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Homeoffice? Nicht in Deutschland

Das Arbeiten im Homeoffice wird immer wieder diskutiert: Besteht darin die Zukunft des Arbeitens oder ist es der absolute Arbeitgeberhorror? In Deutschland scheint das Homeoffice zwar an Bedeutung zu gewinnen, aber momentan noch auf sehr niedrigem Niveau. Aber warum ist das so?

Von Melanie Petersen
4 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock)

Homeoffice in Deutschland noch wenig populär

Gerade viele junge Technologie-Startups haben das Homeoffice in den letzten Jahren über den grünen Klee gelobt. Aber in Deutschland scheiden sich beim Thema Telearbeit die Geister. Der Digitalverband BITKOM hat dazu eine repräsentativen Befragung unter 1.500 Geschäftsführern und Personalleitern von Unternehmen aus allen Branchen in Auftrag gegeben. Laut der Befragung haben in 75 Prozent der Unternehmen alle Mitarbeiter Anwesendheitspflicht und in weiteren elf Prozent ist das für mindestens Dreiviertel der Arbeitnehmer der Fall. Durchaus überraschend: Nicht eines der befragten Unternehmen hatte für weniger als die Hälfte der Mitarbeiter eine Anwesenheitspflicht.

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Die überwiegende Mehrheit der Befragten (70 Prozent) geht zudem davon aus, dass der klassische Büroarbeitsplatz nicht an Bedeutung verlieren wird. Jeder Fünfte gab an, dass er sich vorstellen könnte, dass die Bedeutung sinken wird, aber nur vier Prozent gehen von einem starken Bedeutungsverlust in der Zukunft aus. Immerhin 30 Prozent der Befragten rechnet damit, dass der Anteil der Mitarbeiter, die ganz oder teilweise vom Home Office aus arbeiten, steigen wird.

homeoffice wird wichtiger

Das Homeoffice könnte in Zukunft mehr Bedeutung bekommen. (Grafik: BITKOM)

Momentan ist es mit den Homeoffice-Regelungen noch nicht soweit her. Hier lässt sich allerdings stark zwischen der ITK-Branche und anderen Branchen differenzieren. Wärend in der ITK-Branche 47 Prozent der Unternehmen irgendeine Art von Home-Office-Regelung haben, sind es in den üblichen Branchen nur 17 Prozent.

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Was gegen das Homeoffice spricht

In der Studie wurden die Unternehmen, in denen es keine Home-Office-Regelung gibt, befragt, aus welchen Gründen sie Telearbeit ablehnen. Dabei zeigte sich, dass viele Unternehmen das konkret gar nicht sagen können: 64 Prozent antworteten nämlich „Homeoffice ist im Unternehmen generell nicht vorgesehen.“ Das spricht für eine große Unsicherheit in Bezug auf das Homeoffice. Als zweithäufigster Grund (33 Prozent) wurde die Annahme genannt, dass bei Telearbeit die Produktivität der Mitarbeiter sinke. Mit 27 Prozent folgte die Sorge, dass die Mitarbeiter im Homeoffice nicht jederzeit ansprechbar wären. Hier könnte man schlussfolgern, dass gerade die Komponente der funktionierenden digitalen Kommunikation in ITK-Unternehmen dazu führt, dass diese besser mit Telearbeit klarkommen.

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Dass in vielen Unternehmen die Möglichkeiten von digitalen Meetings noch nicht sehr präsent ist, zeigt sich auch daran, dass der überwiegende Teil der befragten Firmen bei Meetings auf Präsenztreffen setz (56 Prozent ) und 44 Prozent der Befragten auf Telefonkonferenzen. Nur acht Prozent der Unternehmen nutzen Videokonferenzen.

Homeoffice Meetings

Die meisten Unternehmen setzen vornehmlich auf Präsenztreffen. (Foto: Shutterstock)

17 Prozent befürchten, dass sie die Arbeitszeiten nicht kontrollieren könnten. Andere Gründe waren Sorgen um die Datensicherheit (12 Prozent) und hohe Kosten für die Ausstattung des Homeoffice (5 Prozent). 24 Prozent gehen davon aus, dass sie künftig mehr auf Telefonkonferenzen setzen werden und 34 Prozent davon, dass Videokonferenzen zunehmen werden. Bleibt abzuwarten, ob sich die Einstellung gegenüber dem Homeoffice mit einer besseren Kommunikationskultur ändern wird.

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Kritik von Übersee

todd vernon homeofficeAuch Todd Vernon, Gründer der US-Softwarefirma VictorOps, der regelmäßig eine Startupkolumne für inc.com schreibt, hatte vor kurzen in einer seiner Kolumnen erklärt, warum für seine Firma keine Arbeit im Homeoffice in Frage kommt. Der Titel der Kolumne war: „Work From Home Won’t Happen in My Company“. Homeoffice würde er nur in Ausnahmefällen für nötig befinden: „Ich verstehe, dass man manchmal einen Nachmittag braucht, um einen Text runterzuschreiben oder um an einem Code zu arbeiten. Aber eine generelle Homeoffice-Politik wird es bei uns nicht geben, solange ich CEO bin.“, schreibt Vernon. Dafür führt er drei Gründe auf:

1. Kommunikation

In Startups ist die Kommunikation über das Produkt, die Entwicklung, Marketing, Verkauf und den Kundensupport essentiell. Persönliche Standpunkte sind sehr wichtig und bei Abwesenheit, wären diese stummgeschaltet. Zudem kann es verstärkt zu Missverständnissen führen, wenn man gar nicht mehr von Angesicht zu Angesicht kommuniziert. Außerdem befürchtet er, dass Emotionen von Mitarbeitern bei virtueller Kommunikation auf der Strecke bleiben.

2. Zeit

Vernon befürchtet, dass Fehler der Mitarbeiter durch den fehlenden Kontakt nicht so schnell auffallen und die Lerneffekte somit sehr viel langsamer passieren. Wenn Menschen räumlich getrennt sind, können sich wichtige Diskussionen schonmal um eine Woche verschieben. Und gerade in Startups ist Zeit der Feind, so Vernon.

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3. Energie

Startups leben von der Energie, die daraus resultiert, Dinge möglich zu machen. Die Energie kann aber nur entstehen, wenn auch gemeinsam Gewinne gefeiert und Situationen zusammen gemeistert werden können. Deswegen hat Vernon seine Schäfchen lieber aller beisammen.

Aber auch Vernon gibt zu, dass das Homeoffice für einige Unternehmen funktionieren kann. Jeder müsse das für sein Unternehmen selbst entscheiden. Eine Debatte über das Homeoffice von t3n-Redakteurin Lea Weitekamp und t3n-Volontär Andreas Weck aus Arbeitnehmersicht findet ihr hier:

  • „Ich brauche den zwischenmenschlichen Kontakt“ – Über die Nachteile des Home-Office [Debatte]
  • „Meetings und Rückfragen kann ich über verschiedene Tools regeln“ – Über die Vorteile des Home-Office [Debatte]
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11 Kommentare
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Dein t3n-Team

Jochen

@Melanie Petersen: Der Link bei inc.com funktioniert nicht – beim „www“ fehlt ein „w“.

Antworten
E.

Ein fantastischer Artikel! Vielen Dank!

Antworten
Herr Pörner

Dies ist kein speziell deutsches Phänomen. Letztlich kommt es darauf an, ob sich eine Tätigkeit im Homeoffice genauso gut erledigen lässt wie im Büro. Außerdem wollen viele Arbeitnehmer kein Homeoffice, weil ihnen die klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben wichtig ist, weswegen auch viele Leute ihr berufliches Handy beim Verlassen des Büros ausschalten.

Antworten
nazeK

Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich dem Büro zZ den Vorzug gegenüber dem Homeoffice geben. Ich habe einige Jahre im Homeoffice gearbeitet und war nicht so entspannt, wie ich es jetzt im Büro bin. Ich darf wohl nicht verschweigen, dass ich in Gleitzeit arbeite und es keine feste Wochenarbeitszeit gibt. Unter diesen Aspekten und in Verbindung mit den angenehmen Teamklima, der tollen Kantine und dem kurzen Weg, ist ein Homeoffice für mich keine Alternative.

Antworten
Chris

Homeoffice finde ich persönlich schon eine feine Sache, aber sicherlich nicht für jeden geeignet.

Für hochmotivierte Arbeitnehmer, die für ein Projekt „brennen“, kann es Raum für neue Ideen schaffen und somit einen deutlichen Fortschritt bedeuten.

Ich bin meist im Büro, finde es aber auch spannend einfach mal einen Tag in der Bücherei, Bahnhof oder sonstwo zu arbeiten. Interessant wäre auch eine Rotation in anderen Büros. Könnte für alle Beteiligten eine interessante Erfahrung bringen.

Antworten
Christian

Das Thema Home-Office wurde meiner Meinung nach völlig falsch angegangen, ging es am Anfang zunächst darum, dass Mitarbeiter ab und zu einfach von jedem Ort aus arbeiten können, also nicht nur „home“ sondern eben auch wo anders, hat sich daraus eher ein zwanghaftes arbeiten am „home“ Arbeitsplatz entwickelt. Dies führt dazu, dass das Arbeiten im home office schnell den gleichen Charakter hat wie in einer Firma, nur eben Zuhause. Die fehlenden sozialen Kontakte machen den meisten Menschen die nur von zu Hause aus arbeiten in der Regel nach vielen Jahren Probleme, da sämtliche Kontakte nicht mehr greifbar sind. Es bedarf eines sehr guten Konzepts um ein home-office wirklich langfristig nutzvoll zu integrieren.

Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man genug Platz hat zu Hause und freiberuflich tätig ist ein home-office sehr gut ist. Für Angestellte einer Firma würde ich sagen, die Kommunikation zwischen Mitarbeitern und das sich „greifen“ können stellt einen großen Wert dar, den ein modernes Unternehmen dringend braucht.

in sofern denke ich auch, dass das home-office in Deutschland zwar mehr werden wird aber ein gelungenes Büroteam vor Ort nicht ersetzen wird.

Es tun sich deutsche Firmen und Vorgesetzte auch schwer damit Leute die nur von zu Hause aus arbeiten, als gleichwertig anzusehen mit Mitarbeitern die in der Firma direkt tätig sind.

viva

Antworten
Markus

Mir fehlen trotz Überschrift die essentielle Fakten zum britischen Innenministerium.

Antworten
Kevin Geller

Ich arbeite jetzt seit einem Monat in einem 2,5 Tage Turnus,
2 Tage im Büro und 3 zu Hause und alle zwei Wochen genau anders herum.

Das Büro bittet mir als Entwickler eine schnellere Möglichkeit Probleme abzuklären oder Projekte zu planen. Auf der anderen Seite bietet mir das Homeoffice die Möglichkeit, in Ruhe Langzeit-Arbeiten durchzuführen.

Ich denke, dezentrale Unternehmen (ich gehöre nebenberuflich noch einem anderen Team an, kenne also beide Problematiken), sind genau aus diesem Grund etwas problematischer.

Das Büro wird man nie ersetzen können, im Gegenteil, es steigert die Produktivität ungemein.

Antworten
Michelle Retzlaff

Ich finde es sehr schade, dass Home Office bzw. Remote Working im Allgemeinen in Deutschland so wenig akzeptiert ist. Ich glaube, dass dies in vielen Bereichen in etablierten Unternehmen (weniger in Start-Ups), in denen jeder seinen klaren Aufgabenbereich hat und ausreichend eingearbeitet ist, durchaus viele Vorteile mit sich bringen könnte. Voraussetzung bleibt vermutlich aber, dass man sein Team bereits persönlich kennt und gut eingespielt ist.
Dafür spricht allein schon der Fakt, dass beim Home Office viel mehr die tatsächlichen Arbeitsergebnisse zählen als abgesessene Stunden im Büro. Dadurch ist man doch automatisch motivierter, kümmert sich um einen effizienteren Arbeitsprozess und ist am Ende des Tages auch zufriedener, wenn man tatsächlich etwas geschafft hat, statt ständig unterbrochen worden zu sein.
Von höherer Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit mal ganz zu schweigen.

Ich hoffe sehr, dass der Kulturwandel bald auch Deutschland erreicht. In den USA machen einige Software-Unternehmen die Remote-Working-Kultur ja bereits sehr erfolgreich vor, z.B. Buffer oder Basecamp.

Antworten
Ludowinger

Guter Artikel, bleibt zu wünschen,daß mehr Vertrauen zum Arbeitnehmer wächst. Es hat auch viele Vorteile. Aber besser, man arbeitet wann und wo man will,das wäre mein Wunsch! Oder geht es wirklich? Hier ein Beispiel:
http://weiter-lesen.net/1766/homeoffice-mit-ralf-schmitz

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