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Diese Gründer wollen das Erbe von Protonet antreten

Das Münchner Startup Uniki bietet einen einfachen und sicheren Cloud-Server für Zuhause an. Klingt wie Protonet? Stimmt, sagen auch die Gründer. Allerdings wollen sie einiges anders machen

Von Daniel Hüfner
4 Min. Lesezeit
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Die Uniki-Gründer Matthias Bollwein und Roman Leuprecht. (Foto: Uniki)

Es war eine der ambitioniertesten deutschen Gründungen: Das Hamburger Startup Protonet entwickelte einen Cloud-Server, der einfacher und sicherer sein sollte als alle anderen Modelle auf dem Markt. Ein radikaler Gegenentwurf inmitten der von NSA-Enthüllungen geprägten Snowden-Ära, der den Machern neben großer medialer Präsenz auch einen Crowdfunding-Rekord bescherte.

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Trotzdem: Protonet gelang es nicht, genügend Serverboxen zu verkaufen. Von schwarzen Zahlen konnte das 2012 gegründete Unternehmen bis zuletzt nur träumen. Nachdem sich Protonet zudem mit seiner US-Expansion überwarf, folgte im Frühjahr schließlich die Insolvenz. Es sei nicht gelungen, weitere Investoren für das Vorhaben zu gewinnen, hieß es. Auch wenn Protonet zumindest seine Server weiterbetreiben will – die Server mit dem orangefarbenen Chassis haben ausgedient.

Uniki bietet Serverbox für Kleinunternehmer

Ist damit auch der Traum von Datenhoheit auf eigener Hardware geplatzt? Nicht unbedingt. Zwei Menschen, die noch an diese Idee glauben, sind Matthias Bollwein und Roman Leuprecht. Die Gründer des Münchner Startups Uniki haben selbst eine Serverbox entwickelt, die Nutzern die Möglichkeit bieten soll, ihre Daten einfach und sicher zu schützen. Die silberne Box sieht aus wie ein überdimensionierter CPU-Kühler. Im Innern werkeln je nach Modell ein Vierkern-Prozessor mit 3,4 Gigahertz, bis zu sechs Terabyte Speicher und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher. Kostenpunkt: Ab 1.250 Euro.

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So sieht das Top-Modell unter den Servern von Uniki aus. (Foto: Uniki)

Konzipiert ist der sogenannte „Uspace“ nach Angaben der Gründer für die Synchronisation von Kalender- und Kontaktdaten, aber auch zur Dateispeicherung und Kollaborationen zwischen Teams. Die Box wird einfach zu Hause am Router angeschlossen. „Wir wollen beweisen, dass Privatsphäre nicht kompliziert sein muss und geben der Allgemeinheit die Mittel, sich ohne Verzicht auf die Bequemlichkeit der Cloud ihre Datenhoheit zurückzuholen“, sagt Matthias Bollwein über das Konzept.

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„Anders als Protonet versuchen wir nicht, das Rad neu zu erfinden“

Solche Sätze hat man in den vergangenen Jahren von Protonet zuhauf gehört. Und tatsächlich ähnelt der Auftritt von Uniki in vielerlei Hinsicht dem Hamburger Vorbild. Auf seiner Website spricht das Startup bewusst Selbstständige und Kleinunternehmen an, beim eigens entwickelten „UnikiOS“ ist man sich nicht sicher, ob es nun „Magisch einfach oder einfach magisch?“ ist und der Sicherheitsaspekt steht im Mittelpunkt.

Trotz der offensichtlichen Gemeinsamkeiten mit Protonet will sich Uniki aber nicht als Nachahmer verstanden wissen, wie Bollwein auf Nachfrage betont. „Anders als Protonet versuchen wir nicht, das Rad neu zu erfinden“, sagt der gelernte Finanzmathematiker. Weder entwickle das Unternehmen eine eigene Kühllösung noch eine Kollaborationssoftware. „Stattdessen erschaffen wir eine App-Plattform, auf der gute bestehende Web-Anwendungen laufen“, so Bollwein. Auf diese Weise sollen Nutzer den Server je nach Bedarf etwa um Chatmodule oder Funktionen für die Zeiterfassung oder das Projektmanagement erweitern können.

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Auch beim Datenschutz sieht der Gründer sein Startup im Vorteil. Die notwendigen Schlüssel für den Datentransfer auf dem Server würden erst vor Ort beim Kunden generiert, könnten also weder von Uniki, noch auf dem Postweg abgefangen werden. Zudem verstünden sich die Server bereits mit Anwendungen aus bekannten Softwareumgebungen wie Atlassian. „Damit können wir schon jetzt Funktionen liefern, die Protonet jahrelang versprochen hat“, sagt Bollwein selbstbewusst. Als Beispiel nennt er unter anderem die Synchronisation mit Microsoft Exchange.

Lieber Startup als Ebay-Verkäufer

Kennengelernt haben sich Bollwein und der Informatiker Roman Leuprecht vor einigen Jahren über den Freundeskreis. Aus Gesprächen über die NSA-Enthüllungen ergab sich die Idee, Server auch für die Allgemeinheit konfigurierbar zu machen und diese über Ebay zu verkaufen. Doch nachdem Bollwein einen Prototyp einer graphischen Benutzeroberfläche für die Server geschrieben hatte, kam alles anders.

So sieht die Benutzeroberfläche von Unuki OS aus. (Bild: Uniki)

Bevor es in den Verkauf ging, bewarben sich die Gründer mit ihrer Idee bei einigen Förderprogrammen und erhielten schnell ein Exist-Stipendium. Das Förderprogramm der Bundesregierung unterstützt junge Gründer mit bis zu 3.000 Euro monatlich. „Das hat uns angespornt, größer zu denken“, sagt Bollwein.

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Gewinnzone für nächstes Jahr angepeilt

Inzwischen ist aus dem Studentenprojekt ein Startup mit sechs Mitarbeitern geworden. Vom Techfounders-Accelerator und einem Business Angel erhielten die Gründer eine Anschubfinanzierung von knapp 250.000 Euro. Hergestellt werden die Serverboxen noch in einer Werkstatt in München. „Natürlich braucht die Business-Skalierung aber auch Investment, nicht nur die Produkt-Entwicklung“, sagt Bollwein. Eine Crowdfunding-Kampagne nach dem Vorbild von Protonet schließt er deshalb nicht aus. Bis Ende des Jahres sollen 100 Server verkauft sein.

Die vergleichsweise zurückhaltende Vertriebsstrategie begründet Bollwein mit frühen Gewinnabsichten. „Uns ist es wichtig, das Unternehmen auf solide Beine zu stellen. Deshalb wollen wir schon ab Anfang 2018 mit dem jetzigen Geschäftsmodell profitabel arbeiten“, sagt der Gründer. Eine angedachte Crowdfunding-Kampagne könnte also dazu dienen, ein skalierbares Geschäftsmodell zu realisieren. „Zum Beispiel können wir über den App-Store regelmäßige Einnahmen erzielen“, so Bollwein.

In diesem Jahr rechnen Bollwein und Leuprecht mit einem Umsatz von bestenfalls 200.000 Euro. Im nächsten Jahr sollen es durch den Aufbau eines Vertriebsteams bereits 800.000 Euro sein. Die  Nachfrage nach den silbernen Uniki-Serverboxen scheint jedenfalls vorhanden, glaubt man Bollwein. Allein aus dem Protonet-Lager hätten sich bereits rund 30 Kunden nach einem Serverwechsel erkundigt.

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Mehr zum Thema: Die beliebtesten NAS-Server im Vergleich

 

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coocser

Für den Preis stelle ich mir lieber 30 Raspis hin. Wer soll das bezahlen???

Selbst ein NAS ist 3x günstiger!

Ich wette diese Hardware wird auch nur 1 Jahr die Schaufenster zieren.

Trotzdem viel Erfolg.

Antworten
Markus

Deren Zielgruppe kann mit dem Raspis nichts anfangen und etwas selbst zu machen ist oft günstiger, aber doch kein Hinderungsgrund für erfolgreiche Geschäfte. Ich sehe da eher etablierte Anbieter wie Qnap&Co als Konkurrenten und selbst deren teure Dinger sind günstiger, etablierter, skalierbarer und bereits bei Firmen im Einsatz. Dagegen wird es schwer mit dem Ansatz.

Antworten
PeteW

Bin mir nicht sicher, wo jetzt genau die USP der Gründer liegt. Die Lösung bietet „Synchronisation von Kalender- und Kontaktdaten, aber auch zur Dateispeicherung und Kollaborationen zwischen Teams.“ Ok, alles schöne Funktionen. Aber auch ein heiß umkämpftes Feld.

Da fällt mir sofort ownCloud, NextCloud oder auch Hosted Exchange ein. Letzteres kriege ich für wenige Euro im Monat. Auf einem V-Server kann ich mir ownCloud selbst installieren. Viele Anbieter beiten das aber auch out-of-the box. Kosten: Wieder einige Euro pro Monat. Wer’s on-premise mag, der ist bei ei QNAP, Synology und WD bestens und billig aufgehoben. Die Synchronisationsfunktionen kriegen die sehr gut hin – auch bei Datenhoheit.

Uniki muss also noch etwas mehr bieten, um Server in größerer Stückzahl abzusetzen.

Ist es das UnikiOS? Hmm, das könnte es sein! Aber einen App-Store für Business Applikationen hat auch schon Protonet versucht und sind gescheitert. Und Protonet hatte einige Vorteile: Protonet war gut finanziert, hatte einige Erfahrung , viel mehr Man-Power und eine für die Größe des Unternehmens unglaubliche Präsenz im Markt.

Ach und übrigens: Sowas gibt es übrigens auch schon. Mir fallen da auf Anhieb der Univention Server (https://www.univention.de) und der Server der Firma ionas (www.ionas-server.com) ein. Letzterer ist auch eine on-premise Lösung.

Ich wünsche den Gründern viel Erfolg. Ich denke aber, es wird Ihnen sehr schwer fallen, dass zu schaffen, woran Protonet gescheitert ist.

PS: Eine Business Lösung auf Raspi Basis – auch wenn es 30 sind – bietet wohl kaum die Zuverlässigkeit und Stabilität, die ein B2B Gerät aufweisen muss.

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