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Wie sich mittelständische Unternehmen digitale Disruption zunutze machen können

Ist Disruption ein overhyptes Buzzword? Ist die Gefahr für die Unternehmen wirklich so groß, wie es vielfach gepredigt wird? Warum mittelständische Unternehmen digitale Disruption nicht unterschätzen, sondern sich diese zunutze machen sollten, erklärt unser Gastautor.

Von Niklas Volland
4 Min. Lesezeit
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(Foto: Photo by Cassie Boca on Unsplash)

Disruption – mittlerweile stößt man an so gut wie jeder Ecke auf das Buzzword und viele können es langsam nicht mehr hören. Doch es ist fatal, das Thema zu unterschätzen, denn disruptive Angriffe sind das mögliche Resultat einer fehlenden Innovationsstrategie, wovon vor allem viele mittelständische Unternehmen hierzulande betroffen sind. Doch warum ist das eigentlich so? Warum fällt gerade dem Mittelstand der Umgang mit Innovationsthemen und -prozessen so unglaublich schwer? Es liegt vor allem daran, dass Werte wie Gründlichkeit, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit und Präzision Grundpfeiler des jahrzehntelangen Erfolgs des deutschen Mittelstands sind. „Made in Germany“ stand lange und steht auch heute noch für präzise und qualitativ hochwertig gefertigte Produkte. Und das ist selbstverständlich nichts Schlechtes – im Gegenteil: Wir können stolz darauf sein.

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Doch im digitalen Zeitalter von heute ändert sich das Qualitätsverständnis. Immer weniger definiert sich Qualität dadurch, ein in Bezug auf Material und Funktionsfähigkeit perfektes und formvollendetes Produkt auf den Markt zu bringen. Ein hoher Standard definiert sich heute insbesondere dadurch, ein „funktionierendes und möglichst stark an die Zielgruppe angepasstes Produkt“ zu schaffen. Daraus folgt die Konsequenz, dass es immer wichtiger wird, mit Prototyping zu arbeiten und Vorstufen des Produkts – das noch weit von vollständig, präzise und funktional entfernt ist – am Markt zu testen und den Entwicklungsprozess dadurch nicht für die Zielgruppe umzusetzen sondern mit ihr. Und diese Transformation des Qualitätsverständnisses fällt uns in Deutschland gerade im Mittelstand traditionsbedingt unglaublich schwer.

Mit einer neuen Denkweise können sich KMUs Disruption zu Nutze machen

Was bedeutet das im Zusammenhang mit digitaler Disruption? Innovative Digitalunternehmen, die sich der modernsten technischen Möglichkeiten bedienen, haben dieses Prinzip verstanden. Sie arbeiten kurzzyklisch, agil und wendig. Durch diese Arbeitsweise in Kombination mit der Integration produktspezifischer Innovation ziehen sie an etablierten Traditionsunternehmen vorbei. Bemerkt ein solches Unternehmen den Angriff, ist es fast immer zu spät.

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Dahingehend müssen verschiedene Umbrüche und Umstrukturierungen bei den KMUs stattfinden. Wer dies beherzigt, kann sich Disruption sogar zunutze machen:

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  1. Es muss ein grundsätzlicher Wertewandel erfolgen. Weg von Perfektionismus, Vollständigkeit, Gründlichkeit hin zu Flexibilität, Schnelligkeit und feedbackorientierten Produktentwicklungsprozessen. Die Devise ist, so schnell wie möglich einen ersten Prototypen zu bauen und diesen am Markt zu testen. Auf Basis des Feedbacks erfolgt die Anpassung und Umsetzung des nächsten Prototypen. Durch die kurzzyklische und zielgruppenorientierte Vorgehensweise entsteht so ein validiertes Produkt, das am Ende auch wirklich funktioniert.
  2. Es muss massiv in Weiterbildung investiert werden. Jeder Mitarbeiter sollte mit den Begriffen Digitalisierung, Disruption, Innovation und Agil etwas anfangen können und seine persönliche Arbeitsstelle auf diese Grundprinzipien hinterfragen. Wie kann er dazu beitragen, seinen Bereich durch digitale Möglichkeiten zu optimieren? Besonders wichtig dabei: Jedes Unternehmen muss den digitalen Wandel mitmachen, um am Markt mithalten zu können. Somit ist die entscheidende Frage nicht, ob durch den digitalen Fortschritt Arbeitsplätze für Menschen reduziert werden oder nicht, sondern viel mehr, ob wir den Wandel jetzt und aktiv gestalten wollen oder ob wir uns so lange weigern, bis uns die Marktsituation dazu zwingt etwas zu tun – und zwar hektisch, passiv und unter größtem Druck. Somit sollten Mitarbeiter dazu motiviert werden, den Wandel aktiv mitzugestalten und zusammen mit ihrem Unternehmen eine kreative, zukunftssichere Strategie zu erarbeiten.
  3. Unternehmen müssen sich selbst angreifen. Richtig gelesen – sie müssen Ideen und Konzepte entwickeln, wie ein disruptiver Angriff auf das eigene Geschäftsmodell aussehen könnte. Auf Basis der Überlegungen, die dabei entstehen, können Maßnahmen zum Schutz des Unternehmens generiert oder unter Umständen sogar eigene Ausgründungen umgesetzt werden. Da in derartigen Szenarien ein Perspektivwechsel von besonderer Bedeutung ist, ist es zu empfehlen, auch mit Vertretern anderer Branchen beziehungsweise Fachfremden zu sprechen.
  4. Es kann jederzeit passieren, dass Unternehmen durch disruptive Bewegungen dazu gezwungen sind, ihre bisherigen Prozesse und Strukturen radikal zu transformieren bis hin zu dem Umstand, dass das gesamte Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Daher müssen sich Firmen bewusst machen, auf welchen Kernkompetenzen ihr Geschäftsmodell aufbaut und wie man anhand dieser Kompetenzen im Worst Case vielleicht sogar ein neues Geschäftsmodell aufbauen kann. Es gilt diese Überlegungen rechtzeitig und proaktiv anzustellen. Wer darüber erst nachdenkt, wenn es soweit ist, der ist deutlich zu spät dran.

Wer sich mit diesen Themen beschäftigt und gezielte Maßnahmen einleitet, um im Falle eines Angriffs gewappnet zu sein, kann sich gegenüber seinen Wettbewerbern gegebenenfalls sogar einen Vorteil verschaffen. Verfügt man nämlich über eine durchdachte Strategie für den Umgang mit Disruption, so befindet man sich in einer äußerst aussichtsreichen Position am Markt. Ein weiterer potenzieller Nutzen besteht in der Möglichkeit, durch fiktive Angriffe auf sich selbst auf innovative Ideen für Anpassungen am bestehenden Geschäftsmodell oder eine Ausgründung zu kommen.

Wer das Thema allerdings unterschätzt und als nerviges Buzzword abstempelt, der hat Digitalisierung und deren Folgen nicht verstanden und sollte somit schnellstmöglich seine Grundwerte und Einstellungen hinterfragen. Wichtig ist am Ende vor allem eins: Unternehmen müssen ins Handeln kommen.

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