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Welches das ungesündeste soziale Netzwerk ist – und welches uns sogar guttut

Überall Reisen, Bauchmuskeln und leckeres Essen: So inspirierend und motivierend Social Media sein kann, so gefährlich kann es sich auf unsere Psyche auswirken. 

Von Melanie Dahrendorf
4 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock / Irina Bg)

Während man selbst im Büro sitzt, der Feierabend in weiter Ferne wartet und man sich nach Sommerurlaub sehnt, beginnt das Scrollen durch die Social-Media-Kanäle: Zu sehen sind Sonnenbräune, frisch aufgeschnittenes Obst und Paare, die sich nicht nur gegenseitig mit ihrer Sportlichkeit übertrumpfen, sondern im Urlaubsdomizil auch noch überraschend geheiratet haben. „Puh“, könnte der durchschnittliche Mensch da denken, „andere führen ein viel besseres Leben als ich“. Und genau darum geht es in den Ergebnissen einer aktuellen Studie aus Großbritannien.

Social Media kann für Depressionen sorgen

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Die Datenerhebung der „Royal Society for Public Health“ hat kürzlich ermittelt, wie sich Soziale Netzwerke auf die Gesundheit der User auswirken kann. 1479 Personen zwischen 14 und 24 Jahren nahmen an der Befragung teil, die die Ergebnisse der Studie bestätigen sollte. Daraus geht hervor, dass 91 Prozent der Jugendlichen Soziale Netzwerke schon einmal genutzt haben, um sich zu vernetzen – mit der Folge, dass die Nutzung die User süchtiger machen würde als Zigaretten oder Alkohol. Die Zahl der Angstzustände und Depressionen ist in den vergangenen Jahren um 70 Prozent angestiegen: Sieben von zehn Befragten sind demnach bereits Opfer von Cybermobbing geworden – von den Opfern sehen 37 Prozent das Erlebte als Belastung an, was schlechte Schulleistungen, Schlafstörungen oder Selbstverletzung herbeigerufen hat. Bei Cybermobbing befindet sich Facebook auf dem traurigen ersten Platz: Teenager werden dort doppelt so häufig gemobbt wie auf anderen Plattformen. Generell gilt Instagram als ungesündeste Plattform: Sie bringt Jugendliche um den Schlaf und und verursacht Minderwertigkeitskomplexe. Einzig Youtube kann sich sehen lassen – die Videoplattform wird positiv aufgenommen.

Die Angst, das Beste zu verpassen

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Aus der Bewunderung, die ein User für andere Accounts und die Personen dahinter empfindet, kann schnell Frust werden


Aus der Bewunderung, die ein User für andere Accounts und die Personen dahinter empfindet, kann schnell Frust werden: Ein schnelleres Auto, die teurere Handtasche oder die bessere Wohnungseinrichtung – da redet sich jemand schnell ein, nicht gut genug zu sein und eben, dass die guten Dinge im Leben nur den Mitmenschen vergönnt ist. So kommt das schlechte Gewissen schnell, wenn jemand am Wochenende auf „der besten Party aller Zeiten“ war, während man selbst nur mit Netflix auf dem Sofa sitzt. „Fear of Missing Out“, kurz „FoMO“ nennt sich die Angst, das Tollste zu verpassen.

Während ältere Social-Media-Nutzer (40 Prozent der Eltern wissen beispielsweise nicht einmal, was diese Bezeichnung bedeutet) wahrscheinlich über diese Tatsache schmunzeln müssen, ist das für Teenager jedoch ein echtes Problem: Denn sie bekommen mit den Plattformen immer stärker vor Augen geführt, was sie gerade verpassen.

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Der Kampf um das Körperbild

Damit nicht genug: Neun von zehn weiblichen Befragten gaben an, unzufrieden mit ihrem Körper zu sein. 70 Prozent aller Befragten wünschen sich sogar eine Schönheitsoperation – die Forscher sind sich sicher, dass Körperkult sich „wie Gift“ auf das noch nicht besonders gefestigte Selbstbewusstsein auswirkt, was auch Watson berichtet. Was vor allem jüngere User nicht wissen: Die veröffentlichten Fotos sind mehr Schein als Sein und nur sehr selten komplett unbearbeitet. Das Wichtige für die Influencer: vorteilhaft und fit aussehen. Dass im Alltag ohne Photoshop eventuell noch Pickel und Cellulite dazukommen, wird ausgeblendet.

Es ist nicht alles schlecht: Die positiven Seiten von Social Media

Ein Identitätskatalog über Instagram kann sich daher jeder schnell aufbauen und sich so in Szene setzen, dass er – wortwörtlich – im besten Licht steht. Das Posten von Texten, Videos oder Fotos erlaubt dem Nutzer, sich auf eine Art digitale Bühne zu stellen und seine Wirkung auszutesten – gerade in jungen Jahren eine gute Chance, sich auszuprobieren. Neben der Beziehung zu sich selbst spielt auch die zu anderen Personen eine Rolle: Gerade bei schüchternen oder introvertierten Menschen kann Social Media helfen, um Verbindungen beruhend auf gleichen Interessen zu schaffen. So lassen sich untereinander Probleme teilen – sieben von zehn Befragten geben an, durch die Unterstützung von Freunden in Sozialen Netzwerken harte Zeiten überstanden zu haben. Dazu wurde auch ermittelt, dass besonders Facebook-User ein deutlich höheres Maß an emotionaler Unterstützung erfahren als Internetnutzer im Generellen. Wenn ein Facebook-Nutzer 100 oder gar 1000 Freunde auf der Plattform hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, Rückhalt zu erlangen.

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Auch wenn Teenager Gruppen oder Seiten beitreten beziehungsweise mit „Gefällt mir“ markieren, hat dies positive Folgen: Das Austauschen mit anderen hat den Effekt einer Selbsthilfegruppe und vermittelt – besonders bei Minderheiten – eine Zugehörigkeit.

Nicht gleich den Stecker ziehen

Soziale Plattformen müssen also nicht gleich gemieden und alle Accounts gelöscht werden: So schlägt die Studie zum Beispiel abschließend vor, dass Plattformen eine Art Kennzeichnungspflicht für bearbeitete Fotos einführen. Zusätzlich sollten Schulen das Thema stärker fokussieren und eine kritische Grundhaltung vermitteln. (Potenziell) psychisch kranken Usern sollte es mit der Datenanalyse der Plattform möglich gemacht werden, sofort auf Anlaufstellen zu verweisen, bei denen der Nutzer Hilfe erhalten kann – zum Beispiel mittels Hashtag.

In der Bildergalerie findet du die Stichworte zu den Plattformen noch einmal aufgelistet – zu allen Ergebnissen der Studie gelangst du hier.

(Screenshot: RSPH-YHM Social Media & Mental Health Report)

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Dein t3n-Team

Manuel Ressel

Die Studie ist nicht richtig verlinkt… Hier noch mal der Link zur kompletten Studie: https://t.co/LmL145m7f2

Antworten
Melanie Dahrendorf

Hey Manuel, vielen Dank für deinen Hinweis. Ich habe die Verlinkung angepasst.

Viele Grüße,
Melanie

Antworten
Sunlite

Schwierig zu sagen, ob derartige Studien tatsächlich repräsentativ sind. Ich kann hauptsächlich nur auf meine eigenen Erfahrungswerte zurückgreifen. Ich nutze die sozialen Medien hauptsächlich, um auf dem Laufenden zu bleiben und gelegentlich an Diskussionen teilzunehmen. Aber Hass, Wut und/oder Minderwertigkeitskomplexe kamen dabei nie auf. Auf alle Fälle ist es ein berechtigter Einwand. Dass es mit Facebook die meisten Negativ-Erfahrungen gibt, ist eigentlich logisch, da Facebook das größte soziale Netzwerk der westlichen Welt ist. Für den östlichen Bereich gilt dasselbe für VK.

Antworten
Svenja

@Sunlite: Bezüglich „Repräsentativer Charakter dieser Studie“ gebe ich dir Recht. Häufig liegt es auch an der Person vor dem Bildschirm, inwiemeit die sich davon beeinflussen lässt.

Wenn man sich die Posts einiger „Freunde“ auf facebook genauer betrachtet, dann sind einige Personen überwiegend still. Aber wenn es eben genau um Urlaub, Hochzeit, neues Auto oder so geht, dann sind diese Personen besonders „laut“.

Mir persönlich zeigt das, das eher diese Leute ein Problem haben, nach Aufmerksamkeit schreien, weil hinter der facebook-Kullisse sonst leider wenig bis nichts spannendes bei denen passiert. Viele meiner facebook „Freunde“ kenn ich persönlich und kenne daher deren Lebenssituation. Um so trauriger ist es daher, wenn eben diese ganz stolz Wochen vorher mehrfach ihren nächsten Urlaub ankündigen und währenddessen auch Bilder vom Urlaub posten, aber die 330 Tage danach einfach nur stillschweigend auf facebook ihr Dasein fristen.

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