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Interview
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„Wir sind keine Arschlöcher, die sich über Gründer lustig machen“

Fred Destin gilt als einer der umtriebigsten Startup-Investoren Europas. Seine Beteiligung an Deliveroo wird ihn wohl steinreich machen. Doch wie tickt der Mann, der von Businessplänen nichts hält?

Von Daniel Hüfner
3 Min. Lesezeit
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Starinvestor Fred Destin. (Foto: Accel)

Gefragt nach seiner größten Pleite, kommt Fred Destin ins Schwärmen. „Es stört mich gar nicht, wenn ein Startup scheitert“, sagt Destin. „Hätte ich nämlich eine perfekte Quote, würde das bloß bedeuten, dass ich nicht genug Mut zum Risiko hätte. Genau das ist aber Teil des Spiels.“

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Destin ist nicht irgendein Investor. Der gebürtige Belgier mit der randlosen Brille ist Teil der Accel-Partnerschaft, die in Europa und Israel ein Vermögen von rund 2.5 Milliarden US-Dollar verwaltet und in hochgradig interessante Jungfirmen steckt. Die renommierte Venture-Kapital-Firma mit Sitz im Silicon Valley konnte bei über 300 bisher unterstützten Startup-Gründungen schon ein Dutzend Volltreffer landen: Facebook, Dropbox und Spotify – diese und viele weitere Highflyer stattete Accel schon mit Geld aus, als die Endverbraucher noch nicht mal wussten, dass es sie gibt.

„Es geht nicht darum, irgendeinem Investor mit ein paar hübschen Folien das Geld abzujagen“

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„Gründer versprechen das Blaue vom Himmel und fühlen sich verpflichtet, genau das auch zu liefern. Das ist Bockmist.“

Zu Destins Beteiligungen gehören unter anderem der Lieferdienst Deliveroo und der Youtube-Klon Dailymotion. Dieser wurde vom französischen Medienkonzern Vivendi für 242 Millionen US-Dollar übernommen. Was sein Erfolgsrezept ausmacht? In jedem Fall keine ausgefüllten Businesspläne studieren. „Wir lesen keine Businesspläne. Niemals. Das ist so oldschool“, sagt Destin. Worauf es ankomme sei eine emotionale Beziehung zum Gründer und der Gefallen an einer Geschäftsidee: „Es geht darum, echte Beziehungen aufzubauen und nicht irgendeinem Investor mit ein paar hübschen Folien das Geld abzujagen.“

Stattdessen setzt Destin auf Intimität, also eine auf gegenseitiges Vertrauen und Einfühlungsvermögen basierende Gründer-Investor-Beziehung. Bei den meisten Startup-Investments sei das jedoch Fehlanzeige. „Gründer versprechen zunächst das Blaue vom Himmel und fühlen sich dann den Investoren verpflichtet, genau das auch zu liefern. Das ist Bockmist“, sagt Destin. „Was wenn sich der Markt verändert, das Produkt nicht einschlägt oder der falsche Mitarbeiter im Vertrieb angeheuert wurde? Zack, fällt das Kartenhaus zusammen und es kommt zu einem Lock-in-Effekt, bei dem Gründer um ihr Ansehen und Investoren um ihr Geld fürchten.“ In einer von Intimität geprägten Geschäftsbeziehung könne das nicht passieren, so der Investor.

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Harte Kritik an „Die Höhle der Löwen“

Die für den Erfolg nötige Nestwärme vermisst Destin indes auch bei TV-Formaten wie „Shark Tank“ oder „Die Höhle der Löwen“. Mit der in Deutschland immer mehr an Popularität gewinnenden Gründershow geht er hart ins Gericht: „Die Sendung vermittelt ein völlig falsches Bild von unserer Arbeit“, sagt Destin und spielt auf die oft hämischen Kommentare aus dem Jurykreis an. „Wir als Investoren wissen, wie hart es ist, ein Unternehmen aufzubauen. Wir wissen, dass Gründen manchmal auch Einsamkeit bedeutet. Wir wissen, dass das Risiko zu scheitern hoch ist. Und wir wissen, dass Gründer einen vollen Terminkalender haben und es mitunter sogar schwierig ist, eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu kriegen. Wir sind keine Arschlöcher, die sich über solche Menschen lustig machen.“

Destin jedenfalls habe noch keinen Investor gesehen, der so arbeitet wie die TV-Investoren. Zwar mögen das Zuschauer durchaus unterhaltsam finden, als Gründer würde er „von diesen Typen“ jedoch kein Geld haben wollen.

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Wie Fred Destin die Zukunft des Silicon Valleys angesichts der Trump-Ära einschätzt, warum er Rocket Internet für einen schwierigen Partner hält und was seine bisher größte Pleite gewesen ist, hat er uns exklusiv im Interview in unserer neuen Ausgabe, der t3n 47, erzählt. Um das ganze Interview zu lesen, bitte hier klicken.

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Dein t3n-Team

Florian_Selke

Das Businesspläne total „oldschool“ sind, habe ich immer schon gesagt. Ich halte Businesspläne zum großen Teil echt für überholt oder gar überflüssig – es geht auch anders.

Moderne und risikobereite Leute wie Fred Destin sind sehr wichtig für junge Unternehmer, Vordenker, Visionäre und Start-ups! Ohne solche Leute sähe der Himmel viel dunkler aus als jetzt – siehe Facebook!

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