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Analyse

Amazons explodierende Lieferkosten und die Folgen für Kunden, Händler und Lieferanten

Die Lieferkosten bei Amazon steigen und steigen – aber nicht unkontrolliert, sondern langfristig geplant. Jetzt werden erste Folgen für Kunden, Händler und Lieferanten sichtbar.  

Von Jochen G. Fuchs
3 Min.
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Amazons Logistikkosten steigen von Jahr zu Jahr. Im Bild: Eine Mitarbeiterin im Logistikzentrum Bochum. (Foto: Ina Fassbender/dpa)

Amazon ist der Inbegriff der Zuverlässigkeit. An diesem Image hat der Konzern jahrelang gearbeitet und es stellt noch heute einen der größten Aktivposten des Unternehmens dar. Doch die Lieferkosten, die eine direkte Folge dieser Zuverlässigkeit sind, explodieren jetzt. Das kommt nicht unerwartet, sondern folgt einem Plan. Dem US-Wirtschaftsmedium Bloomberg zufolge steuert Amazon jetzt gegen. Das wird Folgen für das Einkaufsverhalten der Kunden, für direkte Lieferanten und auch für Händler haben.

Amazon soll weitere Beschränkungen für Niedrigpreis-Artikel einführen

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Amazon liefert auch Artikel mit geringem Wert in einzelnen Sendungen aus, eine Praxis, die hohe Lieferkosten verursacht. Bloomberg rechnet vor, dass Amazon 2017 einen Anstieg von 43 Prozent bei den Lieferkosten verzeichnet. Deshalb hat Amazon schon seit längerer Zeit beispielsweise die sogenannten Plus-Produkte eingeführt. Das sind Produkte, die nur zusammen mit weiteren Artikeln bestellt werden können. Diese Regelung führt dazu, dass Kunden indirekt eingeschränkt werden und so weniger unprofitable Bestellungen bei Amazon eingehen.

Nach Information des US-Wirtschaftsmediums Bloomberg will Amazon diese Regelung in den USA jetzt ausweiten und den Großteil des Sortiments von Produkten unterhalb von sieben US-Dollar zu Plus-Produkten machen. Damit können diese Produkte nur noch zusammen mit einem größeren Warenkorb versandt werden und können somit von Amazon profitabel verkauft und versandt werden.

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Ein Plus-Produkt von Amazon. Dieser Schwamm kann nur zusammen mit Produkten im Wert von 20€ bestellt werden. Oder im Abo. (Screenshot: Amazon/t3n.de)

Diese Neuerung dürfte für viele Händler, die ihre Waren über das sogenannte FBA-Programm bei Amazon einlagern und vom US-Konzern versenden lassen, bereits bekannt sein. Denn Produkte, die dort unter sieben Euro Verkaufspreis angeboten werden, bekommen von Amazon schon heute schnell das Plus-Produkt-Label angehängt.

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Lieferanten sperriger und schwerer Produkte müssen mehr an Amazon zahlen

Die Lieferanten von Amazon sollen von den Maßnahmen ebenfalls betroffen sein. Wie Bloomberg berichtet, erhöht Amazon die Kosten, die der Konzern an Lieferanten für die Auslieferung weitergibt. Besonders betroffen sein sollen Lieferanten schwerer oder unhandlicher Produkte.

Gleichzeitig erhöht Amazon zum 26. April auch hier in Deutschland die Preise für seinen Fulfilmentdienst für Händler (FBA). Ein auffallendes Detail, das auch darauf hindeutet, das die Zeit der Quersubvention von unprofitablen Sendungen sich langsam dem Ende zuneigt: Bisher berechnete Amazon Händlern nichts für den Versand von Produkten mit einem Verkaufspreis von über 350 Euro. Diese Regelung entfällt ersatzlos.

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Verbesserten Wettbewerbsbedingungen für EU-Händler: Plus-Produkte bleiben ein Problem

Die Quersubventionierung von unprofitablen Sendungen durch Amazon führte in der Vergangenheit dazu, dass im Niedrigpreis-Segment meist sehr viele chinesische Händler, teilweise mit direktem Versand aus China, verkauft haben. Auch ein Versand von Niedrigpreis-Artikeln über das Amazon-eigene FBA-Programm war lange Zeit kalkulatorisch nahezu unmöglich – und ist bis heute oft unprofitabel.

Wenn Amazon Artikel in einer einzelnen Sendung verschickt, deren Wert unterhalb der Portokosten liegt, die aufgewendet werden müssen, um den Artikel zu versenden – dann behindert das den Wettbewerb. Dieser Faktor wird jetzt sinken und in Zukunft wird Amazon die Quersubvention solcher Sendungen immer weiter reduzieren.

Leider sind für viele Händler, die am FBA-Programm teilnehmen, die Plus-Produkte ein Ärgernis: Im Gegensatz zum Prime-Label führt das Plus-Produkte-Label oft eher zu Umsatzeinbußen. Die Konditionen für den Versand bleiben allerdings unverändert. Hier müsste Amazon nachbessern, um die Wettbewerbsbedingungen für Händler noch zu verbessern.

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Alles läuft nach Plan für Amazon

Die Tatsache, dass die Lieferkosten für Amazon immer weiter steigen, darf nicht zu dem Trugschluss führen, hier sei etwas außer Kontrolle geraten. Der US-Konzern hat seine Logistikstrukturen im ersten Schritt nur auf Effizienz aus Sicht des Kunden getrimmt: Jedes einzelne Produkt muss das Logistikzentrum so schnell wie möglich verlassen, lautet das Dogma. Keine Zeit, auf Sammelbestellungen zu warten. Kunden, die mit Absicht die Versandoption „Komplettversand: Meine bestellten Artikel in so wenige Einzellieferungen wie möglich zusammenfassen“ gewählt haben, können ein Lied davon singen: Die Artikel kommen meist trotzdem in Einzellieferungen.

Jetzt wird Amazon im nächsten Schritt die Effizienz seiner Logistikstrukturen mehr auf Kosteneffizienz trimmen. Die vielen verschiedenen Versandprogramme – von Prime bis zur Zwei-Stunden-Lieferung Prime Now – sowie die Angebotsvielfalt werden das Gefühl der Zuverlässigkeit und Warenverfügbarkeit aufrechterhalten, dass der Kunde bei Amazon hat. Die eingeschränkte Verfügbarkeit einzelner Niedrigpreis-Artikel wird daran nichts ändern.

Diese Vorgehensweise ist eine Amazon-Standard-Philosophie: ohne Rücksicht auf den Aufwand für den Kunden das bestmögliche Ergebnis erarbeiten. Erst wenn das Ziel erreicht ist, dass der Kunde Amazon in diesem Bereich für absolut unschlagbar hält, optimiert der US-Konzern langsam den Aufwand.

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