Anzeige
Anzeige
Kommentar
Artikel merken

Richard Gutjahr: Straßen? Da wo wir hingehen, brauchen wir keine Straßen!

Wie werden wir den Übergang in das Digitalzeitalter meistern? Vor allem bräuchte es eine radikale Bildungsreform. Unsere Themenwoche Utopien zur Bundestagswahl 2017.

Von Richard Gutjahr
3 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
Die Themenwoche Utopien zur Bundestagswahl 2017 – Richard Gutjahr. (Grafik: t3n.de)

Am Sonntag wählt Deutschland einen neuen Bundestag – und alle sind mit der Tagespolitik beschäftigt: Steuersätze rauf oder runter, wie viel Zuwanderung, welche Sozialleistungen in welcher Höhe sind gerecht?

Anzeige
Anzeige

Wir wollen das zum Anlass nehmen politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich über die kommenden vier Jahre hinaus zu blicken und wieder die grundsätzliche politische Frage stellen: Wie wollen wir in Zukunft leben? Diese Frage haben wir bekannten digitalen Vordenkern im Rahmen der t3n-Themenwoche Utopien gestellt – und sie haben geantwortet. Digialexperte und Journalist Richard Gutjahr über seine Vision für Deutschland und die Welt.

Jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland hängt an der Autoindustrie

Um das gleich zu klären: Auch im Jahr 2030 werden unsere Autos immer noch nicht fliegen (tja, früher war die Zukunft auch mal besser). Dafür werden die Autos weitestgehend autonom fahren, was gewaltige Konsequenzen für unseren Arbeitsmarkt hat. Jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland hängt an der Autoindustrie. Die Gewinne werden in Zukunft aber überwiegend mit der Software und mit den Daten erzielt, nicht durch die Hardware.

Anzeige
Anzeige

Ein weiteres Problem ist die zu erwartende Effizienzsteigerung aufgrund der Digitalisierung. Wenn die Fahrzeuge, die heute zum überwiegenden Teil ungenutzt am Straßenrand oder in Parkhäusern herumstehen, geteilt und damit besser ausgelastet werden, wird es grundsätzlich weniger Bedarf an PKW geben.

Anzeige
Anzeige

Es kommt zu einem Domino-Effekt, der dazu führen könnte, dass Zuliefererfirmen, Maschinenbauer, Mechaniker aber auch LKW-, Taxifahrer oder Lieferboten nicht mehr in dem Maß benötigt werden, wie heute. Ein Phänomen, das nicht nur die Automobil-, sondern sämtliche klassische Industrien und Dienstleistungen betrifft.

Jemand zu Hause, McFly?

Nur ein Teil der verlorengegangenen Arbeitsplätze wird sich durch Umschulungen ersetzen lassen. Viele Menschen werden auf dem klassischen Arbeitsmarkt nicht mehr gebraucht. Wir werden also um ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht herumkommen (im Grunde genommen gibt es das mit Arbeitslosengeld II heute schon, es müsste jedoch massiv ausgeweitet werden).

Anzeige
Anzeige

Das Problem: Womit erwirtschaften wir dieses Geld? Und: Was machen die Menschen, die keine Aufgabe haben in dem Sinne, dass sie Geld verdienen müssen? Netflix allein wird das nicht lösen.

Es mag bizarr anmuten, aber ich glaube die klassische Erwerbsarbeit wird in Zukunft ein Privileg der Reichen und der besser Gebildeten sein. Ein großer Teil der Bevölkerung wird auf Gebieten arbeiten, die nicht primär der Wirtschaft, sondern der Gemeinschaft dienen, etwa im Bildungswesen, in sozialen Berufen oder in der Kunst- und Kulturszene. Jeder ist gut in irgendetwas. Diese Menschen müssen befähigt werden, ihr jeweiliges Talent oder Wissen mit ihren Mitmenschen zu teilen, siehe Barcamp-Prinzip.

Es sind eure Kinder, Marty! Ihr müsst was für eure Kinder tun!

Das setzt voraus, dass wir heute die Weichen stellen, damit möglichst viele unserer Kinder die Qualifikationen erlernen, auf die es in einer digitalen Welt ankommen wird. Kurz: Wir brauchen eine radikale Bildungsreform! Und zwar schnell. Wir brauchen Pioniere in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, die vorangehen und den Weg in diese neue Welt bereiten. Und dann brauchen wir hier in Deutschland vor allem eines: schnelles Internet!

Anzeige
Anzeige

Wenn uns das gelingt, denke ich werden wir den Übergang in das Digitalzeitalter meistern. Dann wiederum bin ich alt genug, um zu wissen: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
2 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Gunnar Sohn

In Deutschland hängen etwa 1,8 Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Autoproduktion ab. Nachzulesen in Erhebungen der Forschungsgemeinschaft für Außenwirtschaft, Struktur- und Technologiepolitik in Berlin. Hängt eben auch mit der sinkenden Fertigungstiefe in Deutschland zusammen. Die De-Industrialisierung ist kräftig von den Lohndrückern in den Autokonzernen befördert worden. Bei rund 44 Millionen Beschäftigten hängen also vier Prozent der Arbeitsplätze von der Autoindustrie ab. Der VDA rechnet sich das schön. Seit 1980 sind wir nach der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung übrigens kein Industrieland mehr. Dieser Trend setzte Ende der 1960er Jahre ein. Das ändert allerdings nichts an der Relevanz der Mobilitätswende, die jetzt eingeleitet werden muss.

Antworten
Lars

Vor allem sollten wir aufhören einen Arbeitsplatz als heilige Kuh oder gar als Notwendigkeit zu betrachten. Das hemmt lediglich Innovation.

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige