noch was zum Spielen gefällig? Das bei längeren Autofahrten äußerst beliebte Kennzeichen-Ratespiel gibt es mit dem Programm „LicensePlate“ (für iPhones). Mit der Anwendung „RE-ACTION“ (für Android-Smartphones) werden Pausen wie vor der roten Ampel für kleine Reaktionsspiele genutzt, und „Tweet Map, Heat Map of Conversations“ zeigt aktuelle Twitter-Nachrichten aus der unmittelbaren Umgebung des Fahrers an.

Ausblick

In Zukunft wird das Auto keine netzfreie Zone mehr sein müssen. Viele Funktionen bleiben zwar ohne die entsprechenden Sprachanwendungen aus nahe liegenden Sicherheitsgründen auch weiterhin nur im Stand nutzbar. Zahlreiche sinnvolle Anwendungen, darunter zum Beispiel Local-Search-Ergebnisse, Wetterbericht oder Staumeldungen, werden das Fahrvergnügen jedoch trotzdem unterstützen und unterwegs wichtige Informationen liefern.

Zwei Sicherheitsprobleme bleiben bei der intensiven Auto-Internetnutzung aber dennoch bestehen. Die erste, nämlich die Gefahr der Ablenkung, wird mit Spracherkennung deutlich minimiert werden. Schwieriger sieht es im Gegensatz dazu allerdings mit der IT-Sicherheit aus. Smartphonenutzer müssen sich mit den Themen Bewegungsprofile und Hackerangriffe auseinandersetzen. Der ADAC-Entwicklungsleiter Bachleitner warnt vor dieser Problematik und weist darauf hin, dass die Automobilhersteller den Internetzugang zwar möglichst von der Fahrzeugelektronik abgrenzen wollen. „Es ist aber durchaus vorstellbar, dass Hacker diesen Schutz umgehen und so die Elektronik des Fahrzeugs angreifen. Das könnte gefährlich werden. Momentan ist das aber noch Zukunftsmusik“, sagt Bachleitner [12].

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