Anzeige
Anzeige
News
Artikel merken

Amazon Webstore im Test: Das kann der E-Commerce-Mietshop

Mit dem Amazon Webstore bietet der weltweit führende Online-Marktplatz seit Dezember 2012 einen Mietshop an, der sich durch eine große Funktionsvielfalt auszeichnet, aber auch einige Einschränkungen aufweist. Wir haben die E-Commerce-Lösung für euch ausführlich getestet.

Von Jochen G. Fuchs
6 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige

Anders als bei einem „Amazon-Shop“, den Händler direkt innerhalb der Amazon Website betreiben, handelt es sich beim „Amazon Webstore“ um ein eigenständiges Shopsystem, das lediglich auf den Servern von Amazon gehostet wird. Die Lösung führt alle verfügbaren E-Commerce-Dienstleistungen von Amazon an einer Stelle zusammen. Ein Online-Händler kann dabei auswählen, welche der Dienstleistungen er nutzen möchte und welche nicht. Die Grundausstattung besteht in jedem Fall aus dem gehosteten Onlineshop und dem Zahlungsabwicklungsservice Amazon Payments, die Nutzung anderer Zahlungsmethoden ist nicht möglich.

Amazon Webstore Einrichtung und Inbetriebnahme

Anzeige
Anzeige

Die Bestellung verläuft relativ zügig, nach Eingabe (Tipp: Datum im US-Format) der Firmendaten und der Bankverbindung ist der Account direkt verfügbar und die Einrichtung kann direkt in der sogenannten „Seller-Central“ beginnen. Die Seller-Central dient bereits Verkäufern im Amazon Marketplace als Schaltzentrale, das ist auch im Webstore so. Im Internet ist vereinzelt zu lesen, das bestehende Nutzer der Seller-Central Schwierigkeiten haben, den Bestellprozess durchzuführen, wir konnten als Neukunde keine Probleme feststellen. Bevor der neue Onlineshop für die Nutzung zur Verfügung steht, muss der Händler einen Identitätsnachweis erbringen. Zuerst durch einen automatischen Telefonanruf, dann durch Eingabe der Personalausweisdaten. Amazon holt zudem unter Umständen eine Kreditauskunft über den Händler ein. Im letzten Schritt muss der Händler sein Produktsortiment einstellen, da Amazon sich das Recht vorbehält, das Sortiment zu prüfen. Dabei sollte man die bei Amazon verbotenen Artikel genauso berücksichtigen wie die Tatsache, dass gebrauchte Artikel nicht zulässig sind.

Amazon Webstore: Begrüßungsbildschirm in der Seller-Central

Login: Amazon-Account oder eigenes Kundenkoto?

Sollen Kunden im Shop ihr vorhandenes Amazon-Kundenkonto nutzen dürfen oder sollen sie ein eigenes Kundenkonto zum Einkauf eröffnen? Dies ist die erste zentrale Entscheidung, die ein Händler bei der Einrichtung eines Webstores treffen muss. Ein „Zurück“ gibt es nicht, ein Wechsel zwischen den beiden Log-in-Methoden ist nicht möglich. Dazu müsste man einen komplett neuen Webstore eröffnen und den bisherigen Store wieder löschen.

Anzeige
Anzeige
  • Login über das Amazon Kundenkonto.
    Vorteil: Der Kunde nutzt bereits hinterlegte Zahlungsdaten und Versandadressen und kann die Amazon A-Z Garantie nutzen.
    Nachteil: Die Zahlungsabwicklung erfolgt über eine Seite mit Amazon Branding, es wird lediglich zusätzlich das Logo des Online-Händlers eingeblendet.
  • Login über ein neu erstelltes Kundenkonto
    Vorteil: Die Zahlungsabwicklung ist komplett im Design des Onlineshops gehalten.
    Nachteil: Alle Zahlungsdaten müssen neu eingegeben werden, treten während der Bestellung Probleme mit der Zahlung auf, kontaktiert nicht mehr Amazon den Kunden, sondern den Händler. Das bedeutet Mehraufwand.

So sieht der Kunden-Login mit integriertem Händer-Logo aus.

Gestaltung und Pflege des Onlineshops

Das Design des Shops ist flexibel anpassbar. Händler ohne Programmier- bzw. HTML-Kenntnisse können auf die hinterlegten Vorlagen zurückgreifen und mit Hilfe einer grafischen Benutzeroberfläche Änderungen vornehmen, Seiten hinzufügen oder löschen. Versiertere Benutzer können das Layout via HMTL und CSS direkt verändern oder gleich eine eigene Vorlage, einen Seiten-Master, anlegen. Zusätzlich bietet Amazon kleine Programmbausteine, Widgets genannt, die an jeder beliebigen Stelle eingefügt werden können. Dazu gehören zum Beispiel die Bestseller im Shop oder „kürzlich angesehene Produkte“. Von Amazon entwickelte neue Funktionen und Leistungsmerkmale können unter dem Punkt „Webstore-Upgrades“ durch einen Klick hinzugefügt werden. Im Moment wird dort vor allem das Feature „Kundenrezensionen“ angeboten.

Anzeige
Anzeige

Nach der Gestaltung des Webstores lassen sich beliebige Produktkategorien, Unterkategorien und neue Artikel zum Verkauf über Eingabemasken im Administrationsbereich eingeben. Bildmaterial wird dabei auf die Amazon-Server hochgeladen und dort ebenfalls gehostet. Sonderangebote können zum Beispiel über die oben erwähnten Widgets integriert werden.

Ein Editor unterstützt Händler bei der Gestaltung ihres Amazon Webstore.

Zahlungsabwicklung im Amazon Webstore

Alle Zahlungen werden über Amazon Payments abgewickelt, zusätzliche Zahlungsmethoden können nicht hinzugefügt werden. Damit entfallen nicht nur beliebte Bezahldienste wie Paypal, Sofortüberweisung oder Click & Buy, sondern auch ein Kauf auf Rechnung wird unmöglich. Amazon Payments bietet Käufern lediglich die Möglichkeit, per Kreditkarte oder via Lastschrifteinzug zu bezahlen.

Anzeige
Anzeige

Laut Amazon verringert die Nutzung von Amazon Payments erheblich die Betrugsrate und bietet dem Händler somit zusätzliche Sicherheit. Rückbelastungen wegen eines Widerspruchs im Rahmen der Amazon A-Z Garantie gehen grundsätzlich zulasten des Händlers. Das Forderungsausfallrisiko trägt in jedem Fall der Händler, falls Amazon ausnahmsweise einzelne Ausfälle übernimmt, wird die Forderung automatisch an Amazon abgetreten. Das Zahlungskonto des Kunden wird erst belastet, sobald der Händler die Bestellung in den Status „versandt“ umgewandelt hat. Einen positiven Kontostand vorausgesetzt, überweist Amazon die Einnahmen dann im 14-Tages-Rhythmus an den Online-Händler.

Amazon Webstore: Abrechnungsansicht in Seller Central

Bestell- und Kundendaten

Händler können alle Bestellungen direkt in der Seller-Central verwalten. Der Kontakt zum Kunden per E-Mail ist grundsätzlich nur über Amazon möglich, die E-Mail-Adresse des Kunden wird dem Händler nur anonymisiert zur Verfügung gestellt. Amazon kann so die Kommunikation zwischen Kunde und Verkäufer dokumentieren und einsehen. Bestellungen müssen innerhalb von 30 Tagen als „versandt“ markiert werden, sonst wird der Einkauf storniert.

Bestellungen, die Händler über andere Verkaufskanäle erreichen, kann er oder sein Kundenservice über eine webbasierte Anwendung namens AOA (Assisted Ordering Application) aufgeben. Um Fragen und Probleme im Zusammenhang mit Bestellungen zu bearbeiten, steht dem Händler das Modul CSW (Customer Service for Webstore) zur Verfügung. Dort sind alle bisherigen Transaktionen des betroffenen Kunden aufgelistet.

Anzeige
Anzeige

Seller Central: Ansicht einer einzelnen Bestellung.

Versand durch Amazon und Verkauf auf den Amazon Marktplätzen

Seine größte Stärke spielt Amazon Webstore im Zusammenspiel mit den anderen erhältlichen Dienstleistungen von Amazon aus. So können Händler ausgewählte oder auch alle im Webstore angebotenen Produkte bei Amazon lagern und direkt durch Amazon versenden lassen. Zusätzlich lassen sich alle im Webstore verfügbaren Produkte bei Amazon.de und allen weiteren europäischen Marktplätzen von Amazon zum Verkauf anbieten. Kunden, die sich bei Amazon für einen kostenlosen Versand qualifizieren (Prime-Account, bei Büchern oder ab 20 € Bestellwert), können sich bei Amazon eingelagerte Produkte aus dem Webstore des Händlers ebenfalls kostenlos zusenden lassen. So kann ein verkaufsfördernder Effekt entstehen.

Webstore-Händler, die es vorziehen ihre Produkte selbst zu versenden, unterstützt Amazon durch die Integration eines DHL-Frankierungsdienstes.

Daten Import/Export und Austausch mit anderen Systemen

Amazon verspricht, dass sich nahezu jedes externe System anbinden lässt. Das Unternehmen weist jedoch darauf hin, dass es ratsam ist, für die Realisierung einen zertifizierten Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Wer darauf verzichten möchte, kann erfahrungsgemäß auch einfach darauf warten, dass einer der vielen Abwicklungsdienste Amazon Webstore bei sich integriert. Der Anbieter von Cloud-basierten E-Commerce-Lösungen Channeladvisor bietet beispielsweise bereits eine Anbindung an den Webstore an.

Anzeige
Anzeige

Exportmöglichkeiten im Amazon Webstore:

  • Manueller Im-/Export von Bestellungen und Artikeldaten als CSV- und XML-Dateien
  • API – Schnittstelle für automatisierten Zugriff

Kosten für Amazon E-Commerce-Dienste

Zum Start stellt Amazon Services Europe die komplette Lösung drei Monate kostenlos zur Verfügung. Entscheidet sich der Händler dafür, Amazon auch den Versand durchführen zu lassen und verkauft er seine Produkte zusätzlich zum Webshop auch bei amazon.de, lässt sich der Webstore sogar sechs Monate lang kostenlos nutzen. Danach fallen nachfolgende Kosten an:

Fazit

Im Vergleich zu einer klassischen Hostinglösung ist Amazons Webstore sehr komplex und „leidet“ an Einschränkungen, aufgrund derer das System als Basis für einen Händler mit vielen Vertriebskanälen nur bedingt geeignet ist. Für diesen Fall ist die Kombination aus einem Onlineshop und einem Abwicklungssystem wie Afterbuy, Channeladvisor oder einem eigenen ERP- bzw. Warenwirtschaftssystem vermutlich besser geeignet.

Anzeige
Anzeige

Sicherlich nicht uninteressant für größere Händler ist die Skalierbarkeit des Systems. Amazon verspricht, das Lastspitzen durch das eigene System abgefangen werden. Ein frei skalierbares Onlineshopsystem mit einer integrierten Lastverteilung dürfte zu diesem Preis bei keinem Hoster verfügbar sein.

Der größten Vorteile von Amazon Webstore sind die Synergie-Effekte, die aus der Verbindung mit Amazon und seinen vielen Marktplätzen entstehen. Gerade für Einsteiger in den E-Commerce liegt die Hürde bei Amazon sehr niedrig, da Händler viele benötigte Bausteine (Versandabwicklung, Payment) direkt nutzen kann. Möchte man diesen Vorteil nicht ausspielen, sondern einfach nur einen alleinstehenden Onlineshop betreiben, sollte man sich die Frage stellen, ob nicht ein anderer Hostinganbieter besser geeignet ist.

Amazon Webstore: Begrüßungsbildschirm in der Seller-Central

1 von 32

[ Update 12.02.: E-Mail Adressen der Kunden sollen doch nicht anonymisiert werden. Entgegen der Beschreibung in der Seller-Central-Hilfe und der telefonischen Auskunft des Amazon-Verkäufer-Service gegenüber t3n, soll die E-Mail Adresse des Kunden doch an den Händler übermittelt werden. Die Amazon.de GmbH legt Wert auf die Feststellung: „Ein Händler erhält für jeden Kunden, der bei ihm einkauft die komplette Emailadresse.“ ]

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
2 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige