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So funktioniert modernes Online-Banking: Die wichtigsten Trends aus den USA

Als die Post Mitte der 80er Jahre den Bildschirmtext (BTX) einführte, gehörte Online-Banking neben Erotikseiten zu den ersten verfügbaren Diensten. Fast die Hälfte der Deutschen erledigen mittlerweile ihre Bankgeschäfte online – Tendenz steigend. Umso verwunderlicher, dass die Banken seit Einführung des BTX-Banking nur wenig getan haben, um Online-Banking attraktiver zu gestallten. Einige Drittanbieter aus den USA zeigen, dass Banking-Apps für mobile Geräte die Zukunft gehören könnte.

6 Min. Lesezeit
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Die meisten Banken bieten ihren Kunden auch heute nichts anderes als einen digitalen Kontoauszug und die Möglichkeit, eine Überweisung auszuführen. Zwar werden oftmals noch weitere so genannte Geschäftsvorfälle wie beispielsweise Dauerauftrag oder Lastschrift unterstützt, aber das war’s dann schon. Vor allem die Bedienführung beim Online-Banking lässt oft zu wünschen übrig. Kryptische Bezeichnungen und Fachterminologien, die dem Anwender permanent das Gefühl vermitteln, er löse mit dem nächsten Klick auch gleich den nächsten Finanzcrash aus, machen die Sache nicht besser.
Dieser Artikel stammt aus dem brandneuen t3n Magazin Nr. 34.

Retro-Banking

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Mit dem PC- und Softwareboom Mitte der 90er Jahre ging die Geburtsstunde der Online-Banking-Software einher. Gerade zur Jahrtausendwende erfreute sich Software wie „Quicken“, „Starmoney“ oder „WISO Mein Geld“ großer Beliebtheit. Mit dieser Finanzverwaltungssoftware konnten die Anwender all das machen, was die Banken nicht bieten wollten: mehrere Konten unterschiedlicher Banken in einer Software verwalten und die Buchungen kategorisieren und auswerten. Die Komplexität der Produkte entsprach aber eher der einer Tabellenkalkulation, als der einer einfach zu bedienenden Anwendung.

Persönliche Übersicht ist gefragt

Bis heute wird, bis auf wenige Ausnahmen, nur an der Oberfläche des Möglichen gekratzt. Online-Banking ist thematisch leider noch immer mehr „kompliziertes Management” als „persönliche Übersicht”. Die meisten Anwender ticken aber anders. Sie haben einfache Fragen und möchten darauf einfache Antworten. Dazu gehört beispielsweise proaktive Informieren über Kontostandsänderungen ebenso wie einfache Antworten auf Fragen nach monatlichen Fixkosten und höchsten Ausgabenblöcken mit entsprechenden Visualisierungen. Es fehlt ein brauchbarer Überblick über die persönliche Finanzsituation, aus der sich etwas direkt ableiten lässt. Ob sich der Kontoinhaber beispielsweise einen Spontankauf erlauben kann, ob ein spontaner Kurzurlaub drin ist oder ob es sinnvoller ist, im nächsten Monat sparsam zu sein, weil ein hoher Kostenblock bevorsteht.

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Moderne Banking-Apps wie finanzblick legen den Fokus auf Übersichtlichkeit und ansprechendes Design.

Moderne Banking-Apps wie finanzblick legen den Fokus auf Übersichtlichkeit und ansprechendes Design.

Die Bank in der Tasche

Mit der Veröffentlichung des iPhone 2007 und dem darauffolgenden Smartphone- und Tablet-Boom zog eine Simplifizierung ein, die es in dieser Form in der IT Branche noch nicht gegeben hat. 2009 erreichte dann auch die erste Online-Banking-App den App Store von Apple: iOutbank, eine Applikation, die bis heute zu den am meisten geladenen kommerziellen Online-Banking-Apps gehört. Auch haben mittlerweile alle nennenswerten Banken eine eigene Online-Banking-App in den App Stores.

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Thematisch scheinen Banking-Apps einen Nerv getroffen zu haben: insgesamt wurden mehr als sechs Millionen solcher Apps geladen. Sie funktionieren aber mehr oder weniger nach dem gleichen Schema: Umsätze laden oder am Smartphone eine Überweisung tätigen. Eine Übersicht über die persönliche Finanzsituation bieten die vorhandenen Lösungen meist nicht. Auch neuere Vorstöße deutscher Banken sind kaum vielversprechender.

Rudimentäres Online-Banking gehörte bei der Einführung von BTX zu den ersten verfügbaren Angeboten.

Rudimentäres Online-Banking gehörte bei der Einführung von BTX zu den ersten verfügbaren Angeboten.

Der Wille ist da – irgendwie

Mit dem Slogan „Sparen durch Überblick” und der Schauspielerin und Komikerin Martina Hill wirbt die Sparkasse seit Neustem im TV für die hauseigenen Online-Banking-Apps. Man versucht, Online-Banking emotionaler zu gestalten und das Thema „persönliches Finanzmanagement” in den Vordergrund zu rücken. Der TV-Spot soll zeigen, wie einfach es ist, mit der Sparkassen-App [2] den finanziellen Überblick zu halten.

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Auch die Postbank geht mit ihrer Finanzassistent-App einen ähnlichen Weg und die Comdirect und Volksbank haben jüngst Personal-Finanz-Management-Funktionen in ihr Online-Banking im Web integriert. Trotz dieser Entwicklungen ist Online-Banking in Deutschland noch immer wenig spektakulär.

Online-Banking: Beispiele aus den USA

Was fehlt ist eine neue Definition des Online-Bankings und der persönlichen Finanzverwaltung. In den USA ist man bereits weiter. Dort gibt es mit Simple einen Banking-Anbieter, der den Fokus auf die Bedürfnisse der Anwender legt. Simple verfolgt die Strategie einer möglichst einfachen Bedienung und möchte dem Anwender seine finanzielle Situation vermitteln. Eine positive Nutzererfahrung steht klar im Vordergrund. Dabei ist Simple mehr als nur ein Anbieter eines Bankkontos, sondern will Antworten auf Fragen geben, wie zum Beispiel wie viel Geld man bis zum Ende eines Monats zur Verfügung hat – eben eine intelligente Prognose unter Berücksichtigung noch kommender Zahlungen.

Mint hingegen ist ein persönlicher Finanzverwaltungsdienst, der seit 2006 aktiv ist und Bankkonten von über zehn Millionen Amerikanern aggregiert und visuell aufbereitet. Zu den Hauptfunktionen von Mint gehören das Zusammenführen mehrerer Bankkonten, die vereinfachte Sicht auf die Ausgaben und Einnahmen und das Aufzeigen von Sparpotenzialen.

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Auch das Startup Toshl versucht die Komplexität beim Thema Finanzverwaltung zu minimieren und geht dabei einen fast frechen Weg. Die visuelle Ansprache bei Toshl ist bunt, fast wie in einem Comic. Diese Leichtigkeit findet sich nicht nur in der Visualisierung wieder, sondern auch in der Bedienung der Website und Apps. Gegründet 2010 in Slowenien und mittlerweile auch in den USA ansässig, möchte das Startup den Sprung nach Europa schaffen. Was Toshl noch fehlt ist die Möglichkeit, Kontoumsätze automatisch zu importieren. Davon abgesehen funktioniert Toshl erstaunlich gut und ist auf allen Plattformen zu Hause.

Jüngstes Beispiel ist das mit fünf Millionen Dollar finanzierte Startup „Level”, das sich im übertragenen Sinn als „Finanz-GPS“ sieht und den Anwendern aufzeigen möchte, woher sie finanziell kommen und wohin sie gehen sollten. Dabei importiert Level automatisch die Transaktionen von hinterlegten Bankkonten und gibt dem Anwender einen Überblick darüber, wie viel Geld für den aktuellen Monat noch verfügbar ist. Auch hier ist es die vereinfachte Visualisierung, die im Vordergrund steht. Der Anwender soll schnell begreifen, wie es um seine finanzielle Situation bestellt ist.

Und Online-Banking in Deutschland?

Auch Drittanbieter aus dem deutschprachigen Raum nehmen sich zunehmend dem Thema Online-Banking an. Im Bereich der mobile Apps sind vor allem figofinanzblicknumbrs oder m8 erwähnenswert. figo glänzt mit einer übersichtlichen sowie einfachen Oberfläche und will dem Anwender mit Pushbenachrichtigungen proaktiv über ein- und ausgehende Buchungen informieren. finanzblick bietet ebenfalls die Möglichkeit, bei Kontobewegungen Pushnachrichten zu verschicken, und kategorisiert darüber hinaus die Buchungen automatisch. numbrs möchte dem Anwender mit Hilfe einer Future-Timeline eine Aussicht über kommende Ein- und Ausgaben bieten.

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Das Startup Level versteht sich als „Finanz-GPS“ und will Nutzern dabei helfen, die eigenen Finanzen in den Griff zu bekommen.

Das Startup Level versteht sich als „Finanz-GPS“ und will Nutzern dabei helfen, die eigenen Finanzen in den Griff zu bekommen.

Bis auf finanzblick gibt es hierzulande bisher allerdings nur Produktankündigungen. Entweder haben die Entwickler mit technischen Schwierigkeiten oder dem Freigabeprozess von Apple zu kämpfen. Dieser ist gerade im Falle eines Fehlers, den die App-Entwickler mit einem schnellen Update beheben wollen, besonders fatal. Online-Banking ist ein sensibles Thema, das bei Problemen eine schnelle Reaktion seitens der Hersteller erfordert. Da kann sich der mitunter langwierige und undurchsichtige Freigabeprozess von Apple schnell zu einem Desaster entwickeln. Gerade bei Apps zum Thema Online-Banking oder Payment scheint Apple sehr genau zu prüfen und im Zweifel eine App abzulehnen. Das kann einen Markteinstieg zumindest bei Apps für iOS erschweren.

Dabei befindet sich Deutschland in einer luxuriösen Situation was die technologische Grundlage betrifft. Mit HBCI, dem Homebanking-Computer-Interface, existiert eine standardisierte Schnittstelle für das Online-Banking. HBCI wird von über 90 Prozent der Banken in Deutschland genutzt und ermöglicht es Drittherstellern, eigene Lösungen zu entwickeln. Auch beim Thema Sicherheit macht HBCI eine gute Figur. Die Übertragung von Transaktionen erfolgt verschlüsselt und gilt, richtig eingesetzt, als weitestgehend sicher.

Fazit

Eine echte Killer-Applikation im Bereich Online-Banking fehlt zwar noch, aber es gibt Hoffnung. Gerade die Dritthersteller sind agiler und fangen an, mutiger zu werden. Hier wäre ein weniger restriktives Vorgehen seitens Apple bei der Freigabe von Apps wünschenswert. Auch die ein oder andere Bank scheint langsam aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen.

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Funktionen wie Konten-Aggregation, Push-Benachrichtigungen oder automatische Kategorisierungen zeigen, wohin die Reise gehen kann. Darüber hinaus gibt es noch viel Potenzial für Vereinfachungen. So werden Überweisungen mit der bevorstehenden SEPA-Einführung für den Anwender komplizierter und schreien nach einer Möglichkeit, leichter Geld zu überweisen. Eine einfache Möglichkeit, jemandem Geld zu senden wie bei PayPal, gibt es seitens der Banken bis heute nicht. Auch die Darstellung der Buchungen eines Kontos sind nicht mehr zeitgemäß. Online-Banking kann einfacher und transparenter sein – man muss es nur wollen. Mehr Transparenz führt zu mehr Kundenzufriedenheit und trägt zur Kundenbindung bei. Die Banken überlassen dieses Feld weitestgehend Drittherstellern, die das Marktpotenzial erkennen und dem Anwender spannende Lösungen präsentieren.
Dieser Artikel stammt aus dem brandneuen t3n Magazin Nr. 34.

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goodoo

liebe t3n, so ein bericht ist ja ganz nett und zeigt dem interessierten, wie der aktuelle strand ist. wenn der bericht dann auch alle (wichtigen) protagonisten nennt. tut ihr aber nicht.

gerade in deutschland gibt es neben den genannten noch einen, meiner meinung nach, wichtigen anbieter: http://subsembly.com/de/banking.html.

mit ihrer loesung „banking4…“ bitten sie banking feur alle gaengigen plattformen.

ich habe vor jahren eine gute zeit lang outbank auf nokia s60 genutzt. bis die dann damals ihre bisherigen kunden einfach im regen stehen liessen und sich dem neuen IOS (iOutbank) zugewendet haben. danach habe ich lange unter android die kostenpflichtige sparkassen loesung verwendet. bis ich dann dieses jahr auf banking4a gestossen bin. meine rmeinung nach im moment die beste banking app am markt.

und genau die erwaehnt ihr mit keinem wort.

recherche ;-)?!

Antworten
corticelli

ein paar Kleinigkeiten …

es gibt nicht „die Volksbank“ – auch, wenn es einfacher zu schreiben ist, sollte man diesen Fehler nicht machen, als Insider ….

bitte mal die kritisierten Lösungen genauer anschauen (also „recherchieren“) – einige der als toll gelobten neuen Ideen sind schon in den viel gescholtenen Banklösungen bereits realisiert …

ich würde mich freuen, wenn bei einem der größten deutschen Software-Anbieter ein QR-Code mit auf die Rechnungen gedruckt werden könnte …

dass finanzblick gelobt wird, ist ok … gibt schlechtere Sachen am Markt … aber ein Hinweis darauf, dass der Autor auch der verantwortliche Produktmanager dafür ist, wäre journalistisch angemessen …

insgesamt ein netter Überblick, aber Visionen oder konkrete Ideen, wie modernes Banking funktioniert, kommen wohl erst auf Seite 3 …

Antworten
Bankguru

In dem Artikel wird nicht erwähnt, dass bereits einige große deutsche Direktbanken ähnliche Software integriert haben. So bietet die comdirect beispielsweise ein Kontoanalysetool kostenlos an.

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