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Kassensturz: Was Uber wirklich verdient – und wo der riesige Verlust herkommt

Uber hat seine Quartalszahlen veröffentlicht und steckt noch immer in der Krise. Bei Erlösen von elf Milliarden US-Dollar aus den Fahrten bleibt die zentrale Frage: Wie kommt das Unternehmen zu 4,5 Milliarden US-Dollar Verlust?

Von Jochen G. Fuchs
3 Min. Lesezeit
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Uber macht 2017 4,5 Milliarden Verlust, trotz stetig gestiegener Umsätze. Im Bild: Uber-Fahrer in Chicago.
(Foto: OGI75/Shutterstock)

Uber hat rund 7, 5 Milliarden Euro Umsatz in diesem Jahr vermeldet, trotz rückläufiger Zahlen machte der Ridesharing-Gigant immer noch 4,5 Milliarden US-Dollar Verlust. Außerdem hat Uber laut addierter Zahlen der Quartalsmeldungen 37 Milliarden Dollar an Fahrpreisen eingenommen. Woher kommen die hohen Verluste?

Uber versucht transparenter und profitabler zu werden

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Uber will an die Börse, schon 2019 soll es soweit sein. Gemeinhin gilt das als Grund dafür, dass Uber überhaupt Zahlen veröffentlicht. Die jedoch weit entfernt vom Gehalt der Pflichtveröffentlichungen börsennotierter Unternehmen sind. Ubers neuer CEO, Dara Khosrowshahi, scheint Kalanicks „Wachstum um jeden Preis“-Dogma brechen zu wollen, jedenfalls deutet er das laut Quellen des Wall Street Journals an.

Trotz gesenkter Fahrpreise nehmen die Einnahmen aus den Buchungen mit der Uber-App von Quartal zu Quartal zu. Allein im letzten Quartal nahm Uber 11,1 Milliarden US-Dollar ein, im Vergleich dazu waren es im ersten Quartal noch 7,5 Milliarden US-Dollar.

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Wieviel Geld nimmt Uber von den Fahrten ein?

Uber soll im Durchschnitt 25 Prozent Provision von seinen Fahrern einbehalten. Der Witz an der Geschichte: Der komplette Fahrpreis setzt sich zusammen aus einer fixen Buchungsgebühr, dem entfernungsabhängigen Fahrpreis und eventuellen Fahrpreisanhebungen aufgrund eines erhöhten Bedarfs. Manchmal bekommen Fahrer aufgrund dreijähriger Zugehörigkeit und bedingungsabhängigen Incentives auch noch Zuschüsse ausgeschüttet. Die Buchungsgebühr geht komplett an Uber, dann folgen 25 Prozent vom Fahrpreis. Damit kann der Anteil am gesamten Fahrpreis von Uber laut einer Fallstudie von Ridester.com bis zu 42,5 Prozent betragen. Ridester hat 37 Fahrten untersucht, deshalb ist der ermittelte Prozentsatz nicht repräsentativ, trotzdem ist klar, dass der Prozentsatz deutlich höher als 25 Prozent liegen dürfte.

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Uber hat aus dem Umsatz aus Fahrpreisen also mindestens 9,25 Milliarden (25 Prozent), bei vorsichtiger Schätzung rund 13 (35 Prozent) oder bei optimistischer Schätzung 14,8 Milliarden US-Dollar (40 Prozent) eingenommen.

Woher kommt der Verlust?

Uber kämpft seit 2016 mit jeder Menge Image-Problemen, von sexueller Belästigung im Unternehmen bis hin zu arroganter Ignoranz gegenüber den Fahrern, was die Ethik und Moral des Unternehmens stark in Frage stellte. Im Ergebnis führte das schließlich zu Travis Kalanicks Abberufung als CEO. Darüber hinaus hat Uber mit rechtlichen Problemen an allen Fronten zu kämpfen. In Europa sieht sich Uber der Herausforderung gestellt, als normales Taxi-Unternehmen reguliert zu werden, in den USA hat das Justizministerium im Dezember weitere Untersuchungen gegen Uber bestätigt.

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Uber gibt noch immer viel Geld für Kunden und Fahrer-Gewinnung aus, aber das sind nicht die einzigen Kosten. Klagen und Fehlinvestitionen haben ebenfalls hohe Kosten verursacht.

Eine Sammelklage eliminierte eine Gebühr für Sicherheitsüberprüfungen der Fahrer und führte zu Rückstellungen von 34,5 Millionen US-Dollar, um mit dem geringsten Problem zu beginnen. Dann folgte eine Klage von Google-Tochter Waymo, die zu einer außergerichtlichen Einigung führte. In der Konsequenz gab Uber 0,34 Prozent Anteile im Wert von 245 Millionen US-Dollar an Waymo ab. Außerdem fuhr Uber in seinem frisch erworbenen Leasing-Geschäft Xchange Car grob geschätzt 360 Millionen US-Dollar Verlust ein. (Rund 40.000 Fahrzeuge im Wert von 400 Millionen US-Dollar, bei jährlichen Abschreibungen von 9.000 US-Dollar pro Fahrzeug.)

Auch wenn der neue Uber-CEO Khosrowshahi von Kalanicks Wachstums-Dogma abweicht und immer weniger Verlust gemacht wird, dürfte es noch dauern, bis das Unternehmen schwarze Zahlen schreibt. Bis dahin hat eine Investorengruppe um das japanische Unternehmen Softbank 17,5 Prozent von Uber zum Schnäppchenpreis übernommen. Die Bewertung wurde von 68 Milliarden US-Dollar auf 48 Milliarden gedrückt. Das zeigt zwar gestiegenes Vertrauen in das gebeutelte Unternehmen, spült aber nur rund eine Milliarde US-Dollar in Ubers Kassen durch einen direkten Aktientransfer zum alten Bewertungskurs von 68 Milliarden US-Dollar. Der größte Teil sind Aktienkäufe bei bisherigen Anteilseignern.

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Trotz aller nachvollziehbarer Kosten bleibt der Teil der Frage nach den Erträgen also immer noch offen, und bevor Uber 2019 an die Börse geht, und mehr Zahlen veröffentlicht werden, wird sich wohl keine befriedigende Antwort darauf finden.

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Dein t3n-Team

Peter Hogenkamp

> Bis dahin hat eine Investorengruppe um das japanische Unternehmen Softbank 17,5 Prozent von Uber zum Schnäppchenpreis übernommen. Die Bewertung wurde von 68 Milliarden US-Dollar auf 48 Milliarden gedrückt

Ich bin nicht ganz sicher, ob 48 Milliarden für eine Firma, die auf jedem Umsatz-Dollar 60 Cent verliert, ein «Schnäppchenpreis» ist.

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