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Digitale Transformation: Wie der deutsche Mittelstand versucht aufzuholen

Die Diskussion zur Digitalisierung in Deutschland ist mittlerweile in den Medien allgegenwärtig. Wie es dabei um den Mittelstand bestellt ist, beleuchtet Kathleen Fritzsche in ihrer neuen Kolumne Kathleens digitale Welt.

Von kathleenfritzsche
4 Min. Lesezeit
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(Foto: Tomas Picka / Shutterstock)

Wie schlecht es in Deutschland um die Digitalisierung steht, bekommt man mittlerweile jeden Tag online oder offline vor Augen geführt. Diverse Studien möchten uns weismachen, dass wir kurz vor der digitalen Apokalypse stehen, zum Beispiel die von Etventure veröffentlichten Ergebnisse oder die von Frank Thelen propagierten Aussagen – andere hingegen stellen den Mittelständlern und ihren digitalen Bestrebungen ein positives Zeugnis aus. Auf jeder deutschen Tech-Konferenz gibt es mittlerweile mindestens eine Panel-Diskussion dazu, dass Deutschland den digitalen Anschluss verliert.

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In der deutschen Wirtschaft spricht man seit mindestens zehn Jahren von der notwendigen digitalen Transformation, aber hat sich seitdem wirklich etwas getan? Wo bleiben die Vorzeige-Unternehmen, die wirklich neue Produkte entwickeln und dabei auch noch langfristig und global denken? Und welche Rolle spielt eigentlich der Mittelstand dabei, der im Vergleich zur hippen Startup-Bewegung einen leicht angestaubten Ruf hat, obwohl KMU-Unternehmen laut Statistischem Bundesamt 30 Prozent des Umsatzes der deutschen Wirtschaft generieren und 69 Prozent der erwerbstätigen Personen beschäftigen?

Der deutsche Mittelstand also, Rückgrat und empfindliche Stelle der deutschen Wirtschaft zugleich.

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Herausforderungen, die der Mittelstand in den kommenden Jahren meistern muss

Die Herausforderungen des deutschen Mittelstands sind vielfältig: Die Führungsriege der Unternehmen steht oft kurz vor der Rente, die Beschäftigung mit neuen Technologien fällt allein schon deshalb schwer und im Tagesgeschäft hinten runter. Hinzu kommt, dass der deutsche Mittelstand große Nachfolgeprobleme hat. Gerade wenn die Unternehmen nicht in Familienhand liegen oder die nächste Generation das Geschäft nicht übernehmen möchte, kommen die Geschäftsführer in die Bredouille. Die Unternehmen sind erfolgreich, nur der Nachfolger fehlt. Nach Angabe des DIHK kommt in Deutschland auf fünf Senior-Inhaber nur ein Nachfolgeinteressent. Viele Regionen sind deshalb schon seit Längerem dazu übergegangen, das Thema Unternehmensnachfolge für die jüngere Generation wieder schmackhaft zu machen, so beispielsweise in Baden-Württemberg oder in Sachsen-Anhalt.

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Die mittelständischen Unternehmen sind meist Weltmarktführer in einer Nische, von der der Otto-Normalverbraucher noch nie gehört hat. So produziert die Dörkengroup in Herdecke für ihre internationalen Kunden unter anderem seit 125 Jahren sehr erfolgreich Farben und Foliensysteme oder die Huber Kältemaschinenbau AG in Offenburg Thermostate und Kühlsysteme.

Wenn man die deutschen Mittelständler nach ihren Plänen im Zeitalter der digitalen Transformation befragt, so wissen die meisten nicht, wie sie mit der Digitalisierung umgehen sollen beziehungsweise wie sie diese auf ihre Unternehmenssituation anwenden können. Zudem werden immer wieder Hemmnisse wie Datenschutz und -sicherheit, hohe Betriebskosten sowie mangelnde IT-Kompetenz der Mitarbeiter genannt. Prozesse und Distribution werden noch durch althergebrachte Systeme abgedeckt. Der Vertrieb läuft bei der Mehrheit der Mittelständler immer noch über Vertreter, die von Kunde zu Kunde fahren und einen 300-seitigen Print-Bestellkatalog mitbringen. Die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und -modelle sowie das Erkennen der Chancen der Globalisierung bleiben dabei auf der Strecke.

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Mehr machen, nicht nur reden

Ein Erfolgsfaktor für den Mittelstand im Zuge der Digitalisierung ist es, dass die Führungsebene der Unternehmen keine Angst davor hat, finanzielle Risiken einzugehen, um neue Geschäftsfelder auszutesten und zu erschließen. Dies ist natürlich einfacher gesagt als getan. Wir haben alle instinktiv Angst vor Veränderungen und wollen die Dinge beschützen, die wir uns hart erarbeitet haben. Im Zuge der digitalen Entwicklung ist es allerdings unumgänglich, dass die Unternehmensvertreter und Entscheider aus ihrer Komfortzone herauskommen und offen gegenüber neuen Ideen und Herausforderungen sind.

Es ist essenziell, dass die Unternehmen endlich weitreichende interne IT-Kompetenz auf Führungs- und Mitarbeiterebene aufbauen, auch wenn IT-Themen nicht zu ihrem Kerngeschäft gehören. Diese Kompetenz haben sie bitter nötig, um den Herausforderungen unserer Zeit und der Zukunft sinnvoll entgegen zu treten. Hinzu kommt das Finden und Halten von geeigneten Fachkräften, die das Geschäft voranbringen können. Dabei gilt es nicht nur, attraktive Gehaltspakete zu schnüren, sondern auch eine Unternehmenskultur und -umgebung zu schaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen und gerne bleiben.

6 Fragen, die sich jedes Unternehmen in der Digitalisierung stellen sollte

Nutze ich effiziente Software?

1. Haben meine Mitarbeiter mobil Zugriff auf wichtigste Unternehmensdaten wie CRM, ERP und Business-Intelligence?

2. Gibt es ein Software-Tool wie Slack, mit dem die interne Kommunikation effizienter werden kann?

3. Für welche Dinge wird im Unternehmen Microsoft Excel eingesetzt? Gibt es eine bessere Software?

4. Gibt es On-Premise-Lösungen, die in eine Public Cloud ziehen könnten?

(Foto: Rawpixel.com Adobe Stock)

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Abschließend ist es wichtig, dass nicht nur die mittelständischen Unternehmensvertreter Lobbyarbeit bei politischen Entscheidern betreiben, für mehr Unterstützung von Unternehmern und Gründern werben, sich aber auch dafür einsetzen, dass Deutschland auf dem globalen Internet-Geschwindigkeitsindex nicht abgeschlagen auf Plätzen jenseits des gesunden Menschenverstands liegt, sowohl im Mobile- als auch Breitband-Vergleich.

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Mittlerweile gibt es einige deutsche Mittelständler, die sich in unbekanntes Terrain hervor wagen und bereit sind, Risiko mit ihrem laufenden Geschäft einzugehen, um nach neuen, in der Zukunft wegweisenden Technologien oder Geschäftsbereichen zu suchen.

Nehmen wir zum Beispiel Werkzeug Weber in Aschaffenburg. Das Familienunternehmen in dritter Generation bewegt sich mit seinem Onlineshop und der jederzeit zugänglichen Werkzeug-Mietbox weg vom klassischen Ladengeschäft hin zum Fullservice-Anbieter, von dem Kunden zeitlich und örtlich unabhängig sind. Ein großes Plus für alle Berufstätigen, die nur mit Hindernissen zu normalen Ladenöffnungszeiten einkaufen können. Zudem arbeitet das Unternehmen seit Jahren daran, attraktiver für Mitarbeiter zu werden und die eigenen Werte im Alltagsgeschäft zu etablieren.

Es wird noch Jahre wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis die Mehrheit der Unternehmen herausgefunden hat, welcher für sie der richtige Weg in der Digitalisierung ist. Nur zurückschrecken und die Digitalisierung ignorieren sollten sie auf keinen Fall, denn so sehr deutsche Mittelstandsvertreter besorgt sind, dass ihnen ausländische Wettbewerber den Rang und die Weltmarktführerschaft ablaufen, so sehr öffnen sie mit ihrer Risikoaversion doch genau die nötigen Hintertüren dafür.

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Mehr zum Thema Digitalisierung: Was bedeutet digitale Transformation eigentlich konkret?

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Ricardo Thiele

Toller Artikel. Richtig finde ich, dass die Digitalisierung auch intern stattfinden muss. Denn externe Prozesse zu digitalisieren funktioniert nur dann, wenn diese vorher auch im Unternehmen umgesetzt und somit Teil der Unternehmenskultur sind.

Antworten
kathleenfritzsche

Danke Ricardo! Ja, der Meinung bin ich auch.

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