Anzeige
Anzeige
Ratgeber
Artikel merken

Was ist eigentlich der Gender-Pay-Gap?

Der Gender-Pay-Gap dient dazu, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufzuzeigen. Es gibt zwei Varianten. In unserer „Was ist eigentlich…“-Reihe erklären wir, worin die Unterschiede liegen.

3 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige
Was ist eigentlich der Gender-Pay-Gap? (Foto: Shutterstock-MJgraphics)

Als Gender-Pay-Gap (zu Deutsch: Geschlechter-Lohnlücke) wird die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bezeichnet, die auf dem Arbeitsmarkt eines Staates vorherrscht. 2022 verdienten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vollzeitbeschäftigte Frauen in Deutschland beispielsweise durchschnittlich 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Zahl drückt jedoch nur den unbereinigten Gender-Pay-Gap aus: Hier werden branchenübergreifend die Einkommen der Frauen in Vollzeit mit denen der Männer in Vollzeit verglichen.

Anzeige
Anzeige

Statistisch erwiesen ist jedoch, dass Frauen häufiger in schlecht bezahlten und tarifgebundenen Branchen und Berufen arbeiten. Zudem sind sie weniger oft in Führungspositionen vertreten und häufiger als Männer im Niedriglohnsektor tätig. Gute zwei Drittel der Lohnunterschiede gehen auf strukturelle Umstände zurück.

Der bereinigte Gender-Pay-Gap: Ein Rechenbeispiel

Es bleibt somit ein nicht zu erklärender Rest, der durch den bereinigten Gender-Pay-Gap dargestellt wird. Laut Forschern ist davon auszugehen, dass dieser Unterschied aufgrund bewusster oder unbewusster Diskriminierung zustande kommen dürfte. Denn der Wert vergleicht Männer und Frauen im gleichen Alter, vergleichbarer Ausbildung und Erfahrung, gleicher Tätigkeit und gleicher Arbeitszeit. In der Regel werden auch Personen beim gleichen Arbeitgeber miteinander verglichen. Diese bereinigte Lohnlücke betrug 2014 nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland fast sieben Prozent. Aufgrund der komplexen Berechnung wird der Wert jedoch nur alle vier Jahre ermittelt.

Anzeige
Anzeige

Als Beispiel: Bei einem monatlichen Bruttomonatslohn von 3.500 Euro beträgt die Lohnlücke der Frauen 245 Euro. Bei einem Jahresgehalt mit 12 Monatslöhnen sind das schon 2.940 Euro. Für einen Zeitraum von zehn Jahren sind es 29.400 Euro und bei einem Zeitraum von 30 Jahren immerhin 88.200 Euro. Über ein gesamtes Arbeitsleben mit 45 Rentenbeitragsjahren verliert eine Frau in diesem Rechenbeispiel satte 132.3000 Euro allein durch etwaige Benachteiligung – was nicht zuletzt auch enorme Auswirkungen auf ihre Rentenzahlung hat.

Anzeige
Anzeige

Das statistische Bundesamt gibt jedoch zu verstehen, dass der bereinigte Gender-Pay-Gap möglicherweise noch geringer ausfallen könnte, wenn weitere lohnrelevante Einflussfaktoren für die statistischen Analysen zur Verfügung gestanden hätten. So lagen beispielsweise zu den familienbedingten Erwerbsunterbrechungen keine Informationen vor. Über die Jahre zeigt sich sowohl beim unbereinigten als auch beim bereinigten Gender-Pay-Gap ein stetiger aber langsamer Rückgang. Das bedeutet: Frauen holen bei der Bezahlung langsam auf.

Zuletzt verringerte sich der Unterschied beispielsweise auch durch die Einführung des Mindestlohns. Der weiterhin bestehende Abstand zu den Männern lässt sich somit immer deutlicher auf Unterschiede in den lohnrelevanten Merkmalen zurückführen, berichten die Analysten des Statistischen Bundesamtes.

Anzeige
Anzeige

Ist der unbereinigte Gender-Pay-Gap falsch?

Der bereinigte Gender-Pay-Gap verdeutlicht, dass die Lücke bei den Gehältern der Geschlechter nicht nur auf strukturelle Unterschiede zurückzuführen ist. Er dient insofern auch dazu, diese unerklärte Einkommenslücke zwischen Mann und Frau, die unter anderem auf Ungleichbehandlung beruhen, noch direkter aufzuzeigen. Doch obwohl der bereinigte Gender-Pay-Gap niedriger liegt als der unbereinigte, ist keine der beiden Analysen irreführend oder gar falsch. Sie beschreiben lediglich andere Sachverhalte.

Lohngerechtigkeit: Eine Frage der Gleichberechtigung der Geschlechter

Von echter Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern ist Deutschland – bei aller Komplexität der Debatte – in beiden Fällen noch weit entfernt. Was es braucht, sind vor allem gesellschaftliche Veränderungen hinsichtlich der Rollenverteilung bei der Familienplanung und Kinderbetreuung, damit sich der Wert noch weiter verringert. In Deutschland sind es weitestgehend noch Frauen, die familienbedingte Auszeiten in Kauf nehmen. Eine 50-50-Angleichung in Bezug auf die Kinderbetreuung zwischen Mann und Frau sowie der weitere Kita-Ausbau dürften positive Auswirkungen auf eine Angleichung haben.

Die Berechnung des Gender-Pay-Gaps ist in der Europäischen Union übrigens einheitlich geregelt und dient europaweit als Hauptindikator für die ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen. Die Vorgaben der Berechnung gehen auf Eurostat zurück. Der Gender-Pay-Gap wird hierzulande auf Basis von 1,9 Millionen sozialversicherten Beschäftigten aus allen Branchen und Berufen errechnet.

Anzeige
Anzeige

Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Diese OECD-Studie zeigt, wie groß der Gender-Pay-Gap in Deutschland ist

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige