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Bildergalerie18.10.2024, 12:07 Uhr

So macht sich die Politik Gaming zunutze

Gaming begeistert viele Menschen und Streaming-Dienste wie Twitch erfreuen sich höchster Popularität. Kein Wunder also, dass Politiker hier ebenfalls Fuß fassen wollen oder wollten. Dabei werden Spiele gezockt und über Politik geredet. Dieser Versuch der Bürgernähe kommt aber nicht immer so gut an. Hier sind neun Beispiele, wie sich Gaming und Politik beeinflussen.

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(Foto: Pe3k/Shutterstock)
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Politische Ingame-Botschaften in Spielen wie Candy Crush während Pandemie

Während der Corona-Pandemie kam es zu einer Kooperation zwischen dem britischen DCMS (Department for Digital, Culture, Media and Sport) und führenden Videospiel-Entwicklern in Großbritannien. Unter dem Leitspruch „Bleiben Sie zu Hause. Retten Sie Leben“ implementierten einige Spiele wie Candy Crush Saga, Dirt Rally 2.0 und Sniper Elite 4 diesen Spruch und weitere Botschaften, um Spieler zum Daheimbleiben anzuregen. Gemeinsam online zocken, statt draußen Menschen anzustecken - da gibt es schlimmere Aufforderungen.

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(Foto: Juergen Nowak/Shutterstock)
2/9Quelle: (Foto: Juergen Nowak/Shutterstock)
Twitch-Auftritt soll konstruktive Debatte ermöglichen - Aktion endet im Shitstorm

Die Junge Union veranstaltete auf Twitch 2021 eine Multiplayer Night. CDU-Politiker Philipp Amthor zockte gemeinsam mit JU-Chef Tilman Kuban. Das Ganze wurde auf Twitch übertragen. Amthor wollte während des Spielens von Fall Guy Fragen seiner Zuschauer zum Wahlprogramm beantworten. Jedoch ging die Aktion nach hinten los: Amthor konnte nicht wie geplant konstruktiv diskutieren, sondern wurde mit Vorwürfen zu seiner Verstrickung in den Lobby-Skandal rund um das IT-Unternehmen Augustus Intelligence bombardiert. Die Aktion endete im Shitstorm.

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(Screenshot: United States Army/t3n)
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Mit „America’s Army“ hat das US-Militär Gamer rekrutiert

Ein Shooter-Spiel namens America’s Army vermittelte in seiner Aufmachung ein positives Bild vom Krieg. Das hat sich das US-Militär zunutze gemacht und rekrutierte gezielt Gamer - bis diese Praxis Mitte 2020 unterbunden, die Online-Server des Spiels abgeschaltet und das Spiel eingestellt wurde. Besonders pikant: Es war ein Free-To-Play-Spiel, also konnte es jeder herunterladen und zocken, ohne dafür Geld zu zahlen. Es war der erste großangelegte Einsatz einer Spielesoftware zur Unterstützung bei der Rekrutierung der US-Armee.

Quelle: (Screenshot: United States Army/t3n)
(Foto: lev radin/Shutterstock)
4/9Quelle: (Foto: lev radin/Shutterstock)
Demokraten heuern Gamer an – der spielt World of Warcraft neben Wahlkampfrede

Die US-Wahlen und das Fantasy-Videospiel World of Warcraft? Klingt nach einer fragwürdigen Mischung, wurde aber Anfang Oktober 2024 wirklich kombiniert. Die Demokraten - insbesondere Kamala Harris - setzen immer wieder auf Wahlauftritte, die auf Twitch gestreamt werden. Harris besitzt dafür einen offiziellen Kanal, der eine Rede des Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz übertrug. Gleichzeitig heuerte das Wahlkampfteam einen bekannten World-of-Warcraft-Streamer an, der auf einem Splitscreen neben Walz Rede  gegen digitale Dungeon-Bossgegner kämpfte. Damit wollen sich die Demokraten nach eigenen Aussagen an eine junge, männliche Wählerschaft richten und diese für Politik begeistern. Bosskampf oder Wahlkampf - der Zuschauer entscheidet.

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(Foto Baiterek Media/Shutterstock)
5/9Quelle: (Foto Baiterek Media/Shutterstock)
Obama als Urvater der Ingame-Werbung

Der Vorreiter der digitalen, politischen Ingame-Werbung ist niemand geringeres als Barack Obama. Der damalige US-Präsidentschaftskandidat setzte 2008 als Erster auf Wahlkampf in Videospielen. Das betraf unter anderem Schilder mit Slogans in Spielen. Insgesamt 18 Spiele des Xbox-Live-Services waren davon betroffen. Als konkretes Beispiel nennt der DW-Artikel das Videospiel Burnout Paradise. Das ist ein Racing Game, also ein Rennspiel. Auch Obama wollte so eine junge Wählerschaft erreichen. Dem Beispiel folgten in den nächsten Jahren Politiker wie das Wahlkampfteam von Kamala Harris oder Alexandria Ocasio-Cortez.

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(Screenshot: AOC / Twitch)
6/9Quelle: (Screenshot: AOC / Twitch)
Eine US-Politikin streamt auf Twitch und bricht Rekorde

Alexandria Ocasio-Cortez gehört den US-Demokraten an und streamte 2020 auf Twitch. Als die junge Politikerin auf ihrem neu eingerichteten Account ihren Stream ankündigte, erreichte sie innerhalb kürzester Zeit 435.000 Zuschauer und ihre Follower-Zahlen auf Twitch stiegen während des zweieinhalbstündigen Livestreams auf über 600.000. Die Aufzeichnung auf ihrem Profil sahen über viereinhalb Millionen Menschen. Sie zeigte dabei Games wie Among Us. Neben Among Us setzte sie auch auf Spiele wie Animal Crossing. Alexandria Ocasio-Cortez ging mit ihrer virtuellen Figur aus dem Animal-Crossing-Universum auf Wahlkampftour und überbrachte den Inselbewohnern persönliche Botschaften.

Quelle: (Screenshot: AOC / Twitch)
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Deutsche Politiker zocken live auf Twitch

Christian Lindner zockte 2020 Mario Kart. Das passierte im Rahmen des StammTwitch, einem Streamingformat der FDP. Gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Mario Brandenburg, der regelmäßig Gastgeber ist, sprachen die beiden im Stream über Politik, Musik und Videospiele, während die digitalen Reifen quietschten. Im Stream verriet Lindner außerdem, dass er manchmal privat Civilization zockt.

Übrigens streamte auch die SPD. Tiemo Wölken gilt dabei als Pionier unter den twitchstreamenden Europaparlamentariern. Er zockte erstmals 2016 und spielte immer wieder Games wie Tropico oder Fall Guys.

(Foto: Juergen Nowak/Shutterstock)
8/9Quelle: (Foto: Juergen Nowak/Shutterstock)
Nachilfe beim Computerspielen: Politiker schmeißen Lanparty im Bundestag

Deutsche Politiker schmeißen eine Lanparty? Das ist kein Scherz, sondern wurde 2011 wirklich umgesetzt. Das ist die Zeit, in der auch die Killerspiel-Debatte stattfand und einige Politiker ein Verbot bestimmter Spiele forderte. Damals organisierten Dorothee Bär (CSU), Jimmy Schulz und Manuel Höferlin (beide FDP) als Reaktion die erste Bundestags-Lanparty. Politiker sollten Nachhilfe im Hinblick auf Videospiele erhalten und konnten Shooter - also Ballerspiele - wie Counter Strike selbst ausprobieren und sich ein eigenes Bild davon machen. Wer die Killerspiel-Debatte nicht kennt: Dabei ging es um Spiele mit besonders grafische Gewalt darstellen. Viele befürchteten, dass Jugendliche nicht mehr zwischen Gewalt in digitalen und realen Welten unterscheiden können. Das wurde später wissenschaftlich widerlegt.

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(Foto: Rokas Tenys/Shutterstock)
9/9Quelle: (Foto: Rokas Tenys/Shutterstock)
Gegen politische Unterdrückung: Minecraft-Bibliothek soll Pressefreiheit garantieren

Unter dem Namen The Uncensored Library machten sich Reporter ohne Grenzen das populäre Bauspiel Minecraft zunutze. Sie errichteten im Spiel eine riesige, digitale Bibliothek und erschaffen damit einen Ort, an dem die kritische und auch oppositionelle Stimmen gehört werden, die in ihrer jeweiligen Heimat sonst durch die Regierung oder andere Parteien zum Schweigen gebracht werden. Dabei gibt es extra Abschnitte für einzelne Länder wie China, Nordkorea, Saudi-Arabien und weitere Staaten ohne Presse- oder Meinungsfreiheit. Das Projekt soll ein digitales, kreatives Schlupfloch gegen die vorherrschende Zensur darstellen. In diesem Video seht ihr, wie die Bibliothek aussieht.

Quelle: (Foto: Rokas Tenys/Shutterstock)

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