Anzeige
Anzeige
Ratgeber
Artikel merken

Digitalisierung im Mittelstand: So geht’s

„Jungs, wir müssen Digitalisierung machen.“ – „Warum?“ – „Keine Ahnung. Ist dran.“ Wie Unternehmen Chancen am Markt nutzen, ohne blind auf die nächste Sau hüpfen zu müssen.

Von Alexandra Vollmer
4 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige

(Foto: republica.com)

„Auf jeder Verbandstagung, auf jedem Kongress die gleiche Botschaft: ‚Macht Digitalisierung! Jetzt!‘ Und wenn man mal nachfragt, warum denn bitte, dann kommt da nichts.“ Frank Haberstock, Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Perschmann, kann  dieses ständige Digitalisierungsgerede nicht mehr hören. Dabei ist der Werkzeughändler aus Braunschweig, der zur Hoffmann Group gehört, schon mittendrin im Thema. Und das seit nunmehr vier Jahren. Ohne Appell. Ohne Hype. Einfach aus einer Nutzenargumentation heraus.

Digitalisierung kein Selbstzweck

Anzeige
Anzeige

Dass Unternehmen vom Hype um die Digitalisierung genervt sind, erlebt auch Roland J. Gördes, Geschäftsführer der hannoverschen Unternehmensberatung GRC Consulting (GRC). „Unsere mittelständischen Mandanten empfinden Digitalisierung schon fast als Schimpfwort.“ Dabei geht es gar nicht darum, sich auf irgendeine neue Sau zu setzen, nur weil die gerade durchs Dorf getrieben wird. „Wenn Digitalisierung ohne Bezug zum Unternehmen und zum Markt daherkommt, macht sie schlichtweg keinen Sinn“, ist Gördes überzeugt. Ein Unternehmen wird nicht allein dadurch erfolgreicher, dass es auf Teufel komm raus Prozesse digitalisiert: „Wenn Sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß-digitalen Prozess“, hat es Thorsten Dirks von Telefonica Deutschland einmal auf den Punkt gebracht.

Tatsächlich ist ein Großteil der Unternehmen schon auf digitalen Pfaden unterwegs. „Unternehmen kommunizieren per Mail und präsentieren sich über eine Website. Sie betreiben ein ERP-System und dokumentieren ihre Prozesse in digitaler Form. Auch in der Wertschöpfung ist Digitalisierung schon längst angekommen. Zeichnungen beispielsweise gehen digital an Lieferanten und können dort direkt weiter verarbeitet werden“, beschreibt Gördes die Situation. „Die Ratlosigkeit der Unternehmer kommt daher, dass sie den Hype für sich nicht einordnen können“, ist der Mittelstandsexperte überzeugt.

Anzeige
Anzeige

Nicht „ja oder nein“, sondern „wie viel“

„Statt zu überlegen, ob sie sich mit Digitalisierung beschäftigen müssen, sollten Unternehmen sich vielmehr bewusst machen, wo sie gerade stehen“, rät Dr. Jan-Frederik Engelhardt, Digitalisierungsexperte bei GRC. „Wenn Unternehmen merken, dass vieles, was sie bisher ganz selbstverständlich tun, schon zur Digitalisierung gehört, dürfte sich schon gehörig Druck abbauen.“

Anzeige
Anzeige

Nach dem Bewusstwerden des Status Quo kommt der nächste Schritt: Klären, ob es noch mehr Digitalisierung braucht. Ein sehr bodenständiges, aber dennoch entscheidendes Motiv, um die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben, ist laut Engelhardt schlichtes Aufräumen. „Bei vielen Mandanten liegen wahre Schätze im Unternehmen herum – Daten, die niemand nutzt oder clevere Einzellösungen, die bisher nicht miteinander abgestimmt sind“, weiß Engelhardt. „Wenn Unternehmen vorhandene Potenziale besser nutzen können, zahlt sich Digitalisierung unmittelbar aus.“

So richtig spannend wird es, wenn das Unternehmen die eigenen vier Wände verlässt und die Marktsicht einnimmt. „Vier Fragen geben eine gute Orientierung, um Chancen zu erkennen“, so Gördes:

Anzeige
Anzeige
  • Wo möchte ich mich mit meinem Unternehmen hin entwickeln?
  • Wo muss ich meinen Wettbewerbern hinterhereilen?
  • Wo kann ich eigene Wettbewerbsvorteile ausspielen?
  • Habe ich Produkte, die ich digitalisieren, mit denen ich vielleicht besser dastehen kann?

Mit diesen Fragen ist das Unternehmen mitten im Geschäftsmodell-Check. „Genau von dort müssen auch die Impulse kommen, etwas zu verändern. Digitalisierung ist niemals der Ausgangspunkt, sondern stets nur eine mögliche Antwort auf die Frage, wie das Unternehmen am Markt erfolgreicher agieren kann“, stellt Gördes die Reihenfolge richtig.

Digitalisierung zu machen, einfach nur, weil das gerade dran ist, weil alle davon reden, wird kein Verständnis in der Belegschaft hervorrufen. Und es wird auch keine zusätzlichen Punkte am Markt bringen. „Erst wenn der Kunde und sein Bedarf als Referenzgröße ins Spiel kommen, wird ein Schuh draus“, so Gördes. Er rät Unternehmen dazu, vor allem besonnen zu bleiben:

  1. Sei wachsam. Was bewegt sich in deinem Umfeld?
  2. Sei unaufgeregt.
  3. Mach zunächst eine Standortbestimmung.
  4. Nutze diese, um dich strategisch zu positionieren.
  5. Kläre dann die Frage: Muss ich in Sachen Digitalisierung fitter werden (beispielsweise durch gesetzliche Anforderungen oder durch veränderte Kundenbedarfe)?

Einmal zurücklehnen bitte

Um das Geschäftsmodell zu reflektieren, ist es wichtig, sich für einen Moment vom Tagesgeschäft zu lösen. Statt Abarbeiten steht jetzt Hinterfragen, Kreieren, Schlussfolgern auf der Agenda. „Genau diese Muße fällt vielen unserer Mandanten schwer“, stellt Berater Gördes fest. „Kunden anzurufen, Ware einzukaufen oder eine Maschine zu warten, lässt sich am Ende des Tages einfach leichter legitimieren. Dabei ist das Zurücklehnen erfolgsentscheidend, weil durch reines Abarbeiten wenig Neues entstehen kann“, weiß Gördes.

Anzeige
Anzeige

Frank Haberstock und die Firma Perschmann haben es genauso gemacht. Sogenannte Trendscouts fangen den Kundenbedarf ein. Ein Führungsteam reflektiert regelmäßig, wie sich der Bedarf entwickelt und spiegelt diesen am Geschäftsmodell. „Das hat dazu geführt, dass wir derzeit vor allem unser Transaktionsgeschäft konsequent digitalisieren. Im Wertschöpfungsgeschäft hingegen investieren wir verstärkt in menschliches Know-how und Kreativität“, erklärt Frank Haberstock. „Die Dienstleistung beim Kunden bekommt einen völlig neuen Stellenwert. Klar liefern wir auch noch Werkzeuge. Aber sie sind schlicht Mittel zum Zweck. Der Fokus liegt darauf, unsere Kunden besser zu machen. Denn nur so sichern wir letztlich auch unsere eigene Zukunft“, ist Haberstock überzeugt.

Mehr zum Thema: Business Model Canvas: Mit dieser Methode bringst du dein Geschäftsmodell in Form

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
6 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Florian Kappert

Da passt auch unser Whitepaper gut als Ergänzung:

Hier kostenlos runterladen
https://www.bilendo.de/lp/digitalisierung-von-unternehmen

Antworten
The Girls

„Jungs, wir müssen Digitalisierung machen.“ – Not sure, ob hier gleichzeitig auf die fehlenden Frauen in MINT Fächern und Vorständen angespielt wird, oder sich „Leute, wir müssen Digitalisierung machen.“ zu viel des Gutes wäre – und womöglich sogar den typischen T3N Leser abgeschreckt hätte…

Mädels, wir sollten uns über solche Unachtsamkeiten ruhig und besonnen beschweren. Aber wir sollten uns beschweren.

Antworten
Mario

Erst dachte ich: Oh, ein Digitalisierungsartikel. Dann war schnell klar: Paid Content von GRC. Und die können scheinbar nur Reifegrad-/Statusbestimmung und homöopathisches Reden über Digitalisierung und raten daher von allem was konsequent ist ab. Und das Standardzitat aller Hobbydigitalisierer darf auch nicht fehlen. Macht die Augen auf! Viele freuen sich über solche Alibiartikel – andere handeln und gewinnen.

Antworten
Digital Revolution

Es ist dennoch erschreckend zu sehen, wie viele Unternehmen (und teilweise ganze Branchen) sich auch noch im Jahre 2017 nicht mit den digitalen Themen auseinandersetzen. Knapp 30% aller deutschen Unternehmen haben noch nicht mal eine eigene Website… Hoffentlich findet hier ein Umdenken statt, ansonsten wird es künftig sehr viel mehr Insolvenzen geben.

Antworten
Chris84

Hallo.

interessanter Artikel. Hier noch ein weiterführender Beitrag: https://www.unternehmerich.de/Digitalisierung.html

Antworten
Abbrechen

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige