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Mobile Payment in England? Gibt es! Ergebnisse eines Selbsttests

Mobile Payment in Deutschland gibt es nicht, so meine Erfahrungen im August diesen Jahres. Nach dem Desaster im Sommer wollte ich sehen wie weit man bei unserem Nachbarn in England ist. Ein Erfahrungsbericht.

Von Maik Klotz
5 Min. Lesezeit
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Im vorweihnachtlichen Wahnsinn habe ich mich auf den Weg gemacht, nur mit Kreditkarten und diversen Apps ausgestattet, um zu testen, wie bargeldlos der Nutzer in England leben kann. Und siehe da, es funktioniert. Die Kurzfassung meiner Erlebnisse kann man mit “I am amused” zusammenfassen. In Großbritannien ist ein Leben, anders als in Deutschland, weitestgehend bargeldlos möglich. Fast überall kann man mit Kreditkarte zahlen, selbst im kleinen Imbiss neben an oder auf dem Weihnachtsmarkt. Oftmals auch kontaktlos mit einer NFC-fähigen Kreditkarte. Mein für den Notfall zurückgelegtes Bargeld musste ich am letzten Tag am Flughafen ausgeben, da ich es wirklich nicht brauchte. Zurückblickend konnte ich tatsächlich (fast) immer kontaktlos zahlen. Ein Kulturschock.
Sogar die Parkuhr kann mit Kreditkarte oder App bezahlt werden (Foto: Maik Klotz)

Sogar die Parkuhr kann mit Kreditkarte oder App bezahlt werden. (Foto: Maik Klotz)

Mobile Payment in England heute

Wie in meinem Praxistest im August diesen Jahres, habe ich mir ein Regelwerk auferlegt. Keine Barzahlungen, keine „herkömmlichen“ Kartenzahlungen. Nur kontaktlos mit einer NFC-fähigen Kreditkarte und Smartphone oder mit entsprechender Bezahl-App. Wie in Deutschland auch, gibt es einige Ketten die eigene Bezahl-Apps anbieten, wie z.B. Starbucks oder Kentucky Fried Chicken. Auch gibt es einige ausgewählte Geschäfte und Restaurants, in denen man mit der PayPal App zahlen kann. Auch diese Apps habe ich allesamt testen können. Ausgestattet mit einer NFC-fähigen Kreditkarte, zwei Smartphones, einer englischen Mobilfunknummer und englischem Appstore-Account, ging es Donnerstag früh los nach London. Angekommen am Flughafen die Ernüchterung: Die für die U-Bahn notwendige Oystercard lässt sich zwar mit Kreditkarte, aber eben nicht kontaktlos zahlen. Das ist vorallem deshalb interessant, da die Oystercard selbst eine mit NFC ausgestattete Ticket-Karte ist, mit der in London annähernd jeder Engländer die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt. Ohne diese Karte ist man quasi bewegungsunfähig. Sie öffnet den Zugang zu jeder U-Bahnstation und was noch wichtiger ist: mit dieser Karte kommt man auch wieder raus. Mit jeder U-Bahnfahrt nutzt der Engländer das gleiche Prinzip wie beim kontaktlosen Zahlungsverkehr. Karte an Terminal halten, Aktion ausführen: Tap and Go.

Mobile Payment ist in UK nicht exotisch

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Die Unterkunft ist in Whitechappel im Osten Londons und befindet sich in unmittelbarer Nähe unzähliger Imbisse, kleiner Geschäfte, Kioske und fliegender Händler. Nicht nur dass man wirklich nahezu überall Kreditkarten akzeptiert, auch kontaktloses Bezahlen ist fast überall möglich. Meinen Einkauf in einem kleineren Tesco-Supermarkt bezahle ich wie selbstverständlich kontaktlos. Auf meine Frage, ob ich kontaktlos zahlen kann, ist die Verkäuferin irritiert. Genauso hätte ich fragen können, ob Tesco auch Tee verkauft. Natürlich tut er das und natürlich kann ich kontaktlos zahlen. Die Frage werde ich noch des Öfteren stellen und werde genauso oft irritiert angeschaut. Einen weiteren, großen Unterschied zu Deutschland findet man in Form der Self-Service-Kassen. Es ist absolut üblich, dass Kunden ihre Ware selbst einscannen und dann zahlen. In Deutschland eher eine Seltenheit. Das A und O ist eine ausgewogene Ernährung, deshalb geht es anstelle von Fish & Chips auf zu McDonalds. Auch hier begrüßen einen die Kassensysteme offensiv mit dem Hinweis, dass kontaktloses Zahlen möglich ist. Man wird drauf hingewiesen! Ich habe Tränen in den Augen.

Mobile Payment in England ist allgegenwärtig (Foto: Maik Klotz)

Mobile Payment in England ist allgegenwärtig. (Foto: Maik Klotz)

Man sieht immer wieder Menschen, wie sie kontaktlos, also durch Tappen bezahlen. Allerdings ausschließlich mit Kreditkarte. Während meiner Beobachtung habe ich niemanden gesehen, der mit seinem NFC-fähigen Smartphone zahlt. Es spielt keine Rolle, wohin man kommt. Kreditkarte geht immer, kontaktloses Bezahlen immer öfter. Ich stelle nach zwei Tagen fest, dass es anders als in Deutschland keine Herausforderung darstellt. Selbst auf Märkten, wie den großen Camdon Market, kann man hier und da kontaktlos zahlen.

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Mobile Payment ist Tap & Go

Man gewöhnt sich schnell an das Tappen, was daran liegt, dass man ständig tappt – alleine schon wegen Londons U-Bahn. Der Test mit Bezahl-Apps wie zum Beispiel bei Starbucks oder KFC läuft zufriedenstellend. Es funktioniert. Wenig spektakulär. Auch gibt es einige Restaurants und Läden, die einen Checkout mit PayPal anbieten; dieser funktioniert mit der PayPal-App ebenfalls, aber ist doch etwas aufwändig. Das kann man besser machen. Im Vergleich zum kontaktlosem Zahlen erscheint aber der Bezahlvorgang mit einer App  umständlich. Während ich bei NFC einfach tappen kann, muss ich bei Bezahl-Apps das Handy aus der Tasche holen, App starten und den Bezahlprozess einleiten. Das ist wenig charmant und macht nicht wirklich Lust auf mehr.

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Mobile Payment in England mit der Paypal App (Foto: Maik Klotz)

Mobile Payment in England mit der Paypal-App. (Foto: Maik Klotz)

Mobile Payment für Kreditkarten-Herausgeber wichtiges Thema

Bei meinem Praxistest in England hatte ich die Möglichkeit vor Ort mit Barclays und Mastercard über Mobile Payment in England zu diskutieren. Die präsentierten Zahlen waren beeindruckend und machen deutlich, wie weit wir noch von Mobile Payment in Deutschland entfernt sind. So ist schon seit 2007 jede von Barclays herausgegebene Karte für kontaktloses Zahlen nutzbar. Seit einem Jahr ist die kontaktlose Barclays-Karte als Ticket für Busverbindungen im Einsatz, scheinbar mit Erfolg: innerhalb eines Jahres wurde die Karte für über 7 Millionen Einzelfahrten benutzt. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Zwar ist im Vergleich zu Deutschland kontaktloses Zahlen deutlich verbreiteter, aber auch in England sind erst 20 Prozent der kontaktlosen Zahlungsmöglichkeiten auch für diese aktiviert worden. Trotzdem kann man von einem Erfolg sprechen. England ist, was mobile Payment betrifft, noch nicht erwachsen, aber auch nicht mehr nur in den Kinderschuhen.

Die Unterschiede zu Deutschland

Man kann die Entwicklung in England leider nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen. Während der Engländer gerade mal ein Girokonto hat, hat der durchschnittliche Deutsche 2-3 Girokonten was eine höhere Komplexität mit sich bringt. Auch ist man in England traditionell an die Kreditkarte gewöhnt. Bei uns ist die Kreditkarte noch immer eine Ausnahme. Anders als in England machen Barzahlungen in Deutschland immer noch den größten Anteil aus. Die Einführung von Mobile Payment ist daher in England etwas einfacher. Während man nun in Deutschland versucht das Bargeld abzulösen, musste man in England nur die bereits etablierte Kreditkarte mit einer kontaktlosen Kreditkarte ersetzen. Ein Entwicklungsschritt der uns fehlt. Die Kreditkarte ist nicht etabliert, Kartenzahlungen nehmen zwar zu, aber wir sind immer noch ein Bargeld-Land. Nun kommen neue, kontaktlose Bezahlverfahren und der Anwender ist irritiert.

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Mobile Payment in England. Barzahlungen sind die Ausnahme (Foto: Maik Klotz)

Mobile Payment in England. Barzahlungen sind die Ausnahme (Foto: Maik Klotz)

Zusammenfassung

Die Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, Aufklärung zu betreiben. Etwas, was bisher sträflich vernachlässigt wurde. Der Nutzer muss verstehen, warum er in Zukunft nicht mehr bar oder mit EC-Karte zahlen soll, sondern am besten kontaktlos mit dem Smartphone. Insgesamt hinken wir in Deutschland bei diesem Thema zwei bis drei Jahre zurück, aber der Test in England hat gezeigt, wie einfach Bezahlen funktionieren kann. Wenn wir in Deutschland eine ähnliche Entwicklung durchmachen wie bei unseren Nachbarn, wird sich der Markt in den nächsten Jahren konsolidieren. Für Anbieter von Bezahl-Apps sind das keine guten Nachrichten, denn diese gab es anfänglich in England auch, heute allerdings nicht mehr. Zu kompliziert und umständlich für den Anwender. Auch komplizierte Verfahren wie Mobile Payment mithilfe von QR-Codes werden es schwer haben. Auf der anderen Seite wird es Raum für neue Produkte geben. So könnte sich das Smartphone zu einem erweiterten Bildschirm mobiler, kontaktloser Bezahlverfahren entwickeln. Das Smartphone bietet dann die Übersicht über die ganzen Bezahlvorgänge, auch wenn es vielleicht selbst nur bedingt als Bezahlmedium taugt.

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mrlutscher

Hi Maik

Wie sieht es denn in England mit den verschiedenen Möglichkeiten aus? In Deutschland gibt es ja circa unendlich viele verschiedene Varianten.
Ich denke mal in Deutschland fehlt einfach ein Standard, den alle unterstützen…

Antworten
Nils

Deutschland hinkt immer hinterher. Ich habe den Eindruck, dass die Anbieter immer auf den ersten Schritt der Kunden warten und die Kunden auf den ersten Schritt der Anbieter. Über den Status eines Prototypens oder einer Machbarkeitsstudie kommt es nicht hinaus.
Bei dem mobilem Internet in Deutschland und Japan konnte man sehen, wie der Trend aus Japan Jahrzehnte ignoriert worden ist.

Antworten
Maik Klotz

Hi!

in England gibt es, anders als in Deutschland, kein zweites Verfahren wie das der Sparkassen propagierte girogo. Man bezahlt mit Kreditkarte und dann auf Wunsch mit NFC. Man versucht stattdessen verschiedene Bezahlmedien, wie z.B. das Wristband von Barclays, zu etablieren. Anders gesagt: Grundtechnologie ist NFC, welches Medium dann NFC einsetzt ist egal. Apps sind auch wichtig, dann aber in Bezug auf Peer2Peer Zahlungen oder Bezahlen von Rechnungen.

Grüße

Maik

Antworten
Christian

„Karte an Terminal halten, Aktion ausführen: Tap and Go.“

Klingt einfach, aber nicht Sicher. Wie sieht es denn damit aus?
Ich denke da so an, Kartenverlust, PIN-Eingabe, max. Transaktions-Budget oder Kontaktlose Angriffe ähnlich wie bei RFID. Alles weiterhin so praktisch und unsicher wie bei den herkömmlichen Kreditkarten?

Antworten
Maik Klotz

Nicht unsicherer als Bargeld. Da nur ein bestimmter Betrag ohne PIN möglich ist (ich meine 40 Pfund) ist das Risiko begrenz, denn anders als Bargeld kann man die Karte sperren.

Antworten
Christian

Hab mich mal etwas schlau gemacht. Die via NFC übertragenen Daten (Kreditkartennummer, Kartenhalter, Kreditinstitut, Betrag) werden komplett unverschlüsselt übertragen. Zwar laut Standard nur im Bereich von 3 bis 5cm, mit professionellen Geräten kann man das aber auf bis zu 1,50m (lesen+schreiben) bzw. 15meter (nur lesen) erweitern.

Klar, derzeit alles quasi nur unter Laborbedingungen möglich, aber Technik schrumpft im Laufe der Zeit….

Quelle: http://de.slideshare.net/Shakacon/hacking-the-nfc-credit-cards-for-fun-and-debit-by-renaud-lifchitz

Also ich werd‘ die Karten wohl besser nur in Funksicheren Portmonees aufbewahren (und mir einen Alu-Hut aufsetzen ;)). Sonst kann ich mir Namen und Kreditkartennummer auch direkt aufs T-Shirt drucken.

Antworten
ChristE

„Der Nutzer muss verstehen, warum er in Zukunft nicht mehr bar oder mit EC-Karte zahlen soll, sondern am besten kontaktlos mit zum Beispiel dem Smartphone.“

Ja warum eigentlich? Um das Leben weiter zu beschleunigen? Außer dass man keine Virenschleudern mehr austauscht finde ich einfach kein Argument.

Antworten
Sebastian

@Christian
Natürlich kann man die Kreditkarteninformationen missbrauchen, aber das war schon immer so.
Früher gab es die Kellner, die die Kreditkarte entgegen genommen haben um zu kassieren und sich die nebenbei abgeschrieben haben um dann im Versandhandel groß zu bestellen

Und da sieht man worauf die Sicherheit der Kreditkarte heute und seit 60 Jahren basiert: Nur auf 16 Zahlen
Wenn man sich das mal wirklich vor Augen führt ist es doch ganz schön unsicher.

Ich sehe daher beim Einsatz von NFC erst Mal kein größeres Sicherheitsproblem, sondern eher die größer werdende Häufigkeit eines Missbrauchs, wenn man von allen Leute an denen man in der Stadt vorbei geht die Kreditkartennummer bekommen kann.
Aber warte, sind nicht schon zig Millionen Kreditkartennummer, durch „Hacken“ von Dienstleistungsanbietern im Internet, in falsche Hände gekommen? Richtig: Ja! Und der große Missbrauch ist ausgeblieben bzw. abgewehrt worden!

Und als letzte Instanz bleibt ja auch noch immer die Kreditkartenabrechnung, die man ja regelmäßig bekommt und kontrollieren sollte.

Sicherer könnte man es noch machen indem man das kontaktlose Zahlen erst zum Zeitpunkt des Zahlens freigibt und mit einer PIN kombiniert.
Da wäre das Werkzeug „Smartphone“ interessant.
Aber solange Google nur die beschränkte NFC Unterstützung in Android implementiert hat und sich mit den Hauptherstellern der Hardware, wie Samsung, HTC und Co. nicht auf Standards einigen kann, und Apple seine für das Payment unbrauchbare Bluetooth Beacon-Lösung etablieren möchte, sehe ich schwarz.

Antworten
Chris

Ich hab noch nicht verstanden was am kontaktlosen Bezahlen mit einer Karte so toll ist dass es einem die Tränen in die Augen treibt :)

Ob ich meine Karte stecke oder halte ist doch nun wirklich völlig egal, Halten erleichtert mir nun auch nix.

Antworten
heiko

Gerade ist Chaoskobgress und alle Welt zebricht sich den Kopf wie man dem Überwachungsstaat Herr werden kann. Und Ihr hier habt nix besseres zu tun als unnötige Überwachungsinstrumente zu propagieren? Sowas von Digital Native oder wie?

Übrigens sind die Gebühren pro Transaktion bei weitem zu hoch. Viele kleinere Gewerbetreibende machen notgedrungen mit, aber ein guter Teil ihrer Wertschöpfung wird von den paar Kartenfirmen abgesaugt. Nix gut.

Wenn schon dann Bitcoin, das ist erheblich billiger und sicherer. Aber da verdienen ja dann die Zahlungsdienstleister kaum noch mit, wie schade :(

Antworten
Sebastian

@heiko
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht wo das mobile Payment mehr mit Überwachung zu tun hat, als das Zahlen mit EC-/Kreditkarte in jetziger Form.
Und wenn man sieht, das selbst der Kaffee bei Starbucks immer öfters mit Kreditkarte bezahlt wird, ist der Bedarf in der Gesellschaft einfach da um schnell zu zahlen.
Das auf dem CCC Kongress eher diskutiert werde, wie man Datenproduktion vermeidet, sollte man sich eher Ideen überlegen wie man zukünftige Entwicklungen in einem angemessenen Rahmen durchführen kann.

UND BITTE vergleiche nicht die Äpfel mit Birnen, wenn es um die Kosten für einzelne Transaktionen bzw. den „Geldtransfer“ geht. Bargeld ist für viele Gewerbetreibende ein sehr viel größerer Kostenfaktor als Kreditkarten.

Folgende Kosten entstehen nämlich beim Bargeld:
– Wechselgeld bei der Bank bekommen (ja, das kostet etwas)
– Geldtransporte
– Ausstattung für Geldlagerung (Tresor usw.)
– beim Geld zählen, Abrechnung erstellen entstehen Lohnkosten
– Versicherungen für Schadensfälle in Bezug auf Bargeld wie Überfälle

Und wenn man das alles zusammenrechnet, kommt schon eine Menge zusammen, aber die wenigsten rechnen das auf den einzelnen Euro um der eingenommen wird.
Da ist es natürlich leichter die Transaktionskosten bei den Kreditkarten unternehmen auszurechnen, wo man aber einen Komplettservice bekommt.

ZU BITCOIN:
Was da leider vergessen wird, sind gerade im Einzelhandel die ständig nötigen Preisanpassungen und das Risiko dass sowohl Händler und Kunde eingehen.
Verkauft ein Händler für bspw. x Bitcoin ein Produkt, für das er selbst für y Euro eingekauft hat, benötig er ja mindestens die y Euro wieder um seine Kosten zu decken. Stürzt der Bitcoin Kurs aber in der Zwischenzeit ab, bevor er den Umtausch von Bitcoin in Euro vornehmen konnte, dann ist es ein unnötiges Verlustgeschäft.
Das gleiche ist beim Käufer in umgekehrter Sicht möglich, dass er Produkt für einen Bitcoin-Preis kauft, aber der Bitcoin-Kurs nach dem Kauf ins unermessliche steigt.

Bitcoins sind also nicht als Zahlungsmittel geeignet, sondern dienen nur als Spekulationsmittel und dass braucht die Wirtschaft und Menschheit nicht.
Daher verstehe ich nicht, wie Leute einerseits unnötige Geschäfte, wie Swap- bzw. teilweise auch Devisengeschäfte, verurteile, aber gleichzeitig auf Bitcoins setzen. Solche Spekulationsgeschäfte sind generell asozial.

Antworten
Heiko

@sebs:
Ich spreche auch nicht von EC Karten. Ok wahrscheinlich bin ich für Euch ein böser Hinterwäldler, jedenfalls zahle ich mit Scheinen. Echt war, die Hostentasche voller Papier :) Und in den allermeisten Fällen geht das schneller als Kartenzahlung.
Für mich ist das praktisch und es fördert die Freiheit. Freiheit wie in freedom, nicht wie in free shopping voucher.

# Handel und Transaktionskosten:
Ich kenne das stationäre Handelsgewerbe seit Kindesbeinen an und kann sagen dass alles außer Bargeld den Händler pro Verkauf zusätzlich kostet. Hier spreche ich nicht von Kaufhauskonzernen sondern von inhabergeführten KMU.

# BTC:
Mit BTC zu spekulieren hilft uns dabei, die Macht der etablierten Finanzmärkte zu verringern, da die Spekulation damit von den steuergeldgestützten Banken abgezogen wird. Ist doch ok wenn es dafür einen Sandkasten gibt.

Ich stimme zu dass Bitcoin selbst zu volatil für normale Händler ist. Eine stabilere und weniger spektakuläre Spielart vom P2P-Kryptogeld wäre dafür besser.

Der Kostenfaktor bleibt aber unbestreitbar: eine BTC-Zahlung ist wahrscheinlich der billigste Zahlungstransfer der technisch machbar ist. Billiger ist nur der manuelle Austausch von Bargeld auf dem Flohmarkt.

Antworten
Sebastian

@heiko
Zu dem Bargeld: Ich kenne kein Ladengeschäft, bin selbst mit einem familiären Betrieb aufgewachsen, die keinerlei Kosten beim Bargeld hatten.
Die Kostenfaktoren habe ich im obrigen Beitrag ja schon aufgeführt und ich weiß nicht wie man um diese herum kommen will.
Vielleicht kannst du es mir ja verraten.

Zu den Bitcoins: Das ist doch ein Trugschuss, dass der Bitcoin-Markt vom realen Geldmarkt getrennt ist. Einige Leute haben sich beim letzten Kurzsturz dumm und dämlich verdient, weil die durch Insiderwissen hatten, dass China gerade jetzt eine Entscheidung gegen Bitcoins fällt, und vorher Bitcoins in ‚großen‘ Massen verkauft und gegen eine stabilere Währung (US-Dollar, Euro) getauscht haben.
Nenne mir mal einen Vorteil der der Gemeinschaft dadurch entstanden ist – ich sehe keinen.
Die wirtschaftlichen Gegebenheiten und Regeln die sich innerhalb der letzten 200 Jahre etabliert haben, wie zum Beispiel der Verbot des Insiderhandels, werden mit Bitcoins wieder komplett ausgehebelt. Zwar gab und gibt es auch Fehlentwicklungen, aber diese kann man nur durch politischen Druck verändern – wir hatte ja gerade Wahlen, und die Mehrheit hat entschieden.

Mit den Bitcoins wird sich, geldmarktpolitisch, das gleiche wiederholen wie mit anderen nicht-virtuellen Währungen, die eine gewisse Bindung, beispielsweise wie der Dollar vor 40 Jahren noch die Goldbindung hatte, haben. Bitcoins haben ja die Bindung, dass es aus kryptologischer Sicht nur eine begrenzte Anzahl gibt
Die Preise werden in Staaten mit hohen Produktionskosten weit aus höher sein, als in Staaten mit niedrigen Kosten. Hochkosten-Staaten werden einen sozialen Abstieg der Unter-und Mittelschicht verzeichnen. Das wird dazu führen, dass nur Staaten mit niedrigen Kosten ihre Produkte absetzen können. Sollte die Kosten auch in diesen Ländern zu hoch sein, werden Produktionsorte in billigere Länder verlagert. Und das geht dann soweit, dass künstlich, durch beispielsweise politische Unterdrückung versucht wird Produktionskosten gering zu halten.
Denn ganzen Spaß hatten wir schon ein paar Mal in unserer Menschheitsgeschichte. Diesmal halt nur virtuell. ;-)

Und wenn mir jetzt einer sagt, dass er weiß dass der Bitcoin-Preis wieder steigen wird, ist es gelogen. Man schließt einfach nur eine Wette ab, wie bei Aktien.
Wenn man sieht dass der DAX 1998 den gleichen Stand hatte wie 2009, war es doch vom Berater 1998 irgendwie gelogen dass die Aktienkurse langfristig immer wieder steigen werden.
Und 10 Jahre finde ich schon langfristig, wenn man sich mit beispielsweise Mitte 50 noch etwas um seine Altersvorsorge kümmern möchte, aber wenn dann nur die eingezahlten Beiträge, oder auch weniger wieder rauskommen, hätte man den ganzen Quatsch doch auch sein lassen können.

Nur weil etwas gerade hip ist, heißt es nicht dass es einen gesellschaftlichen Nutzen hat. Aber ich finde es interessant zu sehen was daraus wird. Im Notfall flüchtet man sich ins ‚Second Life‘

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