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Erst AdBlocker, jetzt AdBlock-Defender: Die neue Eskalationsstufe im Kampf um die Online-Werbung

So hilft eine neue Riege technologischer Dienstleister den Publishern dabei, AdBlocker-Nutzern trotzdem Werbung auszuspielen.

Von OMR
8 Min. Lesezeit
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Die Nutzung von AdBlockern nimmt zu: Abhängig von Thema und Zielgruppe der jeweiligen Website kann der Anteil an Besuchern, die die Ausspielung der Werbung mittels Software verhindern, laut Branchenschätzungen zwischen 15 und 60 Prozent betragen. Den Seitenbetreibern und ihren Vermarktern gehen damit teilweise beträchtliche Einnahmen verloren. Nun haben technologische Dienstleister, darunter eine Tochter des Verlagshauses Gruner+Jahr, offensichtlich Wege und Mittel gefunden, AdBlocker-Nutzern trotzdem Werbung auszuspielen. Seiten wie Stern.de, Focus.de und ProSieben.de nutzen die Methode bereits. Wir haben mit den Anbietern gesprochen.

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„Der Filter funktioniert nicht“, schreibt ein Mitglied im Forum der „Easy List“ über den Vorschlag eines anderen Nutzers, wie er eine bestimmte Werbeeinblendung auf Stern.de unterbinden können soll – der aber nicht den gewünschten Effekt erzielt. Der Schreiber kommt zu dem Schluss: „Das ist wirklich eine fiese Art, Werbung einzubinden.“ Auf der „Easy List“ sammeln die Nutzer Programmier-Code-Schnipsel von Werbeeinbindungen im Internet. AdBlock Plus, die am häufigsten genutzte Werbeblock-Software, greift beispielsweise auf die Liste zu und blendet auf Basis der darin enthaltenen Informationen Werbung im Internet aus. Bei dem im oben genannten Forenbeitrag diskutierten Banner auf Stern.de hat dies jedoch offensichtlich nicht funktioniert. Offenbar haben die Betreiber der Seite einen Weg gefunden, Werbung einzublenden, der von den AdBlockern nicht verlässlich unterbunden werden kann.

Große Medienhäuser setzen die Technologie schon ein

Kein Einzelfall: Wie sich aus verschiedenen Beiträgen in den Foren der „Easy List“ und von AdBlock Plus herauslesen lässt, wird offenbar seit einiger Zeit auf deutschen Seiten zunehmend Werbung an den AdBlockern der Nutzer vorbei ausgespielt – etwa auf Focus.de, auf Stern.de und auf Wetter.com. Wir haben deswegen selbst AdBlock Plus installiert, die genannten Seiten aufgerufen und konnten das Phänomen rekonstruieren. Auch auf TVSpielfilm.de und ProSieben.de wurde uns trotz aktiviertem AdBlocker Werbung ausgespielt.

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Werbung auf Stern.de, die trotz aktiviertem AdBlocker ausgeliefert wurde (Screenshot: stern.de)

Werbung auf Stern.de, die trotz aktiviertem AdBlocker ausgeliefert wurde (Screenshot: stern.de)

Die URLs der Seiten, die sich nach dem Klick auf die Werbemittel öffnen, lassen darauf schließen, dass diese „AdBlocker-Blocker-Werbung“ vom deutschen Performance-Vermarkter Ligatus eingebunden wurde, einem 100-prozentigem Tochterunternehmen von Gruner+Jahr. Ligatus-Geschäftsführer Lars Hasselbach hatte im Interview mit Online Marketing Rockstars vor wenigen Wochen bereits berichtet, dass die Ligatus-Tochter veeseo eine entsprechende Lösung im Markt anbiete. Unsere Untersuchung zeigt: Diverse große Medienhäuser setzen die Technologie bereits ein.

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„Glaube nicht, dass das juristisch lösbar ist“

Jan Andresen

Jan Andresen

veeseo-Geschäftsführer Jan Andresen bestätigte auf Anfrage von Online Marketing Rockstars, dass die genannten Werbebanner mittels der von seinem Unternehmen angebotenen Technologie ausgeliefert wurden. „Ich glaube, dass die AdBlocker-Problematik juristisch nicht zu lösen ist“, sagt Andresen mit Blick auf die jüngsten Versuche von großen deutschen Medienhäusern, die Eyeo GmbH zu verklagen. Das Kölner Unternehmen hat AdBlock Plus entwickelt und aus der Software ein Geschäftsmodell entwickelt. So können sich Publisher und Vermarkter vom AdBlocking freikaufen und ihre Werbemittel trotzdem ausliefern lassen – wenn die „Community“ im AdBlock-Plus-Forum die Form der Werbung zuvor als nicht störend und damit akzeptabel eingestuft hat. Laut Recherchen der Financial Times (Paywall) sollen unter anderem Google, Amazon und Microsoft Geld an Eyeo zahlen, damit ihre Werbung trotzdem ausgeliefert wird. Im aktuellen Gerichtsverfahren gegen Eyeo soll der Richter diese Praxis am ersten Verhandlungstag zwar als „in hohem Maße für bedenklich“ bezeichnet haben – das berichtet die Süddeutsche Zeitung, die Eyeo ebenfalls vor den Kadi zerren will. Einer „sehr vorläufigen“ Tendenz zufolge tendiere das Gericht jedoch dazu, ein generelles Verbot der Software abzulehnen.

Allen Publishern, die nicht davon überzeugt sind, dass dem Phänomen AdBlocker auf dem Rechtsweg beizukommen ist, wollen Veeseo und Jan Andresen mit dem Produkt „Addefend“ eine Alternative bieten. „Leicht verkürzt dargestellt ist es so, dass es mit Addefend für den Browser so aussieht, als werde die Werbung vom Webserver ausgeliefert“, erklärt Andresen. Normalerweise wird Werbung im Internet von einem dedizierten Adserver ausgespielt – das Werbemittel ist also auf einem anderen Server hinterlegt als der eigentliche Inhalt der Website. Das macht es den Entwicklern von AdBlock-Software leicht, die Werbung auszublenden.

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Addefend-Werbung ist offenbar nur schwerlich herausfilterbar

Nutzen die Publisher Addefend, erkennt die Technologie, dass der jeweilige Besucher einen AdBlocker einsetzt und blendet ihm andere Werbung ein – im Fall des oben genannten Banners basierte dieses beispielsweise auf einer GIF-Datei, die augenscheinlich auf Stern.de abgelegt war. Vermutlich werden die Dateinamen dynamisch vergeben und permanent geändert. Wenn der Nutzer versucht, der Werbung durch die Filterung aller Bilddateien von Stern.de zu entgehen, werden ihm auch die redaktionellen Fotos nicht angezeigt.

„Das Produkt existiert seit etwa drei Jahren, hat aber erst im vergangenen Jahr wirkliche Verbreitung erfahren“, so Andresen. Entwickelt wurde die Lösung vom Hamburger Unternehmen Bemitho; veeseo hat nun den Vertrieb der Software übernommen. Im Markt ist zu hören, dass das Unternehmen zurzeit sehr aktiv für das Produkt trommelt. Kunden will Andresen keine nennen; laut unseren Tests ist die Technologie auf Portalen von Gruner+Jahr, Burda und Pro-Sieben-Sat1 im Einsatz.

AdBlocker: Flash und Retargeting derzeit nicht möglich

Das Funktionsprinzip von Addefend erlaube es, unterschiedliche Bannerformate auszuspielen: „Fireplace, Wallpaper, Animated GIFs – das ist alles möglich“ so Andresen. Einige andere Online-Werbeformate und -methoden wiederum sind derzeit nicht einsetzbar: „Dem Publisher wäre es natürlich am liebsten, er könnte einfach ohne weiteres Zutun die eigene Werbung ausspielen. Das ist aber nicht so einfach: Flash-Werbemittel können derzeit nicht eingebunden werden, Retargeting ist auch momentan noch nicht möglich. Der Publisher muss seine Prozesse umstrukturieren“, erklärt Andresen. So müssen zur Monetarisierung des AdBlocker-Traffics derzeit gesonderte Kampagnen aufgesetzt werden.

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Dem Augenschein nach liefert veeseo derzeit hauptsächlich Werbung von Mutter-Unternehmen Ligatus aus. „Wir liefern im Moment ein so genanntes Backfillment. Mit den Ligatus-Anzeigen haben wir eine 100-prozentige Fillrate und sie funktionieren sehr gut“, so Andresen. Weil die Werbemittel mit deutlich weniger anderen Anzeigen um die Aufmerksamkeit der Nutzer konkurrieren müssen, sei nicht nur die Klickrate hoch. „Auch der durchschnittliche Cost-per-Order, den die Werbekunden mit dieser Werbung erzielen, ist niedriger als im ‚normalen Internet’.“

Zwischen 1 und 3 Euro Umsatz pro 1.000 Seitenaufrufen

Die Publisher können mit der Technologie Traffic monetarisieren, der ihnen sonst aus wirtschaftlicher Sicht verloren geht: „Wir generieren im Schnitt einen RPM zwischen einem und zwei Euro; bei einigen Seiten liegt er sogar bei drei Euro“, so Andresen. RPM – „Revenue per Mille“ – ist die Einheit, mit der die Publisher den Umsatz pro tausend Seitenaufrufe messen. Andresen rechnet vor: „Eine Seite mit monatlich 100 Millionen Page Impressions, bei der die AdBlocker-Quote bei 25 Prozent liegt, kann 25 Millionen Seitenaufrufe nicht monetarisieren. Mit unserer Technologie generiert der Betreiber, legt man einen RPM von zwei Euro zugrunde, einen zusätzlichen Ertrag von 50.000 Euro pro Monat.“

In der Regel erhält veeseo an den so generierten Umsätzen einen Anteil. Wie der Geschäftsführer erklärt, experimentiert das Unternehmen derzeit beim Geschäftsmodell aber auch noch – teilweise stelle veeseo Publishern Addefend kostenlos im Tausch gegen zusätzliche Anzeigenplätze für das Mutterunternehmen Ligatus zur Verfügung.

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Auch Performance Advertising ist in diesem Segment aktiv

„60 bis 70 Prozent der im ‚Easylist’-Forum diskutierten Beispiele gehen auf unser Konto“, sagt Andresen. Wie aus der Branche zu hören ist, ist veeseo ist aber nicht der einzige Anbieter im Markt einer solchen Technologie. Der Dienstleister Tisoomi, ebenfalls in Hamburg tätig, bietet eigentlich die Entwicklung von Apps und WebApps sowie des Backends von Online-Shops an – ist aber auch im Bereich der Vermarktung von AdBlocker-Traffic tätig. „Unser Team hat einen starken Media-Background; deswegen konnte das Thema AdBlocker gar nicht an uns vorübergehen“, sagt Gründer Michael Siegler, der bereits Performance Media mitgegründet hat. Die Media-Agentur wurde im vergangenen Jahr im Rahmen eines kolportierten 300-Millionen-US-Dollar-Deals vom Private-Equity-Unternehmen Equistone übernommen. Tisoomi bietet seit dem vergangenem Herbst eine Technologie an, mit der die Kunden die AdBlock-Quote unter ihren Besuchern messen und bei Bedarf auch Werbung an die AdBlocker-User ausspielen können. Ein Test von Online Marketing Rockstars zeigt, dass der Anteil von Nutzern mit AdBlocker unter den Besuchern unserer Website bei 16,2 Prozent liegt.

Werbung, die Tisoomi bei Podcast.de eingebunden hat (Screenshot: podcast.de)

Werbung, die Tisoomi bei Podcast.de eingebunden hat (Screenshot: podcast.de)

Auch bei Tisoomi sieht es für den Browser so aus, als würde die Werbung über den Webserver und nicht über einen Adserver ausgespielt, wie Siegler erklärt. „Unsere Technologie ist mit 95 Prozent der im Markt verwendeten Server und Frameworks kompatibel.“ Aktuell ist die Lösung auf Seiten wie Podcast.de, Energy.de und Donnerwetter.de eingebunden. Wie veeseo arbeitet auch Tisoomi mit einem nicht genannten Partner zusammen, der das so entstehende Inventar befüllt. Wer die genannten Seiten ansurft, erkennt recht schnell, dass der Partner Performance Advertising ist – das von Performance Media betriebene Werbenetzwerk. Hinsichtlich Vergütung setzt Tisoomi wie veeseo auf einen Revenue Share. „Alternativ können die Publisher oder deren Vermarkter das Inventar ab Mai 2015 auch mit eigenen Kampagnen befüllen – dann zahlen sie eine Gebühr für die Nutzung unserer Technologie“, sagt Siegler.

AdBlocker: Entblockt ein Berliner Dienstleister Pre-Rolls für große Bewegtbildhäuser?

Aber nicht nur im Display-Bereich bieten deutsche Technologiedienstleister die Umgehung von AdBlocker-Software an: Branchengerüchten zufolge ermöglicht der Berliner Anbieter Schnee von morgen die Ausspielung von Pre-Roll-Spots in Bewegtbildinhalten trotz bei dem Zuschauer aktiviertem AdBlocker. Einträge in Foren und bei Twitter deuten darauf hin, dass die Technologie nicht nur bei n-tv und bei Spiegel.tv in Deutschland eingesetzt wird, sondern beispielswiese auch bei den Online-Diensten des französischstämmigen Fernsehsenders Canal Plus. Das Geschäft dürfte noch einmal deutlich rentabler sein, weil die Preise in der Online-Bewegtbildwerbung deutlich höher liegen als in der Banner-Werbung. Nikolai Longolius, Geschäftsführer von Schnee von morgen, wollte die Gerüchte auf Anfrage von Online Marketing Rockstars jedoch nicht kommentieren.

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Auch auf internationaler Ebene haben sich Anbieter in Stellung gebracht, um Publisher dabei zu unterstützen, ihren AdBlocker-Nutzer-Traffic zu monetarisieren. Das französische Unternehmen Secret Media ermöglicht ebenfalls die Auslieferung von Video-Werbung und gab kürzlich gegenüber Techcrunch an, täglich fünf Millionen Werbespots an AdBlocker-Nutzer auszuliefern. Das irische Startup Pagefair will Publishern zunächst einmal helfen, ihre AdBlocker-Quote zu messen. In einem zweiten Schritt können die Seitenbetreiber dann bei Bedarf „weniger aufdringliche“ Werbung von Pagefair an die AdBlocker-Nutzer ausliefern lassen. Von Tel Aviv in Israel aus bieten die Startups Dsero und Publisher Rocket (derzeit noch in einer Testphase) ähnliche Technologiedienstleistungen an.

Der Markt für solche Lösungen ist offensichtlich da: In einer gemeinsamen Studie aus dem vergangenen September hatten Pagefair und Adtech-Riese Adobe festgestellt, dass die Zahl der AdBlocker-Nutzer in den vorhergehenden zwölf Monaten um fast 70 Prozent gestiegen und die Nutzung solcher Software damit „Mainstream“ geworden sei.

Von Roland Eisenbrand. Ursprünglich publiziert bei Online Marketing Rockstars.

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27 Kommentare
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Dein t3n-Team

Julian

Mit aktiviertem AdBlock (nicht AdBlock Plus!) und Ghostery in Opera, sehe ich weiterhin keine Werbung.

Antworten
Tom

Großes Kino. Früher oder später finden sich da Lösungen.
Für Focus reicht es momentan einfach „||focus.de/*crop*.gif“ als eigenen Filter einzustellen. Bei Stern „||stern.de/*.gif“.
Falls man diese zwielichtigen Seiten überhaupt besucht, dann könnte es halt demnächst die Seite zerhauen wenn die alles auf GIF umstellen bzw. wird es evtl. schwierieger, die JPG zu blocken.
So oder so wird das eine Zwischenlösung sein, die ein noch zwielichtigeres G+J Unternehmen niemals nie gegen eine weltweite Community durchsetzen können wird.
Wer „Keine Werbung“ am Briefkasten nicht akzeptiert, hat Folgen zu befürchten. Im Internet gibt es neben den Bannern ja teilweise 10 oder mehr Tracker auf diesen zwielichtigen Seiten, und obwohl ich ein „Do not track“ setze und Adblock und Ghostery aktiviert habe, erdreisten sich die Seiten alles zu missachten.
Meiner Meinung nach gehören Seiten sauber gehalten, d.h. keine Tracker wenn es sich vermeiden lässt und v.a. keine Bannerwerbung. Und wenn Banner, dann bitte so, dass man sie blockieren kann und die Seite danach exakt gleich ausschaut.
Die ganzen großen Medienseiten sind eh teils ersetzbar, da wird das dpa Abo veröffentlicht und gut ist. Wer meine Augen mit Bannerwerbung beleidigt, den surf ich so oder so nicht mehr an. Wer meckert, dass er kein Geld verdient, sollte erstmal das dpa Abo kündigen und sich dann überlegen, ob man nicht vielleicht das uralte Geschäftsmodell von Text und Anzeigen mal ganz leicht überarbeiten sollte. Eine Paywall finde ich da nie schlecht, dann verschwinden die Seiten wenigstens aus dem Großteil des Netzes.

Antworten
Steffi

Dein Vergleich mit dem „Keine Werbung am Briefkasten“ hinkt ohne Ende. Passender wäre der Vergleich, wenn du z.B. ein Einkaufszentrum betrittst und dort Werbeplakate o.Ä. hängen. Diese zu überkleben wäre schlicht verboten.

Ich kann die Werbetreibenden verstehen, sogar die großen Verlagshäuser. dpa Kopien hin oder her; eigene Journalisten zu beschäftigen kostet noch mehr, die Werbeeinnahmen steigen davon aber nicht. Die Konkurrenz ist groß genug (z.B. Blogs).

Für mich sind die Ad-Blocker eher Schutz vor unwillkommenen Viren, Trojanern etc. und Pop-Ups die alles überdecken und sich bestenfalls nicht weg klicken lassen.

Wer optisch erträgliche und vor allem seriöse (!) Werbung ausspielt, der ärgert sich zu Recht, wenn ihm dennoch Einnahmen entgehen.

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Bernd

Ich nutze Ghostery und sehe auf den genannten Seiten keine Werbung.

Für mich ist die Einblendung von Inhalten dritter ein Sicherheitsrisiko. Sowohl Werbung als auch Tracker von Facebook, Google etc.

Antworten
Aufrüstungs-Spirale

Javascript habe ich meist aus. Und Bilder unterwegs auch. Opera machts möglich.

Ich weiss noch wie AdBlocker als irrelevant eingestuft wurden. Das ist vielleicht drei Jahre her.

Aber wieso sind es plötzlich +70% mehr Blocker ? Es gab schon früher Zeitschriften-DVDs mit z.b. Firefox und Adblock und weiteren Plugins. Damals war das Problem egal.

Auf Handies und Tabletts und vielleicht auch SmarTVs kann doch nur FireFox Plugins oder Extensions glaube ich. Die sonstigen Android-Browser haben sowas doch nicht oder habe ich es übersehen ?
Und da mobile und Settopbox/SmarTV-Browser zunehmen, stellt sich die Frage nach den realen Umsatz-Einbußen und zählbarem Mehrwert dieser Lösungen.

Davon abgesehen ist das vielleicht nur der Beginn der nächsten Blocker-Evolutions-Stufe. Aktuell sind es ja oft nur simple einzeilige Regeln. Demnächst vielleicht komplexere Receipes um Content und Werbung zu separieren und gut lesbar am Screen darzustellen. Z.b. als schmalen Text wie in der Zeitung den man runterlesen kann und die Bilder daneben. Das wäre eine sinnvollere Screen-Aufteilung von 16:9/16:10 als bisher.
Im Prinzip die Fortentwicklung von Automaten zu Kontextfreier Analyse. Sowas braucht man in Analyse-Projekten ständig. Denn manchmal reichen die Einzeiler-Regeln nicht mehr und man muss komplexer werden.

Eine ganz simple Idee sind Duplikat-Cruncher die bekannten Content kleiner darstellen so das dieser aufgeklappt werden muss. Der Browser weiss ja genau was man schon gesehen hat. Das bezieht sich auch auf Werbung die dadurch komprimiert dargestellt würde.

Je nach Abrechung will man die Banner auch selber ausliefern und der Browser merkt die Umleitung dann ja. Wenn man nicht umleitet, muss man nach Erfolg abrechnen weil man ja nicht weiss ob überhaupt ein Werbebanner ausgeliefert wurde. Bei Erfolgs-Abrechnung könnte man dann beliebig große Werbe-Bilder und Videos beim Content-Anbieter ablegen. Kleiner, weniger und unaufdringlicher wird die Werbung dann womöglich nicht.

Auch wenn es langweilig scheint: Google macht seine Milliarden Gewinne überwiegend mit unaufdringlicher Text-Werbung in Such-Ergebnissen.

Antworten
sünnerklaas

Gegen einfache Werbung ist ja nichts einzuwenden. Das Problem sind die zahllosen selbststartenden Videos, in denen man ungefragt zugetextet wird und anderer Kram.

Antworten
Peter

Beschreibend wie die Leute hier in den Kommentaren reagieren. Immer noch nicht verstanden, dass sich guter Content nicht von alleine finanziert. Schwachköpfe, ganz ehrlich!

Antworten
Tom

dpa Abo ist guter Content weil jede Seite ihn abschreibt? Keiner zwingt jemanden dazu eine Webseite zu betreiben. Wer es nicht schafft diese zu finanzieren muss halt umdenken oder an anderer Stelle Kohle machen. Alternativen gibt es genug.

Antworten
Ling

Was ein BS… Es gibt nicht viele andere Möglichkeiten Websites / -services zu finanzieren. Deine Argumentation hätte nur zu Folge das die Angebote ausdünnen.

Tom

@Ling: Natürlich gibt es die. Sponsoring, Affiliates, Gastartikel. Dazu Querfinanzierung, d.h. aus anderen Unternehmensbereichen das Geld nehmen. Oder aber Crowdsourcing oder Spenden. Wie funktioniert taz? Dazu jede Menge Angebote für Linkbuilding, was natürlich nicht ganz „weiß“ ist, aber Kohle bringt. Noch mehr? Eigene Produkte anbieten über Fan Shops. Oder gleich eine Paywall, probieren einige ja auch. Premiumbereich?
Warum sollen wir User jemand durchfüttern wenn er kein Geschäftsmodell auf die Beine bekommt wenn andere teils bessere Arbeit völlig kostenlos abliefern?
Ich persönlich betreibe ein kleines Blog mit recht technikaffiner Zielgruppe und mit 2-3 Stunden Arbeit für Artikel im Monat (=Hobby) kann ich 60-400 Euro machen, je nachdem wie sehr ich es darauf anlege. Und das bei nur knapp 1000 bis manchmal 5000 Visits am Tag. Ohne klassische Banner, ohne Tracking, ohne das Layout zu zerstören und ohne die User damit zu nerven. Vielleicht lag es daran, dass ich niemals Geld damit machen wollte sondern irgendwann eine Möglichkeit suchte, die 40 Euro Serverkosten im Jahr zu refinanzieren und Werbung generell hasse. Aber für das Thema gibt es ne Nische an Produkten und wenn es da Angebote gibt von Produkten, die ich selbst besitze und gut finde, wird darauf aufmerksam gemacht = Affiliates. Die User danken mir dafür. Dazu kommen immer wieder Hersteller besagter Produkte und sponsorn was für Tests oder als Verlosung und die Leute müssen nicht mal darüber tweeten oder liken um mitzumachen. Würde ich das ausbauen und mehr Zeit investieren, dann wäre da sicherlich mehr Geld zu holen.

irgendeinem Spinner

Warum sollte das mein Problem sein, wenn jemand seine Finanzierung nicht vernünftig planen kann? Werbung ist eine Krankheit, aber keine ernsthafte und sinnvolle Finanzierung.

Antworten
sünnerklaas

Das Problem liegt woanders: Guter Content bedarf wohlüberlegter – am besten sogar contentbezogener – Werbung. Dezent, nicht aufdringlich, nicht um Clicks und Leads bettelnd. Ich selbst habe vor langer Zeit auch noch geglaubt, Masse macht’s. Aber nein, das funktioniert nicht – es schreckt die User garantiert ab.
Ich habe so das Gefühl, dass viele Webmaster es immer noch nicht begriffen haben, dass der Content dem Verkauf von Werbung dient.

Antworten
Tom

Affiliates können gut und transparent eingesetzt werden ohne das ein Interessenskonflikt besteht und werden wenn man es richtig und ohne Tracker einsetzt auch praktisch nicht geblockt.
Des Weiteren kann man Werbung auch zeitlich steuern, d.h. nach einer Woche gibt es 2 Banner extra dazu.

Antworten
sünnerklaas

Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass es oft eine Mischung aus Gier, Faulheit und Unkenntnis ist, das zum Werbedesaster geführt hat. Gegen gut platzierte, sorgfältig ausgewählte und contentbezogene Werbung hat niemand etwas einzuwenden – v.a. dann, wenn sie und der Content sich gegenseitig ergänzen. Aber Seiten auf dieser Basis zu konzipieren, macht eben Arbeit.

Antworten
John Wayne

Ich habe nichts gegen Werbung, solange sie nicht aufdringlich ist und ich nicht bis zum Erbrechen darüber getracked werde. Die Werbeindustrie agiert jedoch genauso dämlich wie die Musikindustrie, die ihrerseits nichts kapiert hat.

Da brauch man sich nicht wundern, wenn gezielt geblockt wird. Genauso dämlich finde ich allerdings generelle Aussagen a la „ich blocke einfach alles“.

Antworten
Tom

Finde ich nicht dämlich weil es u.a. auch um Sicherheit geht – blockt man alles, dann gibt es weniger Probleme mit Malware und Trackern.
Davon abgesehen kommt es doch darauf an was eine Seite will: Will sie Geld verdienen oder will sie, dass ihre Texte und somit Meinung verbreitet und gelesen werden?
Es gibt Seiten mit sehr vielen Lesern und authentischen Redakteuren, die einem die Artikel komplett als RSS anbieten und sich nicht über Banner finanzieren und trotzdem ordentlich Cash machen.

Antworten
Erhart von Ammon

Es ist viel einfacher „Erfolgszahlen“ vorzuweisen, wenn man auf die Bedürfnisse potentieller Kunden gar keine Rücksicht nimmt und weiter aggressiv streut. Dabei ist jeder Markenartikler froh, wenn er wertvolle potentielle Kunden erreichen kann statt nur eine grosse Reichweite erzielen. Die Mediagenturen sind einfach zu dumm ein intelligentes Targetting zu machen. Dennoch kassiert man dort grosse Boni für die so gemachten Umsätze und redet noch schlau.

Antworten
James

Anstatt sich um innovative Werbeformate zu kümmern gehen die Verantwortlichen weiter in die Opferhaltung. Fakt: Der AdBlocker wird vom Markt stark angenommen, User sind mit vielen der bestehenden Werbeformate nicht zufrieden. Anstatt die Ursache anzugehen und neue innovative Ad Formate zu erstellen wird verzweifelt versucht das Symptom zu bekämpfen. Seit kreativ, lernt dazu, aber hört auf einfach nur gegen die User zu hetzen die den AB nutzen und Tools zu entwickeln die nichts bringen. So lange sich die Ad Industrie nicht verändert wird es für User die mit den bestehenden Ads nicht zufrieden sind, IMMER einen Weg geben diese zu umgehen.

Antworten
Tom

Das hat ja nicht nur mit Unzufriedenheit zu tun. Über Werbung wurde mittlerweile schon mehrmals Malware verbreitet. Auch bekommen es viele Seiten noch nicht hin, dass die Werbung mobil nicht die Seite verdeckt oder das Layout schrottet…

Antworten
Aljechin

Ich bekomme auf stern.de Gif-Werbung trotz Adblock plus. Hurra, das animierte Gif ist zurück. :-) Da aber die technischen Nerv-Möglichkeiten da sehr eingeschränkt sind, stört mich das nicht so sehr.

Antworten
AlexD

Wie sinnvoll ist es denn, welchen Nutzen hat es, jemandem auf Teufel komm raus Werbung auszuliefern, wenn er sich mit dem Adblock offensichtlich dagegen entschieden hat?

Antworten
218120 (abgemeldet)

Ich frage mich immer welcher Kunde für Impressions zahlt? Damit ist doch so gut wie nichts erreicht?

Alle Seiten focus.de, stern.de usw. habe ich nun zum ersten Mal besucht. Aber: Keine Werbung gesehen (Firefox, AdBlockPlus, Ghostery).

Solange Werbende nicht verstehen was Kunden wollen (keine Werbung, wenig Werbung usw.) wird es wohl ein Kampf auf Technologie-Ebene bleiben

Antworten
Dilbert

Die Meinung von AlexD teile ich uneingeschränkt: der Werbeeffekt auf bekennende Adblocker dürfte nicht nur Null sondern sogar kontraproduktiv sein.

Außerdem: Seiten, die mich die Werbung nicht wegblenden lassen werden eben gemieden. Es ist schon anmaßend der Autoren zu glauben, die einzige Quelle für spezielle Informationen zu sein. Dann lese ich halt woanders.
Und wenn mich Seiten zwingen, vor jedem Video die gleichen 30 Sekunden Werbung zu sehen, können sie mir gestohlen bleiben. Auf Dauer schafffen sich die Seiten selbst ab; siehe die Paywall-Versuche diverser Publikationen. Genau so wird es sich mit Zwangswerbung-vertreibenden Seiten verhalten.

Antworten
Tom

Kann ich auch nur zustimmen. Gerade auf dem Handy hab ich keinen richtig gut funktionierenden Adblocker. Hier ist ein 30 Sekunden Videospot vor dem eigentlichen Video einfach nur dreist. So Angebote werden auf dem Handy nicht mehr genutzt und somit wird selbst ein Spiegel Online weniger oft gelesen.

Antworten
AlexD

Sehe ich auch so. Aber meine Frage war eine „echte“, nicht nur rhetorisch. Da wird viel Geld und Zeit investiert, um den Adblock zu umgehen, und mich interessiert, warum. Mit welchem Ziel?

Antworten
Thorben

Grundsätzlich finde ich es in Ordnung wenn Webseitenbetreiber ihre Inhalte durch Werbung monetarisieren und dafür die Inhalte für den Nutzer kostenfrei anbieten. Wen das stört der benutzt halt AdBlockPlus und Ghostery und hofft dass die Technik hinterher kommt.

Antworten
Benny Lava

Wer sich weiterhin auf solchen Schmuddelseiten rumtreibt, ist selber schuld.

Wer Werbung trotz Adblocker sieht, weiß, wie sein Gegenüber über ihn denkt. Und will er dem zuhören oder von ihm Informationen annehmen? Bestimmt nicht.

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