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Flugausfälle, Strafzettel und mehr: So setzen Startups deine Verbraucherrechte durch

Neue Startups helfen Verbrauchern dabei, ihre Rechte gegenüber Unternehmen und Behörden durchzusetzen. Mit dem Ärger der Kunden lässt sich gutes Geld verdienen.

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Flug verspätet oder ausgefallen? Legal-Techs treiben Entschädigungen ein. (Foto: Shutterstock)

Gegenüber Konzernen, Versicherungen und Behörden sind Verbraucher bei der Durchsetzung ihrer Rechte häufig in einer schlechteren Position. Oft sind Regressforderungen und Widersprüche kompliziert und nicht selten auch mit erhöhten Kosten verbunden – etwa, wenn ein Anwalt dazukommt. Anders als Unternehmen und staatliche Stellen können diese Menschen nicht auf hauseigene Rechtsabteilungen zurückgreifen, die sich permanent damit beschäftigen, finanzielle Forderungen einzuholen beziehungsweise abzuwehren.

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Für viele Menschen wird der Rechtsweg somit zum Kampf gegen Windmühlen. Eine Reihe neuer Startups, die unter dem Begriff „Legal Techs“ agieren, will jetzt helfen. Sie versprechen schnelle Lösungen, wenn der Flug verspätet, der Vertrag fehlerhaft oder das Knöllchen ungerechtfertigt ist. Häufig braucht es nur wenige Klicks in Online-Formularen. Heraus kommen nicht nur vorgefertigte Anschreiben, sondern auch Hochrechnungen der zu erwartenden Leistungen.

Schadensersatzansprüche gegenüber Fluglinien einfordern

Die ersten Unternehmen dieser Art konzentrierten sich auf Airline-Kunden, deren Flüge verspätet oder ausgefallen sind. Den Menschen stehen nicht selten Entschädigungen im dreistelligen Bereich zu, die sie jedoch selten einfordern. Laut Marek Janetzke, CEO von Flightright, müssten jährlich knapp vier Milliarden Euro an Fluggäste erstattet werden. Gezahlt wird davon aber nur ein Bruchteil – oft, weil Kunden sich vom Aufwand schlichtweg überfordert fühlen. Und genau da kommt sein Unternehmen ins Spiel.

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Anwender geben auf Flightright.de zunächst die Flugnummer und das Reisedatum des zu beanstandenden Fluges ein. Anschließend fragt ein Programm weitere Informationen ab – etwa den Umfang der Verspätung. Eine Software kalkuliert schlussendlich den möglichen Schadensersatz und hilft dabei, ein Schreiben inklusive der finanziellen Forderung aufzusetzen. Anschließend wird das Dokument an die Fluglinie geschickt. Dafür berechnen die Macher eine Gebühr von 25 Prozent auf die später eingehende Entschädigungssumme.

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Ab drei Stunden Verspätung steht jedem Airline-Kunden ein Schadensersatz zu. Was viele jedoch nicht wissen: Die Summe ist nicht etwa am Ticketpreis, sondern an der Länge der Flugstrecke gebunden. So können selbst bei vergleichsweise billigen Flügen hohe Forderungen von bis zu 600 Euro zustande kommen. Wichtig ist zudem, dass der Flug in der EU gestartet oder gelandet ist. Derartige Kriterien gleicht Flightright im Vorfeld ab. Und mehr noch: Das Startup geht für seine Kunden sogar vor Gericht, falls eine Fluglinie nicht zahlen will.

Der Markt ist inzwischen hart umkämpft. Dutzende Anbieter bauen ihre Geschäftsmodelle auf den Ärger der Fluggäste auf. Dienstleister wie Wirkaufendeinenflug.de gehen sogar noch weiter als Flightright. Sie kaufen – wie der Name schon sagt – die verspäteten und ausgefallenen Flüge der Kunden auf und zahlen die zu erwartende Entschädigung vorab aus. Somit tragen sie ein höheres Risiko, fordern aber auch höhere Provisionen: Die Kunden treten 50 Prozent der errechneten Summe ab.

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Fehlerhafte Lebensversicherungen sorgen für hohe Entschädigungen

Startups wie Helpcheck helfen dabei, Verbraucherrechte durchzusetzen. (Grafik: dunnnk / t3n.de)

Startups wie Helpcheck helfen dabei, Verbraucherrechte durchzusetzen. (Grafik: dunnnk / t3n.de)

Auch das Jungunternehmen Helpcheck kümmert sich um die Belange von Verbrauchern – wenn auch auf einem zunächst eher klein wirkenden Feld. Die Düsseldorfer prüfen unzählige Renten- und Lebensversicherungen, die zwischen 1994 und 2007 abgeschlossen wurden. Binnen dieser Zeit kam es laut dem Bundesgerichtshof zu Verträgen, die fehlerhafte Widerrufsbelehrungen enthielten. Laut Helpcheck gibt es mehrere Millionen Lebensversicherungen, bei denen Kunden im Schnitt 10.000 Euro an Nutzungsentschädigungen bekommen können.

Der Prozess von Helpcheck.de stützt sich anders als bei Flightright noch wesentlich stärker auf menschliche Arbeit. Deren Kunden schicken ihre Verträge zunächst digital oder gedruckt an das Startup. Eine beauftragte Anwaltskanzlei prüft dann, ob die Widerrufsbelehrung fehlerhaft ist. Ist das der Fall, werden die Vertragsdaten in eine Software eingetragen, die dann die Entschädigungssumme errechnet. Die Datenbank hat Helpcheck selbst aufgebaut – sie ist ihr Kapital. Sobald die Summe feststeht, wird sie von einer kooperierenden Kanzlei eingetrieben.

Auch hier berechnet Helpcheck eine Provision über 25 Prozent auf die erhaltene Summe. Laut dem Unternehmen ein fairer Preis: Laut der Helpcheck-Website könnten Verbraucher allein gegen die Versicherungsgesellschaften nur wenig ausrichten. Das Unternehmen wolle Menschen den einfachen Zugang zum Recht ermöglichen und Versicherten eine Stimme gegen die scheinbar übermächtigen Konzerne geben – so die Mission im Wortlaut. Mittelfristig will das Startup das Angebot unter anderem auch auf fehlerhafte Immobilienkredite erweitern.

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Roboteranwalt hilft vermeintlichen Falschparkern

Ganz ohne Anwalt kommt hingegen ein Angebot aus Großbritannien aus: Es konzentriert sich darauf, Parkknöllchen anzufechten. Der Stanford-Student Joshua Browder hat einen Chatbot gebaut, der vermeintlichen Falschparkern zu ihrem Recht verhilft. Mit Fragen zum Hergang versucht eine Software herauszufinden, ob es eine reelle Chance gibt, gegen erhaltene Strafzettel vorzugehen. Der Chatbot fragt beispielsweise, ob das Falschparken aufgrund eines Notfalls passierte oder ob die Verkehrsschilder nicht zu erkennen waren.

Wie auch bei Flightright oder Helpcheck bewertet der Service die Erfolgsaussichten und schickt den Einspruch bei Bedarf ab. Der Dienst ist unter Donotpay.co.uk erreichbar. In London und New York hat er bereits hunderttausenden Tickets erfolgreich widersprochen. Laut Bowder wurden dadurch Streitwerte von über vier Millionen US-Dollar abgewiesen. Seiner Meinung nach besteht das Rechtswesen aus einfachen Regeln – das macht sich sein Roboter zunutze, der diese Regeln im Chatverlauf abarbeitet. Bowder selbst bezeichnet seinen Dienst als „The World’s First Robot Lawyer“.

 

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… wird, genauso wie _alle_ von euch vorgestellten Startups des letzten Jahres, die nächsten drei bis fünf Jahre nicht überleben, weil es ein Problem lösen soll, das die meisten Menschen nicht als solches empfinden. Die „Geschäftsidee“ all dieser Unternehmen wird immer wieder als der Heilige Gral vermarktet und von der Presse genauso gepusht, beruht aber lediglich darauf, Probleme zu lösen, die ein Erwachsener normalerweise ohne großen Aufwand selbst lösen kann.

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