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Zeitgold: Dieses Startup will Selbstständigen über 10 Stunden Arbeit ersparen

Mehr als zehn Wochenstunden verschwenden Selbstständige mit Papierkram. Die automatisierte Software von Zeitgold verspricht Abhilfe. Wir haben das Berliner Startup besucht.

Von Daniel Hüfner
4 Min. Lesezeit
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Die Zeitgold-Gründer Stefan Jeschonnek, Kobi Eldar und Jan Deepen. (Foto: Zeitgold)

Wer Michael Endes Roman „Momo“ gelesen hat, kennt vielleicht die Grauen Herren von der Zeitsparkasse: Mit cleverer Argumentation und netten Anreizen bringen sie die Dorfbewohner dazu, ihre freie Zeit „anzulegen“ und den Ort in eine Effizienzmaschinerie zu verwandeln. Ähnliche Ambitionen kann man wohl auch Jan Deepen und Stefan Jeschonnek nachsagen – wenngleich die beiden Gründer von Zeitgold anders als die Grauen Herren nichts Böses im Schilde führen und statt biederer Anzüge lieber lässige Hemden tragen. „Wir geben unseren Kunden ihren Feierabend zurück“, sagt Deepen im Gespräch mit t3n.de.

Zeitgold automatisiert die Buchhaltung

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Zu den Kunden von Zeitgold gehören vor allem Kleinunternehmer, die keine Lust auf die klassische Finanzbuchhaltung haben. Monatsabschlüsse vorbereiten, ein Kassenbuch führen, Rechnungen schreiben oder Mahnungen verschicken – das macht viel Arbeit. „Im Schnitt verbringen Kleinunternehmer pro Woche zwischen zehn und 15 Stunden mit Buchhaltung“, sagt Deepen. Genau das will Zeitgold ändern.

Das Startup hat eine Software entwickelt, mit der die laufende Buchführung einfach digitalisiert und automatisiert werden kann. „Wir übernehmen alle administrativen Aufgaben und ermöglichen dem Kunden, die komplette Finanzbuchhaltung auf dem Smartphone zu erledigen“, sagt Deepen und nimmt eine graue Papierbox in die Hand. Sie ist mit dem Logo des Startups verziert. „Damit fängt alles an“, sagt Deepen.

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Alles beginnt mit einer physischen Box

Tatsächlich schickt Zeitgold seinen Kunden zunächst eine physische Box ins Büro. Die Erklärung ist einfach: „So müssen unsere Kunden ihren Papierkram nicht erst selbst scannen“, erklärt Deepen das Konzept. Die für die Buchhaltung relevanten Papierbelege werden stattdessen einfach in der Box gesammelt und einmal pro Woche von einem Kurier abgeholt, bis sie schließlich auf dem Schreibtisch eines Zeitgold-Mitarbeiters landen. Dort werden sie maschinell gescannt und anschließend von einer Software ausgelesen und kontiert.

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Kleinunternehmer legen ihre Dokumente einfach in die Zeitgold-Box. Das Startup kümmert sich anschließend um die Digitalisierung und schickt nur noch Aufgaben aufs Smartphone. (Bild: Zeitgold)

Die Besonderheit: Eine künstliche Intelligenz, die aus den Papierbelegen mit Hilfe von Textanalyse- und Klassifizierungs-Technologie ein digitales Datenset erstellt. Die Daten wandern anschließend sowohl auf den Schreibtisch des Steuerberaters als auch auf das Smartphone des Kleinunternehmers: „Anhand einer To-Do-Liste können von uns ausgelesene Lieferantenrechnungen dann mit nur einem Klick bezahlt werden“, sagt Mitgründer Jeschonnek. Der Automatisierungsgrad soll dank schlauer Selbstlern-Mechanismen kontinuierlich steigen. Bislang sei die Software in der Lage, rund 98 Prozent der Buchhaltungsprozesse zu automatisieren, sagt Jeschonnek.

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„Unsere Kunden sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.“

Das Zeitgold-System wurde über die vergangenen 18 Monate in enger Zusammenarbeit mit einer zweistelligen Zahl an Pilotkunden entwickelt, darunter Einzelhändler, Gastronomie- und Handwerksbetriebe. Das ist noch überschaubar, Mitgründer Deepen verweist jedoch auf mehrere Hundert Interessenten auf der Warteliste. Er geht davon aus, dass es allein in Deutschland rund eine Million Unternehmen gibt, die weniger als 20 Mitarbeiter und Bedarf für eine automatisierte Buchhaltungslösung haben. „Das ist am Ende des Tages das Rückgrat der deutschen Wirtschaft“, sagt Deepen. Grundsätzlich käme aber jedes Unternehmen als Kunde infrage, bei dem sich der Chef noch selbst um die Buchhaltung kümmere.

Gründer bauten zuvor ein Bezahlsystem auf

Neuland ist die Domäne der Kleinunternehmer für Deepen und Jeschonnek nicht. Beide gründeten zuvor bereits Sumup mit, ein auf kleine und mittlere Betriebe spezialisiertes Fintech, das von Investoren mehr als 50 Millionen US-Dollar anwerben konnte. Sumup stattete stationäre Einzelhändler mit mobilen Kreditkartenlesern zur Annahme von Zahlungen auf dem Smartphone aus. In dieser Zeit erkannten Deepen und Jeschonnek auch den Bedarf nach einer automatisierten Buchhaltungssoftware.

„In Gesprächen mit Händlern haben wir immer wieder festgestellt, dass vor allem die Abwicklung des Papierkrams ein wesentliches Problem ist“, sagt Deepen rückblickend. Daraufhin zogen sich die Unternehmer aus dem operativen Geschäft von Sumup zurück und widmeten sich im Frühjahr 2015 schließlich Zeitgold. Zum Gründungsteam gehört inzwischen auch Kobi Eldar, ein Entwickler, der zuvor eine Cyber-Security-Einheit im israelischen Militär verantwortete.

Konkurrenz im eigenen Lager

Die Erfahrung aus dem Aufbau eines Bezahlsystems sowie die Unterstützung durch einen israelischen Technologie-Experten liest sich gut, keine Frage. Aber garantiert das allein schon den Erfolg? Ohne Konkurrenz sind die Zeitgold-Macher jedenfalls nicht. Mit SmaccAlbus White und Candis beackern allein in Berlin noch drei weitere Anbieter den Markt für automatisierte Buchhaltungslösungen.

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In den Augen der Gründer unterscheidet sich Zeitgold jedoch in zwei Punkten von den Wettbewerbern: Zum einen müssten Kunden ihre Belege dank der physischen Box nicht erst aufwendig einscannen oder per E-Mail verschicken. Zum anderen sei auch die ganzheitliche Verarbeitung der Dokumente bis hin zur geregelten Übergabe an den Steuerberater ein Alleinstellungsmerkmal. Dies manifestiere sich nicht zuletzt in der Smartphone-App, mit der Kleinunternehmer ihre Aufgaben mit nur wenigen Klicks erledigen könnten. „So lässt sich die gesamte Buchhaltung in weniger als zehn Minuten pro Tag abwickeln“, sagt Jeschonnek. Um den Service uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Kunden Zeitgold auch Zugriff auf ihr Geschäftskonto gewähren.

Millioneninvestment aus den USA

Was das Geschäftsmodell angeht, steht das Startup allerdings noch am Anfang. Bislang gibt es Preise nur auf individuelle Anfrage. Eine konkrete Zahl will Jeschonnek nicht nennen, die Höhe der Gebühren soll sich allerdings im mittleren, dreistelligen Eurobereich bewegen. Auch angesprochen auf die Umsatzerwartung für dieses Jahr geben sich die Gründer noch zurückhaltend. Wachstum liege zunächst nicht im Fokus, eine konkrete Prognose wollen Deepen und Jeschonnek daher nicht abgeben.

Immerhin: Eine erste Anschubfinanzierung haben sich die Gründer schon gesichert. Wie am Mittwoch bekannt wurde, investierten der deutsche VC-Fonds Holtzbrinck Ventures sowie der renommierte US-Geldgeber Battery Ventures vorerst 4,2 Millionen Euro in Zeitgold. Das Geld wollen die Gründer zunächst in die Weiterentwicklung der Software und zusätzliches Personal stecken. Das wird auch nötig sein: Wenn die ersten 1.000 Kunden da sind, gibt es viel zu scannen.

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MarcHe

warum kann nicht aus Bausteinen ausgewählt werden, bspw. würde ich kein Scan-Service benötigen. Technik bzw. Smartphone mit Apps vorhanden.
Transparenz in Sachen Preise sollte auch vorhanden sein, aktuell nur auf Anfrage.
Die Differenzierung zu den bisherigen Services bspw. auch selbst zu DATEV UO sehe ich zu wenig.
… und weil ich gerade DATEV angesprochen habe, gibt es hierin nur ein Export oder die Schnittstellenanbindung DATEVconnect online

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