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Wie gedruckte Magazine auch in Zukunft erfolgreich sein können [Kolumne]

Print-Magazine haben in der digitalen Welt eine Zukunft – das gilt auch für die schwächelnde IT-Presse. Durch ihre besonderen Eigenschaften haben gedruckte Magazine nämlich deutliche Vorzüge gegenüber digitalen Medien. Welche das sind und wie Magazine auch in Zukunft erfolgreich sein können. Die Luca-Analytics-Kolumne von Luca Caracciolo.

Von Luca Caracciolo
6 Min. Lesezeit
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Viele Print-Produkte habe seit Jahren mit einem Rückgang der verkauften Auflage zu kämpfen. Vor allem die IT-Presse leidet unter dieser Entwicklung. Nicht erst seit IDG in den USA die PCWorld auf Digital-Only umgestellt hat, klingeln bei vielen Verlagshäusern die Alarmglocken. Auch hierzulande werden Magazin-Titel zu Grabe getragen und Redaktionen eingestampft.

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Oft heißt es in diesem Zusammenhang, die Tage gedruckter Magazine seien ohnehin gezählt und die Zukunft liege im Digitalen. Nicht nur, weil man sich so Vertriebs- und Druckkosten sparen könne, sondern eben auch, weil die digitale Lektüre nur Vorzüge habe: mit einem Klick die neue Ausgabe in den Händen halten, digitale Anreicherungen in Form von Sound, Animationen, Videos, Bildergalerien – günstigere Verkaufspreise.

Mit Verlaub: Das ist Quatsch. Print lebt und wird auch in Zukunft ein Medium sein, das mit journalistischen Inhalten bedruckt wird. Die Branche verändert sich aufgrund des Webs stark, klar. Traditionsreiche Publikationen und Verlage geraten ins Wanken, müssen sich neu aufstellen. Aber deshalb die Print-Branche für tot zu erklären, ist Unsinn.

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Die folgenden Ausführungen beziehen sich dabei vor allem auf Zeitschriften und Magazine. Die Diskussion um die Zukunft der Tageszeitung und ihre gedruckte Version gilt es, gesondert zu führen – weil noch mal andere Aspekte wie beispielsweise Tagesaktualität eine Rolle spielen.

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Onliner machen auf Print

Eine Tendenz, die sich in den vergangenen Monaten und Jahren beobachten lässt: Große Online-Medien bringen Magazine heraus, oft in digitaler Form: So macht das beispielsweise das US-amerikansiche Tech-Blog The Next Web, das eine regelmäßige Publikation in digitaler Form erstellt. In Deutschland ist 4Players – eine der größten Websites für Videospiele – ein Paradebeispiel für diese Entwicklung: Jede Woche erscheint das 4Players-Magazin, das Inhalte von der Website magazingerecht aufbereitet.

Elektrospieler

Die Videospiel-Zeitschrift Elektrospieler hat vor zwei Jahren das erste gedruckte Magazin herausgebracht – mittlerweile ist die 15. Ausgabe erschienen.

Das Videospiel-Magazin Elektrospieler, das ursprünglich als PDF-Magazin erschien, hat vor zwei Jahren sogar den Sprung in die Print-Welt gewagt. Das Print-Magazin wirkt in seiner Hochglanz-Optik äußerst edel und ästhetisch sehr ansprechend. Es unterscheidet sich grundlegend von anderen Print-Magazinen aus der Gaming-Branche: Anstatt seitenweise Reviews zu Games mit hochkomplexer Wertungsmatrix abzuliefern, schweigt das Elektrospieler-Magazin zu Prozentwertungen, Spielspaßkurven und mathematisch exakten Langzeitspaß-Analysen. Stattdessen rücken die Magazin-Macher die Aspekte von Games in den Vordergrund, die besonders magazintauglich sind: Große, schöne Bildaufmacher, ansprechende Bildstrecken, lesenswerte Storys.

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Die Nische ist erfolgreich

Es ergibt auch wenig Sinn, einfach ein weiteres Konkurrenzprodukt im Gaming-Print-Journalismus auf den Markt zu bringen – die aktuellen Hefte haben ohnehin mit einem enormen Auflagenschwund zu kämpfen. Wissenswertes über Games holen sich Gamer aus dem Netz – Bewegtbilder, Screenhots, aber auch fundierte Spielebesprechungen finden sich auf entsprechenden Online-Medien meist viel früher als in den gedruckten Magazinen.

Wer heute Print macht, muss sich deshalb genau darüber im Klaren sein, was er an Inhalten bringt und welche Form diese Inhalte haben. Ein Paradebeispiel für ein Magazin, das die Vorzüge von Print-Produkten quasi in Reinform vereint, ist das Indie-Magazin Offscreen.

Offscreen: Die Menschen hinter den Pixeln

Offscreen ist ein Magazin von Kai Brach, einem ehemaliger Webdesigner. Heute widmet er sich ausschließlich der Produktion seines Magazins. Das Heft ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen Print-Produkt der Zukunft: Konsequent auf Offline-Lektüre ausgelegt, trumpft es mit einem sehr ansprechendem Magazin-Layout auf, das in seiner puristischen Art fast schon an ein Buch erinnert. Typografie, Bilder, die Aufteilung von Texten und Fotos, Magazinformat, Magazinumfang, Papier – alles fügt sich wie aus einem Guss zusammen und wirkt extrem hochwertig. Um diesen Gesamteindruck nicht zu verfälschen, lässt der Herausgeber keine normalen Anzeigen zu, sondern nur Sponsoren. Sie werden in der Heftmitte in einem schlichten, einheitlichen Look erwähnt.

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Und nicht nur die Aufmachung, auch der Inhalt weiß zu überzeugen: Bei Offscreen stehen die Menschen hinter den Pixeln im Mittelpunkt: Interviews, in denen hauptsächlich erfolgreiche Webdesigner aus der ganzen Welt zur Sprache kommen, nehmen den größten Teil des Magazins ein. Essays, Bildergalerien von Startups und kleinere Formate wie Tagesabläufe bekannterer Leute oder Eventbeschreibungen runden den inhaltlichen Part ab.

Offscreen ist ein Print-Magazin, dass erfolgreiche Webdesigner und Pixrlschubser vorstellt.

Offscreen ist ein Print-Magazin, das erfolgreiche Webdesigner und Pixelschubser vorstellt.

Klar ist: Offscreen, Elektrospieler oder auch das Froh!-Magazin aus Köln, das sogar komplett ohne Werbung auskommt, sind Nischen-Produkte. Hinter diesen Magazinen stehen keine großen wirtschaftlichen Erfolge. Weil sie aber außerhalb eines klassischen Verlagskontexts agieren, sind sie frei von verlegerischen Zwängen und stehen nicht unter starkem Zahlendruck wie ein klassischer Verlagstitel. Genau deshalb können Magazin-Macher aber sehr viel von diesen Nischen-Produkten lernen. Sie haben ganz andere Freiheiten und loten quasi als eine Art avantgardistische Speerspitze die Zukunft gedruckter Magazine aus. Sie verdichten die Vorzüge von Print quasi in Reinform.

Die Vorzüge von Print

Was also sind die besonderen Vorzüge, die gedruckte Magazine im Besonderen auszeichnen (was zum Teil natürlich auch für Tageszeitungen gilt)?

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– Abgeschlossenheit: Ein Print-Magazin ist ein abgeschlossenes Produkt. Es funktioniert in dieser Hinsicht wie ein Buch, das zum Stöbern einlädt. Es ist endlich – was im Vergleich zum Internet durchaus seine Vorteile hat. Das Netz ist nämlich eine Informationsquelle, die keinen Anfang und kein Ende kennt. Print-Produkte hingegen haben eine klare Aufteilung, weisen Inhalten Prioritäten zu. Das passiert zwar auch Online, aber durch die Endlichkeit von gedruckten Titeln wirkt ihre Prioritätslogik stimmiger.

– Layout: Print-Magazine bieten enorme Möglichkeiten, durch verschiedene Layouts Inhalten zum Teil unterschwellig Nuancen mitzugeben und mit bestimmten Assoziationen zu verknüpfen. Farben, Grafiken, Bilder, Typografie, Layouts – all das funktioniert auf gedrucktem Papier besser als digital.

– Geisteshaltung: Der vielleicht wichtigste Vorzug eines Print-Produkts ist die Geisteshaltung, die man bei der Lektüre einnimmt. Gedruckte Zeitungen, Magazine und auch Bücher haben den großen Vorteil, dass ihre Lektüre zwingend offline geschieht. Denn beispielsweise auf Tablets gibt es so viele Ablenkungen, die oft von der eigentlichen Lektüre abhalten. Aber mehr noch: Printprodukte fördern eine innere Haltung, die etwas mit Zurücklehnung, Entspannung und Distanz zu tun hat.

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Während wir uns online durchs Netz wühlen und ständig das Gefühl haben, dass bessere und relevantere Inhalte nur einen Klick entfernt sind, ist bei Print quasi das Gegenteil der Fall: Bei Print-Produkten vertrauen wir es dem Titel und dem Team dahinter an, relevante Inhalte zusammenzutragen – viel stärker, als wir das Online tun. Wir lassen uns durch diese innere Geisteshaltung mehr auf die Inhalte ein, schaffen uns dadurch einen größeren Abstand zu ihnen – was es deutlich vereinfacht, Themen und Artikel stärker zu reflektieren und einzuordnen.

Klare Positionierung, hochwertiges Layout, mutige Inhalte

Magazine und Zeitschriften, die auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen sich also vor allem anschauen, was in der Nische passiert. Folgende Punkte leiten sich daraus ab:

– Klare Positionierung: Magazine brauchen mehr denn je eine klare inhaltliche Ausrichtung. Mit einem zehn Jahre alten Konzept einfach so weiter machen, mag zwar aufgrund einer hohen Basisauflage die nächsten Jahre vielleicht noch ausreichen – zukunftstauglich aber ist das nicht.

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– Hochwertige Aufmachung: Magazine und Zeitschriften nimmt man in die Hand. Das Erlebnis, das dabei entsteht, muss möglichst stimmig sein. Layout, Papier, Cover – jedes Detail muss sich zu einem hochwertigen Gesamtbild zusammenfügen.

– Mutige Inhalte: Kommentare, Analysen, Essays, Hintergrundberichte, Satire, Reportagen – Die Inhalte sind die Essenz eines jeden Magazins. Hier gilt es, Mut zu beweisen und Themen mal anders darzustellen – wie Constantin Seibt es schon ausführlich beschrieben hat. Nachrichten und tagesaktuelle News haben nichts in solchen Magazinen verloren.

Vor allem der letzte Punkt lässt sich nur mit einer qualifizierten Redaktion umsetzen. Etwas, das beispielsweise Weka mit der Einstampfung der Redaktionen der Titel PCgo, PC Magazin, Internet Magazin und Business&IT nicht gerade anvisiert. Wenn die übrig gebliebenen Redakteure die Rolle von Produktmanagern übernehmen sollen und die Inhalte über externe Dienstleister bezogen werden, dann stellt sich die Frage: Qualität adé?

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Das t3n Magazin: Wir setzten auch in Zukunft auf die gedruckte Version unseres Magazins.

Das t3n-Magazin: Wir setzten auch in Zukunft auf die gedruckte Version unseres Magazins.

Print – mit Zukunft

Wir beim t3n-Magazin glauben fest an die Zukunft gedruckter Magazine – und deshalb stehen wir voll und ganz hinter der gedruckten Version von t3n. Das mag verwunderlich klingen, weil unser täglich Brot das Digitale ist und der Abschied vom toten Holz uns deshalb vermeintlich besonders einfach fallen würde. Ist aber nicht so – ganz im Gegenteil: Wir halten gedruckte Magazine für ein Format, das neben digitalen Magazinen, digitalen Ausgaben von Print-Magazinen und neben der gesamten Online-Journalie eine Existenzberechtigung hat – auch in Zukunft. Und die Zahlen geben uns Recht: Seit Bestehen des t3n-Magazins konnten wir unsere Auflagenzahl kontinuierlich steigern – und das trotz des allgemeinen Auflagenrückgangs in der gesamten Print-Branche.

Weiterführende Links zum Thema „Zukunft der Print-Branche“:

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13 Kommentare
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Dein t3n-Team

Beka

Sich zurücklehnen, das Magazin in die Hand nehmen, sehen, fühlen, stöbern, sich entspannen. Das sind überzeugende Argumente. Ich habe E-Books und trotzdem genieße ich ein gedrucktes Buch irgendwie anders.

Andererseits: Ist die Fixierung auf das Medium, den Träger der Inhalte, nicht überzogen? Lassen sich die meisten Vorzüge nicht auch auf Bildschirmen darstellen? Hat man es denn versucht?

Ein abgeschlossenes Magazin, wertvolle Inhalte, tolles Layout, kompetente Redaktion etc. sind nicht an das Medium gebunden: http://blog.132grad.de/2013/08/07/warum-es-keine-printmedien-gibt-und-sie-trotzdem-nicht-sterben/

Antworten
Patrick Niebeling

Mein Arbeitgeber arbeitet mit einem kanadischen Zeitungsverlag zusammen welcher einen wechsel von Print auf ein 100% digitales und kostenloses Medium vollzieht.

Man hat sich bewusst gegen ein unendliches Medium entschieden. Die neue Ausgabe erscheint in einer App 1x täglich und ist Buch bzw. Zeitungs-ähnlich aufgebaut. Ohne sich zwischendurch verändernde Inhalte! Es haben sich neue multimediale Werbeformen ergeben welche den User eine Interaktion mit der Anzeige ermöglicht (z.B. kleine Spiele als Werbung) und den Agenturen mehr Spielraum geben ihre Ideen umzusetzen.

Die Zahl der angestellten hat sich kaum verändert. Nur deren Aufgaben. Für das aufbereiten der Inhalte werden nun mehr Mitarbeiter im Videoschnitt oder ähnlichem benötigt.

Die Zeitung hatte im Jahr 2011 eine Auflage von 220.000 Stück. In den ersten Monaten nach dem Start wurden ~170.000 aktive Nutzer der Online Ausgabe verzeichnet.

Antworten
robyed

Der Beitrag spricht mir aus der Seele. Magazine wie Chip oder PC Welt sind für mich nicht mehr als die monatliche Zusammenfassung der bedeutensten News und Tests der vergangenen 30 Tage. Dagegen schafft es t3n oder z.B. auch das ct Magazin mich mit einer Fülle von hochqualitativen und interessanten Beiträgen zu begeistern, so dass ich gerne die gedruckte Version lese.

Dann kommt genau der Aspekt „Geisteshaltung“ zum Tragen – ich lehne mich zurück, entspanne beim Lesen und freue mich über das Gefühl, durch meinen sichtbaren Fortschritt beim Lesen, Neues zu entdecken und zu lernen. Online gesteht man sich teilweise gar nicht die Zeit ein, um längere und qualitative Artikel zu lesen. Da haben dann eher die heißesten News den Vorrang.

Ich bin mir sicher, dass Print wie beschrieben weiterhin ein Thema bleibt. Trotzdem müssen sich viele Verlage ernsthafte Gedanken über Ihre Online-Existenz machen. Denn diese wird in Zukunft die Grundlage sein – so wie es heute schon bei t3n der Fall ist.

Antworten
Hans Peter

So ein Müll Beitrag. Ich hab gedacht endlich wird man mal etwas „aufgeklärt“. Aber kaum sachliches zu dem Thema. Kein Fachwissen, nichts neues.

Das Kommentar von „Beka“ gibt dem ganzen dann noch den Rest , dem kann ich nur zustimmen, danke Beka :)

Scheint hier wohl einfach mehr Werbung für die drei Nischen-Magaziene aus Deutschland zu sein. Und eigen Werbung?!

Ganz unrecht habt ihr ja nicht!!!!!!!!!!!!!
aber so viel bla bla für so wenig Aha dahinter……

Fazit: Der stärkere Gewinnt. Worin die stärke liegt ist bei jedem Produkt anders.

Antworten
Jan

Hallo Luca, du weißt, dass ich dich sehr schätze – beruflich wie privat. Aber das ist doch echt Unsinn. Ich frage mich, welche digitalen Magazine du bislang gesehen hast.

Deine drei Hauptargumente „Abgeschlossenheit“, „Layout“ und „Geisteshaltung“ haben überhaupt nichts mit bedrucktem Papier zu tun. Das geht digital genauso und gibt es auch schon.

Jedes digitale Magazin ist genauso „abgeschlossen“ wie eines auf bedrucktem Papier. Manche davon erscheinen monatlich, andere alle 14 Tage oder auch wöchentlich. Aber es sind immer abgeschlossene Produkte.

Beim Layout hast du digital erheblich mehr Freiheiten als bei print. Begründe doch mal genau, was auf Papier da exakt „besser funktioniert“. Mir fällt nichts ein. Im Gegenteil: Ich habe doch digital sogar noch mehr Möglichkeiten, Inhalte atmosphärisch zu begleiten. Und das geht sogar im Browser, erst recht in einer App.

Und „Geisteshaltung“… Also da weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll. Ich bin auf meinem Tablet überhaupt nicht abgelenkt, weil gerade Tablets die besondere Eigenschaft haben, dass immer das, was man gerade tut, zu 100% im Vordergrund steht. Ich lese darauf dauernd Bücher, Zeitschriften, einzelne Beiträge und mich lenkt da nichts ab. Das ist vielleicht dein Ding mit digital, dass du da ein Problem hast. Aber das hat ja nichts mit dem Medium zu tun.

Ein digitales Magazin befreit die Macher und die Leser von den Begrenzungen des bedruckten Papiers. Du musst dir keine Gedanken um Seitenzahlen machen oder wie viele Fotos du verwenden kannst. Du machst, was für die jeweilige Geschichte wichtig ist. Großartig. Du kannst deine Inhalte direkt mit weiteren Inhalten im Netz verknüpfen. Du kannst die Leser einbeziehen. Du kannst interaktiv sein. Oder du kannst dich einfach nur auf enorm gute Inhalte konzentrieren, deren Aufmachung, Darstellung und Länge nicht durch die Unzulänglichkeiten des Mediums Papier begrenzt werden, sondern allein durch deine Phantasie.

Es gibt neue Print-Magazine und die wird es noch lange geben. Es gibt ja auch noch Pferdekutschen in Wien. Aber daneben wird es noch mehr als bisher schon digitale Magazine geben, die die neuen Freiheiten des Mediums ausloten.

Antworten
Patrick

@Jan: Die Haptik eines Prinkt-Magazins und damit verbunden das Layout spielt schon eine Rolle. Für viele Musiklables ist z.B. gerade eine gut gestyltes Booklet der Mehrwert bzw. das Verkaufsargument für eine CD gegenüber dem mp3 download.

Abgeschlossen stimmt im Übrigen schon: Print steht ein Artikel „für sich“, eben ohne die von Dir erwähnten atmosphärischen Begleitungen. Du schreibst ja selbst: „Ein digitales Magazin befreit die Macher und die Leser von den Begrenzungen des bedruckten Papiers. Du musst dir keine Gedanken um Seitenzahlen machen oder wie viele Fotos du verwenden kannst.“ Klar, das ist ein Vorteil, verkehrst sich aber in ein Problem, wenn damit der „Zwang“ wegfällt sich textlich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Auch deswegen können Print und Online ja sich gut ergänzende Medien sein.

Ich kann die Argumente schon nachvollziehen und würde sie nicht einfach mal so als „Unsinn“ abtun

Antworten
Kai B.

Ich finde die Diskussion hier (bis auf die ueblichen 1-2 Jammer-Kommentare) interessant. Also ich bin der Kai von Offscreen und bin natuerlich da etwas parteiisch.

Generell muss man einfach unterscheiden zwischen Leuten, die gerne gedruckte Dinge in den Haenden halten und solche, die darin keinen Mehrwehrt sehen.

Ich selbst lese auch vieles online oder auf meinem Kindle. Aber ehrlich gesagt, erwische ich mich immer wieder wie ich entweder einen Artikel oder ein Buch nicht zu Ende lese oder mich irgendwann automatisch auf einer anderen Seite im Netz wiederfinde.

Ich geniesse Druckmedien einfach anders. Fuer mich ist das die „off“ Zeit. Die paar Stunden pro Woche, in denen ich abschalte (wortwoertlich). Wenn nicht auf der Couch, dann vielleicht im Park oder gar am Strand; keine Angst dass was gestohlen wird oder Sand reinkommt. Ausserdem liegt es zu Hause auf meinem Couchtisch oder im Buero und es zieht magisch Leute an. Nicht zu vergessen, dass ein hochwertig hergestelltes Druckprodukt ein greifbares Kunststueck fuer sich ist (ich rede jetzt hier nicht von Computer-Bild-Qualitaet).

Von der Content-produzierenden Seite gibt es auch andere Kriterien, die da reinspielen. Der Entstehungsprozess eines Magazins ist oft ‚konservativer‘ und wesentlich gruendlicher als bei einem Blog, einem E-Book oder online ‚Zines‘. Bei Online-Magazinen ist der Zeitdruck oft so hoch oder das Budget so klein, dass wenig Zeit darauf verwendet wird, hochwertige Fotos zu produzieren, den Inhalt faktisch zu pruefen und entsprechend korrektur zu lesen.

Zwei Links, die ich empfehlen wuerde:
http://the-pastry-box-project.net/kai-brach/2013-july-9/
http://blog.offscreenmag.com/post/53707558820/why-does-a-printed-magazine-or-a-book-feel-so

Antworten
Luca Caracciolo

Lieber Jan – ich war leider im Urlaub und habe deinen Kommentar erst jetzt gelesen.

Also folgendes:

Ich finde sehr wohl, dass die drei Argumente etwas mit bedrucktem Papier zu tun haben.

1.) Abgeschlossenheit – natürlich ist eine Abgeschlossenheit auch bei einem digitalen Magazin gegeben. Aber dadurch, dass ein digitales Magazin meist auf einem Tablet konsumiert wird, habe nicht nur ich (hatte Gespräche mit Redakteuren bei uns, die über ähnliche Erfahrungen berichten) die Erfahrung gemacht, dass diese Abgeschlossenheit im Vergleich zu einem Print-Magazin doch deutlich aufgeweicht wird – und das würde ich nicht nur meiner eigenen Tablet-Nutzung anlasten. Ich halte Tablets für Multimedia-Maschinen, auf denen man auch Artikel lesen kann – klar. Aber weil Tablets eben noch so viel mehr können als Schrift darzustellen, werden sie auch entsprechend für andere Dinge genutzt. Das führt zu meinem zweiten Argument – der inneren Geisteshaltung.

2.) Die innere Geisteshaltung der Distanz halte ich mit Tablets als “Trägermedium“ für wenig vereinbar. Ich glaube sehr wohl, dass bedrucktes Papier durch seine pure Schlichtheit (Papier mit Schrift – nichts sonst) eine eher kontemplative „Denke“ begünstigt. Ja, das ist alles sehr theoretisch – aber manchmal muss man sich ins Theoretische wagen, um Dingen auf den Grund zu gehen. Tablets sind tolle Geräte, ich liebe die Teile. Aber ich glaube, das sie eben vor allem Unterhaltungsmaschinen sind – und ein bisschen Arbeitsgerät. Und sie laden dazu ein, zig‘ verschiedene Sachen zu tun. Ein Buch in die Hand zu nehmen ist einfach etwas anderes, fühlt sich anders an und lässt den Geist anders arbeiten – weil ein Buch eben nur gelesen werden kann. Kein Browsen, kein Gaming, keine Videos, keine Bilder, keine Musik, keine Apps – nischt!

3.) Layout: Ich kenne so einige digitale Magazine und meistens ist mir das Layout wenig bis gar nicht aufgefallen – das heißt nicht, das bei digitalen Magazinen Grafiken, Bilder und Layout-Spielereien nicht zum Einsatz kommen. Aber aufgrund der Multimedialität des Trägermediums (Tablets) wirken Layouts digital einfach nicht so nachhaltig wie in Magazinen. Im Digitalen gehen sie im Dschungel aus interaktiven Inhalten oftmals unter und verpassen oftmals das eigentliche Ziel, Inhalten einen ganz speziellen Rahmen zu geben.

Antworten
Thorben Ständker

Cooler Beitrag Luca :-)
Hat mir sehr weitergeholfen, weil ich auch in Magazin aufbaue.

Mhh zur Diskussion, ich denke die „Geisteshaltung“ wird in Zukunft ne große Rolle spielen ob Print-Magazine überleben werden. Glaube aber schon, weil es einfach nicht so hektisch ist alles offline zu lesen. Ich zumindest nutze das Web eher als „schnelle Informations-Gewinnung“ man analysiert halt eher statt wirklich zu lesen.

Das ist beim Print Magazin nicht der Fall und ich denke da kommt es dann auch auf die Inhalte und das Thema des Magazins an. Es wird sich zeigen wie sich die Gewohnheiten & das Denken der Menschen ändert :-)

Viele Grüße,
Cym (Founder VEO Design)

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