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Das Revival der gedruckten Kunden-Magazine: Was sie dem digitalen Handel bringen

Print ist tot? Von wegen: Heute halten viele digitale Handelsunternehmen gegen den Trend und bringen mit verblüffenden Ergebnissen Kunden-Magazine heraus. Wir porträtieren vier Magazine und gehen dem „Phänomen Print“ in Interviews auf den Grund.

Von Jochen G. Fuchs
14 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock / Montage: t3n)

Immer öfter sind in den letzten Monaten neue Kundenmagazine auf den Markt gebracht worden. Von klassischen Handelsketten über Online-Pure-Player über Markenhersteller und Anbieter von Kundenbindungsprogrammen – viele setzen wieder auf gedruckte Magazine. Welche Vorteile versprechen sich die Unternehmen davon? Geht es um Branding, Liebhaberprojekte oder gar um ein klassisches Direktmarketing mit dem konkreten Ziel, Abverkäufe zu steigern? Und wenn ja: Welche Ziele setzen und erreichen die Unternehmen mit ihren neuen Magazinen – und lohnt sich der Aufwand?

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Wir sind diesen Fragen nachgegangen und haben dazu mit Franziska Nellessen vom Otto-Startup AboutYou, die dort für das Vertical EDITED und dessen gleichnamigen Label ein Fashion-Kunden-Magazin herausbringt sowie mit Horst Müncheberg von Payback, Max Thinius vom Online-Supermarkt AllyouneedFresh und Thorsten Eder von Saturn, der Elektronikfachmarkt-Kette, über ihre Kunden-Magazine, die zugrundeliegende Strategie und erste Erfolge gesprochen.

Edited, Fashion-Label und Onlineshop

Cover des Edited-Magazins. (Screenshot: Edited)

Cover des Edited-Magazins. (Screenshot: Edited)

Edited, ein Mode-Label und Produkt des Otto-Startups AboutYou, bietet seinen vorwiegend weiblichen Kunden einen Mix aus eigenen Fashion-Kollektionen und angesagten Marken – von großen Traditionslabels bis zu angesagten, kleinen skandinavischen Designern ist im Onlineshop unter Edited.de alles vertreten.

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Neben vielen eher online orientierten Instrumenten wie dem Edited-Fashionblog und einer WhatsApp-Fashion-Hotline gibt Edited auch ein eigenes, im Haus produziertes gedrucktes Fashion-Magazin heraus. Mit durchschlagendem Erfolg, wie uns die für das Magazin verantwortliche Franziska Nellessen von Edited versichert.

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Edited, das Magazin: Ein Einblick

(Screenshot: Edited)

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Interview mit Franziska Nellessen (Head of Content & Communication, EDITED)

Franziska Nellessen (Foto: EDITED)

Franziska Nellessen (Foto: EDITED)

t3n.de: Print ist tot, tönt es von allen Dächern. Wieso bringt Edited da noch ein Kundenmagazin in gedruckter Form heraus? 

Franziska Nellessen: Es macht absolut Sinn, ein Online- mit einem Offline-Kauferlebnis zu verknüpfen. Es gibt bei unseren Kunden ein sehr großes Bedürfnis, Produkte auch haptisch zu erleben. Dieses haptische Erlebnis ermöglichen wir ihnen unter anderem mit unserem Magazin.

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Papier ist dazu etwas, dass einen in dieser kurzlebigen Zeit auch einmal etwas länger durch den Alltag begleitet. Das Magazin können unsere Kunden auch bequem auf der Couch lesen und wieder weglegen um es später wieder aufnehmen.

t3n.de: Welchen Mehrwert soll das Magazin den Kunden konkret bieten?

Nellessen: Unser hauseigenes Magazin ermöglicht es dem Kunden tiefer in die Welt von Edited einzutauchen. Wir können relevante Inhalte, Editorials und Trendthemen in einem anderen Kontext präsentieren und in einer Länge aufzeigen, die uns online nicht möglich ist.

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t3n.de: Kannst du uns etwas zur Content-Marketing-Strategie erzählen?

Nellessen: Wir bieten ein sehr persönliches Magazin, gewähren unsere Kunden einen Blick hinter die Kulissen und präsentieren nahbar, offen und sehr transparent. Shootings werden unter anderem mit Edited-Mitarbeitern aus der Redaktion besetzt: Wir zeigen unsere Produkte an uns selbst.

Produziert wird das Magazin neben dem Alltagsgeschäft vom Edited-Marketing-Team, das zwölf Köpfe stark ist, davon arbeiten pro Ausgabe schätzungsweise etwa fünf bis sechs Personen am Magazin. Aber nie Vollzeit.

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An erster Stelle produzieren wir Content aus dem Bereich Fashion, angereichert mit Lifestyle- und Food-Themen.

Unseren Content spielen wir Kanal-spezifisch aus, wir haben eine strenge „No-Double-Content“-Regel. Das bedeutet, dass Inhalte nicht unverändert von einem Kanal auf den anderen kopiert, sondern an die Anforderungen des jeweiligen Mediums angepasst werden. So duplizieren wir zum Beispiel nicht einfach ein Thema von Facebook auf unseren Newsletter, sondern schneidern die Inhalte passgenau zu.

t3n.de: Wie verknüpft ihr Vertrieb oder konkrete Produkte mit Inhalten?

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Nellessen: Wenn wir Trends vorstellen, werden die Produkte im Editorial mit dem dazugehörigen Produktnamen und der Artikelnummer genannt, damit die Produkte schnell aufgerufen werden können.
In nahezu allen Inhalten werden immer sämtliche Produkte zusätzlich mit Preis, Produktname und Artikelnummer hervorgehoben.

t3n.de: Heißt das, das Magazin erzeugt nachvollziehbar zusätzliche Abverkäufe?

Nellessen: Ja. Auch wenn es schwierig ist, Traffic aus dem Magazin direkt nachzuverfolgen, können wir einiges schlussfolgern: An den Tagen an denen unser Magazin ausgeliefert wird sowie an den Tagen danach, sehen wir deutliche Traffic- und Abverkaufssteigerungen. Und es werden im Besonderen die Artikel aus dem Magazin stärker verkauft.

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t3n.de: Dürfen wir nach einem Fazit fragen, was habt ihr bisher mit dem Magazin bei euren Kunden konkret erreicht?

Nellessen: Unser Kundenmagazin gibt es schon recht lange, deshalb können wir einen positiven Effekt auf Abverkäufe und auf unsere Marke klar mit einem „Ja“ beantworten.

t3n.de: Und in Zukunft?

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Nellessen: Für die Zukunft sehen wir noch ein großes Potential in unserem Magazin. Neben der breiteren Verteilung an Handelspartner und der Auslage im Edited-Store, soll unser Edited-Magazin künftig auch an eine größere Kundengruppe versandt werden.

Payback, Kundenbindungs- und Rabattprogramm

(Screenshot: Payback)

Payback bietet quasi zwei Kunden-Magazine in einem: „herrlich fraulich“ (Screenshot: Payback)

(Screenshot: Payback)

Und „eifnach herrlich“. (Screenshot: Payback)

Deutschlands größtes anbieterunabhängiges Kundenbindungsprogramm bespielt alle vorhandenen Kanäle und nutzt eine Vielzahl von Werkzeugen – digitale wie gedruckte, analagoe Werkzeuge. Von gedruckten Gutscheinen in der personalisierten Briefpost über Onlineaktionen bis hin zu nativen Apps für Smartphones. Letztere sollen zukünftig selbst eine Bezahlfunktion spendiert bekommen.

Seit kurzem hat Payback auch ein gedrucktes Magazin im Angebot, die erste Ausgabe ist jetzt an ausgewählte Kunden versandt worden. Der Titel ist sozusagen zweiteilig, je ein Cover ziert die Vorder- und die Rückseite. Dreht man das Magazin, erhält man jeweils die Ausgabe für Frauen und die Ausgabe für Männer. Das sei aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange bezüglich der Personalisierung des neuen Payback-Magazins, wie uns Horst Müncheberg von Payback im Interview mitteilt.

Payback, das Magazin: Ein Einblick in „herrlich fraulich, einfach herrlich“

(Foto: t3n)

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Interview mit Horst Müncheberg (Director Direct Marketing, Payback)

(Foto: Payback)

(Foto: Payback)

t3n.de: Print ist tot, sagen viele. Wieso bringt Payback da noch ein Kundenmagazin in gedruckter Form heraus?

Horst Müncheberg: „Print ist tot“, das ist so eine Sache mit diesem Zitat: Hinterher will’s wieder keiner gesagt haben. Weder ist der eine Kanal das Heilmittel der Zukunft, noch ist der andere Kanal tot. Der Kunde entscheidet und der Kunde ist sehr selektiv in der Kommunikation – der eine mag online, der andere mag Print.

t3n.de: Welchen Mehrwert soll das Magazin euren Kunden bieten?

Horst Müncheberg: Bislang ist die Payback-Kommunikationslandschaft sehr stark Angebots- und CRM-bezogen. Unser Magazin soll das Marken-Branding der Partner unterstützen und ist eine sehr gute Ergänzung in unserem Portfolio.

Wir glauben, dass wir für den Kunden so relevante Inhalte platzieren können und so Engagement erzeugen. Wir bekommen auch bereits aktives Kundenfeedback zu dieser Ausgabe: Beispielsweise hat eine Kundin nach einer im Magazin abgebildeten Strickkleid gefragt. Es muss aber nicht immer eine produktbezogene Frage sein – das Social Engagement steigt einfach.

t3n.de: Kannst du uns etwas zur Content-Marketing-Strategie erzählen, die ihr mit diesem Magazin verfolgt?

Horst Müncheberg: Wir bauen in erster Linie kein einheitliches Magazin für alle Kunden, sondern personalisieren es speziell für unsere Kunden. Neben der Themen-Ausrichtung auf weibliche und männliche Leser in dieser Ausgabe – das Cover lässt sich dazu drehen – sind unterschiedliche Konzepte angedacht.

Es geht vor allem um Relevanz und darum, Content verknüpft mit den entsprechenden Anzeigen unserer Partner noch stärker an die unterschiedlichen Lesergruppen anzupassen. Der nächste Schritt könnte auf CRM-Intelligenz basieren und noch weiter personalisieren. Ein griffiges Beispiel wäre die gezielte Ausspielung einer Anzeige von Aral oder Rewe: In diesem Fall würde die Anzeige nur in Magazinen erscheinen, die an die Kundenbasis dieser Partner ausgeliefert wird.

Das wichtigste daran ist aber eher, dass eine gezielte Entscheidung über die Ausspielung erfolgen kann. Rewe könnte beispielsweise genauso entscheiden, dass nur Kunden, die noch nie bei Rewe gekauft haben, die Anzeige ins Magazin gedruckt bekommen.

Genauso können wir dann auch die Inhalte passend für den Kunden oder das Kundensegment zusammenstellen.

t3n.de: Verknüpft das Magazin konkrete Produkte mit Inhalten?

Horst Müncheberg: Wenn es sich anbietet ja. Bei größeren Monatskampagnen gehen wir davon aus, dass wir diese in das Magazin integrieren. Es soll aber auch kein „Magalog“ werden, eine reine angebotsgetriebene Strategie ist nicht angedacht. Unsere übrigen Medien sind schon zu hundert Prozent angebotsbezogen, die sind dafür besser geeignet.

t3n.de: Kann man die angebotsgetriebenen Inhalten in der ersten Ausgabe in eine Relation zu euren anderen Kanälen setzen?

Horst Müncheberg: Ja, das kann man. Wir haben dazu entsprechende Mechanismen aufgesetzt, sind da allerdings noch ganz am Anfang. Es geht aber über die reine Responsemessung hinaus: Wir haben die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) mit einer Studie beauftragt, um ein Bild zurückzubekommen

t3n.de: Und in Zukunft?

Horst Müncheberg: Dieses Magazin ist unsere erste Ausgabe, und wohl auch die einzige Ausgabe, die keine digitale Verlängerung erfährt. Wir machen uns bereits intensiv Gedanken, wie wir eine digitale Ausgabe bringen und unsere Kanäle mit dem Magazin verknüpfen – es soll definitiv keine einfache „digitale Kopie“ werden.

Allyouneed Fresh, der Onlinesupermarkt der Deutschen Post

(Screenshot: AllyouneedFresh)

(Screenshot: AllyouneedFresh)

AllyoundeedFresh ist der Onlinesupermarkt der Deutsche-Post-DHL-Gruppe und hat etwa 22.000 Artikel im eigenen Lager vorrätig, die innerhalb von 24 Stunden per DHL-Kurier an rund 180.000 Stammkunden in speziell konzipierten Kühlboxen ausgeliefert werden – die Einkaufstüten hängen dabei in den Boxen. Mit etwa 3.000 Bio- und 1.600 veganen sowie vegetarischen Produkte rundet AllyouneedFresh sein Sortiment ab.

Allyouneed bietet neben Rezepten, deren Zutaten sich mit einem Klick bestellen lassen, auch ein komplettes Onlinemagazin mit Reportagen, Interviews und Tipps. Nach anfänglichen Versuchen mit reinen Produktkatalogen bringt AllyouneedFresh jetzt auch ein Kundenmagazin heraus. Das Magazin wird nicht nur an Bestandskunden sondern vor allem auch per Postwurfsendung an ausgewählte Haushalte versandt. Was dazu geführt hat, dass der Onlinesupermarkt völlig neue Kundengruppen erreicht hat, erzählt Max Thinius von AllyouneedFresh im Interview.

Allyouneed Fresh, das Magazin: Ein Einblick

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Max Thinius. (Foto: AllyouneedFresh)

Max Thinius. (Foto: AllyouneedFresh)

Interview mit Max Thinius (Unternehmenssprecher, AllyouneedFresh)

t3n.de: Print ist tot, sagen viele. Wieso bringt AllyouneedFresh da noch ein Kundenmagazin in gedruckter Form heraus?

Max Thinius: Ganz einfach: Weil es noch keine faltbaren, papierähnlichen Monitore gibt (lacht). Wir haben rund 22.000 Produkte im Angebot, etwa dreimal soviel wie ein normaler Supermarkt. In unserem Magazin reduzieren wir dieses Sortiment spürbar für die Leser. Diese Reduktion auf 300 bis 400 Produkte führt dazu, dass die Menschen sich besser wiederfinden und initial leichter verstehen dass es einen Onlinesupermarkt gibt.

Grundsätzlich wollen wir neue Kundengruppen, die bisher eher Print-Beilagen gewohnt sind ansprechen. Online haben wir viele Zielgruppen erfolgreich erreicht, manche aber nicht. Mit einem Printmedium lässt sich eine Lernkurve erreichen, wir können so gut erklären, dass Lebensmittel online kaufen auch funktioniert.

Zu guter Letzt ist Print auch präsenter beim Kunden, die Magazine liegen länger herum als ein Newsletter – ein Link ist im Vergleich eher „flüchtig“.

t3n.de: Welchen Mehrwert soll das Magazin euren Kunden bieten?

Thinius: Wir haben viele Stories im Magazin, die sich hier vielleicht leichter und an verschiedenen Orten lesen lassen als online. Und der Mehrwert liegt hier auch in der Reduktion: Menschen, die sich beispielsweise mit den vielfältigen Filterfunktionen online noch nicht auseinandergesetzt haben, bekommen so auch ohne die Filter unseres Onlineshops eine Auswahl von Produkten angezeigt und können sich eine gute Übersicht machen.

Wir erreichen hier zusätzlich eine sehr spannende und riesige Zielgruppe, die bisher noch nicht oder zumindest noch nicht viel online gekauft hat. Das sind Menschen, die ihre Bücher im Buchhandel oder Elektronik im Elektronik-Fachhandel kaufen, weil ihnen das Risiko es online zu bestellen zu groß ist. Aber ein Paket Pasta, ein Shampoo, Mehl, Drogerieartikel, da haben sie keine Probleme, weil die Produkte in bekannten Markenverpackungen kommen und auch bei uns online nicht anders sind als im stationären Handel. Wir haben daher auch einen sehr hohen Anteil an Silver Surfern, die bei uns einkaufen, auf die dieses Verhalten genau zutrifft.

Auf der anderen Seite lesen auch Menschen, die den reinen Unterhaltungsfaktor zu schätzen wissen, unser Magazin. Wir haben festgestellt, dass eine Printpublikation tot ist, wenn die Inhalte uninteressant sind: Und reine Printkataloge sind im Bereich Supermarkt nun mal langweilig.

Wir haben auch festgestellt, dass es wieder etwas besonderes ist, ein solches Magazin zu bieten. Früher wurden Kunden geradezu überschwemmt mit solchen Magazinen, mittlerweile ist das nicht mehr so – trotzdem muss man natürlich spannenden Inhalt bieten.

t3n.de: Kannst du uns etwas zur Content-Marketing-Strategie für das Magazin erzählen?

Thinius: AllyouneedFresh ist einer der wenigen Onlinesupermärkte, die ihre Produkte direkt bei der Industrie einkaufen und eine eigene Lagerhaltung betreiben. Dementsprechend haben wir den Finger sehr nahe am Puls der Zeit, und achten stark auf Trends. Zusätzlich haben wir Kontakt mit etwa 300-400 Foodbloggern  wie Sophia Hofmann, von „Sophias vegane Welt“, Desiree Kleiner von Bruzzelmania oder Sternekoch Björn Freitag und stellen so unser Themensetting zusammen.

t3n.de: Wie verknüpft das AllyouneedFresh-Magazin Vertrieb oder konkrete Produkte mit Inhalten?

Thinius: Wir haben einen allzu vordergründigen Call-to-Action vermieden, weil wir den Unterhaltungswert nicht schwächen wollten. Bei unserem Magazin geht es mehr um Unterhaltung, Sympathie und Markenaufbau. Eine eher dezente Einbindung von Produkten war uns deshalb sehr wichtig.

Sie wissen ja wie das ist, wenn man in einer schönen Unterhaltung mitten in einem Verkaufsgespräch landet. Wir versuchen das also eher unauffällig einzubinden, mit einem Servicegedanken, der in direktem Bezug zum gerade Gelesenen steht: „Wenn Dir die Produkte in diesem Artikel gefallen haben und Du sie haben möchtest, kannst du hier klicken und die Produkte aus dem Artikel mit einem Klick erwerben“.

Es muss gar nicht einmal sein, dass direkt im Magazin eine Einbindung erfolgt. Beispielsweise haben wir in der aktuellen Ausgabe einen Artikel mit Björn Freitag, ehemals Deutschlands jüngstem Sternekoch. Er kocht dort ein Weihnachtsmenü, der Bericht ist aufgemacht wie in einer Kochzeitung. Es gibt zusätzlich Videos, die sich über einen QR-Code oder einen Shortlink aufrufen lassen – erst hier, auf der Website, binden wir dezent eine Möglichkeit ein, Produkte aus dem Artikel zu erwerben.

Unser Ziel ist ja, das das Magazin Zuhause herumliegt und den Leuten einen positiven Eindruck vermittelt. Das ist für uns sozusagen ein Branding auf dem Küchentisch.

t3n.de: Heißt das, das Magazin erzeugt nachvollziehbar zusätzliche Abverkäufe?

Thinius: Wie bei allen Offline-Sachen ist das sehr, sehr schwer zu messen. Wir können ja nicht alle weiteren Kanäle einstellen für die Erfolgsmessung. Wir sehen allerdings erhöhte Zugriffe auf der Seite und eine erhöhte Conversionsrate und gehen davon aus, dass das Magazin da einen erhöhten Beitrag geleistet hat.

Tatsächlich messbare Erfolge liefert uns zum Beispiel die Nutzung von Gutscheinen. Aber das ist nur ein kleiner Teil des Wertes.

Wir glauben, dass man den wahren Wert eines solchen Brandingstools nicht an einem gut funktionierenden Call-2-Action festmachen sollte, sondern daran, dass die Menschen bei der Planung ihrer Einkäufe an AllyouneedFresh denken. Das ist hier vor allem der Vorteil, den wir sehen.

t3n.de: Und in Zukunft?

Wir entwickeln das Magazin weiter, unser Lernprozess erfolgt stetig. Wir werden zukünftig noch stärker den Storyanteil in den Vordergrund stellen. Wie das genau funktioniert, das sehen wir dann im nächsten Magazin.

Saturn, Elektronikfachmarkt und Onlineshop

(Screenshot: Saturn)

(Screenshot: Saturn)

TURN On heißt die Content-Offensive von Saturn: Eine Kombination aus digitalen Medien mit einem Blog und einem gedruckten Kundenmagazin. Online und Offline verzahnt Saturn mit einer eigens konzipierte Augmented-Reality-App und erreicht so eine digitale Verlängerung des Magazins. Im Magazin werden dem Leser durch Symbole zusätzliche digitale Angebote, wie Videos, Fotogalerien, Links oder weiterführende Inhalte. Ein Unterschied zu anderen Content-Strategien: Umfangreiche Inhalte wie Ratgeber werden im Magazin quasi nur angeteasert und online voll zugänglich gemacht.

„Produkte erhältlich auf Saturn.de“, das liest man recht häufig –Preise hingegen sind im Magazin nicht abgedruckt. Da für die Media-Saturn-Gruppe Eigenmarken entwickelt wurden, werden auch immer wieder selbst produzierte Produkte mit in das Magazin aufgenommen. Überhaupt rücken die Inhalte Produkte stark in den Mittelpunkt, Saturn schafft es aber noch, die Gratwanderung zwischen Magazin und Magalog zu meistern. Information und Inspiration sollen im Vordergrund stehen, betont Thorsten Eder von Saturn im Interview.

TURN ON, das Magazin: Ein Einblick

(Screenshot: Saturn)

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Interview mit Thorsten Eder (Head of Digital Marketing und CRM Saturn)

(Foto: Saturn)

(Foto: Saturn)

t3n.de: Print ist tot, tönt es von allen Dächern. Wieso bringt Saturn da noch ein Kundenmagazin in gedruckter Form heraus?

Thorsten Eder: Totgesagte leben ja bekanntlich länger. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Print ist sehr lebendig, schauen Sie doch nur die t3n als ein Beispiel dafür an. Ich denke, mit Medien ist es wie mit dem Handel. Unser CEO Pieter Haas sagt immer: „Früher galt das Digitale als das, was den stationären Einzelhandel umbringen wollte. Heute ist es unser Freund.“ So ähnlich ist das bei Medien. Sofern man beides gut miteinander verzahnt – und genau das ist unser Ansatz mit TURN ON. Wir schlagen eine Brücke zwischen digitaler und realer Welt.

t3n.de: Welchen Mehrwert soll TURN ON den Kunden von Saturn bieten?

Thorsten Eder: Media-Saturn versteht sich als Navigator durch eine immer komplexer werdende digitale Welt. Die Marke Saturn richtet sich dabei besonders an technikbegeisterte Kunden. Wenn man Navigator für technikbegeisterte Kunden sein will, ist ein Angebot wie TURN ON quasi eine logische Konsequenz. TURN On soll unsere Kunden inspirieren, auf Trends hinweisen und die neuesten Produkte vorstellen.

t3n.de: Kannst du uns etwas zur Content-Marketing-Strategie von TURN ON erzählen?

Thorsten Eder: Zum Anspruch eines Navigators gehören nicht nur die passenden Inhalte, sondern auch, dass diese unseren Kunden dort erreichen, wo er sich gerade befindet. Was bringt einem ein Leuchtturm, den niemand sieht? Insofern verbreiten wir die Inhalte intensiv auf unseren eigenen Kanälen: auf unser Webseite, auf youtube, aber auch in den Saturn-Märkten, zum Beispiel auf Tablets und durch Auslegen des Magazins. Parallel dazu bauen wir im Web permanent Reichweite auf: Wir spielen die Inhalte an die drei Millionen Fans und Follower von Saturn und TURN ON aus.

t3n.de: Wie verknüpft TURN ON Vertrieb oder konkrete Produkte mit Inhalten?

Thorsten Eder: Im Fokus von TURN ON stehen Information und Inspiration. Wir denken, dass Handel in Zukunft wesentlich mehr sein wird als das Verkaufen von Hardware. Wie bieten daher genauso die digitale Entertainment-Plattform „Juke“ an wie Services, die bis zur Installation eines kompletten Smart Homes beim Kunden daheim reichen. Um das zu verkaufen, ist Vertrauen das A und O. Und hier spielt TURN ON eine wichtige Rolle.

t3n.de: Heißt das, das Magazin erzeugt nachvollziehbar zusätzliche Abverkäufe?

Thorsten Eder: Die konsequente Ausrichtung auf technikbegeisterte Kunden insgesamt zahlt sich aus. Dabei spielen viele Faktoren unserer Multichannel-Strategie eine Rolle und TURN ON ist einer davon.

t3n.de: Dürfen wir nach einem Fazit fragen? Was habt ihr bisher mit dem Magazin bei euren Kunden konkret erreicht?

Thorsten Eder: Unser wichtigster Contenthub TURN-ON.de hat bereits ein Jahr nach dem Start ein Besuchervolumen von monatlich rund 2,5 Millionen Visits erreicht. Das liegt weit über den Zielen, die wir uns am Anfang gesetzt hatten, und zeigt uns, dass wir offensichtlich vieles richtig machen.

t3n.de: Was ist für die Zukunft von TURN ON geplant?

Thorsten Eder: Nach der erfolgreichen Startphase unserer digitalen Plattform werden wir nun in den nächsten Gang schalten. Wir wollen noch viel mehr Leuten erklären, wie Technik ihr Leben besser machen und bereichern kann. Dafür haben wir 2016 jede Menge Neuigkeiten in petto, nicht nur online, sondern auch in den Märkten und für das Printmagazin.

Das Revival der Kunden-Magazine im digitalen Handel: Die wichtigsten Erkenntnisse

  1. Das Magalog ist tot. Allzu offensichtlich als Content getarnte Produktkataloge funktionieren nicht mehr.
  2. Produktinszenierungen sollten deshalb eher ohne einen aufdringlichen Call-to-Action gestaltet werden. Eindeutige, wiederaufzufindende Produkbezeichnungen oder Artikelnummer reichen.
  3. Content ist King, man mag es nicht sagen, da es zu abgedroschen klingt, aber interessante Inhalte führen dazu, dass die Magazine lange beim Kunden präsent bleiben und überhaupt erst in die Hand genommen werden. Ohne Unterhaltung kein Effekt!
  4. Digitale Verlängerungen sind Pflicht, Kunden sollten barrierefrei zwischen den Kanälen springen können.
  5. Werden mehrere Kanäle mit dem selben Content bespielt, muss dieser kanalspezifisch aufbereitet werden. beispielsweise kann auch ein Kanal als Verlängerung des anderen genutzt werden um dort umfangreichere Inhalte zu spielen.
  6. Magazine dienen immer auch dem Branding, das so direkt im Wohnzimmer des Kunden präsent ist.
  7. Magazine verkaufen! Alle in diesem Artikel aufgeführten Print-Magazine sorgen für teilweise riesige Effekte: Trafficsteigerungen, Abverkaufssteigerungen und vor allem: Die Erschließung von neuen Kundengruppen.
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Dein t3n-Team

Franziska Bücker

Tausend Dank für dieses spannende Interview, dass auch unsere Erfahrungen bestätigt. Print ist an Wertigkeit kaum zu überbieten und wird noch lange einen berechtigten Platz im Marketing haben.

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