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Kolumne
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Rettet das dezentrale Netz! #reclaimtheweb

Das Internet ist die großartige Idee dezentraler Vernetzung. Inzwischen wird es von Plattformen beherrscht. Zeit, das Netz zurückzuerobern. Die Neuland-Kolumne von Stephan Dörner.

Von Stephan Dörner
3 Min. Lesezeit
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Selber machen: Auf der eigenen Website bist du der Herr. (Foto: Rawpixel.com/Shutterstuck)

Das Internet, einst gestartet als dezentrales Netz, das jedem eine Stimme gibt, wird 2017 von Plattformen dominiert wie nie zuvor: Google ist nicht mehr nur eine Suchmaschine für das offene Web, sondern Anbieter zahlreicher Web-Dienste vom Kalender bis zur E-Mail. Dank Google AMP wird ein großer Teil des Webs inzwischen sogar direkt von Google-Servern aufgerufen. Wer mobil nach Inhalten sucht, stößt zunehmend auf AMP-Inhalte, die direkt auf google.com gehostet werden.

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Facebook und der zu Facebook gehörende Messenger Whatsapp sind die wichtigsten Plattformen für die private Kommunikation im Netz. Und Amazon ist für viele zur Suchmaschine für Produkte aller Art geworden – ohne Google überhaupt zu bemühen. Dazu gesellen sich noch kleinere Dienste wie Snapchat, die nur noch als geschlossene Silos im Netz funktionieren. Sie sind proprietäre Apps, ohne Links nach draußen und unter voller Kontrolle des Anbieters.

Deine Website, deine Regeln

Das alles ist kein Drama: Das Internet vernetzt noch immer Menschen, gibt ihnen eine Stimme und ermöglicht viele neue Geschäftsmodelle. Facebook hat es geschafft, auch Menschen ohne technische Kenntnisse zu „Publishern“ werden zu lassen, Amazon ließ Onlineshopping richtig bequem werden und ist sehr kulant, Googles Dienste funktionieren gut – und Google geht mit seiner Macht im Web insgesamt sehr ethisch um. Die Welt hätte auch Pech haben können, wenn sich eine andere Web-Suchmaschine als dominant durchgesetzt hätte.

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Doch abseits der Plattformen gibt es noch immer das offene und freie Internet, in dem jeder mit einer eigenen IP-Adresse nicht nur Informationen empfangen, sondern auch senden kann – und zwar komplett nach den eigenen Regeln, zum Beispiel in einem selbst gehosteten Blog unter der eigenen Domain.

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Ein eigenes Blog, eine selbst gehostete Website oder sogar der selbst gewartete E-Mail-Server sind nicht für jeden etwas. Nicht nur Inhalte, auch die Software muss gepflegt werden. Vor allem Sicherheitsaktualisierungen sind wichtig, damit die eigene Website nicht ins Visier von Hackern gerät oder der Mail-Server zur Spam-Schleuder wird.

Dezentralität gibt es also nicht umsonst. Doch der Geist eines dezentralen Netzes ist es wert, erhalten zu werden. Auf zentralen Plattformen gelten die Regeln des Betreibers. Sie lassen sich leichter zensieren und manipulieren – ob durch den Betreiber selbst oder staatliche Stellen. Es schadet daher nicht, wenn das Netz wieder ein wenig dezentraler wird.

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Rettet das Web: Was wir tun können

Und wer könnte mehr dafür tun als wir Geeks? Das offene und freie Web steht noch immer allen für Experimente offen – und es eignet sich immer noch besser für die meisten Inhalte als geschlossene Apps. Die Apps, die es auf ein Smartphone schaffen, nehmen eine zentrale Rolle im Leben der Nutzer ein. Doch dieser prominente Platz auf den Homescreens der Smartphones ist nur für wenige reserviert – die Hürden, eine App zu installieren, sind hoch.

Für schnelle Experimente und Inhalte, die sich möglichst breit verteilen sollen, ist das Web daher immer noch am besten geeignet. Auf deiner eigenen Website bist du der Herr: Du hast die volle Kontrolle über Inhalte, Werbeformate, Design und eingesetzte Technik. Und Social-Media-Plattformen wie Facebook, Linkedin und Xing können bei der viralen Verbreitung solcher Inhalte sogar helfen.

CMS wie WordPress machen das Hosten eines Blogs einfach. (Foto: David M G/Shutterstock)

Die technischen Möglichkeiten dafür sind heute so gut wie noch nie: Hosting ist günstig, und zahlreiche fertige Open-Source-Software-Lösungen wie Content-Management-Systeme ermöglichen das schnelle und einfache Einrichten von Web-Projekten. Die technischen Hürden sind relativ niedrig, finanzielle Hürden inzwischen so gut wie gar nicht mehr vorhanden.

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Wir können dabei helfen, den Charakter des dezentralen Netzes zu erhalten: Gründet Blogs, hostet Webseiten, erstellt Wikis, unterstützt unabhängige Online-Foren oder gründet selbst welche. Richtet eure eigene Cloud mit Hilfe von Software wie Owncloud ein. Wenn ihr das technische Wissen mitbringt, richtet eure eigenen Mail-Server ein – oder unterstützt kleine Mail-Hoster wie Posteo oder Mailbox.org. Schaut beim nächsten Online-Kauf, welche Shops es außer Amazon noch gibt – oder kauft Bücher direkt im Online-Shop des Verlages.

Das Netz gehört euch, es wird Zeit für eine Renaissance des Webs und damit des offenen und freien Internets – #reclaimetheweb!

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Dein t3n-Team

Björn S.

Die IndieWeb-Community hat sich genau die im Artikel angesprochenen Punkte auf die Fahnen geschrieben.

Wer also dafür sorgen will dass das Netz im Kern dezentral bleibt und seine Inhalte (auch die für Facebook, Twitter und Co.) zunächst unter seiner eigenen Domain beheimaten will sollte mal auf https://indieweb.org/ vorbeischauen. Dort finden sich viele Anregungen was man tun kann.

Antworten
Karl Marx

Nehmt doch mal wieder Abstand von dem Wort „Neuland“ – war das ganze nicht peinlich genug, dass man auf sowas auch noch aufspringen muss?

Antworten
Peter

Na dann mach‘ doch mal ;)

Jede Menge Tracker hier auf der Seite und unten noch eine nervige Leiste mit facetwitter Dingsbums Gedöns. Hmmm …

Achja, das Internet wurde übrigens nicht gebaut um ‚jedem eine Stimme zu geben‘ sondern um im Falle eines russischen Atomangriffs noch eine funktionsfähige Kommunikations-Infrastruktur zu haben. Atomangriffe auf mehrere grosse Städte gleichzeitig, daher die Sache mit der Dezentralität. Dann wurde es auch für Unis bzw. wissenschaftliche Zwecke genutzt.

Und am Ende dann für, ähh, ‚wirtschaftliche Zwecke‘ (Der Grund, warum hier alles voller Tracker und Twitface Buttons ist) …

Antworten

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