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Ist Ello das Soziale Netzwerk der Zukunft? Warum die Macher den Datenschutz hochhalten und Werbung ablehnen [Screencast]

Vor einigen Monaten haben die Macher des Social Networks Ello mit ihrem Manifest für Aufsehen gesorgt. Inzwischen ist das Netzwerk in der Beta-Phase und verspricht: keine Werbung, kein Algorithmus, dafür Datenschutz und Transparenz. Wir haben uns das Projekt angesehen.

Von Florian Blaschke
6 Min. Lesezeit
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Ello macht Ernst in Sachen Datenschutz. (Screenshot: Ello)

Ello: „Du bist kein Produkt“

Das Ello-Manifest. (Screenshot: Ello)

Das Ello-Manifest. (Screenshot: Ello)

„Du bist kein Produkt“, schrieben die Macher von Ello – Paul Budnitz, Todd Berger, Lucian Föhr, Gabe Varela, Matthew Kitt, Jay Zeschin und Justin Gitlin – in ihrem Manifest. Die Sozialen Netzwerke von heute seien dominiert von der Werbebranche. Jeder Post, jeder Kontakt, jeder Link werde getrackt, aufgezeichnet und ausgewertet. „Advertisers buy your data so they can show you more ads.“ Und genau damit wollen sie Schluss machen – Ello, das Netzwerk, das die sieben US-Amerikaner in den vergangenen Monaten entwickelt haben, ist ein Gegenentwurf zu Facebook, Google+ und Co:

„We believe there is a better way. We believe in audacity. We believe in beauty, simplicity and transparency. We believe that the people who make things and the people who use them should be in partnership. We believe a social network can be a tool for empowerment. Not a tool to deceive, coerce and manipulate – but a place to connect, create and celebrate life.“

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Konsequenterweise gibt es bei Ello denn auch eine eigene Seite, die mit „Ello doesn’t have ads“ überschrieben ist. Auf dieser Seite erklären Budnitz und seine Kollegen, es gebe bei Ello keine Werbung und es werde auch nie welche geben. Ello sei kostenfrei und werde das auch bleiben. Dem Einwand, dass das auch schon Netzwerke vor Ello behauptet haben, nehmen die Gründer gleich die Luft aus den Segeln: „Ello’s entire structure is based around a no-ad and no data-mining policy. Quite frankly, were we to break that commitment, we would lose most of the Ello community. Including ourselves, because we dislike ads more than almost anyone else out there. Which is why we built Ello in the first place.“

Keine Werbung und dauerhaft kostenlos – verspricht Ello

Das Layout von Ello wirkt klar und aufgeräumt. (Screenshot: Ello)

Das Layout von Ello wirkt klar und aufgeräumt. (Screenshot: Ello)

Und doch gibt es schon jetzt natürlich Ansätze einer Geschäftsidee, auch ein Projekt wie Ello kostet Geld und will finanziert werden. So versprechen die Macher um Paul Budnitz „Special Features“, die von Zeit zu Zeit angeboten werden sollen und die die Nutzer dann bezahlen können, wenn sie sie nutzen wollen – für einen sehr schmalen Taler, wie betont wird. Welche Features das sein könnten, darüber schweigen sich die Ello-Gründer bisher noch aus.

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Die Basis-Funktionen von Ello sollen jedoch auch in Zukunft kostenlos nutzbar sein, und an denen schraubt das Team derzeit auch kräftig. Denn schon beim ersten Blick auf das neue Netzwerk wird klar: Hier hat sich jemand zwar echte Mühe gegeben – sowohl was das Design als auch die Usability angeht –, doch die Möglichkeiten sind noch begrenzt, wie auch Lucian Föhr sagt: „Du musst bedenken, dass Ello noch in der Beta-Phase ist. Wir kümmern uns laufend um Bugs und geben neue Features Stück für Stück frei – beinahe täglich. Features wie Kommentare, Bookmarking, Reposting, private Nachrichten, ein Bookmarklet und eine Chrome-Extension und vieles mehr werden in den nächsten acht bis zehn Wochen kommen.“

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Auch an Standalone-Apps für Ello wird derzeit schon gearbeitet, obwohl das Netzwerk dank Responsive Design auch auf Smartphones und Tablets problemlos läuft. Ende des Jahres aber, so schätzen die Macher, werden Apps für iOS und Android veröffentlicht.

Der Newsstream: Unterteilt in „Friends“ und „Noise“

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„We believe a social network can be a tool for empowerment. Not a tool to deceive, coerce, and manipulate – but a place to connect, create, and celebrate life.“

Doch nicht nur vom Ansatz, auch optisch unterscheidet sich Ello deutlich von Netzwerken wie Facebook, Google+ oder all den anderen. Fast komplett in Schwarz-Weiß gehalten wirkt das Layout clean und aufgeräumt, eine einklappbare Navigation am linken Rand, ein schmaler Header oben und der Newsstream rechts – das war’s eigentlich schon.

Den Newsstream wiederum unterteilt Ello in eigentlich zwei Streams: „Friends“ und „Noise“. Beide Streams werden nicht durch Algorithmen gefüttert, sondern können individuell bestückt werden. Doch die Macher von Ello haben eine naheliegende Empfehlung parat: „Put the people you care about most in the friends stream. friends uses an expanded list layout, it is easy to view each of your friend’s posts in detail, full-screen. Use the noise stream to follow anything and everything else. Noise has a compressed, fluid grid layout that makes it easy to browse and scan lots of text and images quickly.“ Schönes Detail: Mit Shift+5 kann in beiden Streams zwischen Listen- und Grid-Ansicht hin- und hergeschaltet werden.

Während Nutzer bislang nicht viel mehr tun können als zu posten, wird es in naher Zukunft auch ein Pendant zu Facebooks Like und Twitters Favs geben: ein Herz unter jedem Post – die sogenannte „love function“. Sie dient sowohl als Like oder Fav, aber auch als Bookmark, mit dem Beiträge, die wichtig sind oder die man später lesen will, leichter wiedergefunden werden können. Und auch das Crossposting zu anderen Netzwerken soll bei Ello schon bald implementiert werden. Ersetzt Ello dann auch noch Tools wie Buffer?

Die Omnibar von Ello: Markdown-kompatibel und durchdacht

Die Omnibar von Ello, ein durchdachtes Feature. (Screenshot: Ello)

Die Omnibar von Ello, ein durchdachtes Feature. (Screenshot: Ello)

Ein großer Unterschied zu den meisten Netzwerken ist auch das „Omnibar“ genannte Eingabefeld für Posts. Hier lassen sich beispielsweise Grafik-Dateien per Drag & Drop einfügen, Text lässt sich fetten und kursiv schreiben und einzelne Textteile können mit Links versehen werden. Ein Feature, das derzeit entwickelt wird: Bald können Nutzer auch Videos von YouTube oder Vimeo sowie SoundCloud-Files per URL einbetten. Und Emojis unterstützt Ello selbstverständlich auch – wenn sie auch bisher noch nicht in die Omnibar integriert sind. :smile:

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Darüber hinaus beherrscht die Omnibar Ello-Markdown und Container, mit denen Multimedia-Posts erstellt werden können:

„Each Omnibar post can be made up of multiple containers. Each container can hold an image, text, video links, and more. Containers can be re-ordered on the fly, which gives you a great deal of control over how your posts look. To create a new image container from a text container, simply click on the image icon at the bottom right corner of the open Omnibar. To create a new text container from an image container, just start typing in the blank container at the bottom of the Omnibar.“

Ein Feature-Set, das keine Wünsche offen lässt. Und was Ello sonst noch kann, verrät euch Johannes in seinem Screencast:

Ernst gemeinter Datenschutz und echte Transparenz

Schon bei der Suche nach der „Account-löschen“-Funktion fällt auf, wie ernst es die Ello-Macher mit dem Thema Datenschutz und Transparenz meinen – sie ist gut zu finden in den Einstellungen. Doch auch in Sachen Nutzerdaten macht Ello einiges anders. So akzeptiert Ello nach eigenen Angaben die Do-Not-Track-Einstellungen des Browsers und nutzt Google Analytics mit der „anonymizeIp“-Erweiterung. Und für Nutzer, die auch damit nicht einverstanden sind, bieten sie einen Opt-Out. Wer den aber nicht nutzt, von dem trackt Ello „nur“ den Ort, die Sprache, den Referrer und die auf Ello verbrachte Zeit – anonymisiert, versteht sich. Ebenfalls weisen die Macher darauf hin, dass Nutzer von Chrome, einem Android-Phone oder einiger Google-Dienste unter Umständen Daten an Google schicken, die Ello nicht kontrollieren kann.

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In den Einstellungen können Ello-Nutzer auch angeben, ob Nutzungsdaten erhoben werden sollen. (Screenshot: Ello)

In den Einstellungen können Ello-Nutzer auch angeben, ob Nutzungsdaten erhoben werden sollen. (Screenshot: Ello)

Keine Frage: Anders als verteilte Netzwerke wie Diaspora setzt Ello auf einen zentralen Server – Nutzer brauchen also auch hier ein gewisses Maß an Vertrauen in die Macher. Doch alles in allem wirkt das Konzept von Ello schlüssig. Obwohl sich einige Kern-Features noch in Entwicklung befinden, wirkt die Idee ausgereift, die Haltung der Macher glaubwürdig, die Transparenz und die Datenschutzbemühungen konsequent. Ein vielversprechender Ansatz. Aktuell ist Ello noch in einer Invite-only-Phase, doch das Netzwerk wächst. Nicht unwahrscheinlich also, dass auch ihr bald die ersten Invites von Freunden bekommt.

Und dann? Gebt ihr Ello eine Chance?

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36 Kommentare
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egghat (@egghat)

Naja, „deine Daten gehören dir“ und „keine Anzeigen“ kennen wir schon von App.net. Bis 40 Follower kostenlos. Inklusive Microblogging, eine Instagram-Alternative, ein Chat, eigener Dateispeicher und eine Programmierschnittstelle, über die beliebige native Clients angebunden werden können.

So richtig abgehoben hat das aber nicht …

Die Oberfläche von Ello sieht nett aus. An eine Finanzierbarkeit ohne Werbung (oder ohne Nutzergebühren von allen) glaube ich aber nicht.

Antworten
Florian Blaschke

Naja, ganz ohne Nutzergebühren soll es ja auch gar nicht gehen. Und dann schreiben die Macher auch noch: „We’re not interested in ruling the world. We think people that are motivated to do things like that have unresolved psychological problems.“ Warten wir es also ab. ^^

Antworten
radioEttlingen.de

Nette Sache (wie so viele zuvor), es gewinnt das Portal, welches es schafft in Größenordnungen Benutzer zum Umstieg zu bewegen, DAS ist der entscheidende Punkt, ich sehe momentan z.B. mehr Artists, die auf eine eigene Homepage verzichten und „Ihr Ding“ (Promo) via Facebook, SoundCloud, Mixcloud, Beatport & RA sowie Google+ durchziehen.

Wer als erster die Frage beantworten kann, warum gewechselt werden sollte könnte es mit den bisherigen Platzhirschen aufnehmen und wie es (leider) aussieht steht da der Datenschutz (ausserhalb von IT-Foren) noch ganz weit oben auf der Agenda, … mal abgesehen von der ggf. unerfreulichen Arbeit all die Links in der Datenbank ändern zu müssen ;-)

Antworten
radioEttlingen.de

– noch nicht – sollte es richtig heissen ;-)

Antworten
JUICEDaniel

Sehr cool. Ello scheint einiges richtig zu machen und vielleicht auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wenn eins zum anderen kommt, könnte das tatsächlich big werden. Was mich interessiert (und in dem Artikel leider nicht vorkam): Wer sind die Macher dahinter, kennt man die, was haben die vorher gemacht, wie finanzieren sie sich bisher (Investoren)?

Und wo du, Florian, die Macher im Kommentar zitierst, worin sie NICHT interessiert sind, würde mich interessieren, worin sie interessiert sind – über den datenschutzfreien Netzwerkgedanken hinaus.

Antworten
Granaton

Könnt Ihr mich einladen? Ich möchte gerne Betatesterin sein und darüber bloggen.

Antworten
Florian Blaschke

Aktuell habe ich leider keine Invites mehr übrig. Aber wenn sich das ändert, melde ich mich gerne.

Antworten
Christina L.

Wohl von Nerofix.com abgekupfert, nur sind die dort schon viel weiter und besser.

Antworten
Florian Blaschke

Ich weiß nicht. Auf den ersten Blick haben die beiden Netzwerke so gar nichts gemein. Was genau ist denn an Nerofix so viel besser?

Antworten
kledy

Ich finde Twixxi.com eine bessere Alternative zu Facebook als Ello

Antworten

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