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Valleycon Silly: Home is where my MacBook is [Kolumne]

Nach fünf Wochen im Silicon Valley resümiert unser Korrespondent Moritz, dass ein Großteil seines Gepäcks eigentlich überflüssig ist und wieso wir in Deutschland manchmal das große Ganze im IT-Bereich nicht sehen.

Von Moritz Stückler
4 Min. Lesezeit
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Moritz Stückler berichtet für t3n aus dem Silicon Valley. (Foto: Moritz Stückler)

Moritz Stückler berichtet für t3n als Korrespondent aus dem Silicon Valley. In seiner Kolumne „Valleycon Silly“ schreibt er über all das, was ihm abseits der tagesaktuellen Nachrichten begegnet. Anhand von Alltagserlebnissen nimmt er die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland – natürlich besonders in Bezug auf Technik – unter die Lupe.

DAS soll DA reinpassen?

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Vor fünf Wochen saß ich in meinem Zimmer in Hannover und habe krampfhaft versucht, alles Nötige für sechs Monate im Ausland in einen Trolley zu zwängen und dabei unterhalb der magischen 23-Kilo-Grenze zu bleiben. Das ging natürlich vollkommen schief. Am Flughafen stellte sich heraus, dass mein Koffer doch noch anderthalb Kilo zu schwer war. Also mussten ein paar Jeans in mein zweites Handgepäckstück wandern, das eigentlich auch viel zu schwer für die Kabine war. Gemerkt hat es jedenfalls keiner – und so bin ich mit geschätzt 35 Kilo Gepäck aufgebrochen, um sechs Monate aus San Francisco und dem Silicon Valley zu berichten.

Nach fünf Wochen hier merke ich jetzt langsam, welche Pack-Entscheidungen richtig waren, und welche nicht. Und das Ergebnis erstaunt mich: 33,65 Kilogramm T-Shirts, Hemden, Schuhe, Jogginghosen, Haargel und Deo hätte ich mir komplett sparen können. All diese Dinge brauche ich zwar, hätte sie mir aber auch hier kaufen können. An meiner Kleidung oder meinen Hausschuhen hängen nur wenig Emotionen – sie bedeuten mir nicht viel. Das Parfum vielleicht, denn mit Düften verbindet man eine Menge. Aber auch das hätte ich mir hier wieder kaufen können, wenn ich in Erinnerungen hätte schwelgen wollen.

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Mein Reisegepäck: Viel zu viel Ballast.

Mein Reisegepäck: Viel zu viel Ballast. (Foto: Moritz Stückler)

Die einzigen 1,35 Kilo in meinem Gepäck, die wirklich dafür sorgen, dass ich mich an einem fremden Ort ein bisschen heimelig und wohler fühle, sind 17 Millimeter flach und haben ein Apple-Logo und ein paar t3n-Sticker auf dem Deckel: mein 13-Zoll-MacBook-Air.

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Mein Laptop ist mein digitales Zelt

Egal, ob ich in meinem Bett in Hannover liege, im Hotel in Taipei oder in meinem neuen Zimmer in San Francisco: Wenn ich das Display meines Laptops aufklappe, errichte ich mir mein kleines digitales Zelt. Und sobald ich den WLAN-Key erfolgreich eingegeben habe, brennt mein kleines Netzwerk-Feuer vor dem Zelt-Eingang und ich kann es mir gemütlich machen.

Mein Laptop ist mein digitales Zelt. (Foto: Moritz Stückler)

Mein Laptop ist mein digitales Zelt. (Foto: Moritz Stückler)

Ich klicke auf ein schwarzes Icon neben dem WLAN-Symbol und wähle „Mit Fritz!Box 7390 Hannover verbinden“. Nach ein paar Sekunden ist die VPN-Verbindung aufgebaut, und im Finder begrüßen mich meine Netzlaufwerke mit gewohnter Ordnerstruktur. Wenn ich mich nach Tausenden Kilometern Flug einsam fühle, kann ich mir einfach noch mal das Hochzeitsvideo meiner Schwester angucken oder die Fotos vom letzten Geburtstag mit all meinen Freunden.

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Zwischendrin starte ich Spotify und es ertönt die gleiche Musik, die ich auch an meinem letzten Abend in Deutschland in der Badewanne gehört habe, um mich in die richtige USA-Stimmung zu bringen. Das Adium-Icon symbolisiert mir inzwischen, dass ich jetzt bei Facebook und XMPP online bin. Und „plopp“ – kommt auch schon die erste Nachricht rein. Ein Kommentar von einem Freund, den ich letzte Nacht nicht mehr zugestellt bekommen habe. Das Gespräch geht da weiter, wo es gestern aufgehört hat.

Auch Skype ist inzwischen online. Der Redaktions-Chatraum rattert die üblichen 100 bis 200 Nachrichten durch, die ich wegen der Zeitverschiebung verpasst habe. Kurze Zeit später klingelt es und eine Freundin, die im Moment in Barcelona wohnt, begrüßt mich in HD-Qualität und erzählt mir vom letzten Abend.

Blick vom Mission Dolores Park über San Francisco: Hier sind die Leute gegenüber Technik deutlich aufgeschlossener.

Blick vom Mission-Dolores-Park über San Francisco: Hier sind die Leute gegenüber Technik deutlich aufgeschlossener. (Foto: Moritz Stückler)

Während sie mir von Makeup und Frisuren erzählt, checke ich kurz meine Mails. Meine Fritz!Box sagt mir, dass Mutti auf den Anrufbeantworter gesprochen hat. Nach dem Skype-Gespräch höre ich die Nachricht ab, die sich als mp3-Datei im Anhang der Mail befindet: Ich solle mich doch mal wieder melden, man würde ja nix mehr von mir hören.

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Deutschland: Wir verstricken uns monate- und jahrelang in Details

Im Alltag fehlt uns gerade in Deutschland manchmal der Blick dafür, was unsere Technik heutzutage alles kann und wie großartig das eigentlich ist. Wir schimpfen erst mal gerne über Missbrauchspotenziale, oder echauffieren uns über mangelnden Datenschutz und vergessen dabei ganz oft das große Ganze. Ich finde, uns fehlt da oft eine gewisse Dankbarkeit und Begeisterung gegenüber der Technik. Wir verstricken uns monate- und jahrelang in Details und blockieren dabei die eigentliche Innovation: die Einführung neuer und fantastischer Technologien – ganz unabhängig davon, ob sie nun von Apple, Google, Microsoft oder einem kleinen Startup auf den Markt gebracht werden.

Hier im Silicon Valley habe ich das Gefühl, dass viele Menschen diese digitale Lebensart eher schätzen können als in Deutschland. Der Wille und die Bereitschaft zum Umgang mit Technik ist hier deutlich größer. Und dabei spreche ich nicht nur von jungen Menschen, die ihren Lebensunterhalt in IT-Startups verdienen. Ich spreche auch und gerade von älteren Generationen, die hier wesentlich interessierter und aufgeschlossener gegenüber Technik auftreten und dankbar sind für die Möglichkeiten, die sie durch das Internet, Smartphones oder Tablets erhalten.

P.S.: Natürlich besitze ich auch materielle Dinge abseits von meinem Laptop, die für mich einen emotionalen Wert haben, aber das sind keine Gegenstände, die man für sechs Monate mit ins Ausland nimmt.

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P.P.S.: Nein, ich bekomme kein Geld von Apple und der Text funktioniert auch, wenn man „MacBook“ mit dem eigenen Laptop-Modell ersetzt.

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7 Kommentare
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ghosty

Jaaaaaa kommt mir nur zu begann vor! Ich bin zwar nicht direkt nach Amerika gezogen, aber immerhin zuhause raus ;), ich freue mich jedes mal, wenn ich irgendwelche post o.Ä. als e-mail bekommen habe und die nicht x km von mir entfernt in irgendeiner schublade liegen, und dank meines brillianten Notebooks (btw. auch ein MacBook Air 13″), bin ich einfach überall heimisch, sei es im Zug, in der Uni, in der WG oder zuhause. Und falls das Macbook mal zu unhandlich ist (kommt selten vor beim Air ;) ) dann nehme ich halt mein iPad oder iPhone und kann auf fast alles genauso gut zugreifen (schnelle Internetverbindung vorrausgesetzt).
Analog dazu neige ich schon seit einigen Jahren notorisch dazu, bei jeder neuen internetverbindung erstmal nen speedtest rauszuhauen. Geht es euch auch so?

Antworten
Werner

..der Text funktioniert auch, wenn man „MacBook“ mit dem eigenen Laptop-Modell ersetzt…

Habe ich… Steht dann: MacBook Pro…. und ich habe Apple dafür Geld bezahlt..
Gruß über den Teich

Antworten
Daniel

Schön, wenn man auch im Ausland zuhause ist.
Ich für meinen Teil schimpfe nicht über Missbrauchs-Potentiale. Jeder, der halbwegs klar denken kann weiß, was mit den Daten passiert, die wir selbst im Internet preisgeben.
Und ungeachtet dessen: Die Technik ist fantastisch, ich finde sie richtig gut und Tools wie Skype und co. erleichtern wirklich vieles. Aber das geht auch ohne Überwachung.
Was wäre das denn, wenn wir plötzlich unsere Skype-Nachrichten erst bestätigen müssten… Nicht etwa, weil ein potentiell gefährlicher Dateityp versendet wird, sondern weil die Nachricht von Microsoft-Mitarbeitern erst auf „Tauglichkeit“ geprüft wird und dabei herauskommt, dass ein anstößiges Wort darin vorkommt?

Antworten
Flo Narr

San Francisco – eine verdammt coole Stadt – irgendwie fühlt man sich als ITler in dieser Stadt sofort heimisch…

Antworten
herok

Ich lebe ebenfalls sehr gerne in einer digitalen Welt, voller interessanter, innovativer Technologien. Und lange Zeit habe auch ich bemängelt, dass in Deutschland erstmal alles zu Tode diskuttiert wird, bis sogar in Deutschland entwickelte Technologien zuerst im Ausland angewandt werden, nur damit Deutschland dann einige Jahre später nachziehen kann.

Das trifft sowohl auf Technologien als Infrastruktur zu (z.B. Mobilfunk, Internetanschluss) aber auch auf individuelle Technologien (z.B. Software, Laptop, Tablet, Smartphone, Pedelec, etc).

Bei Sachen, die die Infrastruktur betreffen, auf die wir auf Initiative von Fremden (Firmen, öffentlichen Stellen) angewiesen sind, kann ich verstehen, wenn man dahingehend von Deutschland enttäuscht ist. Aber bei individuellen Technologien, z.B. AB auf Fritz!Box oder Skype, wo man individuell – unabhängig vom Kollektiv – entscheiden kann, ob & wie man sie einsetzt, da sehe ich nicht ein, dass man sich darüber beschwert, denn man hat es selbst in der Hand. Z.B. Analog-Brief-Scan-Dienste kann man einfordern sofern sie nicht hinreichend/nutzerfreundlich angeboten werden, aber sich zu beschweren, dass hierzulande Skype oder Spotify eine Nebenrolle spielen, finde ich nicht angebracht, da man es selber nutzen kann wenn man will.

Ich find den Artikel jedenfalls toll, da er sehr gut widerspiegelt was ich bzgl. der neuen Technologien & des digitalen Lebens empfinde: viel Begeisterung!

Antworten
Geldpirat

Toller Beitrag! Mich würde interessieren, ob du einen Flickr oder Instagram Account hast auf dem du regelmässig Bilder aus deiner Zeit dort einstellst.

Antworten
Moritz Stückler

Danke für die netten Kommentare! Es freut mich, wenn die Kolumne gut ankommt!

@Geldpirat: Ja, das habe ich. Du findest alle meine Social-Media-Accounts auf meinem Blog http://www.netchild.de

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