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Interview
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Berufsbild Feel-Good-Manager: „Mach unsere Leute mal happy“

Feel-Good-Manager sind in aller Munde, Start-Ups sind begeistert. Warum der Feel-Good-Manager aber (noch) kein Berufsbild ist, was er (nicht) leistet und warum Konzerne einen Trend verschlafen – wir haben mit Karriereberaterin Svenja Hofert darüber gesprochen.

Von Jan Thomas
4 Min. Lesezeit
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Feel-Good-Manager – Assistenz mit „Bespaßungsauftrag“

Unternehmen wie Jimdo setzen auf eine gute Arbeitsathmosphäre – und auf Feel-Good-Manager. (Foto: Jimdo)

Unternehmen wie Jimdo setzen auf eine gute Arbeitsathmosphäre – und auf Feel-Good-Manager. (Foto: Jimdo)

t3n.de: Schon mal einen Feel-Good-Manager beraten?

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Svenja Hofert: Noch nicht. Ich gebe vor Beratungen immer einen Fragebogen aus, darauf kann man zum Beispiel Karriereziele notieren. Da stand der Begriff in letzter Zeit öfter. Es hat sich also als Berufsbild rumgesprochen. Die, die diesen Wunsch geäußert haben, sind dann aber ganz schnell aufgewacht, wenn sie sich das Berufsbild näher angesehen haben: Im Grunde ist so ein Feel-Good Manager ja nichts anderes als eine Mischung aus Assistenz, Eventmanagement, interner Unternehmenskommunikation und Personalabteilung. Es ist also gar kein Berufsbild, sondern ein Job-Mix.

t3n.de: Was macht so ein Feel-Good Manager eigentlich (nicht) den ganzen Tag?

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Svenja Hofert: Die heißen zwar Manager, aber das sind überwiegend Kaufleute und Bachelors. Teils ist es mehr Assistenz mit „Bespaßungauftrag“, teils mehr Personalmanagement, teils mehr interne Eventabteilung oder interne Kommunikation. Die Frage ist ja: Wo dockt der Feel-Good-Manager im Unternehmen an? Am Stab? Dann ist es ein verlängerter Arm der Geschäftsführung. Oder in der Personalabteilung? Oder bei der Unternehmenskommunikation? Der Platz in der Organisationsstruktur scheint derzeit nicht ganz klar. Ich würde ihn im Personal sehen.

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t3n.de: Welchem „klassischen“ Berufsbild kommt der Feel-Good-Manager am nächsten? Ist das so eine Art Betriebsseelsorger, Mutti oder Mädchen für alles?

Svenja Hofert: Betriebsseelsorger trifft es einerseits, andererseits müssten Feel-Good-Manager dafür ja psychologisch geschult sein. Mir scheint der aktuell in den Medien grassierende Feel-Good-Manager mehr der Typ Gute-Stimmungs-Verbreiter zu sein. Sie horchen vielleicht ein bisschen im Team rum, fangen Stimmungen auf … vielleicht steuern sie auch einfache Mitarbeiterzufriedenheits- und Bedürfnisumfragen und organisieren Ausflüge. Das Berufsbild ist aber noch nicht genormt, vieles bleibt offen.

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t3n.de: Welche Ausbildung sollte ein Feel-Good-Manager mitbringen? Das könnte doch auch die Sekretärin vom Chef nebenbei machen …

Svenja Hofert: Meiner Meinung nach gab es Feel-Good-Manager unter anderen Bezeichnungen schon früher: als Abteilung interne Kommunikation oder in Form der rechten Hand vom Chef. Ich habe mal eine Sekretärin gekannt, die kein Excel beherrschte – aber Gerüchte aufschnappen, streuen und die Lieblingsgerichte der Mitarbeiter eruieren konnte sie. Sie lief zum Beispiel rum, um rauszufinden, ob Sparerips immer noch „in“ bei den Mitarbeitern sind oder um informelle Botschaften – vom Management bewusst informell verpackt – unter die Leute zu bringen. Das war von der Firma explizit so gewünscht. Früher hieß das Chefsekretärin, heute Feel-Good-Manager.

Nicht alle Probleme lassen sich mit einem Feel-Good-Manager lösen

t3n.de: Die bisherigen Stellenangebote für Feel-Good-Manager kamen ausschließlich von Start-Up-Unternehmen. Haben Konzerne da einen Trend verpennt?

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Die Karriere-Expertin Svenja Hofert ist skeptisch.

Karriere-Expertin Svenja Hofert ist skeptisch.

Svenja Hofert: Junge Unternehmen haben noch nicht so viele demotivierte, kränkelnde Mitarbeiter. Und mit einem Betriebsrat müssen sie sich auch nicht rumstressen. Anderseits: Die anfängliche Kuschelatmosphäre bei Startups täuscht auch nicht über alles weg. Ich glaube nicht, dass Startups alle ihre typischen Probleme rund ums schnelle Wachstum mit so einem Feel-Good-Manager in den Griff bekommen. Mit ein bisschen Wellness ist es da nicht getan. Das sind strategische Fragen, die in die Abteilung Personalentwicklung gehören.

t3n.de: Ab welcher Unternehmensgröße braucht man so einen Feel-Good-Manager?

Svenja Hofert: Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass man die überhaupt braucht. Ich denke, man sollte vielmehr in das Gesundheitsmanagement investieren. Damit meine ich nicht nur Yogakurse und Fitness, sondern auch die seelische Gesundheit. Auch brauchen Mitarbeiter Anlaufstellen, die unabhängig sind. Ich rede doch nicht mit den Feel-Good-Manager über meine schlaflosen Nächte aufgrund Überbelastung, wenn der ein Abgesandter vom Chef ist. Hier ist eine vertrauensvolle, anonyme Anlaufstelle nötig. Konzerne bieten das in Form so genannter Employer Assistent Programms (EAP).

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t3n.de: Auch für Startups ist es bestimmt sinnvoller …

Svenja Hofert: … in ordentliche Personalentwicklung zu investieren statt in ein reines Bespaßungs- und Eventmanagement. Einer Person jetzt 40.000 Euro in die Hand zu drücken und zu sagen: „Mach unsere Leute mal happy“, ist aktionistisch. Da fehlt mir das Konzept. Und mein Eindruck ist, dass vieles mehr Public Relations als alles andere ist.

t3n.de: Kann ein Feel-Good-Manager eine angeschlagene Unternehmenskultur reparieren?

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Svenja Hofert: Ganz sicher nicht, denn der Fisch stinkt vom Kopf. Er kann maximal gesundheitsfördernde Angebote erstellen oder für Obst auf den Tischen sorgen. Aber eine angeschlagene Unternehmenskultur hat mit anderen Dingen zu tun. Oft wachsen Unternehmen zu schnell. Die begeisterungsfähigen, engagierten Mitarbeiter der Anfangszeit finden sich plötzlich nicht mehr zurecht und werden unzufrieden. Da kann man mit Yoga nun wirklich nichts machen.

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6 Kommentare
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Dein t3n-Team

AnnaHBTC

Also für mich klingt das ganze eher nach einem guten ausgebildeten betrieblichen Sozialarbeiter.

Antworten
Kadisch

Guten Tag,
ein Feel-Good-Manager, eine Feel-Good-Managerin muss ja nicht alles selbst machen. Sie oder er kann/sollte schon auch bei Bedarf externe Beratung organisieren. Wichtig finden wir, dass auch Führungskräfte Unterstützung erfahren, ihre Mitarbeitende „gesund zu führen“.
Fürsorge gegenüber den Mitarbeitenden kann nicht weg delegiert werden.
Für uns geht es bei Feel.-Good -Management um die Förderung einer wertschätzenden Unternehmenskultur.
Kennen Sie schon unsere neue Ausbildung zum Feel.Good-Manager, zur Feel.Good-managerin?
Sie startet am 6. Dezember in Bremen.
www. feel-good-management.eu
Wir freuen uns über ein Feedback.
Ingrid Kadisch

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