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Du bist Konferenz-Speaker? Diese 7 Fehler solltest du unbedingt vermeiden

Ihr müsst morgen vor Publikum eure bahnbrechende Idee kommunizieren? Dann macht nicht dieselben Fehler wie Tausende von langweiligen Konferenz-Rednern vor euch.

Von Frank Puscher
5 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock)

Julian Treasure ist ein begnadeter Speaker, ein Bühnen-Schätzchen, wenn dieses Wortspiel erlaubt ist. Er ist Engländer – nicht Brite – und das allein genügt schon, um aus Worten Musik zu machen. Er könnte das Telefonbuch vorlesen und man würde ihm mit offenem Mund und gestreichelten Ohren zuhören. Julian Treasure weiß und nutzt das. Er ist Fachmann für den guten Ton und bringt Speakern das Sprechen bei.

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Und Julian hat, wie ihr, geneigte Leser, Hunderte von Vorträgen auf Konferenzbühnen gehört und sich in neun von zehn Fällen gefragt: Der Kerl da vorne hat zwar Ahnung, aber was zum Teufel macht der auf einer Bühne? Aus seinen gesammelten Erfahrungen hat Julian die sieben Todsünden des Vortragens extrahiert und teilt sie in diesem Ted-Talk mit einem faszinierten Publikum.

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  1. Lästern
    Wer in deren Abwesenheit schlecht über andere redet, löst beim Zuhörer vor allem eines aus, nämlich dass dieser in Abwesenheit des Speakers schlecht über ihn reden wird. Aber Lästern macht noch mehr kaputt: Es vergiftet die Grundstimmung im Publikum, weg von einer positiv bejahenden hin zu einer misslaunig-nörgelnden Grundhaltung. Kann man aus einem solchen Vortrag etwas mitnehmen?
  2. Urteilen
    Wer ist der Richter? Was weiß er über den Kontext, über den er urteilt? Kann er neutral sein? Besonders schwierig für einen urteilenden Vortragenden ist es, eine vertrauensvolle Atmosphäre aufzubauen, bei dem er und das Publikum sich offen miteinander austauschen.
  3. Negativität
    Die Idee eines Vortrags ist es, einen Gedanken weiterzutragen, eine Inspiration, einen Impuls. Der misanthropische Absender, der hinter jedem Mauervorsprung eine Gefahr wittert und hinter jedem Kollegen einen Neider, kann keine Konstruktivität glaubhaft vertreten. Es fällt Zuhörern sehr schwer, Negativität aufmerksam zuzuhören.
  4. Die Beschwerde
    Sich über Situationen und Zustände zu beschweren, zementiert den Status quo, statt ihn zum Positiven zu verändern. Es verbreitet und manifestiert gemeinschaftliche Schwermut, die niemanden weiterbringt. Man denke nur an das rituelle Bahn-Bashing. Treasure beschreibt das übrigens als „Grundeigenschaft“ der Briten und da sind sie uns Deutschen ausnahmsweise mal sehr ähnlich.
  5. Ausreden
    Julian Treasure vermutet, dass jeder von uns gelegentlich in diese Rolle verfällt. Und die schlimmste Form ist der automatische Weiterleitungsreflex. Es gibt Menschen, die nie an etwas Schuld sind. Immer sind es die anderen. Wer seine Fehler nicht einsieht und erkennt, kann aber nicht lernen und ist vor allem unglaubwürdig.
  6. Übertreibung
    Habt ihr schon mal eine Präsentation gehört, in der jede Kampagne, jede Aktion mit „hat hervorragend funktioniert“ beschrieben wurde? Der Superlativ ist nur ein solcher, wenn er einzigartig ist. Das Gute strahlt heller gegenüber dem Mäßigen als gegenüber dem anderen Guten. Ein Speaker, der Superlative predigt, ist vom Publikum schwer einzuordnen und unglaubwürdig. Und die natürliche Steigerung des Superlativs ist die Lüge. Im besten Fall hinterfragt das Publikum die Aussage. Im Normalfall ignoriert sie sie. Im schlechtesten Fall zieht sie den gesamten Vortragenden und den Vortrag in Zweifel.
  7. Das Dogma
    Vermutlich gibt es in diesen schnelllebigen Zeiten keinen größeren Fehler, als zu meinen, man hat „Es“ verstanden. Es gibt viele Wege zum Ziel und es gibt viele Ziele, die verfolgt werden können. „Das Dogma ist die Vermischung von Meinung und Fakten“, sagt Treasure. „Wenn man einem Dogmatiker zuhört, ist es, als würde man einem Sturm lauschen.“ Es entsteht der Reflex, sich davor in Sicherheit zu bringen.

Ehrlichkeit, Authentizität, Integrität und Liebe

Hätte Julian Treasure seinen Vortrag an dieser Stelle beendet, hätte er sich mindestens der Todsünden 3 und 4 schuldig gemacht. Also dreht er die Argumentation ins Positive und errichtet vier fundamentale Eckpfeiler eines guten Vortrags, auf die man sich stützen kann, um motivierend, mitreißend und konstruktiv zu sprechen: Ehrlichkeit, Authentizität, Integrität und Liebe.

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Ehrlichkeit ist kein absoluter Wert. Julian Treasure empfiehlt eine Gewichtung mit Liebe. Und Liebe definiert er nicht als Liebe, sondern als den Wunsch, dass es den anderen gut geht. Den Zuhörern oder denen, über die geredet wird. „Mein Gott, siehst du furchtbar aus heute früh“, wäre der Grad an Offenheit, den Julian Treasure eher nicht empfiehlt.

Authentizität definiert Treasure mit dem Zitat eines Freundes: „Man steht in seiner eigenen Wahrheit.“ Und Integrität bedeutet für ihn, dass man selbst das lebt, was man predigt.

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Das „Werkzeug“ Sprache

Zum Schluss wendet sich Julian Treasure noch der Stimme als solcher zu: Nicht nur was gesagt wird entscheidet über den Erfolg eines Vortrags, sondern auch wie es gesagt wird. Er äußert sich verblüfft darüber, dass so wenige Speaker ihr „Werkzeug“ Sprache virtuos nutzen. Beispielhaft nennt er sieben Werkzeuge, die jeder Speaker für seinen Vortrag nutzen sollte:

  1. Das Stimmregister: Das ist die etwas sperrige Bezeichnung für die Kombination aus Tonhöhe und Timbre, in dem gesprochen wird. Sonore Tonlagen vermitteln Studien zufolge mehr Glaubwürdigkeit. Und sonorer Klang ist trainierbar.
  2. Timbre: Die Menschen bevorzugen weiche Stimmen. Sie klingen laut Treasure nach flüssiger Schokolade.
  3. Das Versmaß und die Modulation: Die Begriffe aus Poesie und Gesang bezeichnen den Rhythmus des Gesagten. Der ist enorm wichtig, um bestimmten Sätzen mehr Bedeutung zu verleihen als anderen. Er unterteilt den Vortrag in verdaubare Häppchen.
    Alles, was gleichförmig ist, verschwimmt zu einem Brei. Das gilt für das Sprechen auf immer derselben Tonhöhe (Monotonie) ebenso, wie das verwenden der immer gleichen Sprachmelodie in jedem Satz, etwa das Anheben der Stimme am Ende, als handele es sich bei jedem Satz um eine Frage, auch wenn es eigentlich ein Statement ist.
  4. Das Tempo: Schnelles Sprechen unterstreicht Euphorie und Begeisterung. Langsames Sprechen unterstreicht die Bedeutung des wenigen Gesagten. Optimal funktionieren beide Varianten nur miteinander. Die Veränderung des Sprechtempos ist ein sehr starkes Aufmerksamkeitssignal für die Zuhörer.
  5. Die Stille: An dieser Stelle schweigt Julian Treasure für drei Sekunden und die gespannte Erwartung im Publikum auf seinen nächsten Satz steigt spürbar an.
  6. Die Tonhöhe: Je höher der Ton, desto auffordernder der Satz. Je tiefer die Stimmlage, umso beruhigender ist er für das Publikum.
  7. Die Lautstärke: Und fast analog zur Tonhöhe wirkt die Lautstärke. Wer lauter wird, fordert aktiv auf, zu handeln. Wer leiser wird, wer flüstert, schafft eine Atmosphäre höchster Konzentration und persönlicher Nähe zwischen Speaker und Publikum.

Die schriftliche Zusammenfassung kann nur näherungsweise übermitteln, was Julian Treasure im Ted-Talk rüberbringt. Zumal er mit seinem Publikum zum Schluss noch Stimmtraining macht. Spätestens jetzt solltet ihr euch die zehn Minuten Weiterbildung und Augenöffnung gönnen.

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