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Facebook-Analyse: 7 der 10 erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel sind frei erfunden

Als Bundeskanzlerin in Zeiten des Internets hat man es nicht leicht. 7 der 10 erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel auf Facebook sind frei erfunden. Doch nicht alle sind Fake-News.

4 Min. Lesezeit
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Fake News über Angela Merkel verbreiten sich schnell auf Facebook. (Grafik: dpa / Shutterstock-Kolonko / t3n.de)

Mit Scheiße fängt man Fliegen, heißt es im Volksmund. Dass das auch und gerade in Zeiten von Social Media stimmt, erkennen Interessierte an skurrilen Fake-News und was für Reichweiten sie auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken generieren. Während des US-Präsidentschaftswahlkampfes sind dutzende denunzierende Beiträge zur Spitzenkandidatin Hillary Clinton entstanden. Blogposts vermeintlicher Pseudo-Nachrichtenportale mit Titeln wie „Clinton schwer krank!“ oder „Clinton hat illegale Waffen für 137 Millionen Dollar gekauft!“ wurden im großen Stil gefälscht und wanderten millionenfach durch das Netz. Diese Meldungen waren jedoch nur Gerüchte, die vorgaben, Journalismus zu sein.

Fake-News, Satire, Meinung: Angela Merkel polarisiert im Social Web

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Auch hierzulande ist das Phänomen nicht neu. Falsche Behauptungen über Politiker und Parteien kursieren ebenso in deutschen Newsfeeds. Die Hintergründe sind unterschiedlich: Einige haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt und wollen Leser auf ihre Webseiten ziehen, andere versuchen politische Gegner in ein schlechtes Licht zu rücken. Wie leicht Menschen auf derartige Beiträge aufspringen, zeigt eine Analyse von Karsten Schmehl. Der Buzzfeed-Autor hat sich die meistgeteilten Artikel zu Angela Merkel genauer angesehen und kam zu dem Ergebnis, dass sieben von zehn Beiträgen nicht der Wahrheit entsprechen. Zwei weitere Beiträge sind subjektive Meinungen. Nur einer hat echten Nachrichtengehalt.

Buzzfeed-Autor Karsten Schmehl. (Foto: Twitter)

Die drei Spitzenreiter in dem Ranking arbeiten sich an dem Flüchtlingsthema ab. Dass hunderttausende vertriebene Menschen während 2015 und 2016 in Deutschland einen Asylantrag stellten, spaltet noch immer die Geister vieler Bundesbürger. Autoren haben somit leichtes Spiel: Der Beitrag „Angela Merkel: Deutsche müssen Gewalt der Ausländer akzeptieren“ führt das Ranking an und konnte bis dato rund 273.000 Facebook-Interaktionen sammeln. Der Beitrag „Merkel möchte allen Flüchtlingen schnellstmöglich Wahlrecht geben“ mit 148.000 Facebook-Interaktionen, liegt auf Platz zwei. Die erste Meldung ist als Fake entlarvt. Die zweite Quelle tritt jedoch als Satire-Seite auf, wie findige Nutzer im Logo der Webseite erkennen können.

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Auf Platz drei befindet sich ein Interview mit einem Psychoanalytiker, der der Bundeskanzlerin narzisstische Züge zuspricht. Auch dieser Artikel hat eine vergleichsweise hohe Reichweite im sozialen Netz erzielt. Der Beitrag „Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz: ‚Angela Merkel handelt vollkommen irrational’“ erzielte knapp 100.000 Facebook-Interaktionen und ist deutlich als Meinung erkennbar. Dazu lässt sich sagen, dass Leser dem Fachmann zwar nicht zustimmen müssen, der Artikel journalistisch betrachtet jedoch nicht kritisch zu sehen ist. Auch subjektive Meinungen in Form eines Kommentars oder einer Kolumne sind zulässig, solange sie nicht vorgeben, eine echte Nachricht zu sein.

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Fake-News erkennen und verstehen: Nicht alles, was die eigene Meinung unterstreicht, stimmt auch

Dass vielen Menschen die nötige Medienkompetenz fehlt, um Falschmeldungen, Satire-Beiträge oder Meinungen sofort zu erkennen und voneinander zu unterscheiden, steht außer Frage. Nicht alles, was die eigene Meinung unterstreicht, stimmt auch. Genauso sind viele Beiträge, die Leute als Fake-News bezeichnen, oftmals gar keine. Da gilt es zu differenzieren. Buzzfeed-Autor Karsten Schmehl meint, dass Leser generell vorsichtig bei emotionsgeladenen Beiträgen von Webseiten sein sollten, von denen sie noch nie etwas gehört haben. „Bei unbekannten Quellen gilt es skeptischer zu sein als bei großen, traditionellen Medienmarken, die die Menschen kennen“, erklärt der Journalist.

Notwendig sei, dass Leser nicht nur die Überschrift eines Artikels überfliegen, bevor sie ihn teilen, sondern auch den Text lesen. „Es ist wichtig, sich immer zu fragen, ob das in sich schlüssig klingt“, mahnt Schmehl. Die US-amerikanischen Kollegen bei Buzzfeed haben kürzlich herausgefunden, dass Fake-News-Seiten zum Ende des Präsidentschaftswahlkampfes insgesamt erfolgreicher waren als echte Nachrichtenseiten. In Deutschland lässt sich dieser Trend noch nicht beobachten, dennoch tauchen immer wieder sehr erfolgreiche Falschmeldungen auf, die teilweise echte Nachrichten überholen. Die rechtspopulistische bis rechtsradikale Webseite Halle-Leaks.de setzt häufig neue Maßstäbe.

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Dass Artikel wie die aus dem Top-3-Ranking so bereitwillig geteilt werden, liegt auch und vor allem daran, dass sie etwas über die Persönlichkeit des Teilenden ausdrücken sollen – in den gezeigten Fällen beispielsweise ihre Kritik an Angela Merkels Flüchtlingspolitik. „In unserer Analyse sehen wir, dass sich die erfolgreichsten Artikel um die Flüchtlingsdebatte 2015 und 2016 drehen. Nicht wenige Menschen wollten offenbar auf Facebook ihre Meinungen und Standpunkte zur Angela Merkels Asylpolitik zum Ausdruck bringen “, erklärt Schmehl. Während die meisten klassischen Medien und seriösen Journalisten ausgewogen oder nüchtern berichten, überdrehen die erfolgreichsten Fake-News jedoch Überschriften und Vorschaubilder völlig.

Viele der Beispiele in der Analyse zeigen, dass nicht jeder Beitrag, der die eigene Meinung unterstreicht, auch stimmen muss. Wer seiner Position in sozialen Medien legitim Ausdruck verleihen will, sollte das mit argumentativen Beiträgen tun, die auf ein rein faktisches Fundament aufbauen. Das gilt natürlich für alle Lager. Fake-News sind kein reines Problem rechtspopulistischer Seiten, auch tendenziell linke Hardliner veröffentlichen sie, die wiederum bei anderen Menschen auf fruchtbaren Boden stoßen. Lisa Hegemann warnte erst kürzlich in einem t3n-Kommentar mit dem Titel „Trump-Wähler scheren sich nicht um die Wahrheit? Du doch auch nicht!“ vor einer postfaktischen Welt, die wir uns im Netz erschaffen.

Ein Klick auf die Grafik, zeigt euch das gesamte Buzzfeed-Ranking. Die ausführliche Analyse der zehn Artikel von Karsten Schmehl findet ihr hier: 7 der 10 erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel auf Facebook sind Fake News.

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7 der 10 erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel auf Facebook sind Fake News. (Grafik: Buzzfeed)

 

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sunlite

Hallo T3N-Team,

der Artikel ist ja alles in Allem ein netter Beitrag. Aber entweder Euch fehlt in der Darstellung der angeblichen Fake-News ein Zusammenhang oder dieser Artikel ist ein Fake-Artikel :D hahahaha. Also. Das erste Beispiel: Der Beitrag „Angela Merkel: Deutsche müssen Gewalt der Ausländer akzeptieren“. Ihr habt geschrieben, dass diese Meldung als Fake entlarvt worden sei. Tatsächlich sagte Angela Merkel 2011 während eines Interviews: „… aber wir müssen akzeptieren, dass die Zahl der Straftaten bei jugendlichen Migranten besonders hoch ist …“ (Video ab 1.45 Minuten: https://www.youtube.com/watch?v=CVnTpEaGNU0). Nach ihrer Äußerung haben sich die deutschen Medien darauf gestürtzt: „http://www.n-tv.de/politik/Kriminologe-kritisiert-Merkel-article3620266.html“, „https://www.welt.de/politik/deutschland/article13437128/Merkel-beklagt-hohe-Zahl-von-Migranten-Straftaten.html“.
Salopp zusammengefasst bedeutet dieser Satz nichts anderes, als „Deutsche müssen Gewalt durch Ausländer akzeptieren“. Meine Frage nun: Wo ist da ein Fake? Es wurde durch die Kanzlerin 2011 gesagt. Das ist unbestreitbar. Entweder habt ihr vergessen, den Zusammenhang zur Flüchtlingskrise herzustellen, oder dieser Artikel ist ein Fake-Artikel. Gesagt hat sie es auf jeden Fall. Wenn ihr schreibt, dass die erste News als Fake enttarnt worden sei, dann müsst ihr auch die Quelle des „Enttarners“ angeben ;) Sonst ist es genauso viel wert wie Aussagen, die von einer „uns bekannten Quelle“ etc… berichten. Oder hat T3N diese vermeintliche Fake-News enttarnt? Wenn ja, müsst Ihr schreiben, wie Ihr es gemacht habt. Aber so macht die „Entlarvung“ nicht viel her und ist aus meiner Sicht nichtig ;)
Zur zweiten News … Satire … Braucht man nix sagen. Die dritte Info in dem Artikel über einen Psychologen teile ich in ihrer Erklärung nicht. Kommentare und Meinungen sind natürlich immer zulässig, solange sie nicht als Nachricht getarnt sind. Da muss ich dann das Beispiel ARD Nachrichten erwähnen, die seit geraumer Zeit in ihren Nachrichten einen als Kommentar markierten Kommentar veröffentlichen. Da die meisten Zuschauer den Kommentar in einer Nachrichtensendung aber nicht als solchen wahrnehmen, sondern als einen Teil der Nachrichten, halte ich die einfache Äußerung, Kommentare nicht als Nachrichten zu verkleiden, für zu einfach. Da muss man nämlich ein wenig in die psychologische Trickkiste greifen, um zu verstehen, wie Menschen allgemein ticken. Nur weil ein Kommentar als solcher markiert ist, bedeutet das noch lange nicht, dass Menschen diesen Kommentar auch als solchen verstehen.
Ich stimme T3N jedoch insofern zu, als dass man Nachrichten schon sehr behutsam und äußerst rational und unvoreingenommen ansehen sollte. Interessiert man sich tatsächlich für wirtschaftliche oder politische Geschehen, empfiehlt es sich dringend, bei der Recherche auf verschiedene Medien zurückzugreifen – wenn möglich auch auf ausländische Medien, um einen Vergleich der Nachrichten zu haben.

Antworten
Andreas Weck

Lieber Sunlite, danke für deinen Kommentar.

Zu 1: Warum der Fake ein Fake ist, erklärt der Urheber der Analyse Karsten Schmehl in seinem Text selbst. „In dem so erfolgreichen Artikel auf Gloria.tv ist ein nur 7-sekündiger Videoclip zu sehen, in dem Angela Merkel nur einen Satz sagt. Merkel: „… aber wir müssen akzeptieren, dass die Zahl der Straftaten bei jugendlichen Immigranten besonders hoch ist …“
Der Urheber des Videos hat durch das Kürzen die eigentliche Aussage von Angela Merkel so entstellt, dass sie plötzlich das Gegenteil aussagt, als im Original-Video. Merkel fordert nicht, die Gewalt von Ausländern zu akzeptieren, sondern fordert in Wahrheit eine bessere Integration von ausländischen Gewalttätern.“

Zu 2: Finden wir auch.

Zu 3: Eine Nachricht gehört zu den informierenden Darstellungsformen im Journalismus. Ein Kommentar gehört zu den kommentierenden Darstellungsformen. Das lernt im Grunde jeder Journalist direkt als erstes. Es ist uns bewusst und sehr schade, dass viele Rezipienten das nicht verstehen, aber das heißt ja nicht, dass die Darstellungsformen deswegen aufgehoben gehören. Lesern aber das zu verdeutlichen und sie dahingehend zu bilden, halten wir für wichtig. Dass du diese Position nicht teilst, tut uns leid.

(An der Stelle nochmal der Link zu den Erklärungen der journalistischen Darstellungsformen: http://www.br.de/telekolleg/faecher/deutsch/medienkompetenz/05-darstellungsformen102.html)

Ansonsten, herzliche Grüße!

Antworten
Herr Dreher

„Während die meisten klassischen Medien und seriösen Journalisten ausgewogen oder nüchtern berichten“…wo bitte berichten die angeblich klassischen Medien denn objektiv?

Lügen der seriösen Journalisten:

– Als Flüchtlinge kommen hauptsächlich Familien
– Alles hochqualifizierte Fachkräfte
– Alles syrische Kriegsflüchtlinge
– Über Kölner Ausschreitungen wurde anfangs bewußt nicht berichtet
– Angeblich traumatisierte Menschen, wo mit Messern und Macheten Menschen abschlachten

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