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Warum der Begriff der „Digitalen Transformation“ falsch ist [Kolumne]

„Digital Transformation“ ist in den letzten zwei Jahren zum Schlagwort schlechthin geworden. Agenturen, Berater und andere Dienstleister verkünden vollmundig, dass sie „die letzten zehn Jahre“ nichts anderes gemacht haben. Nach und nach haben sie alle ihr Wording auf Websites und sonstigen Kanälen geändert. Heute transformiert jeder irgendwas. Die Transformation-Kolumne von Alain Veuve.

Von Alain Veuve
4 Min. Lesezeit
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„Digitale Transformation“ hat als Begriff ausgedient? (Foto: © gustavofrazao - Fotolia.com)


Das ist erstmal gut so, weil es endlich den Fokus weg vom Insellösungsdenken hin zu einer eher grundsätzlichen, strategisch geprägten Vorgehensweise legt. Auf der anderen Seite ist der Begriff „Digitale Transformation” auf nicht ungefährliche Weise irreführend. Dies in beiden Dimensionen „Digital“ und „Transformation“. Lass mich erklären warum.

Nicht nur „Transformation“

Bei vielen Entscheidungsträgern ist inzwischen angekommen, dass die Wandlung der Gesellschaft hin zum Digitalen starke Auswirkungen auf die Wirtschaft hat und dass daher Handlungsbedarf besteht.

Transformation impliziert einen Prozess der einen Anfang und ein Ende hat.

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In Gesprächen mit Entscheidungsträgern stelle ich immer wieder fest, dass das eben auch so wahrgenommen wird. Sprich: Man überbrückt einen Rückstand, transformiert sein Unternehmen, macht sich fit für die Digitale Transformation und geht davon aus, dass danach erst einmal gut ist.

Die Wirklichkeit ist jedoch eine ganz andere: der technologische Fortschritt beschleunigt sich exponentiell und es kommen in immer kürzeren Zeitabständen neue Technologien auf den Markt. Natürlich werden bei weitem nicht alle Technologien von der Gesellschaft sofort und bedingungslos angenommen. Sobald aber eine Technologie dafür eingesetzt wird, das Leben der Menschen zu vereinfachen und/oder von Leid zu befreien, wird sie übernommen. Der Mensch ist unglaublich schnell darin. Dass die Menschheit mit dem technologischen Fortschritt nicht mithalten könnten, er das nicht begreifen könne ist ein kurzsichtiges Märchen. Eine solche Geisteshaltung mag auf einzelne Generationen für eine gewisse Zeit zutreffen. Die Geschichte von Mensch und Technologie hat aber gezeigt, dass der Mensch unglaublich schnell und flexibel ist, wenn es darum geht, neue Dinge (auch radikale) anzunehmen. Diese Dinge müssen ihm nur ganz konkret etwas nutzen.

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transformation

Die „Digitale Transformation“ ist in aller Munde. (Foto: © gustavofrazao – Fotolia.com)

Das glaubst du nicht? Machen wir ein Gedankenexperiment: Stell dir vor, dass du komplett gegen Stammzellenforschung bist. Du lehnst alles, was damit zu tun hat, ab. Dein Kind ist nun aber leider tödlich erkrankt und die einzige Hoffnung wäre eine Therapie welche auf Stammzellenforschung basiert. Wie würdest du entscheiden? Ich weiss du würdest sich für die Therapie entscheiden. Gerade eben weil wir human sind. Wir geraten hier in ein philosophisches und ethisches Spannungsfeld von dem ich denke jeder muss für sich Antworten finden.

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Entscheider in Unternehmen tun also gut daran zu verstehen, dass das was sie jetzt als Digitale Transformation kennengelernt haben in Tat und Wahrheit erst der Anfang einer Ära ist, in der die Wirtschaft grundlegend umgebaut wird und deren Akteure nach ganz anderen Gesetzmässigkeiten zu agieren haben.

Das sind grundlegende Umwälzungen, welche die Art wie wir Leben, wie wir unseren Lebensunterhalt bestreiten, wie wir als Gemeinschaft agieren tiefgreifend beeinflussen werden. Dabei wird es gesellschaftliche und wirtschaftliche Verlierer geben. Das kann tragisch für den einzelnen sein, war aber schon immer so. Und es wird für die meisten Menschen doch ein besseres Leben bedeuten. Das war auch schon immer so, wenn wir die technologische Entwicklung ansehen. Wandel ist am Anfang immer schmerzhaft, weil er heisst sich von Vorstellungen, Investitionen, Erwartungen zu verabschieden und sich auf Neues einzulassen. Diese Fähigkeit wird von Unternehmensleitern in Zukunft stark gefordert werden. Jene die das meistern werden die Gewinner dieser Veränderung sein.

Nicht nur „Digital“

Digital impliziert, dass die Veränderungen in der Gesellschaft und damit in der Wirtschaft nur von Informationstechnologien getrieben sind.

Vorallem durch das Aufkommen von Smartphones und Mobilnetzen ist diese IT-Entwicklung für alle offensichtlich. Die Fortschritte in anderen technologischen Bereichen sind aber genau so durchschlagend und weil vermehrt Technologiekombinationen in Produkten zum Einsatz kommen auch viel umfassender. Die Fortschritte die in den vergangenen 5 Jahren in der Medizin gemacht worden sind, sind nicht minder bedeutend. Sie sind aber nicht so omnipräsent im alltäglichen Leben. Zum Glück muss man sagen – wer befasst sich schon gerne freiwillig mit Krankheit.

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Unternehmer die nur auf die Digitalisierung setzen, werden daher mit anderen Technologien die in ihre Branche kommen wiederum Erweckungserlebnisse haben. Sie werden wieder überrascht werden wie bereits vor fünf Jahren mit der Digitalen Transformation.

Buzzwords sind lächerlich, haben aber einen Zweck

Natürlich sind Buzzwords lächerlich und die IT- und Web-Industrie ist geradezu meisterlich darin, immer wieder neue Begriffe zu propagieren. Trotzdem sind sie wichtig: In einem schnell wandelnden Umfeld sorgen sie dafür, dass die Marktteilnehmer sich mit Themen auseinandersetzen. Zuerst vielleicht nur oberflächlich, mit der Zeit aber tiefergreifend. So ist es auch mit dem Buzzword „Digital Transformation“. So langsam glaube ich, es ist überall in den Köpfen angekommen, dass es technologische Herausforderungen gibt, die angegangen werden müssen. Damit hat das Buzzword „Digital Transformation“ seinen Dienst getan. Es kann guten Gewissens ausgemuster werden – wie du oben lesen kannst bin ich der Meinung es muss eben auch ausgemustert werden, weil es irreführend ist.

Digitale Transformation: Ein neues Buzzword muss her

Und trotzdem müssen Entscheidungsträger sensibilisiert werden, dass

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  1. Die technologischen Verbesserungen in einem bislang nie gesehen Tempo weitergehen
  2. dass das was als Digitale Transformation in Unternehmen Einzug gehalten hat nur der Anfang ist,
  3. dass daraus ein konstanter, intensiver Change-Prozess in jedem Unternehmen etabliert werden muss
  4. und dass es die Aufgabe der Unternehmensleitung ist diesen Change-Prozess zu kuratieren und zu fördern

Wie könnte man das in ein oder zwei Worte fassen? So, dass es alle die Kongressgänger grad verstehen? „Industrie 4.0“, „Enterprise 4.0“ und „Technological Revolution“ sind es nicht.

Ein Begriff der die Herausforderung viel besser umschreiben würde ist meiner Meinung nach „Perpetual Disruption“. Er macht auf der einen Seite klar, dass sich der Veränderungsprozess immerwährend fortsetzt und dass auf er auf der anderen Seite eine umbrechende, tiefgreifende, Dimension hat. Denn genau darum geht es bei den zukünftigen unternehmerischen Herausforderungen.

Ursprünglich publiziert von Alain Veuve .

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15 Kommentare
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Buzzy

Jeder schnippelt sich das Dingen so zusammen, wie er es haben möchte. Für Jedermann und Jederfrau haben diese Begrifflichkeiten eine andere Bedeutung, weil kein einheitliches Bild darüber existiert. Ich lese hier z.B. nichts von Kultur, Paradigmenwechsel, usw.!

Selbst zu dem Begriff „Digital Transformation“ existiert keine einheitliche Definition unter den sogenannten Digitalexperten.

Ich zitiere aus dem Beitrag: „Digital impliziert, dass die Veränderungen in der Gesellschaft und damit in der Wirtschaft nur von Informationstechnologien getrieben sind.“

Digital ist eben „mehr“ als ein Wort. Ohne digitale Technologie könnte ich z.B. meinen Senf nicht zu diesem Beitrag abgeben. Könnte ich schon. Aber längst nicht so!

Antworten
Cornelia Weiß

„Sobald aber eine Technologie dafür eingesetzt wird, das Leben der Menschen zu vereinfachen und/oder von Leid zu befreien, wird sie übernommen. Der Mensch ist unglaublich schnell darin.“

Richtig, aber Organisationen sind es nicht. Dort wird der Status Quo so lange es geht erhalten und es kostet Jahre, hier spürbare Entwicklungen hervorzubringen. Nur weil beispielsweise ein Tool das Leben leichter macht, heißt das noch lange nicht, dass die Mitarbeiter zugunsten tatsächlich ihre seit Jahren liebgewonnenen Abläufe und Prozesse dafür ändern. Menschen sind nun mal nicht der homo oeconomicus.

Meiner Meinung nach ist der Begriff nicht perfekt, aber ausreichend. Wenn ein Unternehmen einmal digital ist, also die Transformation hinter sich hat, sind im Bestfall Prozesse so organisiert und Systeme so verknüpft, dass sie agil bleiben und sich so auf weitere Wandlungsprozesse schneller eingestellt werden kann als in der früheren, statischen Herangehensweise.

Antworten
Dirk Reulecke

Schöner Artikel – vielen Dank für die darin enthaltenen Denkanstöße und Perspektiven. Was die „neue“ Begrifflichkeit angeht, erfasst „Disruption“ eventuell nicht den gesamten Umfang, da sich Veränderungen in vielen Fällen auch durch Innovation bei bestehenden Dingen und Prozessen ergeben – Disruption verbinde ich eher mit der Einbringung von etwas Neuartigem, welches das Bestehende verdrängt.

Letztendlich ist „digitale Transformation“ auch nur ein Modewort für das darwinistische Prinzip, das nur anpassungsfähige Strukturen in einer sich verändernden Welt langfristig überleben werden.

Allerdings haben sich mit der rasanten technologischen Entwicklung die Zyklen drastisch beschleunigt und die „digitale Transformation“ hat dafür seit langem endlich wieder die erforderliche Aufmerksamkeit geschaffen. Insofern ist mir der Begriff eigentlich fast egal, wenn er denn nur den entsprechenden Effekt erzeugt – den Blickwinkel der Entscheider verändern und „althergebrachte“ Strukturen (vor allem in IT und Organisation) aufbrechen.

Antworten
Gerald Hensel

Ich verstehe den Punkt dieses Artikels, die Diskussion ist aber leider völlig akademisch. Schon ebenfalls untaugliche Begriffe wie Social Media haben bewiesen, dass es sich einfach nicht lohnt bei einem einmal gesetzten Begriff grundsätzliche Definitionsklärung zu verlangen: es passiert einfach nicht. Und es ist auch nicht wichtig.

Antworten
Alain Veuve

Ich geb Dir schon recht, auf den ersten Blick ist diese Diskussion eher akademisch. Der Begriff hat aber schon Auswirkungen auf die Entscheidungen in Unternehmen. Was zum Beispiel mit dem Thema „Social Media“ geschehen ist viel zu oft, dass eine Geschäftsleitung beschlossen hat, Social Media müssen wir jetzt auch haben, eine Facebook Page eröffneten und den Azubi darauf ansetzte die PR Mitteilungen bei FB auch zu posten. Fragt man diese Leute nach Social Media ist die Antwort: „Ja, Social Media machen wir“. Wir alle hier wissen, dass es das nicht ist und dass es auch nix bringt so.

Wenn das nun mit einer Facebook Page geschieht ist das weiter noch nicht unternehmenskritisch. Wird aber die Digitale Transformation als ein in sich abschliessender und einmaliger Prozess wahrgenommen, werden die Unternehmer Überraschungen erleben, die alles dagewesene in den Schatten stellen werden.

Der technologische Fortschritt schreitet in immer schnelleren Schritten voran und schafft ein wirtschaftliches Umfeld in dem nur noch ganz wenige der althergebrachten betriebswirtschaftlichen und marketingtechnischen Rezepte greifen werden. Für denjenigen Unternehmer der das nicht versteht wird das in der Regel eine Art „Todesurteil“ sein, für jene die das verstehen wird es jedoch die grösste Chance ihres beruflichen Weges sein.

Antworten
Evolution ist ständig

„4k“ bei UHD-1 ist auch falsch weils nur 3.840 Pixel sind also großzügig 3.9k.
Bei UHD-2 sind 8K also 7.680 also 7.7k.
Buzzwords sind normal. „Agenda 2010“ „Neuer Markt“…

Dampfmaschinen ersetzten Tiere und Windkraft/Wasserkraft
Erdgas-Versorgung 18xx . Auch abends lesen können ist in Afrika beliebt dank Solarzellen+Autobatterie.
Strom Anfang 1900.
Radio
Fernsehen
Telefon statt Brief, Telefax statt Brief, Überweisung statt Schecks, QR-Codes in Schecks die man mit der App fotografieren/Scannen und einlösen kann
Routenplaner erst im Auto jetzt im Handy
Autos werden nicht mehr nur manuell überprüft sondern elektronisch ausgelesen beim TÜV. Das Versicherungen usw. geklaute und untaugliche Teile erkennen ist die Evolution.

Der Tipping Point ist halt aktuell das die ganzen Geräte digital werden UND man den PC+Bildschirm+(Bildschirm)Tastatur in der Hosentasche dabei hat.
Früher gabs Wintel (closed) und EDI (semi-closed). Heute gibts Bluetooth, WiFi, JSON usw. und viele verschiedene Betriebs-Systeme usw. die interagieren wollen weil es sonst die Konkurrenz macht.
http://www.golem.de/news/meld-motorknopf-soll-den-herd-intelligent-machen-1504-113454.html
Der neue Markt und Deutsche Informatiker haben das nicht geschafft.
Blitze, Ströme usw. fliessen wie das elektrische Feld vorgibt. Metall sind Kurzschlüsse wo das Feld lieber langläuft. Wasser fliesst nach ähnlichen Regeln. Die vorhandenen Techniken werden schrittweise weiterentwickelt. Die Videobrillen basieren teilweise auch auf Handy-Displays.
Es entsteht fast nie was aus der hohlen Luft. Auch Apple ist nur Evolutionär und die Ipads Nachfolger der Windows-Tabletts für 2500 Euro und iphone halt ein neuer Newton/PalmPilot mit PhoneFunktion.

Gegenbeispiel: Handy-CPUs werden jedes Halbe Jahr überarbeitet. Die CPUs für NAS-Geräte basieren oft auch auf ARM, haben jetzt langsam erst aber USB-3 und SATA. Siehe Raspberry u.ä. Geräte. Oder Thunderbolt und Firewire sind die Rolle von SCSI was immer besser als IDE/pATA war aber halt im teuren Profi-Bereich genutzt wurde während die bezahlbare Masse den Mainstream (pATA) nutzte.
Denn die Masse bringt den günstigen Fortschritt. Die iWatch-Clones aus China sind jetzt womöglich schon feature-reicher als das Original. Dasselbe Problem hatten die Mode-Zaren auch. Die Chinesen kopierten die Designs und nähten sie einen halben Tag nach dem Laufsteg-Auftritt.

Dadurch das nicht mehr nur ein paar Länder F&E betreiben entwickeln sich viele Dinge breiter als früher wo z.b. Elektro-Autos 100 Jahre lang zurückgehalten wurden. Die Fotofirmen warteten evtl bis die CMOS-Patente abgelaufen waren bevor sie selber die CMOS-Digital-Kameras herausbrachten. Evtl passiert dasselbe mit dem PMD. Apple hat keine Lust brauchbares TV herauszubringen obwohl das jeder täglich nutzt.

Früher gabs unterschiedliche inkompatible Hausbus-System die so beliebt und günstig sind waren wie EDI und im Gegensatz zu Kochgeschirr keine 30 Jahre Nachkaufgarantie hatten. Heute will jeder seine SmartWatch und Kochtopf per aktuellem Handy bedienen können. Das erzwingt den Standard oder viele Standards wie damals BluRay vs. M$-HD-DVD oder Betamax vs. VHS. Proprietarismus hungert zum Glück aus. Jeder Elektriker wird bald per Smartphone schalten.

Weil Software in guten Ländern gut und günstig ist, werden dort ganze Firmen und Filialen per Ipad und funktionierender Software regiert.
Die Azubis wollen ihre Dienstpläne am Smartphone organisieren und nicht am Zentralrechner VT100-Display.

Und gewisse Organisationen haben nicht mehr das beste Netz und müssen daher andere Geschäftsfelder suchen und starten daher vielleicht die 4.0-Kampagne. Die ist besser als vieles was man sonst so sieht. Traurig das die politischen Digitalgruppen oft nicht so professionell sind obwohl sie täglich mit Werbung zu tun haben.

Asien hat längst 4G und bald 5G und vermutlich 5.0-Industrie während hier für 4.0 und trivialen Internet-Ausbau riesige Steuersubventionen gefordert werden. Fleiss und Ehre sind asiatische Tugenden. Welche hier ?

Statt über Begrifflichkeiten zu philosophieren sollte man dem money followen wie die US-Krimi-Serien immer sagen und genau die Player nennen und bekennen die bei 4.0 mitverdienen/mitmischen wollen und welche (Fehl)Leistungen sie bisher fürs Volk vollbracht haben.
90% von 4.0 hat schon der neue Markt versprochen.

Antworten
Mark Lubkowitz

Bis zu einem gewissen Punkt hat der Autor ja Recht, liegt aber dennoch falsch. Die Digitale Transformation ist ein Teilaspekt dessen, worauf sich Alain Veuve gerne in größerem Maßstab beziehen möchte: den Unternehmensdarwinismus. Es muss also kein neues Wort für die Digitale Transformation her. Denn dieses Buzzword ist gut, so wie wie es ist. Man muss nur verstehen, dass die Digitale Transformation eben ein Teil des großen Ganzen ist.

Antworten
Alain Veuve

Das ist genau der Punkt. Viele Entscheidungsträger verstehen die Digitale Transformation eben NICHT als Teilaspekt sondern als einmaligen unternehmerischen Stunt, vergleichbar mit z. Bsp. der Einführung eines neuen Gesetzes. Als etwas das man jetzt erledigen muss und dann gut ist.

Auffällig dabei ist, dass sich diese Entscheidungsträger meistens im letzten Fünftel ihres beruflichen Wirkens befinden. Das heisst, sie wurden in einer Zeit sozialisiert, die geprägt war vom wirtschaftlichen Wiederaufbau. Betrachten wir diesen Zeitraum auf einer längeren Zeitachse merken wir, dass er wirtschaftlich wohl ziemlich ungewöhnlich (gut) war. Diese Leute wirken intuitiv in der Annahme das sei die wirtschaftliche Realität. Die Geschichte zeigt aber, dass sie das eben nicht ist. Der Standard ist der permanente Wandel ein konstanter Umbruch.

Der Begriff „Digitale Transformation“ ist und war gut um überhaupt einen Gesinnungswandel weg von Insellösungen hin zu einem holistischen Approach. Nehmen die Entscheidungsträger den Begriff aber wörtlich (was für sie eben ein recht natürlicher Vorgang ist) laufen sie Gefahr von den Veränderungen durch die technologischen Fortschritte ein weiteres Mal kalt erwischt zu werden. Die Frage ist aber doch wie wir bei Entscheidungsträgern in Zukunft Awareness schaffen können für eine sich rasch wandelnde Zukunft. An dieser Stelle denke ich ist eben der Begriff „Perpetual Disruption“ besser geeignet.

Antworten
Evolution ist ständig

Gut ist der Hinweis von Alan Veuve das man ständig schauen muss wie man die Informationen besser erfasst und verarbeitet und verteilt. Das muss man sich aber leisten können.

Der kleine Mittelständler ist durchaus an Verbesserungen interessiert. Aber Software ist oft zu teuer und jeder Fehler kann die Pleite bedeuten weil man nicht vom Staat gerettet wird.
Also zielen die großen Propagandisten auf große Firmen die ihre XP-Rechner extrateuer aktualisieren sollen. Wirtschaftlichkeit kommt dort oft erst auf wenn die Chinesen oder straffe US-Konzerne übernehmen.

Weil hier die Diskussion aufs Management abzielte: Wikipedia: Lehmschicht
Aber auch solchen Managern kann man Schwänke aus ihrer Jugend erzählen.
Die GEZ basierte auf reichen Leuten und z.b. Kneipen die einen teuren TV hatten. Früher hatte nicht jeder einen TV. Früher hatten 80% kein Auto! Jetzt sind es wohl nur noch 20%. Früher hatte nicht jeder Haushalt einen Telefon-Anschluss. Die Einführung von FAX oder Email oder DATEV oder Routenplaner oder iPad … sind durchaus Dinge an die sich alte Manager erinnern können und man als Argumentationshebel benutzen könnte.

Was auch gern ignoriert wird ist die Zielfunktion. Bei Fußball und Formel1 ist es klar: So viel Punkte pro Spiel wie geht. Bei Firmen oft nicht notwendig weil die meisten nur an die nächste Beförderung bzw. Wiederwahl denken.
Daher scheitern auch noch viele Projekte.
Schlaue Berater haben ein Paket von Möglichkeiten und schauen worauf die Firma anbeisst. Teilweise sind das triviale Dinger wie der Vorgänger von Amazon-Dash-Button: Der nachbestell-QR-Code. Den scannern die Mitarbeiter am Privathandy oder Firmenhandy und können mitteilen das der Parkplatz dreckig ist oder man Druckertoner für Drucker 012345 nachbestellen sollte oder eine Leuchtstoffröhre flackert und die Stromrechnung verdoppelt. Das kann sich dann in der Firma verbreiten wie diese Blauen Buttons an den Bahnhöfen.
Daraus lernt man und optimiert andere Dinge.
Weil die Mitarbeiter ständig auch im Privatleben mit IT umgeben sind können sie auch besser Vorschläge machen als früher an den VT-100-User die nur Daten eintippten und zu Hause die Kinder bestenfalls einen C64 hatten und das Modem schriftlich beantragt und angemeldet werden musste wie Grundstückübergreifende Wifis heute.

Als kleiner Freiberufler darf man dort leider nicht gestaltend mitmachen und die Qualität bleibt folglich oft bekanntermaßen schlecht.
Sogar eine Dönerbude oder einen Kiosk kann man nicht optimieren weil man teure Gutachten über die Umsatz-Streuer-Regularien-Erfüllung braucht.
Der EU-Kommissar hat sich doch heute beklagt das die lokalen Gesetze 4.0 zum Stocken bringen würden. Zentralgesetze sind also viel besser? Siehe Euro-Gesetze und Griechenland… . Dank TTIP gilt hier eh bald teilweise US-Recht. Aber Fair-Use gilt vermutlich nur für Amerikaner in Amerika und vermutlich nicht für kleine Freiberufler in Deutschland.

4.0 ist also nur für die Großen die sich in Davos treffen und Milliarden ausgeben und niemals Fehler machen…

Relevantere Player wäre eigentlich DATEV weil die Kunden der meisten Mitglieder vermutlich Real-Gewinne machen wollen auch wenn in der Steuererklärung nach Investitionen und Einspar-Möglichkeiten kaum was drinsteht. Aber ob DATEV besonders aktiv in der Verbesserung von Firmen sind, kommt mir nicht so vor. Gleiches für IHK. Die müssten schon seit 10 Jahren GPS-Positionen und Kontakt-Daten aller Mitglieds-Unternehmen erfassen und alle Maps beliefern damit der kleine Kiosk nicht zig Online-Maps (TomTom, Bing, Yahoo, Gelbe Seiten, diverse Google-Dienste,…) selber verwalten muss. Habt ihr mal bei der IHK oder Datev oder Steuerberatern gefragt welche günstigen und nutzbringenden Projekte sie bzgl. 4.0 für ihre tausenden steuerzahlenden Mitglieder und Arbeitgeber anbieten ?
Oder soll 4.0 nur für SAP-Kunden sein ?

Antworten
Matthias Lorentz

Darüber, dass der Begriff Digitale Transformation inzwischen ziemlich abgenutzt ist und unscharf verwendet wird, braucht man sicherlich nicht streiten. Und natürlich muss das Bewusstsein geschaffen werden, dass es danach weitergeht. Perpetual Disruption, Constant Change, Digital Evolution usw., wären aber eher der 2. Schritt. Denn falsch ist das Buzzword zum jetzigen Zeitpunkt sicher nicht. Da wir erfahrungsgemäß immernoch bei den meisten Unternehmen tatsächlich davon sprechen, überhaupt erst die Auseinandersetzung mit digitalen Prinzipien, Organisationsformen, Plattformen und Business Modellen in Gang zu bringen, hat die Digitale Transformation sehr wohl ein Ende. Nämlich dann, wenn Unternehmen die Dringlichkeit dieser Auseinandersetzung verstanden haben und fähig sind, den Herausforderungen der „Digitalen Evolution“ zu begegnen. Und das ist leider in der Masse definitiv noch lange nicht der Fall.

Antworten
Evolution ist ständig

Sorry aber Nachtrag: Grade bei CNBC Europe im TV: Studie über “ The world’s most tech-ready countries in 2015 “ . Singapur hat gewonnen.

Mal sehen ob die Agentur-Copy-Paster-Leistungs-Qualitäts-Presse die Meldung ignorieren.

Antworten
JR Brodersen

Also, dass es für Digitale Transformation ein breites / unterschiedliches Verständnis gibt, lässt sich nicht streiten.

Aber unabhängig davon ist das Wort „Digitale Transformation“ nicht irreführend. Es beschreibt sogar sehr passend, was alle machen und was auch aktuell notwendig ist. Denn ein Unternehmen wird so Transformiert, dass es erfolgeich an der Digitalisierung der Welt partizipieren kann und nicht verschwindet. Nicht mehr und auch nicht weniger.

Die Verwirrung kommt daher, dass hier zwei Themen miteinander vermischt werden:
– Digitale Transformation: d.h. sich auf die immer größere Digitalisierung unserer Welt einzustellen (was sicherlich einer der größten Umwälzungen aller Zeiten ist)
– „Unternehmens Darwinismus“ (ich wollte nicht noch ein Buzzword einführen); d.h. seit je her entstehen, verändert und verschwinden Unternehmen sowie Märkte (durch die Digitalisierung erhöht sich nur die Geschwindigkeit)

Also mit beiden Themen müssen Unternehmen sich auseinandersetzen. Die Geschichte hat auch gezeigt, dass nur Unternehmen, die einen kontinuierlichen Change-Prozess verfolgen das auch meistern können (sowohl Digitale Transformation als auch nachfolgende Themen).

Wenn jetzt hierfür ein neuer Begriff gesucht wird, ist ‚Perpetual Disruption‘ wohl nicht passend (da er vom Wortlauf auch etwas anderes beschreibt).

Des Weisheit letzten Schlusses habe ich auch nicht – aber „Perpetual discontinuity‘ beschreibt die skizzierten Herausforderung besser (die Herausforderungen können ja sowohl Evulutionär wie Disruptiv kommen)

Ich freue mich auf das Feedback und beste Grüße

Antworten
Alain Veuve

Danke für Ihren Kommentar. Zwei, drei Gedanken dazu:

Ich bin auf der theoretischen Ebene ganz bei Ihnen. Die „Digitale Transformation“ als Begriff beschreibt das Aufholen eines Rückstandes im Anpassungsprozess. Ich hab vor einer Weile das hier — erstellt und ich (und viele andere) denken es passt ganz gut. Diese Digitale Transformation wird nur notwendig, weil die Einfallsgeschwindigkeit dieses Changes recht hoch war und weil die Unternehmen aus einer Zeit kommen (50 Jahre zurück) die wirtschaftlich eher ruhig verlaufen ist (im geschichtlichen Kontext).

Viele Entscheidungsträger haben aber das Gefühl, dass wenn ihr Unternehmen erstmal transformiert ist, es sich erstmal wieder hat. Dass dies ein einmaliger, drastischer Einschnitt und Umbruch war und dass die Digitalisierung „einer der grössten Umwälzungen aller Zeiten ist“. Genau da denke ich irren viele; die Digitalisierung ist nicht die grösste Umwälzung ALLER Zeiten, sondern nur die grösste bisher. Wenn wir den Forschungen und Erkenntnis zum progressiven Wachstum des technischen Fortschritt nur ein wenig Glauben schenken, erkennen wir doch, dass die Digitalisierung nur der laue Anfang ist. Der laue Anfang eines wirtschaftlichen Zeitalters, das getrieben durch eben diesen sich schnell beschleunigenden technologischen Fortschritt ganz andere Herausforderungen als eine Digitalisierung für die Unternehmen mit sich bringt. Denken Sie an radikale medizinische Fortschritte, denken Sie an Energietechnologie, denken sie an Bionik und Transhumanismus. Die technologischen Errungenschaften befeuern sich gegenseitig, und natürlich setzt der Mensch sie umgehend ein sobald sie ihm ermöglichen das Leben leichter zu machen. Wer in diesem Umfeld Geld verdienen kann muss in Chancen denken und in der Lage sein diese Veränderungen für sich zu monetarisieren.

Der Begriff „Digitale Transformation“ war gut um die Awareness zu schaffen. Bei zu vielen Entscheidungsträgern gibt es aber die Wahrnehmung, dass es nach der Transformation „erst mal gut ist“ und man erfolgreich an der Digitalisierung der Welt partizipieren kann. Nur eben, die Digitalisierung so wie wir sie heute kennen wird es in 5 Jahren schon nicht mehr geben. Sie wird sich bereits grundlegend verändert haben und dabei wird wohl auch das offensichtlich Digitale (dieses Internetz, Neuland etc.) stark in den Hintergrund treten. Unternehmen die sich jetzt nicht aufstellen um eine ständige Adaption meistern zu können (Kultur!) werden wohl in ein paar Jahren eine ganz ähnliche Überraschung wie mit der Digitalen Revolution erleben.

Darum bin ich der Meinung, dass ein neuer Begriff diese Awareness schaffen muss. Ob jetzt Perpetual Disruption richtig ist? Ich weiss es nicht. Ich weiss aber, dass wir Berater es unseren Kunden schuldig sind, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich auf Wandel einstellen müssen. Wenn dabei ein neues Buzzword helfen kann, dann soll mir das recht sein, so wenig ich „Buzzwording“ auch mag.

Antworten
JRGecko

Danke meinerseits zu Ihren Kommentaren. Im groben sind wir ja nah beeinander. Einziger unterschied, der beleibt. Aus meiner Sicht ist und bleibt der Begriff Digitale Transformation weiterhin richtig und relevant.

Es geht mehr darum,

1. Dass sich Unternehmen dem Digitalen Wandel stellen / an diesem partizieren etc. (=digitale Transformation)

2. Das so geschaffene Set-up nutzen, um flexibler / dynamischer sich auf die immer schneller wandelnde Welt einzustellen (= neues Buzzword)

Perpetual Disruption finde ich in dem Kontext nur irreführend, da die Veränderungen, auf die wir uns beziehen sowohl „Disruptiv“ als auch „Evolutionär“ entstehen können.

Ich freue mich auf das Feedback und beste Grüße

Antworten
DataMatrix

Hi JRGecko
komme gerade vom Firmenkongreß prudsys personalization summit.
Finde wie andere Vorposter digital transformation
schon passend als Begriff für die Überführung eines analogen in ein digitales Geschäftsmodell. Das kann aber immer noch im Sinne der old economy gedacht sein und daher möglicherweise nicht mehr so gut funktionieren.
Wenn man dann mal in der digitalen Welt angekommen ist, geht es natürlich weiter, will man sich den Herausforde3rungen stellen Da passt imho eher der begriff „Digital Change“, weil das umfassender gedacht werden kann und die Dauerhaftigkeit dieses Prozesses besser abbildet.
Oder mit dem alten Songtitel „Perpetual Change“von Yes (Wer erinnert sich noch?) Gruß Peter

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