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Interview

Recruiting der Tech-Giganten: So suchen Apple, Google und Stack Overflow nach neuen Mitarbeitern

Fachkräftemangel in der IT: Mythos oder Realität? Wie schafft es ein Programmierer, sich unter zahlreichen Bewerbern durchzusetzen und von Beginn an einen guten Eindruck zu machen?

Von Melanie Dahrendorf
6 Min.
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Stefan Schwarzgruber ist DACH-Country Manager bei Stack Overflow. (Foto: Stack Overflow)

Der Weg zum Traumjob kann lang und mit vielen Hürden verbunden sein – dabei haben vor allem Programmierer beste Chancen, um an einen tollen Job zu kommen. Stefan Schwarzgruber ist DACH-Country-Manager bei Stack Overflow – und stand uns im Interview Rede und Antwort darüber, wie Recruiter der Tech-Branche und Stack Overflow selbst an ihre Mitarbeiter kommen und worauf sie in Bewerbungsgesprächen achten.

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t3n.de: Google, Facebook, Snapchat und auch ihr selbst bei Stack Overflow: Wie funktioniert in diesen Unternehmen die Suche nach neuen Mitarbeitern? 

Die Art, wie die großen Tech-Unternehmen ihre Mitarbeiter gewinnen, hat sich im Laufe der Jahre verändert und steht im starken Gegensatz zu den Methoden der Old Economy. In der Branche zählen eigentlich nicht mehr Noten und Zeugnisse – sondern, was man bisher erreicht hat und noch erreichen will. Spezifisch für die IT-Branche sind natürlich die Programmiersprachen essentiell wichtig. Wer also sein Können unter Beweis gestellt hat, sichtbar seine Projekte zeigt, etwa auf professionellen Netzwerken oder in einer Developer Story von Stack Overflow, der hat gute Chancen, angesprochen zu werden.

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t3n.de: Wo du gerade von professionellen Netzwerken sprichst: Suchen Unternehmen 2017 überhaupt noch nach Bewerbern im Netz?

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Lebenslauf-Beispiele: So sehen beeindruckende Online-Bewerbungen aus
Eine Website mit Online-Lebenslauf, die individuell auf den Wunscharbeitgeber zugeschnitten ist, kommt besonder gut an. (Bild: lorenburton.com)

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Wie ein Großteil unserer Kommunikation so spielt sich auch das „Kennenlernen“ zwischen Unternehmen und Bewerbern im Netz ab. Manch einer geht so weit und würde von sich sagen, dass er über die Online-Präsenz auf Karriereseiten, in Fachforen oder auf dem eigenen Blog geradezu eine eigene Marke aufbaut.

t3n.de: Jemand möchte sich bewerben und hat – sagen wir mal – eine ausschweifende Online-Vergangenheit. Das heißt, vom hilfreichen Beitrag im Orchideen-Forum bis hin zur wütenden Amazon-Bewertung: Auf welche Spuren achten Recruiter? 

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Fakt ist, das Internet vergisst nichts. Wer sich also hier bewegt, sollte stets bedenken, dass jeder verfasste Beitrag später einmal der erste Eindruck eines Arbeitgeber sein kann. Wer kollaborativ, hilfsbereit und neugierig wirkt und sein Wissen gerne teilt, ist sicherlich im Vorteil. Ein Bewerber sollte sich jedoch um ein professionelles Auftreten bemühen.

t3n.de: Hast du da konkrete Tipps? 

Man sollte vor allem vorsichtig mit Äußerungen über seinen (ehemaligen) Arbeitgeber sein – es könnte unangenehm werden, wenn die Firma, bei der man sich bewerben möchte, darüber stolpert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass alle Äußerungen online auch von zukünftigen Arbeitgebern gelesen werden.

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t3n.de: Machen sich Recruiter denn selbst auf die Suche nach neuen Mitarbeitern? 

Für wichtige Positionen gehen die unternehmenseigenen HR-Mitarbeiter mitunter auf die Jagd nach den besten Kandidaten – und klopfen öfters bei anderen großen Tech-Unternehmen an.

t3n.de: Zum Beispiel?

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Apple und Tesla haben sich im Silicon Valley vor einiger Zeit gegenseitig massenhaft Mitarbeiter abgeworben. Klar, die Marken sind für die Bewerber besonders anziehend und für ihre Innovationen bekannt.

t3n.de: Welche Angestellten betrifft das? 

Vor allem sind Mitarbeiter interessant, die in stark wachsenden Phasen Schlüsselpositionen innehatten – sie sind meistens interdisziplinär geschult und denken auch so.

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Natürlich sollte man auch auf der eigenen Unternehmensseite Karriereoptionen bekannt geben und inserieren. Wer sich wirklich für ein Unternehmen interessiert, der schaut als erstes dort nach. Google verlässt sich bei manch einer Neubesetzung übrigens einfach auf die Suchanfragen seiner Nutzer, die zuverlässig kommen.

t3n.de: Wie kann man sich das vorstellen? 

Wer bestimmte Suchen startet, die für Google interessant sind, der wird zu einem Test herausgefordert. Diesen absolviert man direkt online und wird danach erst zu weiteren Verhandlungen eingeladen. So bekommt der Suchmaschinengigant Leute, die sich mit der Materie befassen.

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t3n.de: Worauf schaut Stack Overflow als großes IT-Unternehmen?

Karriereseiten in geil: Diese Beispiele machen Lust aufs Bewerben
Benefits und Perks – das interessiert die Generation Y heutzutage oft mehr als das Gehalt. Carrot informiert Bewerber deshalb im Memory-Stil über die vielen Vorteile. (Screenshot: t3n.de)

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Es gibt keine wissenschaftliche Formel oder Analysemethode, mit der man sagen kann, dass ein Kandidat am Ende perfekt passen wird oder nicht. Der Gründer Joel Spolsky hat in seinem Buch „Smart & Gets Things Done“ aber ein paar Anhaltspunkte festgehalten, an die wir uns bei Stack Overflow halten, wenn wir Leute einstellen.

t3n.de: Welche Anhaltspunkte sind das? 

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Das Wichtigste ist, die Person als Ganzes kennenzulernen. Wir bekommen sehr viele Bewerbungen. Diese schauen wir uns an und achten dabei auf Folgendes:

  • Zielgerichtet: Warum will der Bewerber genau für uns arbeiten und diese Position haben? Wer das gut begründet und es uns zeigt, der hat schon einmal gute Karten.
  • Erfahrung: Wir stellen ausschließlich Entwickler mit jahrelanger Erfahrung ein. Damit sie bei uns arbeiten können, müssen sie mindestens vier Jahre Übung im Bau von Webseiten haben und als Full-Stack-Entwickler qualifiziert sein.
  • Tiefe: Wir wollen Entwickler haben, die mit ihrer Technologie umgehen können und nicht nur einen Aspekt davon beherrschen. Programmierer bewegen sich bei ihrer Erfahrung häufig in „Schichten”, und wir wollen mit Entwicklern arbeiten, die sich mit dem Darunter und Darüber ebenso auskennen.
  • Leidenschaft: Wir suchen Entwickler, die Programmieren eher als Unterhaltung empfinden und die auf natürliche Art und Weise damit umgehen. Wer als Kind schon mit Computern gespielt hat, jung mit Programmieren angefangen oder an technischen Geräten getüftelt hat, der ist bei Stack Overflow richtig.
  • Packt Dinge an: Für uns ist sehr wichtig, dass unsere Mitarbeiter Dinge anpacken und zu Ende bringen, die sie sich vorgenommen haben. Diese Fähigkeit suchen wir auch bei potenziellen Bewerbern.

t3n.de: „Ich bin motiviert, habe aber nicht besonders viel Erfahrung“ – das wird sich zumindest ein Berufseinsteiger sagen. Dann ist derjenige ja gleich aus dem Rennen, oder? 

Für uns qualifiziert sich ein Kandidat, wenn er mindestens vier von fünf Punkten erfüllt. Dabei achten wir vor allem auf einen strukturierten Prozess, der transparent für den Bewerber abläuft – er weiß also, was ihn erwartet. Diese Methode hat sich für uns bewährt, denn wir suchen Programmierer nach dem Prinzip „Smart and gets things done”.

t3n.de: Wie sieht ein Vorstellungsgespräch bei euch aus? 

Im Vorstellungsgespräch bei Stack Overflow wollen wir sehen, dass ein Kandidat mit Hilfe von Code eine Aufgabe lösen kann und testen die Komplexität seines Denkens im Gespräch. Ein sehr guter Programmierer kann viele Dinge auf einmal im Kopf behalten und beachten. Wir machen lieber den Fehler, einen guten Kandidaten bei Unentschlossenheit abzulehnen, als einen Wackelkandidaten einzustellen, der sich dann als schlechte Wahl herausstellt.

t3n.de: Fachkräftemangel in der IT: Gibt es ihn wirklich oder haben die Firmen einfach zu große Ansprüche?

Der Fachkräftemangel ist leider kein Mythos. Die Nachfrage bei IT-Berufen und solchen, die auch entfernt mit Programmieren zu tun haben, ist in den vergangenen Jahren exponentiell gestiegen. Viele erfolgversprechende und umsatzstarke Geschäftsmodelle verlagern sich ins Digitale oder benötigen zumindest eine gewisse Anzahl von Programmierern, um die Entwicklung voranzutreiben – in Deutschland folgt in erhöhtem Maße nun auch der Mittelstand. Dieser Bedarf kann nicht allein durch hiesige Entwickler gedeckt werden.

t3n.de: Warum nicht? 

Die Ansprüche sind selbstverständlich groß, schon allein, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Allzu oft wird für die wirklich wichtigen Aufgaben dann aber auf den internationalen Bewerber-Pool zugegriffen und Unternehmen sprechen Entwickler aus dem Ausland an. Studiengänge in Deutschland sind ein wenig hinterher, was die Aktualität betrifft, und Länder wie Indien oder die USA haben bessere Studiengänge.

t3n.de: Stichwort Ausland: Was macht einen potenziellen neuen Mitarbeiter bei Google, Facebook und Apple aus?

Bei den großen Tech-Giganten ist es am wichtigsten, dass man Potenzial und Lernfähigkeit mitbringt. Wer beispielsweise in einer Führungsposition bei einem Early-Stage-Startup ist, das gerade stark am wachsen ist und somit viele Aufgaben übernehmen muss, der ist interessanter für die Tech-Giganten als ein Top-Absolvent, der keine Ahnung von agilem Arbeiten hat und sich nicht so schnell anpassen kann. Die Zukunft ist also mindestens genauso wichtig wie das Hier und Jetzt.

t3n.de: Welche Programme und Technologien müssen die Bewerber beherrschen?

Von den Skills her ist es für Programmierer wichtig, dass sie grundsolide Programmiersprachen beherrschen, sich aber auch mit den neuesten auseinandersetzen und diese lernen: Beispielsweise wird GO von noch sehr wenigen Leuten beherrscht, ist aber im Kommen für Cloud-Speichersysteme. Daher sollte man seinen eigenen Vorlieben entsprechend auch die neuen, vielleicht schwierigen Technologien lernen, damit man mit der Zeit geht. Vor allem hat man dann ein Alleinstellungsmerkmal: Wenn alle eine Sprache können, lerne eine andere – das macht den großen Unterschied.

Rust ist auch beliebt, weil es eine schöne Programmiersprache ist, aber man sollte sich auch mit Python auseinandersetzen, da dies bei Machine Learning wichtig ist.

Die Programme und Technologien sind spezifisch für die Positionen abgestimmt. Ein iOS-Entwickler sollte Swift beherrschen, jemand, der Frontend-Entwickler ist, CSS- und HTML-Programmiersprachen. Je nachdem, wie spezialisiert man ist oder welche Projekte man umsetzt.

t3n.de: Danke für das Interview!

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Berni

Letzte Seite: Frontend-Entwickler sollten C beherrschen. Hab ich was wichtiges verpasst?

Antworten
Melanie Dahrendorf

Hi Berni, danke für deinen Hinweis – du hast nichts verpasst. CSS- und HTML-Programmiersprachen sollte das heißen. Ich hab das mal ausgebessert. :)

Antworten

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