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Kolumne

Valleycon Silly: Warum 6 Monate im Silicon Valley keine gute Idee waren [Kolumne]

Warum sind sechs Monate so ein beliebter Zeitraum für Auslandsaufenthalte? Ein halbes Jahr ist rum und Silicon-Valley-Korrespondent Moritz verrät, warum das eine blöde Dauer ist, um an einem anderen Ort zu leben.

Von Moritz Stückler
4 Min.
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Für sechs Monate lohnt keine aufwendige Einrichtung. (Foto: Moritz Stückler)

Moritz Stückler berichtet für t3n als Korrespondent aus dem Silicon Valley. In seiner Kolumne „Valleycon Silly“ schreibt er über all das, was ihm abseits der tagesaktuellen Nachrichten begegnet. Anhand von Alltagserlebnissen nimmt er die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland – natürlich vorzugsweise in Bezug auf Technik und Startups – unter die Lupe.

Ein halbes Jahr ist vorbei

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Ein halbes Jahr ist jetzt rum. Sechs Monate sind vergangen, seit ich in Hannover am Flughafen stand und mit ordentlich Muffensausen in das spannendste Abenteuer meines Lebens gestartet bin. 24 Wochen, das kam mir eigentlich recht lang vor. Viel weiter plane ich mein Leben sowieso selten im Voraus. Ein halbes Jahr schien also erst mal wie eine kleine Ewigkeit. Noch nie war ich so lange außerhalb von Deutschland.

Aber man kennt das ja von Freunden, die im Ausland waren und dann auch immer erzählen: „Ein halbes Jahr – das ist doch gar nix! Das geht schneller rum, als du glaubst!“ Also rechnet man nach diesen neunmalklugen Ratschlägen schon vorher damit, dass sechs Monate schnell rum gehen – man ist ja schließlich nicht dumm und ähnlich gepolt wie die besagten Freunde.

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Aber wie schnell es dann in Wirklichkeit geht, darauf bereitet einen niemand vor. Ich musste die letzten sechs Monate wirklich mithilfe meines Kalenders rekapitulieren, um sicherzugehen, dass ich nicht einfach einen dummen Fehler beim Zählen gemacht habe. Es wäre nicht das erste Mal, das mir so etwas passiert. Aber nein: Das halbe Jahr als Korrespondent in den USA ist jetzt tatsächlich vorbei.

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Deshalb will ich darüber schreiben, warum sechs Monate eigentlich eine ganz dumme Zeitspanne sind, um ins Silicon Valley zu gehen.

Die Android-Figuren vor dem Google Hauptquartier in Mountain View: Pflichtprogramm für Valley-Urlauber. (Foto: Moritz Stückler)

Die Android-Figuren vor dem Google-Hauptquartier in Mountain View: Pflichtprogramm für Valley-Urlauber. (Foto: Moritz Stückler)

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Sechs Monate sind nichts Halbes und nichts Ganzes – irgendwo zwischen ausgedehntem Studenten-Urlaub, Sabbatical und „Mal ein neues Land ausprobieren“ liegen diese verdammt populären sechs Monate für einen Auslandsaufenthalt.

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Sechs Monate sind zu kurz, um sich wirklich niederlassen zu können. Bei der Wohnungssuche guckst du unter „Zwischenmiete“ und nicht bei den normalen Inseraten, was deine Chance in San Francisco noch mal deutlich verschlechtert, eine passable Bleibe zu finden.

Wie richtet man sich für sechs Monate ein?

Wenn du Pech hast, so wie ich, dann findest du ein unmöbliertes Zimmer – musst dich also irgendwie einrichten – so ein bisschen zumindest. Alles unter dem Vorbehalt, die Einrichtung in einem halben Jahr wieder schnell loswerden zu können. Viel Luxus kann man sich dabei also nicht leisten, man muss sich auf das Nötigste beschränken: Bett, Schreibtisch, Regal, Stuhl – das muss reichen. Für Ästhetik und Dekoration ist das Geld zu knapp und die Zeit zu kurz.

Für sechs Monate lohnt sich keine aufwendige Einrichtung. (Foto: Moritz Stückler)

Für sechs Monate lohnt sich keine aufwendige Einrichtung. (Foto: Moritz Stückler)

Ähnlich wie die Möbel müssen auch Freundschaften und Kontakte sein: unverbindlich und schnell loszuwerden. „Hey, fährst du im Sommer mit auf das Festival?“ – „Ne, bin leider nicht mehr da.“ Oder: „Machst du beim Bay-to-Breakers-Lauf mit?“ – „Sorry, muss passen, bin wieder in Deutschland.“

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Teurere Verträge nimmt man in Kauf, weil man ja nirgendwo eine Mindestvertragslaufzeit von zwölf oder 24 Monaten eingehen kann. Fitnessstudio, Handyverträge – alles zahlt man monatlich. Eine Sozialversicherungsnummer beantragen oder einen Credit-Score aufbauen? Undenkbar in sechs Monaten.

Ab ins Ausland: 4 bis 5 Monate Anlaufzeit

Und auch die journalistische Arbeit ist nicht leicht, wenn im Hintergrund die Uhr tickt. Gute Kontakte zu großen Unternehmen aufbauen? In sechs Monaten fast unmöglich. Wie oft kann man sich realistischerweise mit einer Kontaktperson treffen? Zwei, vielleicht drei Mal. Das reicht als Journalist kaum aus, um interessante und exklusive Informationen sammeln zu können.

Oft lernt man erst nach Wochen oder Monaten durch Zufall die richtigen Leute kennen oder wird erst nach einiger Zeit, wenn man etwas Hartnäckigkeit bewiesen hat, zu interessanten Veranstaltungen eingeladen. Ich habe das Gefühl, dass es mich etwa vier bis fünf Monate gekostet hat, meine Produktivität hier hochzufahren und mich an mein neues Arbeitsumfeld zu gewöhnen.

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Sechs Monate sind zu kurz um es sich wirklich bequem zu machen und zu lang um nur aus dem Koffer leben zu können. (Foto: Moritz Stückler)

Sechs Monate sind zu kurz, um es sich wirklich bequem zu machen und zu lang, um nur aus dem Koffer leben zu können. (Foto: Moritz Stückler)

Ich will damit niemandem seinen Silicon-Valley-Aufenthalt madig machen oder davon abraten. Trotzdem sollte man sich klar darüber sein, dass sechs Monate eine schwierige Zeitspanne sind. Gefühlt sind Aufenthalte bis zu drei Monaten (maximale Aufenthaltsdauer mit einem Touristenvisum) eher als „Urlaub“ anzusehen und meistens sehr unkompliziert. Sie eignen sich daher gut, um mal „reinzuschnuppern“ ins Silicon Valley – ganz unverbindlich. Wer längerfristig bleiben will, sollte sich gut überlegen, ob er nicht gleich zwölf, 18 oder 24 Monate hier bleiben kann.

Viele Sachen werden deutlich einfacher, je länger man bleibt.

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14 Kommentare
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Dein t3n-Team

Leonie

Und warum bist du nicht einfach länger geblieben?

Antworten
...

Hat dich t3n nicht ordentlich bezahlt, so dass du dir ein anstaendiges zimner leisten konntest? Wieso laesst sich die junge Generation nur imner so ausbeuten….

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Leander

Man muss nicht jede blöde Idee dann auch bis zum Ende so umsetzen, obwohl man sie als blöd erkennt.
Aber das ist halt diese typische Arbeitnehmer-Haltung in DE. Höchstens meckern, aber nicht eigenständig anders handeln.

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Rolli

Moritz, danke, kann das nachvollziehen aus einem eigenen Auslandsaufenthalt. Zeit vergeht ruckzuck. Ich finde es aber gut, nicht nur Loblieder auf den Arbeitgeber zu hören, sondern durchaus ein kritisches Fazit zu ziehen, was es denn am Ende gebracht hat.

@Vorredner – Naja, wenn du nach dem Studium erstmal mit 10k Miese dahockst und dich alle drängen „he, du hast 4 Jahre studiert, findest du jetzt etwa nix? Alles umsonst?“ dann nimmst du eben auch nen Job mit 2.000 Brutto / Monat. Hauptsache irgendwas. Mit Hoffnungs auf bessere Bezahlung künftig. Das dies bei der Geiz-ist-Geil Mentalität in Deutschland oftmals nur ein Traum bleibt, sei dahingestellt.

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fbb

Informationsgehalt des Artikels? Moment, ich such nochmal zwischen den Wiederholungen von „also, sechs Monate sind aber echt ne shize Zeit“… ach ne, lass gut sein. So interessant wars nicht.

Antworten
Luca Caracciolo

Kann das sehr gut nachvollziehen, Moritz. Ich habe während meines Studiums sechs Monate in Florenz verbracht. Nach sechs Monaten war ich angekommen – und musste wieder weg. Es hat ja auch was mit einer Art innerem Ankommen zu tun, das sich nicht von hier auf jetzt einstellt. Und hinzu dann noch deine Aufgabe, von dort zu berichten, macht das Ganze nicht gerade einfacher.

Antworten
Moritz Stückler

@Leonie: Ich arbeite dran!

@…: Ich weiß gar nicht wieso hier das Gehalt angesprochen wird. Ich habe doch an keiner Stelle über die Bezahlung gemeckert. Selbst wenn ich hier mega viel verdienen würde, würde ich mich immer noch nicht anders einrichten, nicht für sechs Monate. Das ist verschwenderisch!

@Leander: Du hast mich falsch verstanden. Bloß weil der Zeitraum ungeeignet ist, heißt das nicht dass ich hier nicht gerne bin oder nicht arbeiten könnte.

@fbb: Es ist keine Nachricht, sondern ein persönlicher Kommentar.

@Luca: Danke!

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Oliver

Hallo Moritz, bin voellig bei dir. Ich hatte damals einen drei Monate Aufenthalt geplant…. das war 2005. Übrigens, hier etwas, was dir und anderen Gründern zukünftig weiterhelfen kann. http://bednbuild.com Damit wäre zumindest das Wohnproblem gelöst;-)

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wefwef

„auch ein job für 2000 brutto“. manche haben hier vorstellungen….. 2k sind für einen medienirgendwas ziemlich gut.

Antworten
Mario Herger

Und was genau ist der Aussagewert dieses Artikels?
Der Titel selber insinuiert, dass die Schuld für die kurze Zeit irgendwie am Silicon Valley liegt. „Valleycon Silly“ zeigt nicht an, dass der Autor hier ein Problem hatte, seine eigenen Erwartungshaltungen zu managen, sonder dass das SV schuld an seinem Übel ist.

Wie ist’s, wenn wir das umgekehrt angehen, von 6 Monaten Deutschland in genau demselben Ton sprechen und dem einfach den Titel „Dumm Deutschland“ geben?

Antworten
Tobias Hochgürtel

Guter Beitrag, sehe das ähnlich wenn man von einer Stadt in eine andere umzieht im gleichen Land. Es benötigt einfach Zeit bis man Routine wieder hergestellt hat. Toller Beitrage daher, weil der Autor offen und ehrlich mit dem was kaum einer für Wahr haben will umgeht. Bin ein Freund von sowas, weil auch meine Bekannten mich oft belächeln, wenn ich veranschauliche das die dinge nicht so reibungslos und in kurzer Zeit ablaufen wie die davon ausgehen.

Antworten
Moritz Stückler

An die meisten Komentatoren: Die Überschrift des Stücks in Kombination mit dem Titel der Kolumne hat wohl bei einigen für Verwirrung gesorgt: Ich ziehe keinesfalls ein negatives Fazit meines Aufenthalts oder sage dass sich die Zeit hier nicht gelohnt hat. Ganz im Gegenteil, ich will hier nicht mehr weg! Es ging hier lediglich drum den Zeitraum von sechs Monaten zu kritisieren. Ich würde daraus sehr gerne 12, 18, 24 oder noch mehr Monate machen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

Der Titel der Kolumne soll auch keine ernste Kritik am Silicon Valley sein, sondern eher ein Aufmacher für einige Irrungen & Wirrungen abseits von neuen Produkten oder Technologien. Eben auf einer persönlichen Ebene meine Erfahrungen schildern.

Antworten
FabFor

Also ich lese aus dem Artikel, dass du dich zuhause zu wenig vorbereitet hast, durch die Weltweite Vernetzung kann man doch schon in DE eine Wohnung suchen, Termine ausmachen, Personen kontaktieren…etc. also gib nicht der Zeit die Schuld sondern gestehe dir deine Fehler ein

Antworten
Kamal

Ganz ehrlich: Ich verstehe die ganzen Meckerköppe hier nicht. Es geht doch in dem Kommentar ganz klar um eine persönliche Meinung und auch der Titel sollte – nach Lesen des Artikels – doch selbsterklärend sein. Das hier auf einmal über Gehälter, „persönliche Fehler“ und „zu wenig Information“ aufgeregt wird ist meines Erachtens vollkommen deplatziert und unangebracht. Ich finde den Artikel deshalb schön, weil ich die Haltung des Autors sehr gut nachvollziehen kann. Und genau darum geht es hier doch, oder habe ich da was falsch verstanden?

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