Im Internet verbreiten sich Nachrichten enorm schnell – vor allem, wenn sie emotional aufgeladen sind. Ob im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine oder der Corona-Pandemie, immer wieder gehen Falschmeldungen viral und werden erst nach einiger Zeit enttarnt.
Und gerade wenn es um ohnehin schon unübersichtliche Situationen wie militärische Auseinandersetzungen in der Ukraine geht, gilt: Lieber einmal mehr gegenchecken, ob gepostete Bilder, Videos und Behauptungen tatsächlich zur an sich realen, schrecklichen Situation gehören oder nicht doch instrumentalisierte Fakes sind.
Eine von vielen Falschmeldungen: Das russische Mädchen im Gaza-Gebiet
Fakt ist: Im Netz ist nicht immer alles, wie es zunächst scheint. Nicht erst seit dem Ukrainekrieg machen Falschmeldungen und Täuschungen die Runde. So wurden 2021 beispielsweise im Rahmen des Israel-Gaza-Konflikts immer wieder Fotos von Kindern veröffentlicht, die laut den zugehörigen Überschriften oder Bildunterschriften bei Angriffen ums Leben gekommen seien. Eine Recherche des Auslandrundfunks Deutsche Welle zeigte aber, dass immer wieder Bilder genutzt wurden, die eigentlich aus anderen Konflikten stammten oder schon einige Jahre alt waren.
Mithilfe einer Bilder-Rückwärtssuche stellte sich beispielsweise auch heraus, dass eines der Fotos ein in Wirklichkeit noch durchaus quicklebendiges Mädchen aus Russland zeigt, dessen Mutter das genutzte Bild einst auf Instagram geteilt hatte. Ähnliche Praktiken – Überschrift und Bild gehören faktisch einfach nicht zueinander – gibt es massenhaft im Videobereich.
Viele Nutzer:innen sind für derartige Meldungen jedoch anfällig. Die Beiträge werden oft nicht hinterfragt und reflexartig auf Facebook, Twitter und Co. geteilt, da sie das eigene Weltbild bestätigen und eine emotionale Ebene ansprechen.
So können Falschmeldungen entlarvt werden: Tools für den Schnelltest
Bilder, die auf Social Media geteilt werden, wie die Journalist:innen der Deutschen Welle per Rückwärtssuche überprüfen, ist mit einigen kostenlosen Tools ganz einfach machbar.
Die Google-Bildersuche ermöglicht es, eine Bild-Datei oder -URL hochzuladen und sie unter anderem auf das Veröffentlichungsdatum hin zu überprüfen. Die Suchmaschine gleicht die Eingabe mit Treffern aus der Vergangenheit ab und bringt so manche Überraschung ans Licht. Ähnlich geht die App Google Lens vor. Wer im Chrome-Browser surft, kann sie mit einem Rechtsklick auf das jeweilige Bild aufrufen, und erhält – falls vorhanden – passende Treffer. Sobald klar ist, dass ein Bild in einem völlig anderen Zusammenhang schon mal aufgetaucht ist, dürfte es mit der Glaubwürdigkeit vorbei sein.
Auch Microsofts Bing verfügt über eine Bildersuche, eine Videosuche bietet noch keine der beiden Suchmaschinen. Hier sind Video-Screenshots in der Bildersuche aber einen Versuch wert. Etwas mehr über die Metadaten eines Videos verraten beispielsweise der Youtube Dataviewer von Amnesty International oder das „Youtube metadata“-Tool von Entwickler Matthew Wright.
Faktencheck im Netz: Es gibt Anlaufstellen und Alarmsignale
Ob gefälschte Bilder aus der Ukraine, Kettennachrichten mit wirrem Inhalt oder auf den ersten Blick nur ein bisschen unseriös wirkende Thesen: Per Messenger verbreiten sich Falschmeldungen und Fakes wie ein Lauffeuer. Vom Nachbarn, Tante oder der ehemalige Klassenkameradin – ab und an erreicht wohl jeden und jede von uns eine weitergeleitete Geschichte, die nicht der Wahrheit entspricht.
Whatsapp arbeitet für eine Aufklärung mit der Deutschen Presseagentur dpa zusammen, an die per Chat Bilder, Links oder Texte geschickt werden können, die unglaubwürdig wirken. Eine Garantie, dass sich die dpa dann an die Aufklärung setzt, gibt es zwar nicht, wenn sie sich allerdings mit den gesendeten Informationen beschäftigt, gibt sie Rückmeldung, ob es sich um Fake News oder seriöse Fakten handelt.
Auch an das journalistische Recherchezentrum Correctiv kann man sich per Whatsapp oder Chatbot wenden, auf der Website veröffentlicht das Team Faktenchecks zu aktuellen Themen wie dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland.
Grundsätzlich gilt: Seriöse Beiträge legen ihre Quellen offen, die Verfassenden sind beispielsweise durch ein Impressum ersichtlich. Ist ein Text oder Beitrag stark emotionalisiert, spricht das nicht für eine seriöse Berichterstattung. Es empfiehlt sich …
- … im Idealfall mehrere Quellen miteinander abzugleichen.
- … zu überprüfen, welche Hintergründe und damit Intentionen der Mensch oder die Organisation haben könnte, von dem eine Information stammt.
- … Bilder und Videos genauer unter die Lupe zu nehmen.
Auch diverse Medienhäuser bieten, ähnlich wie Correctiv, die dpa oder afp, Faktenchecks an, die häufig geteilte Meldungen aufdröseln und auf ihren Wahrheitsgehalt untersuchen. Bei der Tagesschau ist das beispielsweise der Faktenfinder, beim bayrischen Rundfunk der Faktenfuchs und die Deutsche Welle bleibt schlicht beim Begriff Faktencheck.
Das Internet erfordert völlig neue Kompetenzen
Es steht außer Frage, dass sich mit dem Internet die Art und Weise, wie und welche Informationen wir konsumieren, drastisch verändert hat. Nie war es leichter, wichtige Neuigkeiten genauso wie Lügen und Falschmeldungen in kürzester Zeit auf der ganzen Welt zu verbreiten.
Dementsprechend gilt es, eine erhöhte Medienkompetenz aufbauen, um die Glaubwürdigkeit von Nachrichten im Internet zu hinterfragen – die Möglichkeiten dazu gibt es.
Auch gut finde ich (http://fotoforensics.com/) dort kann man Bilder auf vielen verschiedenen Ebenen under anderen Merkmalen überprüfen.