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Interview
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Die Outbank-Chefin erklärt ihr Geschäftsmodell für gescheitert

Deutschlands bekannteste Banking-App hat ein Problem: Kaum ein Nutzer zahlt für Outbank. Im Interview spricht CEO Anya Schmidt über die Gründe und kündigt einen Strategieschwenk an.

Von Daniel Hüfner
4 Min. Lesezeit
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Outbank-Chefin Anya Schmidt. (Foto: Outbank)

t3n.de: Anya, erst im April hast du Tobias Stöger – den Gründer von Deutschlands bekanntester Banking-App – als CEO abgelöst. Warum?

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Anya Schmidt: Tobias hat die Idee zu der App seit 2001 verfolgt und sie seitdem immer in einem kleinem Team weiterentwickelt. Das war praktisch eine One-Man-Show. Inzwischen sind wir aber an einem Punkt, wo wir uns ernsthaft um die Skalierung, Internationalisierung und Monetarisierung kümmern müssen. Und als Entwickler hat sich Tobias nicht gut damit gefühlt, diese Verantwortung zu übernehmen.

t3n.de: Als im August 2015 Frank Thelen und Wunderlist-Gründer Christian Reber in Outbank investierten, schien das wie ein Neuanfang für die App zu sein. Was hat sich seitdem alles verändert?

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Outbank ist Deutschland bekannteste Banking-App. (Bild: Outbank)

Es war definitiv ein Neuanfang. Wer Outbank schon länger kennt, weiß, dass die verschiedenen Versionen und die technische Infrastruktur immer wieder Probleme gemacht haben. Mit dem Einstieg von Frank und Christian haben wir Outbank erstmals so umgebaut, dass eine skalierbare Plattform möglich ist. Die native App läuft jetzt auf einem einzigen Banking-Layer, der vor allem die direkte Kommunikation mit Finanzpartnern erlaubt. Auch die Synchronisationstechnologie wurde überarbeitet und wir können mit der App leicht und schnell in andere Märkte gehen.

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t3n.de: Wie bringen sich die beiden heute in das Geschäft ein?

Der Austausch ist relativ eng. Beide sind ja klassische Business-Angels, haben erfolgreiche Businesses aufgebaut und brennen für das Produkt. Auch wenn sie nicht im operativen Alltag von Outbank eingebunden sind, kann ich jederzeit anrufen und mir einen Tipp einholen.

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t3n.de: Als ihr Outbank im vergangenen Jahr neu veröffentlicht habt, musstet ihr viel Kritik einstecken. Nutzer beschwerten sich darüber, dass zu Beginn eine Überweisungsfunktion fehlte oder vormals beliebte Features wie die Foto-Überweisung plötzlich nicht mehr vorhanden waren. War die Kritik berechtigt?

Ja. Rückblickend kam der damalige Release zu früh und auch die Kommunikation lief nicht optimal. Da wir sehr viele Nutzer hatten, die von der alten Version kamen, war die Kritik auch vorhersehbar. Allerdings wollten wir erstmal die technische Grundlage für ein Produkt schaffen, das massentauglich ist. Und wenn man wegen begrenzter Ressourcen nach der 80-20-Regel arbeitet, muss man bei den Features erst einmal Abstriche machen. Inzwischen sehe ich uns aber deutlich besser aufgestellt.

t3n.de: Mit Outbank Pro betreibt ihr seit geraumer Zeit auch ein kostenpflichtiges Abonnement-Modell. Wie kommt das bei den Nutzer an?

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Überhaupt nicht. Da kann ich völlig offen sein, weil das Abonnement-Modell wirklich gar nicht funktioniert. Das sage ich mittlerweile auch jedem Investor, mit dem wir sprechen. Ursprünglich wurden die Abos mal eingeführt, um sie als Marketing-Hebel für Promotions nutzen zu können und die Monetarisierung voranzutreiben. Aber das Lizenzmodell greift ja erst ab einer Anbindung von mehr als zehn Banken. Für Vielnutzer mag das interessant sein, aber im Schnitt haben unsere Nutzer sieben Konten bei vielleicht zwei oder drei Banken angebunden.

t3n.de: Ihr macht also bislang kaum Umsatz.

Zum Umsatz machen wir keine öffentlichen Angaben. Richtig ist aber, dass kaum einer das kostenpflichtige Abonnement in Anspruch nimmt. Von den monatlich rund 100.000 aktiven Nutzern zahlen vielleicht weniger als ein Prozent für die App.

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t3n.de: Mit 64,99 Euro jährlich kostet das Abonnement nicht wenig Geld. Warum senkt ihr nicht einfach den Preis oder bittet den Nutzer schon mit weniger Konten zur Kasse?

Das hat zwei Gründe: Zum einen wurde noch vor meiner Zeit mal die Entscheidung getroffen, dass die Grundfunktionalität der App für den Nutzer immer kostenlos bleiben soll. Zum anderen gab es in den vergangenen Jahren ja immer wieder Kritik an der Preisstrategie, weil es sehr viele Veränderungen daran gab. Das wollten wir vermeiden. Wir arbeiten aber schon an einem neuen Modell, das wir bis Ende des Jahres vollständig an den Nutzer bringen wollen.

t3n.de: Um was geht es?

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Wenn du als Outbank-Nutzer durchschnittlich sieben Konten angebunden hast, dann hast du ja quasi dein ganzes finanzielles Leben auf dem Smartphone. Wir wollen Nutzern in Zukunft nicht nur die letzte Überweisung zeigen, sondern auch Prognosen für die Zukunft anbieten, basierend auf Daten, die uns schon vorliegen. Unter anderem wollen wir Nutzern zum Beispiel beim Erreichen von Sparzielen helfen.

t3n.de: Kannst du ein Beispiel nennen?

Wenn ein Nutzer beispielsweise ein Auto kaufen will, wollen wir ihm entsprechende Features an die Hand geben. Das kann ein automatisierter Sparplan oder ein Kredit sein, den wir vermitteln. Dazu wollen wir künftig mit Partnern zusammenarbeiten.

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t3n.de: Das klingt nach einem ähnlichen Ansatz, wie ihn beispielsweise auch N26 verfolgt. Ist das eure Konkurrenz?

Darauf werden wir oft angesprochen. N26 macht einen super Job und die Zahl der Kunden bestätigt das ja auch. Der Vergleich mit uns ist auch zumindest insofern naheliegend, dass wir wie N26 in Zukunft verstärkt mit Partnern aus der Finanzbranche zusammenarbeiten wollen. Allerdings reden wir bei N26 eben auch von einer richtigen Bank, wohingegen wir uns als Plattform verstehen, welche die Finanzdaten der Nutzer aggregiert und übersichtlich aufbereitet – nur eben mit Hilfe von Partnern.

t3n.de: Wie verdient ihr damit dann Geld?

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Mit klassischen Affiliate-Provisionen. Öffnet beispielsweise ein Nutzer von Outbank die Webseite eines Partners über die App und entscheidet sich für das Produkt, erhalten wir als Dank für die Vermittlung eine Provision. Erst am Montag haben wir übrigens eine erste Kooperation mit dem Kreditvergleichsportal Smava gestartet.

t3n.de: Vielen Dank für das Gespräch!

 

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Kritiker

Das Abomodell funktioniert, jedoch nur bei Apps, die man täglich benutzt.

Eine Banking App ist etwas anders: Warum soll man dafür 65 Euro im Jahr zahlen, wenn man nur seinen Kontostand abfrägt und selten mal eine Überweisung macht? Das geht auch mit der offiziellen Banking App, wenn man zwei oder drei Konten hat, benutzt man halt zwei, drei Apps.

Antworten
HaliGali

Sehe da kein Modell bei dem Wettbewerb.. sogar meine Banking App liefert mir Prognosen etc. pp und wer mehr als eine Bank Privat besitzt sowie reglm. Zugriff/Buchungen/Belege auf diese Konten benötigt, hat andere Probleme.

Im Unternehmer/Selbständigen Umfeld kommt man eh nicht um Integration in ERP/Buchhaltung herum… da sehe ich auch keine Möglichkeit für einen Markteintritt… die Integration ist bei diesen Diensten/Services *umsonst*

Antworten
HaliGali

Da brauch ich auch keine Prognose, ob die Firma sich ein Auto leisten kann…

Antworten
Zumo

Outbank hatte mit Version 2 (von mir gekauft und immer noch in Verwendung, bis auf Sparkassen, die nicht mehr funktionieren) eine wirklich gute App am Start, die verbessert und gepflegt hätte werden müssen. Aber man wirft eine komplette App weg, baut etwas vollkommen halbgares (das zugegebenermaßen langsam wieder besser wird) verscheucht damit ehemalige Kunden und wundert sich, dass mit der kostenlosen App kein Geld verdient wird, sofern nicht mehr als 10 Konten genutzt werden – dann kommt aber der absolut abenteuerliche Mondpreis von 65 Euro pro Jahr ins Spiel. Das ist dermaßen weit weg vom Markt, dass mich das Desaster keine Sekunde lang wundert.

Ein Abo-Modell für eine App ohne weitere Dienstleistung ist sowieso das neueste Unding – Software wird gekauft und fertig, nur eine permanente Dienstleistung kann mit Folgekosten bedacht werden. Das mag im oberen Business-Bereich funktionieren, nicht aber bei Apps für Endanwender. Und schon gleich gar nicht bei einer Banking-App, die von der Konkurrenz komplett in den Schatten gestellt wird. Alleine der Datenexport von Outbank ist alles andere als business-geeignet (z. B. fehlendes MT940).

Die Konkurrenz von MoneyMoney, oder Banking 4x zeigen hier deutlich, wie es richtig gemacht wird.

Antworten
MacMc

Zugegeben, ich liebe die App und bin bereit dafür Geld zu zahlen. Ich bin seit Jahren „Kunde“.

Dass es so schlecht um die Bude steht, das wusste ich nicht.

Aber ich zahle doch nicht immer wieder von vorne und mit der Geduld, dass Funktionen wieder kommen, die schon mal da waren und für die ich bezahlt habe. Einfachste Dinge! Einfach weg, irgendwie irgendwann schlechter wieder da usw.

Dee Support ist gut. Die alte App auch. Aber ständig ein neuer Name, weniger Funktionen, unterschiedlich viel Geld pro App… Das kann doch nicht gehen.

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Martina von Useware

Banking Apps sollte über die Banken finanziert werden! Ich würde vermuten, dass Kooperationen mit Banken/Kreditgebern und dafür deutlich niedrigere Endkundenpreise eine viel bessere Idee sind.

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