Anzeige
Anzeige
Porträt
Artikel merken

Foodguide: Das Instagram-Startup mit 500.000 Followern

Foodguide startete als Resterampe-Blog für Essensbilder. Heute hat Gründer Malte Steiert daraus ein Instagram-Business mit beachtlicher Reichweite gemacht. Wie hat er das geschafft?

Von Daniel Hüfner
4 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
Foodguide-Gründer Malte Steiert. (Foto: Foodguide)

Dass Malte Steiert mal eine Hauptrolle in einem Kinofilm besetzen würde, hätte er wohl selbst nicht gedacht. Der 24-Jährige ist aktuell in der Dokumentation „Starting up USA – von der Garage zum Unicorn in 5000 km“ zu sehen. Darin tourt er vier Wochen lang in einem Wohnmobil von San Francisco nach New York, um den Erfolgsrezepten im Mutterland der Unternehmer auf die Spur zu kommen.

Immer in der Hosentasche dabei: seine App. Ein Tinder für Essen. Denn eigentlich ist Steiert kein Schauspieler, sondern Gründer des Hamburger Startups Foodguide. 15 Mitarbeiter beschäftigt er in einem Büro im Stadtteil Sternschanze. Sein Unternehmen steht noch am Anfang. Während in San Francisco die Einhörner vom Band laufen, arbeitet der Mann mit dem Baseballcap in Hamburg erstmal an einem tragfähigen Geschäftsmodell: Bis Ende des Jahres peilt er einen Umsatz von 250.000 Euro an.

Foodguide: Ein Netzwerk für Food-Pornografie

Geplant war diese Entwicklung nicht. Während eines Auslandssemesters in Bangkok ließ sich der ehemalige Marketing-Student vom offenen Umgang der Bevölkerung mit Essen und sozialen Netzwerken anstecken. Zurück in Hamburg kam ihm die Idee, ebenfalls einen „authentischen Ort für Essensliebhaber“ im Netz zu schaffen. Also erstellte Steiert einen Blog, auf dem er seine mit Instagram fotografierten Mahlzeiten aus den Lieblingsrestaurants verwurstete. Mehr als drei Jahre ist das her.

Das Tinder für Essen: Foodguide hat sich schnell von Instagram emanzipiert. (Foto: Foodguide)

„Damals hatten wir 15 Follower aus dem Freundeskreis und kein Mensch hatte Instagram auf dem Handy“, sagt Steiert rückblickend. Heute sieht das anders aus. Weltweit wird das Foto-Netzwerk von 700 Millionen Menschen genutzt, fast im Sekundentakt werden neue Motive mit goldenen Pfannkuchen, knackigem Gemüse oder saftigen Kirschen gepostet. Angaben zu Gericht und Restaurant inklusive. Diese Erkenntnis brachte Blogger Steiert dazu, auch seine Idee größer zu denken.

Wachstum mit User-generated Content

Angefangen mit Hamburg erstellte er schnell auch für Berlin, Köln und München eigene Instagram-Kanäle für Essensbilder. Seine Strategie: User-generated Content. Er ließ Nutzer aus anderen Städten die Fotos von Mahlzeiten einfach selbst erstellen und veröffentlichte sie angereichert mit Angaben zum Restaurant auf seinen Kanälen. Das zahlte sich aus: „Nach nur acht Monaten hatten wir 30.000 Follower gesammelt“, sagt Steiert. Inzwischen ist Foodguide mit Instagram-Kanälen in 15 Ländern und 20 Metropolen vertreten. Die Zahl seiner Follower auf dem Foto-Netzwerk hat sich so kanalübergreifend bis heute auf über 500.000 erhöht.

Neu ist die Idee für Restaurantempfehlungen nicht. Neben lokalen Content-Angeboten konkurriert Foodguide vor allem mit Empfehlungsportalen wie Yelp oder Tripadvisor. Auch Foursquare muss genannt werden. Steiert glaubt aber, dass die Inhalte seiner Nutzer glaubwürdiger sind. „Alle hochgeladenen Bilder von echten Nutzern und echten Gerichten“, sagt der Unternehmer. Es gebe fast keine Möglichkeit, das System zu umgehen. Auch auf klassische Bewertungsmechanismen wie die Vergabe von Sternen oder Rezensionen hat Steiert aufgrund von Betrugsrisiken verzichtet.

 

„Immer am Tropf von Instagram“

Doch die große Abhängigkeit von Instagram – 40 Prozent seines Traffics generiert Foodguide aus dem Netzwerk – bereitete dem Unternehmer auch Sorgen. „Wir haben schnell gemerkt, dass Instagram nicht die Endstation sein wird und schwer skalierbar ist“, sagt Steiert. „Wir hängen immer an deren Tropf.“ Besonders die Betreuung jedes einzelnen Kanals sei anstrengend und nur mit großem Personalaufwand zu bewältigen. So fiel die Entscheidung, eine eigene App für Foodguide zu veröffentlichen.

Die Anwendung schlägt Nutzern ähnlich wie Tinder neue Restaurants in der Umgebung vor. Den Content liefern auch hier die Nutzer. Im Gegensatz zu Instagram soll ihnen die App zusätzlichen Mehrwert bieten. Wem beispielsweise ein Gericht aus einem Restaurant gefällt, kann direkt einen Tisch reservieren. Alternativ ist auch die Lieferung von Mahlzeiten durch Foodora oder Deliveroo möglich. Bislang stößt das Konzept auf reges Interesse: Nach Angaben von Steiert haben sich bereits 300.000 Menschen die App auf ihr Smartphone geladen – und verwenden sie auch regelmäßig. „Wir verzeichnen zwischen 35.000 und 40.000 aktive Nutzer pro Monat“, sagt Steiert.

Wie Foodguide Geld verdienen will

Umso mehr überrascht, dass sich Foodguide mit der Monetarisierung bislang zurückgehalten hat. Aktuell wird die App für Nutzer kostenlos angeboten. Das soll vorerst auch so bleiben. Ans Geld verdienen hat Malte Steiert trotzdem schon gedacht. „Unser Geschäftsmodell ist voll integriert, funktioniert auch und wird langsam und nachhaltig ausgerollt“, erklärt Steiert seine Strategie.

Einnahmen erzielt Foodguide beispielsweise durch klassische Affiliate-Provisionen. Jedes Mal, wenn ein Nutzer über die App einen Tisch reserviert oder einen Lieferdienst anfordert, bekommt Foodguide eine Umsatzbeteiligung. Laut Steiert sei die Zielgruppe aber auch für Gastronomiebetriebe interessant. „Durch Foodguide können wir einen höheren Kundenzulauf versprechen“, sagt Steiert. Auf diese Weise will er künftig auch bezahlte Restaurantempfehlungen in die App integrieren.

Rückkehr in die USA

Das Geschäftsmodell soll nach dem Willen des Unternehmers auch die Rückkehr über den großen Teich ebnen. Derzeit steckt Steiert mitten in den Vorbereitungen für den Marktstart in den USA. Bis Ende des Jahres sollen diese abgeschlossen sein, damit 2018 der Launch erfolgen kann, kündigt er an. Erste Erfahrungen hat er durch seine Hauptrolle in dem Startup-Kinofilm ja bereits gesammelt: „Zum Beispiel, dass wir entgegen der Erwartungen aus Deutschland keinen Umsatz machen sollten, sondern lieber auf Nutzerwachstum setzen“, sagt Steiert. Immerhin: Damit kennt er sich aus.

Dieser Artikel wurde erstmals am 31. Juli 2017 veröffentlicht.

Mehr zum Thema:

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Ein Kommentar
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Max

Ansich eine schöne Sache – ist gutes Essen doch eines der wichtigsten Dinge im Leben. Und da freut man sich immer über Inspirationen.
Auch wenn man das Gefühl hat, dass fast nur Burger, Pancakes und Asia-Food enthalten sind. Für die etwas fortschrittlichere Küche schaut man dann doch eher im Guide Michelin – da hat man zwar keine Fotos aber kann sich überraschen lassen.
Vielleicht ist es einfach eher für die Instagram-Generation bis 30 Jahre …

Der guten Idee und dem Team wünscht man trotzdem gerne viel Erfolg und dass sie die App in Griff kriegen – vor allem bevor es nach Amerika geht! Momentan ist sie noch buggy und findet deswegen nicht gerade guten Zuspruch.
Auch kann man die App bspw. gar nicht bewerten –> Error. Vielleicht Absicht, weil sie erst geflickt werden soll …
Dementsprechend hätte man auch mit der Veröffentlichung des Artikels warten sollen!

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige