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8.000 Spielzüge in 26 Minuten: Der beste Starcraft-Spieler Deutschlands

Starcraft II ist das schnellste Computerspiel der Welt und Giacomo Thüs einer der besten deutschen Spieler. Ein Treffen mit jemandem, der keine Zeit zu verlieren hat.

Von Sebastian Pranz
11 Min. Lesezeit
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Giacomo Thüs ist einer der besten Starcraft-Spieler Deutschlands. (Foto: Thekla Ehling)

Es ist fast keine Bewegung zu sehen. Die Augen sind entspannt, aber konzentriert, der Rücken leicht durchgestreckt, die Beine unter dem Sitz des Stuhls gekreuzt. Das Gesicht wirkt im blauen Licht des Monitors ein wenig bleich. Auf dem Bildschirm ist ein Gewusel aus virtuellen Einheiten, Blitzen und Feuerbällen zu sehen. Man hört das leise Summen des Computers, ansonsten ist der dunkle Raum vom Klicken der Tastatur erfüllt. Die Finger der linken Hand rasen über die Tasten, die rechte schiebt die Maus in einer rasanten Choreografie über den Tisch. Giacomo Thüs ist gut in Form heute, bis zu 300 Aktionen sind es dann, die er in einer Minute ausführt. Nach zwei Runden und einer Spielzeit von 26 Minuten und 34 Sekunden hat er den Gegner besiegt. In knapp 8.000 Spielzügen, von denen jeder spielentscheidend sein kann.

Giacomo Thüs ist einer der besten Starcraft-II-Spieler Deutschlands. Er ist einer der wenigen, die davon leben können, zu spielen. (Foto: Thekla Ehling)

Giacomo Thüs ist einer der besten Starcraft-II-Spieler Deutschlands. Er ist einer der wenigen, die davon leben können, zu spielen. (Foto: Thekla Ehling)

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Starcraft II ist wohl das schnellste Computerspiel der Welt und Giacomo Thüs ein Meister der Geschwindigkeit. Er ist einer von wenigen Deutschen, die davon leben können, zu spielen. Sein Werbepartner zahlt ein festes Gehalt, dazu kommen Preisgelder, je nach Saison und Spielerfolg können es im Monat durchaus vierstellige Beträge sein. Zum Studieren kommt der 25-Jährige im Moment nur nebenbei. Spielen heißt für ihn Arbeiten. Wie ein Leistungssportler konzentriert er sich auf eine gute Vorbereitungsphase vor großen Turnieren, auf genug Schlaf vor wichtigen Spielen und auf Austausch und Training mit anderen Profis. Anfang des Jahres 2013 stand er als einziger Deutscher unter den letzten drei Spielern der Intel Extreme Masters, einem der wichtigsten Turniere weltweit. Jetzt ist September und gerade trainiert er für die ESL Pro Series, die deutschen Meisterschaften der Starcraft-Szene. Um sich optimal vorbereiten zu können, hat sich Giacomo Klausur verordnet und ist mit ein paar Freunden ins mittelhessische Linden gefahren. Hier hat er die nötige Ruhe, um Geschwindigkeit zu trainieren.

Das Vereinsheim von Team Alternate, das mitten auf dem Firmengelände des Computerzulieferers liegt. Hier trainiert der Starcraft-Profi und bereitet sich auf Wettkämpfe vor. (Foto: Thekla Ehling)

Das Vereinsheim von Team Alternate, das mitten auf dem Firmengelände des Computerzulieferers liegt. Hier trainiert der Starcraft-Profi und bereitet sich auf Wettkämpfe vor. (Fotos: Thekla Ehling)

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„Das Navi schickt mich mitten ins Industriegebiet.“

Das Navi schickt mich mitten ins Industriegebiet. Das Vereinsheim des Teams Alternate liegt auf dem Firmengelände des Computerversandhandels und ist komplett zugeparkt, denn nebenan wird gerade ein monströser Sattelschlepper entladen. Kistenweise Computer und Unterhaltungselektronik. Auch in den gefliesten, verdunkelten Räumen sieht es ein wenig aus wie in einem Lager – in geöffneten Kisten stehen Breitbildschirme und Tastaturen, außerdem surren bestimmt 10 Rechner unter den Tischen. Die Rollläden sind fast komplett geschlossen, das meiste Licht spendet ein großes, leuchtendes Rechteck, das ein Beamer auf die Wand wirft. „This Stream is currently offline“ steht darauf. Im Fenster stehen große Pokale, wie man sie bei einem Vereinsheim erwartet. Giacomo, den hier alle nur mit seinem Spielernamen ,Socke‘ anreden, ist etwas müde – gestern Nacht hatte er noch ein wichtiges Spiel. Gerade ist er aus der Dusche gekommen, die langen Haare hängen ihm in nassen Strähnen bis zu den Schultern. Eigentlich lebt Giacomo in Siegen, wo er Sozialwissenschaften und Englisch auf Lehramt studiert. Aber dass man Alltag und Spielen unter einen Hut bekommen muss, ist ihm nicht neu. Schon als Ende der 90er Jahre der erste Teil von Starcraft erschien, war er von der strategischen Herausforderung und der unglaublichen Geschwindigkeit so fasziniert, dass er tiefer einstieg. „Ich spiele eigentlich nur, wenn ich weiß, dass ich eine Qualifikation schaffen muss, oder wenn ich mich auf ein wichtiges Spiel vorbereite,“ sagt er. Sein erstes größeres Finale vor mehreren 100 Zuschauern absolvierte er bereits mit 13 Jahren. Mitte 2004 gehörte er bereits zu den Besten des Landes. Aber dann platzte eine Qualifikation, in die er viel Zeit und Energie gesteckt hatte, und Giacomo entschied sich für eine Spielpause. Sie dauerte bis vor drei Jahren, als der lang erwartete Nachfolger Starcraft II erschien. Giacomo stieg wieder ein und nahm schnell Fahrt auf. Dank seiner Erfahrung und Fingerschnelligkeit war er bald wieder an der Spitze.

Man kann nicht sagen, dass Starcraft ein Zuschauersport ist.

Schnell, schneller, Starcraft: Wer das Spiel auf Wettkamp-Niveau spielen will, braucht eine schnelle Hand. (Foto: Thekla Ehling)

Schnell, schneller, Starcraft: Wer das Spiel auf Wettkamp-Niveau spielen will, braucht eine schnelle Hand. (Foto: Thekla Ehling)

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„Wer gegen einen Profi spielt, fühlt sich in etwa so, als würde er mit zwei Händen voll Schachfiguren beworfen.“

Auch wenn in Deutschland, Skandinavien und vor allem Korea bisweilen Events mit über 10.000 Zuschauern stattfinden, auch wenn es eigene Fernsehsender gibt, die Spiele online übertragen – dem Außenstehenden erschließt es sich nur langsam. Vielleicht hilft ein Vergleich mit dem König aller Spiele: Ebenso wie Schach ist Starcraft ein reines Strategiespiel. In beiden kann es der Spieler zu einer großen Meisterschaft bringen. Beide haben eine eigene Wettkampfkultur hervorgebracht, die in bestimmten Kreisen ein großes Publikum anzieht. Im Unterschied zu Schach verfügt das Spielfeld von Starcraft jedoch über ca. 50.000 Felder und 200 Figuren für jedes Team. Alles was geschieht, die eigenen Züge und die des Gegners, die Angriffe, Konter und Bluffs, geschieht nicht in Runden, sondern gleichzeitig. Und wer gegen einen Profi spielt, der seine Einheiten in einem virtuosen Rush über das Spielfeld jagt, fühlt sich in etwa so, als würde er mit zwei Händen voll Schachfiguren beworfen. Was
darüber hinaus über die verschiedenen Strategien, Spielstile oder die Vor- und Nachteile der spieleigenen Rassen gesagt werden kann, füllt unzählige Websites, eigene Fernsehkanäle, Handbücher, Trainingstutorials und Expertenbeiträge. Gerade in der Generation der 14- bis 25-Jährigen besitzen Spiele wie Starcraft II eine unglaubliche Popularität und haben zur Entstehung einer eigenen Branche geführt: dem E-Sport. In Deutschland begann die Erfolgsgeschichte dieses Phänomens Mitte der 90er mit einigen Freunden, die leidenschaftliche Zocker sind. Sie stellten eine Liste ins Internet, auf der sich Gleichgesinnte für Turniere eintragen können, dann packten sie ihre Rechner in einen alten Ford Transit und verbrachten Wochenende für Wochenende mit elektronischen Wettkämpfen. Die Events wuchsen, aus dem losen Netzwerk wurde eine Szene und später ein Ligensystem, deren Organisation sich am Beispiel des Fußballs orientiert. Heute ist die ESL – Europäische E-Sports Liga – eine internationale Plattform mit über drei Millionen registrierten Spielern.

Ein Ortsbesuch im Kölner ESL-Studio.

Das Publikum – „Irgendwie scheint niemand in diesem Raum über 30 zu sein.“ (Foto: Thekla Ehling)

Das Publikum – „Irgendwie scheint niemand in diesem Raum über 30 zu sein.“ (Foto: Thekla Ehling)

Giacomo ist als einer der Favoriten in die Winterserie gestartet und spielt heute ein Qualifikationsspiel für die Finals – offline und vor Live-Publikum. Es ist ein kalter Oktobertag, die Straßenbahn hält direkt gegenüber der Herbstkirmes, einer Welt aus glitzernden Lichtern und Budenzauber. In der Welt des digitalen Spielbetriebs ist hingegen alles in kühlem Blau gehalten. LED-Charme statt Lichterketten. Das Publikum ist aus ganz Deutschland gekommen. Ein Spieler ist aus Bayern angereist, um bei diesem Match dabei zu sein, neben uns werden Mitfahrgelegenheiten nach Kassel ausgetauscht. Die Zuschauer sitzen auf Treppenstufen, an der Bar, wo es kostenlose Drinks gibt, oder in der Legoecke, wo man den Sternenzerstörer von Star Wars bauen kann. Irgendwie scheint niemand in diesem Raum über 30 zu sein. Das Kamerateam, die Moderatoren und die Aufnahmeleitung inklusive. Fast alle Mitarbeiter rekrutiert das Unternehmen aus der Spielerszene: Die Branche ist wie eine große Familie, hier gibt es für jeden etwas zu tun. Auch wenn das Event heute gut vorbereitet und professionell präsentiert ist, wirkt alles ein wenig hemdsärmelig, die Anmoderationen scheinen weitgehend improvisiert, immer mal läuft jemand durchs Bild, die Kommentatoren haben Probleme mit dem Videostream. Wie ein richtiges Business wirkt der E-Sport nicht und das scheint durchaus beabsichtigt zu sein. Über die Studiomonitore wird das Spiel übertragen, die Moderatoren aus dem Nebenraum kommentieren aufgeregt. Neben der Spielkarte ist eine Nahaufnahme von Giacomo eingeblendet. Sein Gesicht wirkt anwesend und abwesend zugleich. Eine Meditation in Geschwindigkeit. „Schaut Euch ruhig um, heute habt ihr die einmalige Gelegenheit, mal den Profis über die Schulter zu schauen“, versucht der Moderator uns zu motivieren. Aber in der hinteren Ecke des Studios, wo die Spieler in ihre Partien vertieft sind, bleibt es ruhig. Ihre spürbare Konzentration baut eine unsichtbare Grenze auf, die keiner zu überschreiten wagt.

Wie schafft man es eigentlich, über 300 Operationen in der Minute auszuführen?

Screenshot aus Starcraft II: Bei dem Echtzeit-Strategiespiel für den PC kommt es auf Strategie und Schnelligkeit an. (Screenshot: Starcraft II)

Screenshot aus Starcraft II: Bei dem Echtzeit-Strategiespiel für den PC kommt es auf Strategie und Schnelligkeit an. (Screenshot: Starcraft II)

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„Handeln, ohne zu denken, das klingt nach einer fortgeschrittenen Meditationsübung.“

Giacomo schaut aus dem Fenster. Ein LKW-Motor wird angeworfen und die Scheiben beginnen, rhythmisch zu vibrieren. Giacomo ist kein Freund schneller Antworten, wer mit ihm spricht, muss sich Zeit nehmen. „Während des Spiels geht alles viel zu schnell, da schafft man es nicht, aktiv nachzudenken. Man muss sich seine Optionen vorher so zurechtlegen, dass man sie später als Automatismen abrufen kann. Das ist wie beim Zeichnen – da denkt man ja auch nicht, wo muss ich jetzt den Strich setzen. Man weiß, wie es aussehen soll und dann passiert es automatisch.“ Handeln, ohne zu denken, das klingt nach einer fortgeschrittenen Meditationsübung. Und tatsächlich ist der Flow, der sich beim Spielen einstellt, bei den Profis eher eine entspannte Form der Aufmerksamkeit – wer in hektischen Aktivismus verfällt, hat schnell verspielt. „Eigentlich möchte ich während eines Matchs keine bewussten Entscheidungen treffen. Aber wenn, dann wähle ich lieber sofort eine zweitbeste Möglichkeit als zu spät die beste.“ Das gleiche gilt für die Emotionen: Wer sich über einen geschickten Zug freut oder sich ärgert, wenn er einen Fehler begangen hat, hat bereits den Anschluss ans Spielgeschehen verloren. Deshalb bleibt Giacomo ganz ruhig. Auch seine Lebensentscheidungen geht er lieber entspannt an: Welcher Studiengang ist der richtige, welche WG ist geeigneter? Fragen wie diese durchdenkt Socke gerne in aller Ruhe. „Ich bin nicht unbedingt ein entscheidungsfreudiger Mensch, aber zumindest bin ich mir bewusst darüber, wann ich eine Entscheidung treffen muss und wann vielleicht noch nicht.“ So wie er hier sitzt, den Blick auf einen Punkt in der Ferne gerichtet, wirkt er tatsächlich eher wie jemand, der die Stille liebt. Nur die rechte Hand trommelt immer wieder Salven auf den Tisch.
Volle Konzentration: Giacomo Thüs während einer Partie Starcraft II. (Foto: Thekla Ehling)

Volle Konzentration: Giacomo Thüs während einer Partie Starcraft II. (Foto: Thekla Ehling)

Wie viele andere Gamer betrachtet Giacomo seine Spielerkarriere als eine Phase, die man nutzen muss, bis sie eben irgendwann vorbei ist. Die Gamerbranche ist auch ein schnelles Spiel, wer hier länger als drei Jahre dabei ist, gehört bereits zum Urgestein der Szene. Denn mit Mitte 20 nimmt die Reaktionszeit ab und die Action-per-Minute-Rate sinkt. Dann können Erfahrung und Coolness helfen, Preise zu gewinnen – aber spätestens mit Ende 20 gehen die meisten Spieler in andere Jobs oder kehren in ihr Offline-Leben zurück. „Ich könnte mir schon vorstellen, dass ich im E-Sport bleibe – da gibt es viele interessante Jobs. Aber eigentlich ist mir das zu unsicher, vielleicht spielen in 10 Jahren alle nur noch Casual-Games. Da werde ich lieber Lehrer.“

 

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„Fehlt Dir eigentlich die Geschwindigkeit, wenn Du nicht spielst?“

Wenn er das so sagt, hat man nicht den Eindruck, dass er sich viel aus seinem Ruhm macht. Auch wenn er in Turnieren von Fans umringt wird und auch schon mal auf der Straße angesprochen wird. Vielleicht nicht in Linden, aber in Köln oder Berlin. Hier spricht jemand, der sein Preisgeld lieber spart und jeden Montagabend eine Trainingspause einlegt – denn da macht die WG einen Brettspieleabend. Draußen ist es dunkel geworden, unser Gespräch neigt sich seinem Ende zu. „Fehlt Dir eigentlich die Geschwindigkeit, wenn Du nicht spielst?“, frage ich ihn. „Ich habe am liebsten möglichst viele Informationen gleichzeitig, eigentlich ist es bei mir niemals völlig ruhig. Selbst zum Einschlafen höre ich im Internet einen Starcraft-Stream.“ Das ,richtige‘ Leben – wahrscheinlich kommt es ihm vor wie in Zeitlupe. Denn einen hochfrequenten Informationsfluss wie in Starcraft gibt es sonst nirgendwo. Alles ist langsamer. Das wird ihm vermutlich fehlen, wenn er seine Profikarriere mal beendet. Wir verabschieden uns, Giacomo setzt seine Kopfhörer auf und taucht in die Welt von Starcraft ein. Kleine Spielfiguren beginnen damit, Rohstoffe abzubauen und Gebäude zu errichten. Ein Ameisenstaat aus Arbeitern, Kriegern, Königen und Spionen, und alle warten sie auf seine Weisung.

Zwei Wochen später schaue ich mir noch ein letztes Spiel an.

Barcraft: In dieser Kölner Kneipe werden Starcaft-Games auf einer Leinwand übertragen. Die Drinks heißen passend dazu Proxy Pylon, Immortal oder Mothership. (Foto: Thekla Ehling)

Barcraft: In dieser Kölner Kneipe werden Starcaft-Games auf einer Leinwand übertragen. Die Drinks heißen passend dazu Proxy Pylon, Immortal oder Mothership. (Foto: Thekla Ehling)

In einer Kölner Kneipe, die seit einiger Zeit Public Viewing für Starcraft-Fans anbietet: ,Barcraft‘. Der Laden ist voll und das, obwohl in der Eckkneipe gegenüber Fußball läuft. Die Drinks auf der Karte heißen Proxy Pylon, Immortal oder Mothership – wie die Einheiten aus Starcraft. Auf der Leinwand wird das erste Spiel angekündigt. Ich stelle mir vor, wie Giacomo vor dem Rechner seine gewohnte Sitzhaltung einnimmt und sich innerlich auf die Spielbegegnung vorbereitet. Die Ansage des Moderators geht im allgemeinen Gesprächspegel unter. Barcraft ist eine von der Fanbase organisierte Initiative, trotzdem ist heute das gesamte ESL-Team da, mitsamt Kameras und Moderatoren. Auch James ,Kaelaris‘ Caroll ist hier. Als professioneller Kommentator gehört er zu den Prominenten der Szene. Wieder so ein Moment, bei dem man als Außenstehender kurz hinterherhinkt: Es gibt Menschen, die können davon leben, Computerspiele zu kommentieren. „Wie hast Du deinen Eltern erklärt, womit Du dein Geld verdienst?“ frage ich ihn. Der Engländer lacht, tatsächlich muss er das ziemlich oft erklären. „Für meinen Vater und seine Freunde habe ich mal aus Spaß ein Fußballspiel kommentiert. Die alten Herrschaften kamen danach zu mir und haben mich gelobt: That was like in telly!“ Dass er bei Starcraft-Events live vor über 10.000 Zuschauern spricht, während weitere 200.000 im Internet zugeschaltet sind, kann diese Generation wohl einfach nicht denken.

Neben uns hat ein riesiger Kerl Platz genommen – er sieht aus, als wäre er auf dem Weg zu einem Manowar-Konzert. Vor ihm liegt ein Blatt Papier. Er ist ganz vertieft, mit schwarzem Filzstift darauf zu malen. „Ist das eine Socke?“, fragen wir ihn. Er nickt. James hat bereits Turniere in Schweden, Singapur und Shanghai kommentiert und ist ständig im weltweiten Jetset der Gamerszene unterwegs. Ebenso wie Giacomo lebt auch James ein schnelles Leben. Nur manchmal ruht er sich einen Abend aus. Dann steht er auf dem Balkon seiner Wohnung mit Blick auf den Rhein – und wundert sich, warum die Schiffe so langsam fahren.

Profis in Action: Die Wettkampfspieler konzentrieren sich voll und ganz auf ihr Spiel: „Eine Meditation in Geschwindigkeit“. (Foto: Thekla Ehling)

Profis in Action: Die Wettkampfspieler konzentrieren sich voll und ganz auf ihr Spiel: „Eine Meditation in Geschwindigkeit“. (Foto: Thekla Ehling)

Bei der Qualifikation für die deutsche Meisterschaft zieht Socke auf dem zweiten Platz in die Schlussrunde. Auf dem ersten Platz steht ein Spieler, der gerade mal 16 Jahre ist und als Shooting-Star der Szene gefeiert wird. Einige sprechen schon von einem Generationenwechsel in der deutschen Starcraft-Szene, aber Aussagen über die Zukunft haben in der schnellen Welt des E-Sports keine lange Haltbarkeit. „Was ist eigentlich Dein Traumberuf, Socke?“, hat unsere Fotografin beim Shooting gefragt. „Hausmann“, hat er da gesagt und gegrinst. Ein schöne Vorstellung: Er, der Zocker, umringt von spielenden Kindern und überkochenden Nudeln. Sein überragendes Multitasking, mit dem er das schnellste Spiel der Welt gemeistert hat, könnte ihm dabei helfen.

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Ursprünglich publiziert im Neustart Magazin im April 2014.

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Dein t3n-Team

Dominik

Vielen Dank für diesen gut geschriebenen, ohne Vorurteile auskommenden Artikel, der die E-Sport Szene (bzw einen kleinen Teil davon) neutral aus der Sicht eines Aussenstehenden beschreibt!

Antworten
Dennis

Ich muss auch sagen, vielen Dank. Das war ein richtig schöner und interessanter Artikel. Es gehört viel dazu, ein guter Spieler zu werden. Was schön gewesen wäre, wenn Ihr ihn gefilmt hättet beim Spielen, damit man mal ne optische Vorstellung von 300 Spielzügen pro Minute hat.

Antworten
Dima

Sehr guter Artikel. Vielen Dank. Ein Lob an den Autor.

Antworten
Nikolai

War ein bisschen erstaunt, so etwas hier auf t3n zu sehen. Guter Artikel.

Antworten
Zeth

ausgezeichneter Artikel

objektiv und angemessen geschrieben!

Viele Dank!

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