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Das Pippi-Langstrumpf-Prinzip als Schlüssel zum Misserfolg (Teil 1)

„Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“ Die Titelmusik von Pippi Langstrumpf gehört weltweit zu den populärsten Kinderliedern. Das Lied beschreibt nicht nur die Handlungsmaxime und das Lebensmotto von Pippi Langstrumpf sondern auch eine populäre Unternehmensstrategie: das Pippi-Langstrumpf-Prinzip oder auch „Pippilangstrumpfistische Programmierung“, kurz PLP.

Von Maik Klotz
4 Min. Lesezeit
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(Quelle: alphaspirit – fotolia.com)

Eine Einführung ins Pippi-Langstrumpf-Prinzip

Anders als bei den meisten Unternehmensstrategien geht es beim Pippi-Langstrumpf-Prinzip nicht darum neue Zielgruppen zu erreichen, innovative Produkte zu entwickeln oder die Kunden zu begeistern. Im Gegenteil. PLP ist das aktive unterbinden solcher Entwicklungen.

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Man sollte PLP nicht nur als Strategie verstehen. PLPp ist eine Denkweise. Ähnlich wie beim NLP (Neurolinguistische Programmierung) geht es in der PLP darum, Denkmuster zu verändern. Man erschafft sich eine eigene Welt, in der alle Entwicklungen dem eigenen Denken folgen (“Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt”). Kern des PLP ist im Prinzip die völlige Missachtung aller, vor allem disruptiver, Entwicklungen.

Es gibt verschiedene Gründe, PLP als Unternehmensstrategie einzusetzen. Ein häufiger Grund ist die Unlust, sich mit dem Markt, der Zielgruppe oder den eigenen Kunden zu beschäftigen. Ein weiterer, nicht weniger wichtiger Grund, ist die innere Überzeugung, dass sich der Markt den eigenen Vorstellungen beugt. Was jetzt nicht ist, wird sicher noch werden.

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PLP kann von großen Unternehmen wie Startups gleichermaßen eingesetzt werden.

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Die Grundlagen

Der Entschluss, PLP als Strategie einzusetzen, ist oftmals kein bewusster Vorgang. Im Gegenteil, viele Unternehmen setzen heute schon PLP erfolgreich als Strategie ein, ohne es zu wissen. Wenn man sich dann bewusst für PLP entscheidet, hat man schon im Kopf die richtigen Denkmuster und Grundlagen gelegt.

Viele Geschichten über PLP handeln von Unternehmen, die ein großes Wachstum vorweisen können und dieses dann mit Hilfe von PLP umkehren.

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Ein anschauliches Beispiel für PLP ist ein Kommentar von Steve Ballmer aus dem Jahr 2007 zur Einführung des iPhones. Anders als Microsoft hatte sich Apple sehr intensiv mit den Bedürfnissen der Zielgruppe auseinander gesetzt. Das iPhone hatte keine Tastatur, weniger Features als die meisten anderen Smartphones, aber es war und ist bis heute innovativ. Microsoft hingegen tat aus PLP-Sicht genau das Richtige: Die neuen Entwicklungen im Mobilfunkmarkt belächeln.

Die Missachtung neuer Entwicklungen ist nur ein Teil des PLP. Ein weiterer, wichtiger Bestandteil ist das Ignorieren von Kundenbedürfnissen. Nur wenn Marktentwicklungen und Kundenbedürfnisse gänzlich missachtet werden, kommt PLP vollumfänglich zum Einsatz.

PLP lässt sich verhältnismäßig leicht im Unternehmen einsetzen. Besondere Kenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Ganz im Gegenteil: Beim PLP geht darum, die eigene Unkenntnis als Leitziel zu definieren. Nicht die Nachfrage bestimmt das Angebot, sondern umgekehrt.

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Die Arroganz des Marktführers

Ist man bereits in einem Markt etabliert, empfiehlt es, sich eine gesunde Arroganz anzulegen. Es muss schließlich Gründe haben, warum man da ist, wo man gerade ist. Man kann es auch als Beweis sehen, alles richtig gemacht zu haben. Selbst wenn Umsätze stagnieren oder die eigenen Produkte und Dienstleistungen weniger oder nicht mehr gekauft werden, bedeutet das erst mal gar nichts. Aufkeimende disruptive Entwicklungen sollten ignoriert oder belächelt werden. Überhaupt ist alles was der Wettbewerb macht per se schlecht und sich mit selbigen auseinanderzusetzen nur wenig hilfreich.

Was aber tun, wenn die Presse, Kunden und Medien Wettbewerbsprodukte besser bewerten als die eigenen?

Auf keinen Fall nachgeben! Beim PLP muss man immer im Hinterkopf behalten, dass man sich die Umwelt so gestaltet, wie es gerade passt. Wenn Selbstkritik aufkeimt, gilt es, sie so schnell wie möglich im Keim zu ersticken.

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Bei aufkommender (Selbst-)Kritik oder Zweifel am PLP hilft außerdem die SIA-Methode (Selbstbeweihräucherung, Ignoranz und Angriff).

1. Selbstbeweihräucherung

Der Satz “Eigenlob stinkt” ist ein Trugschluss. Eigenlob ist im PLP essentiell und hilft, Selbstkritik völlig abzulegen. Das Ziel ist die innere Überzeugung, alles richtig zu machen. Nicht das, was andere denken ist wichtig, sondern einzig die eigene Realität. Auch in der Vergangenheit schwelgen kann nützlich sein. Wichtig ist hierbei, das immer nach außen zu tragen. Testsieger in der Bäckerblume aus dem Jahr 1994? Teilt es allen mit!

2. Ignoranz

“Wir haben das schon immer so gemacht.” Ein Totschlagargument, das man sich merken sollte. Überhaupt sind Totschlagargumente hilfreich. Totschlagargumente helfen in jeder Diskussion oder bei aufkommenden Kritik, dem Kritiker den Wind aus den segeln zu nehmen. Totschlagargumente sind die elegante Form der Ignoranz. Im Grunde werden kritischen Stimmen unter dem Schein des Arguments ignoriert. Schöne und wichtige Totschlagargumente sind:

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  • Wir haben das schon immer so gemacht.
  • Das würde den Rahmen sprengen.
  • Daran sind schon ganz andere gescheitert.
  • Das hat noch nie funktioniert.

Kundenmeinungen und Medienberichte werden gänzlich ignoriert. Es gibt keine Veranlassung, sich irgendeiner Kritik zu stellen. Egal ob schlechte Kundenrezensionen oder ein mieser Testbericht, das alles spielt keine Rolle.

Mit etwas Glück, stellt sich auch der Dunning-Kruger-Effekt ein. Hierbei geht es um die Tendenz inkompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Leistungen kompetenter Personen zu unterschätzen.

3. Angriff

Angriff ist die beste Verteidigung. Es gilt die eigens erschaffene Welt zu verteidigen. Dazu ist jedes Mittel recht. Kritische Stimmen aus den eigenen Reihen werden mundtot gemacht. Es ist durchaus akzeptabel, Mitarbeiter mit einer eigenen Meinung zu entlassen. Auch kann man den Wettbewerb mit unsinnigen Unterlassungserklärungen beschäftigen. Da hilft manchmal ein kritischer Blick auf die Webseite des Wettbewerbers. Irgendeine Kleinigkeit lässt sich schon finden, um den unliebsamen Wettbewerb mit Anwälten zu beschäftigen.

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Weiter geht’s nächste Woche im  zweiten Teil dieser Artikelserie, darint unter anderem …

  • Wie man sich als Startup optimal verhält und auch ohne Business Modell und Ideen viel Kapital einsammelt
  • Der optimale Nährboden für PLP 
  • Wie man Kollegen und Mitarbeiter einbezieht
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7 Kommentare
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Dein t3n-Team

Torsten_Kelsch

Klasse, der Artikel! Keine neuen Erkenntnisse, aber total lustig verpackt; diese intelligente Ironie gefällt mir. Pippilangstrumpfistische Programmierung, köstlich!

Antworten
Foerster

Echt gut geschrieben, witzig verpackt und trifft genau ins Schwarze.
Danke, weiter so!

Antworten
Verhinderer sind überall

Nett wären etwa ein bis zwei dutzend Beispiele damit man es als Prinzip erkennt und nicht nur für Einzelfälle hält.
Das sollte man dann auch seinen eigenen Managern gelegentlich vorhalten um Ideen nicht mehr so oft pauschal abzulehnen.

Antworten
Rabenknecht

Sehr guter Artikel. Hab mich wieder köstlich über Steve Ballmer amüsiert, wie man als solch großes Unternehmen nur so einen wichtigen Markt verschlafen konnte, Microsoft eben. Immer am Markt vorbei denken und dann wieder zurück zum alten und das dann verbessern. Innovativ ist das schon lange nicht mehr.

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