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Payment-Studien im Überblick: Skepsis ist angebracht

Welche Zahlungsverfahren sind bei Online-Händlern am beliebtesten? Und: Was der Kunde davon oder wo zahlt er drauf? Das untersuchen etliche Studien, doch nicht alle sind aussagekräftig. Wir haben einige unter die Lupe genommen und sagen euch, welchen ihr vertrauen könnt.

Von Jochen G. Fuchs
4 Min. Lesezeit
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ACHTUNG. Bild zu klein als Featured-Image! (Bild: iStockphoto/steex © Stígur Karlsson)

Einer der wichtigsten Faktoren für Online-Kunden ist die sichere und bequeme Zahlung in einem Onlineshop. Deshalb sollten Online-Händler die passenden Zahlungsverfahren sehr sorgfältig auswählen. Doch da fängt das Debakel im Prinzip schon an. Welches sind denn die passenden Zahlungsverfahren? Hilfreich bei der Entscheidung können Studien sein, die Auskunft über Nutzervorlieben beim Bezahlen geben. Das EHI-Retail-Institute hat mit der „Online-Payment-Studie 2013“ eine solche Studie erstellt. Dazu wurde eine Erhebung bei den 1.000 umsatzstärksten Online-Shops aus der EHI-Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2012“. Anschließend wurden die Marktanteile der Zahlungsarten anhand einer Online-Umfrage mit insgesamt 84 Händlerangaben aus dem Umsatzjahr 2012 ermittelt und hochgerechnet. Wir haben die wichtigsten Studienergebnisse für euch zusammengefasst und in einen Kontext zu anderen Studien gestellt.

Die Rechnung ist das beliebteste Zahlungsmittel (Titelbild: iStockphoto/steex © Stígur Karlsson Foto: iStockphoto/AtnoYdur © Rudyanto Wijaya)

Die Rechnung ist das beliebteste Zahlungsmittel. (Foto: iStockphoto/AtnoYdur © Rudyanto Wijaya)

Die Ergebnisse der Studie – Marktanteile der Zahlungsverfahren

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Wenig überraschend erscheint, dass die Studie das Bezahlverfahren „Rechnung“ an erster Stelle sieht. Direkt danach folgen die „üblichen Verdächtigen“:

  • Kauf auf Rechnung führt mit einem Anteil von einem Viertel (25,8 Prozent) die Tabelle an.
  • Kreditkarten mit den Hauptmarken Visa, MasterCard und American Express folgen mit einem Anteil von 20,5 Prozent auf dem zweiten Platz (Vorjahr: 16,9 Prozent).
  • PayPal mit einem Anteil von 16,1 Prozent (Vorjahr: 13,5 Prozent) liegt bei den Studienteilnehmern auf Platz Drei.
  • Elektronisches Lastschriftverfahren, Vorauskasse, Finanzierung oder Nachnahme und  Sofortüberweisung sind Bezahlverfahren, denen weitere relevante Marktanteile zugeschrieben wurden.

Lässt sich der Kunde zu einer bestimmten Zahlamt steuern?

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Den Eindruck erweckt zumindest ein weiterer Punkt, der in der Erhebung ermittelt wurde. Viele Online-Händler arbeiten mit Rabatten oder Preisaufschlägen. um Kunden zu einer bestimmten Bezahlmethode zu bewegen.

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So haben 31,9 Prozent der Händler Kunden, die ein für den Händler kostengünstiges Zahlungsverfahren wählen würden, spezielle Vergünstigungen wie beispielsweise den kostenlosen Versand angeboten. Bei immerhin noch 21 Prozent der teilnehmenden Unternehmen erhalten Kunden einen Rabatt auf den Produktpreis, sofern sie sich für ein händlerfreundliches Zahlungsmittel entscheiden. Den krassen Gegensatz bilden 42 Prozent der Händler mit dem ernsthaften Ansinnen, der Kunde möge einen Preisaufschlag zahlen, weil die Zahlungsart für den Händler mit höheren Kosten verbunden ist. Rabatte gab es meistens auf Vorauskasse, Zahlung bei Abholung und Rechnung im White-Label-Verfahren. Verteuerungen dagegen am häufigsten bei Nachnahme, Rechnung von markengestützten externen Rechnungsanbietern und PayPal.

Preisaufschläge bei Zahlungsverfahren – nicht zur Nachahmung empfohlen

Muss das sein, dass der Kunde für das offensichtlich schlecht überlegte Geschäftsmodell des Händlers bezahlt? Wenn die Marge das Bezahlverfahren nicht überlebt, dann ist entweder betriebswirtschaftlich falsch kalkuliert worden oder das falsche Zahlungsverfahren am Start. Im Einzelhandel wäre eine solche Vorgehensweise lachhaft absurd, wieso soll sie dann im Online-Handel besser sein? Oder kann sich wirklich jemand vorstellen beim Supermarkt an der Ecke für den Lebensmittelkauf 3,50 Euro mehr zu bezahlen, weil man mit Kreditkarte bezahlt?

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Studien im Kontext

Eine andere Studie vermeldet Paypal als meistbenutztes Zahlungsverfahren

Die beliebtesten Zahlungsarten in der Übersicht (Bildmaterial E-Commerce-Center Handel)

Die meist genutzten Zahlungsarten laut dieser Studie in der Übersicht (Bildmaterial E-Commerce-Center Handel)

„Der Internet-Zahlungsverkehr aus Sicht der Konsumenten in D-A-CH“ des E-Commerce-Center Handel  am Institut für Handelsforschung.

Eine dritte Studie wiederrum erhebt die Kreditkarte zur meistgenutzen Zahlungsart

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Die am häufigsten genutzten Zahlungsverfahren (Bildmaterial: ibi research)

Studie: „Erfolgsfaktor Payment – Der Einfluss der Zahlungsverfahren auf Ihren Umsatz“ von ibi research an der Universität Regensburg.

Welcher Studie soll man glauben?

Die bittere Wahrheit: Keiner und allen zusammen. Es mag sein, dass die oben zitierte PayPal-lastige Studie einen Teilnehmergruppe hatte, die eben mehr PayPal nutzte als Rechnung. Eventuell aber auch, weil keine Rechnung angeboten wurde. Ableiten könnte man, wenn diese Tatsache gesichert wäre: Wenn keine Rechnung zur Verfügung steht, dann wäre PayPal eine gute Alternative. Und wer weiß, ob der Nutzergruppe aus der anderen Studie, die so häufig die Kreditkarte nutzte, einfach keine bessere Zahlungsart im jeweiligen Onlineshop zur Verfügung stand? So bleibt einem im Prinzip nur, die Tendenzen abzulesen, die aus solchen Statistiken erkennbar sind. Wichtig ist für einen Online-Händler der seinen Zahlungsmethoden-Mix für seinen Shop festlegen will:

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  • Akzeptanz der Zahlungsmethode im Allgemeinen
  • Verbreitung der Zahlungsmethode bei der eigenen Zielgruppe
  • Die Zahlungsmethode muss wirtschaftlich zu betreiben sein

Studien im Widerspruch – Die bessere Datenbasis gewinnt

Leider widersprechen sich Studien zum Thema Online-Payment mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit immer wieder. Nein, ich werde den „tollen“ Satz mit der gefälschten Statistik nicht zitieren, der jetzt dem einen oder anderen im Geiste aufgetaucht sein wird. Zum einen werden Statistiken nicht gefälscht, sondern verfälscht. Und zwar entweder durch eine ungenügende Datenbasis, mangelhafte oder willkürliche Interpretation oder durch Hintergrundinteressen. die eine Interpretation beeinflussen. (Und zum anderen ist mir die Herkunft dieses bewussten Zitats einfach zu ungewiss, das aber nur am Rande.) Ein Beispiel für eine ungenügende Datenbasis ist eine Datenmenge, die Shops enthält, die nicht über eine repräsentative Auswahl an Zahlverfahren verfügen, wenn Studienteilnehmer nicht repräsentativ ausgewählt werden oder wenn statt sorgfältig ermittelter empirischer Daten nur bessere Meinungsumfragen herangezogen werden. Ein ganz anderer Punkt zum Thema Statistiken zum Zahlungsverhalten von Online-Kunden wäre das Bedürfnis von Online-Händlern, zielgruppengerechtere Statistiken zu erhalten.

Payment: Die Kreditkarten-Zahlung rückt in der Beliebtheit anscheinend nach vorne. (Foto: aufgehts2013 / flickr.com, Lizenz: CC-BY)

Fazit

Ich will nicht explizit unterstellen. dass die aufgeführten Studien eine ungenügende Datenbasis hatten, diese Studien mussten exemplarisch für ein generelles Problem „herhalten“. Aber bitte, bitte, liebe Forschungsinstitute: Beschreibt die Datenbasis eurer Studien genauer, damit sich der geneigte Leser einen besseren Überblick über eure Studie machen kann. Und wenn wir schon beim Thema Wunschzettel für den „Studien-Weihnachtsmann“ sind, dann mache ich doch gleich weiter: Mehr empirisch begründete Daten, weniger banale Meinungsumfragen – in diesem Zusammenhang erinnere ich gerne an die Studie der Bundesbank „Zahlungsverhalten in Deutschland 2011“ (PDF). Das dort geführte Bezahl-Tagebuch war ein interessantes Instrument. Dort wurde übrigens auch das Bezahlverfahren auf verschiedene Altersgruppen heruntergebrochen, was ein erster Schritt in Richtung Zielgruppen-Ausrichtung für Studienergebnisse wäre. Der Onlineshop für Manga-Fanartikel wird mit dem Verhalten der über 65-Jährigen nämlich nicht viel anfangen können. Ich habe fertig. Weiteres Gemecker überlasse ich jetzt getrost Statistik-Experten.

Bildnachweis für die News-Übersicht: iStockphoto/steex © Stígur Karlsson

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11 Kommentare
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Dein t3n-Team

Heike Scholz

Es ist leider ein ziemliches Kreuz mit der Flut der „Studien“, die nur allzu häufig unreflektiert veröffentlicht werden. Leider besteht aber auch das Problem, dass die Urheber meist (und auch trotz direkter Nachfrage) das Studiendesign nicht mitliefern. So ist es natürlich unmöglich, den Gehalt einer derartigen „Studie“ zu überprüfen. Ich denke, das ist auch nicht gewollt.

Es gibt ein paar sehr gute Quellen dazu, z.B. http://www.umfragen.info/marktforschung/beurteilung-von-umfrageergebnissen/

Antworten
Maria Klees

Wir haben für unsere Studie (Der Internet-Zahlungsverkehr aus Sicht der Verbraucher) in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt 1.978 Konsumenten repräsentativ für die Internetpopulation der einzelnen Länder zu ihrem Einkaufs- und Zahlungsverhalten im Internet befragt. Diese und weitere Informationen zur Stichprobe und zur Methodik der Studie sind in der Studie enthalten und können jederzeit gerne bei uns angefragt werden.
Den oben angesprochenen Ergebnissen liegen neben unterschiedlichen Stichproben zudem unterschiedliche Fragestellungen zugrunde, die somit notwendigerweise zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Für Fragen zu unserer Studie stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Auch Rezensionsexemplare stellen wir interessierten Pressevertretern gern zur Verfügung.

Antworten
Michael

“Muss das sein, dass der Kunde für das offensichtlich schlecht überlegte Geschäftsmodell des Händlers bezahlt?“
Ja, das tut der Kunde immer. 42% der Händler haben den psychologisch unangenehmeren Weg gewählt dem Kunden einen Aufschlag zu präsentieren, der Rest hat es in seinen Kalkulation enthalten und gibt Rabatt auf die kostengünstigeren Bezahlmethoden. Die Schelte im Bericht ist unqualifiziert.

Antworten
Jochen G. Fuchs

@HeikeScholz
+1 Vielen Dank für den interessanten Link.

@Maria Klees
Vielen Dank für Ihren Kommentar und das Angebot eines Rezensentenexemplars, bei der nächsten Veröffentlichung werde ich darauf gerne zurückkommen. Dass unterschiedliche Methodik und Fragestellung zu unterschiedlichen Ergebnissen führt, ist aus akademischer Sicht für mich objektiv nachvollziehbar. Betrachtet man das aber vereinfacht und aus der Warte des Lesers, dann wird lediglich wahrgenommen: „Es wird am meisten mit Paypal gezahlt, oder eben Rechnung oder, oder..“ Und die Darstellung in den Pressemeldungen begünstigt die Wiedergabe dieser vereinfachten Darstellungen, ich zitiere aus der Pressemeldung des ECC:

„Während die deutschen Online-Shopper die meisten ihrer Online-Transaktionen über PayPal tätigen, nutzen Österreicher und Schweizer mit Abstand am häufigsten die Kreditkarte für ihre Online-Einkäufe. Jeder dritte (Österreich) beziehungsweise jeder zweite (Schweiz) Online-Kauf wird hier über die Kreditkarte getätigt. Zum Vergleich: In Deutschland wird jeder achte Kauf mit Kreditkarte bezahlt.“ Quelle: http://goo.gl/kQVgy

Sieht bei vergleichbaren Studien genauso aus, hier ist der Journalist angehalten die Studien anhand der vorliegenden Informationen zu kommentieren. Das Angebot eines Rezensentenexemplars ist ein Schritt in die richtige Richtung.

@Michael
Der Kunde bezahlt indirekt immer, da der Umsatz vom Kunden erzeugt wird. Da in der Kalkulation eines Stückpreises aber nicht volkswirtschaftlich philosophiert , sondern betriebswirtschaftlich vernünftig gerechnet werden soll, gehören die Kosten für Transaktionen in die betriebliche Kostenrechnung und auf den passenden Kostenträger. Das Hinzufügen eines Aufschlags erzeugt für den Kunden, der sich durchaus anhand einer bestimmten Zahlungsmethode für einen Einkauf in dem jeweiligen Online-Shop entschieden haben kann, keine Transparenz sondern Verwirrung und Verärgerung bis hin zum Kaufabbruch. Deshalb ist die Schelte hier berechtigt.

Antworten
André

Wir haben einen PayPal-Anteil von mittlerweile über 50%. Nachnahme dümpelt bei unter 10%, der Rest ist Vorkasse (bei Endkunden) und Rechnung (nur Händler mit ordentlicher Zahlungsmoral). Mehr bieten wir nicht an. Die Studien sind IMHO vollkommen überflüssig, da es sicher sehr Branchenabhängig ist.
Unser hoher PayPal-Anteil liegt vor allem an unserem Auslandsgeschäft, welcher ca. 60% unseres Umsatzes ausmacht. Vor 10 Jahren war PayPal noch ein Abenteuer, besonders im Ausland. Fernost und Osteuropa ging fast gar nicht. Mittlerweile haben wir kein Zielland mehr, bei dem es mit PayPal Probleme gibt.
Früher oder später werden wir Endkunden Kauf auf Rechnung anbieten müssen. Solange es sich vermeiden lässt, werden wir darauf verzichten.

@Jochen
Vieles lässt sich nicht pauschalieren.
Deiner Argumentation nach, dürfte es keine Nachnahmegebühr geben. Hast Du schon mal einen Shop gesehen, der keine Gebühr dafür verlangt? Warum sollte eine pauschale Gebühr für den PayPal-Service etwas anderes sein? Speziell dann, wenn es auch andere Zahlungsarten gibt.

„für das offensichtlich schlecht überlegte Geschäftsmodell“
Wir berechnen eine pauschale PayPal-Gebühren, auf die auch im Infobereich unter Zahlungsarten hingewiesen wird. Unser schlecht überlegtes Geschäftsmodell bewährt sich seit 2002 oder 2003 erfolgreich mit diesen PayPal-Gebühren.
Natürlich gibt es Kunden und Interessenten, die diese Gebühr monieren. Klärt man die Kunden auf (viele denken tatsächlich das es kostenlos ist) und stellt mal die Gegenfrage ob es fairer ist, die Kosten für gewisse Dienstleistungen auf alle Kunden zu verteilen oder sie nur den Kunden in Rechnung zu stellen, die diese auch nutzen wollen, erhält man auch viel posivites Feedback. Aber das Entscheidende ist heutzutage in vielen Branchen etwas anderes:

„Da in der Kalkulation eines Stückpreises aber nicht volkswirtschaftlich philosophiert , sondern betriebswirtschaftlich vernünftig gerechnet werden soll…“
Wieviele Online-Händler können heutzutage überhaupt noch einen Verkaufspreis berechnen?
Es gibt die „Händler“, die von Betriebswirtschaft wenig bis gar keine Ahnung haben. Meist sind das dann auch die „Händler“, die grundsätzlich über den Preis verkaufen müssen/wollen (also die Preisführerschaft übernehmen). Und es gibt die Händler, die zwar einen betriebswirtschaftlich sinnvollen Preis ermitteln können, diesen am Markt aber nicht realisieren können. Sicher gibt es Branchen auf die das (noch) nicht zutrifft, IMHO sind die meisten Branchen aber schon voll davon betroffen.
Es gibt auch Händler, die neue Märkte oder Teilbereiche erobern wollen und betriebswirtschaftlich vollkommen unsinnige Preise machen. Marktanteile um jeden Preis, „verbrannte Erde“ voll einkalkuliert.

Wir können es uns als spezialisierter Marktführer in unserer Branche trotz erstklassigem Service, extrem hoher Kundenzufriedenheit sowie riesiger Lagerhaltung (Lagerreichweite von über 3 Monaten) mit einer sofortigen Auslieferquote am gleichen Tag von ca 98% nicht erlauben, über ca. 2-3% teurer als der Preisführer zu sein. Sind wir ca. 4% teurer, verlieren wir über 20% Umsatz, bei 10% geht es dann schon in Richtung 50% Umsatzrückgang (die Zahlen stammen aus eigenen Versuchen in 2012 und sind nicht sehr genau, die Tendenz ist aber erschreckend).

Es wäre ja ganz einfach: Man verzichtet auf Umsatz (sowie zusätzlicher Arbeit) und macht betriebswirtschaftlich gesunde, spaßmachende Geschäfte. Doch sobald Marktanteile verloren gehen, sinkt das Einkaufsvolumen und es ist i.d.R. nur noch eine Frage der Zeit bis die Erträge wieder fallen weil die Einkaufskonditionen nicht gehalten werden können.

Solange (speziell die deutschen) Kunden primär auf den Preis achten und alles andere nebensächlich wird, ist Deine Aussage sehr beleidigend. Sie zeigt mir, dass Du offensichtlich nur sehr eingeschränkte Erfahrungswerte hast oder das Du Dich in Branchen „tummelst“, die noch nicht hart umkämpft sind (falls es so etwas noch gibt). Ich jedenfalls kenne keinen Onlinehändler (nicht Produzent), die noch einen Verkaufspreis kalkulieren. Der Markt gibt die Preise vor…

Antworten
TiKi

Vorweg möchte ich mich als Autor der Online-Payment-Studie 2013 für die Erwähnung unserer EHI Studie bedanken. Im Folgenden möchte ich auf einige angesprochene Punkte eingehen und meine Sicht dazu beschreiben.

Motivation für die Studie:
Das EHI Retail Institute ist aus dem Handel entstanden und dient als Forschungsinstitute für den Handel. Wir sind dabei ein rein privatwirtschaftliches Unternehmen. Die Online-Payment-Studie wird von uns durchgeführt, da viele Händler und EHI Mitglieder den Wunsch dazu geäußert haben.

Datenbasis für die Studie:
Das EHI stellt jedes Jahr die 1.000 umsatzstärksten Online-Shop in der Studie „E-Commerce-Markt Deutschland“ zusammen. In dieser Studie werden für jeden Shop individuellen die Umsätze und die angebotenen Zahlungsmittel angegeben. Für jeden dieser Shop wird dann in der „Online-Payment-Studie“ der Zahlungsmix ermittelt. Die Verteilungen im Zahlungsmix werden durch eine Händlerbefragung ermittelt. Im zweiten Jahr der Studie können wir aktuell Informationen aus insgesamt 230 Händlerangaben aus 2012 und 2013 zu deren Zahlungsverteilungen nutzen.
Damit ist die Studie keine Vollerhebung, aber auf sehr gutem statistischem Fundament gebaut ;)

Das EHI untersucht dabei nur die Händlersichtweise und betrachtet nur die Umsatzverteilung bei den Händlern. Die von Ihnen dargestellten Grafiken aus der ECC- und ibi-Studie zeigen Konsumentenbefragungen auf. Da vergleichen Sie leider Äpfel und Birnen bzw. eigentlich, um es deutlicher zu machen, Mehrfachnennungen aus Erinnerungen von Kunden mit Einfachnennungen aus Auswertungen/Datenbanken von Händlern.

Unterschiede in den Studien:
Das EHI untersucht nur physische und digitale Güter in den Top-1.000-Online-Shops. Es werden keine Marktplätze wie z. B. eBay (Paypal-Anteil sehr hoch;) ) und keine Online-Shops mit ‚kleinen‘ Umsätzen (Platz 1.000 macht 4,7 Millionen Euro Umsatz 2012) betrachtet. Damit er ergibt sich eine andere Sichtweise.

Payment-Steuerung:
Die Europäische Union hat in der Payment-Service-Directive/ Richtlinie über Zahlungsdienste ausdrücklich gewünscht dem Kunden die Kosten seiner Zahlungsmittelwahl darzustellen. Weltweit ist dies ein Trend der zunimmt. Seit Anfang 2013 ist in Amerika, das Mutterland der Kreditkarten, das Surcharging von 4 Prozent auf eine Kreditkartenzahlung unter bestimmten Bedingungen erlaubt.

Was würden Sie sagen, wenn Sie sich ein Auto kaufen und merken, dass ein anderer Käufer für denselben Preis eine Sonderausstattung und ein Sondersicherheitspaket erhalten hat? Sollte er für die Sonderausstattung und das Sondersicherheitspaket nicht mehr bezahlen bzw. Sie nicht weniger, wenn Sie diese Extras nicht erhalten haben? Bei einer PayPal Zahlung als Beispiel ist das identisch!

Was bringen die Studien dann:
Anhand der Analyse in der Online-Payment-Studie 2013 gibt es acht Zahlungsarten in Deutschland die marktrelevant sind (Marktanteil > 1 Prozent). Ein Händler erhält damit eine Antwort auf die Urfrage des Payments – Welche Zahlungsart soll ich anbieten? Antwort: Rechnung, Kreditkarte, Lastschrift, PayPal, Vorauskasse, Finanzierung, Nachnahme und Sofortüberweisung sollten Sie in A/B-Tests prüfen!

Ungefähr 50 Prozent der Zahlungsmittel sind markengestützt (z. B. PayPal, Kreditkarten) und 50 Prozent können ohne Marke (z. B. Rechnung, Lastschrift) in Eigenregie vom Händler betrieben werden. Damit weist der Markt in Deutschland eine einzigartige Wettbewerbssituation in Europa auf (siehe hierzu Europa-Payment-Studie vom EHI unter payment-studie.de). Darauf sollten alle Marktteilnehmer stolz sein, oder wünscht sich jemand italienische Verhältnisse mit 75 Prozent Kredit-/Debitkarten-Anteil ohne Alternative?

Schließen möchte ich mit einem Dank an Herrn Weber für die Anregungen zur Diskussion.
Für Fragen stehe ich Ihnen gern jederzeit zur Verfügung. http://www.ehi.org/geschaeftsbereiche/forschung/zahlungssysteme.html

Mit besten Grüßen
Tim Kiesewetter
Projektleiter Online-Payment
EHI Retail Institute

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