Dating-Games bieten euch die Möglichkeit, in ganz andere Rollen zu schlüpfen - und dabei womöglich auch etwas über euch selbst zu lernen.
In Hatoful Boyfriend übernehmen die Spieler:innen die Rolle einer Schülerin, die als einziger Mensch am St. Pigeonation's Institute zugelassen wird. Die fiktive High School ist, wie der Name schon sagt, ausschließlich von Tauben bevölkert. Und was ist da naheliegender, als sich in eine dieser Tauben zu verlieben – oder vielleicht direkt in mehrere?
Die Spieler:innen können im Laufe des Spiels romantische Beziehungen mit verschiedenen Tauben eingehen, von denen jede ihren eigenen Charakter hat. Denn zum Glück gurren die Tauben nicht nur, sondern können auch sprechen. Und so ist es den Spieler:innen überlassen, mit welchen Vögeln sie intim werden wollen und welche, pardon, das Nest verlassen müssen. Derweil laufen im Hintergrund mysteriöse Ereignisse ab. Die Schule scheint ein dunkles Geheimnis zu haben, dem die Spieler:innen nach und nach auf die Spur kommen müssen.
Hatoful Boyfriend ist freilich ein absolut absurdes Spiel – das will es auch sein. Es nimmt eines der großen Symbole der Liebe, die Taube, und macht es kurzum zum Objekt der Begierde. Der Liebes-Kitsch wird hier gleichzeitig zur Ästhetik gemacht und persifliert. Am Ende des Spiels mag aber doch der eine oder die andere Tauben mit anderen Augen sehen.
Eine große Konstante von Videospielen ist der Einsatz von Waffen, ganz gleich ob es sich dabei um Messer, Schusswaffen oder Zaubersprüche handelt: In den meisten Games müssen die Spieler:innen in irgendeiner Form mit Gewalt auf die Spielwelt einwirken. Die Waffen sind dabei Mittel zum Zweck. Nicht so in Boyfriend Dungeon.
Hier übernehmen die Spieler:innen die Rolle einer Spielfigur, die ungünstigerweise in einer Welt lebt, die von Monstern bevölkert wird. Sie hat aber ein Ass im Ärmel: Mit einem Zauber kann sie Waffen beschwören. Prachtvolle Degen oder imposante Langschwerter verwandeln sich in attraktive Männer, Frauen oder nicht-binäre Personen, wenn sie nicht im Kampf eingesetzt werden.
Boyfriend Dungeon verbindet dadurch zwei Genres: Es ist einerseits ein Dungeon Crawler, also ein Spiel, in dem es gilt, sich durch ein Verlies zu kämpfen und allerlei Gegner zu töten. Andererseits aber ist es ein Dating-Game. Liebe und Kampf kommen zusammen – und wenn alles gut geht, kommt auch die Spielfigur mit ihren Waffen zusammen.
Jede Waffe hat seinen oder ihren eigenen Charakter. So ist der Dolch Isaac ein schüchterner Junge mit einem Faible für Romantik, während der Bogen Valerie eine selbstbewusste Kriegerin ist, die sich nichts gefallen lässt. Die Spieler:innen können mit den Waffen sprechen, ihnen Geschenke machen und auf Dates mit ihnen gehen. Bleibt zu hoffen, dass es beim Liebesakt keine Verletzungen gibt.
Daddy ist gerade mit seiner Tochter in ein verschlafenes Nest gezogen – und langweilt sich. Zu seiner Überraschung muss er feststellen, dass alle Väter in der Nachbarschaft, so wie er, single und bereit sind, die große Liebe zu finden. Oder wenigstens eine heiße Affäre.
Der Twist von Dream Daddy: Die Spieler:innen machen sich nicht etwa auf die Suche nach einer passenden Frau, sondern daten einen anderen Daddy. Vielleicht wird es der romantisch veranlagte Lehrer Craig, vielleicht der Rocker Hugo.
Bevor es losgeht, erstellen die Spieler:innen aber erst einmal ihren eigenen Daddy. Athletischer Körper oder Bierbauch? Viel oder wenig Behaarung? Mit oder ohne Piercing – und wenn ja, wo? Optionen gibt es reichlich, denn der eigene Daddy kann mehr als nur eine Spielfigur sein. Er ist eine Personifikation der Spieler:innen.
Dream Daddy ist vor allem eine amüsante Dating-Simulation, in der es darum geht herauszufinden, mit welchen Flirt-Strategien man welchen Vater rumkriegen kann. Gleichzeitig will das Spiel mit Rollenklischees brechen. Die Väter hier sind aufgeschlossen und herzlich. Sie gehen ihren Gefühlen nach und reflektieren ihr eigenes Verhalten, was leider immer noch nicht alle Männer von sich sagen können. Ein Kommentar auf der Verkaufsplattform Steam bringt es diesbezüglich auf den Punkt: „Ich habe lieber Dream Daddy gespielt, als meine Beziehung zu meinem eigenen Vater zu verbessern.“
Nachdem wir bereits Tauben, Waffen und Väter gedatet haben, ist der nächste Schritt, richtig, Geister! In Speed Dating for Ghosts schlüpfen die Spieler:innen in die Rolle eines oder einer kürzlich Verstorbenen, der oder die im Jenseits auf der Suche nach einer Partnerschaft ist. Als wäre die Liebe während des Lebens nicht schon anstrengend genug.
Anstatt in ewiger Trauer zu versinken, will Speed Dating for Ghosts den Toten noch eine Chance geben. Die Spieler:innen nehmen an einer Reihe von Speed-Datings teil, in denen sie möglichst zügig die richtigen Fragen stellen und Antworten geben müssen, um einem Geist näher zu kommen.
Jede dieser Begegnungen läuft als eine kurze Geschichte ab, in der die Entscheidungen der Spieler:innen bestimmen, welche Wendungen sie nimmt und wie sie schließlich ausgeht. Dabei zeigt sich, dass Dating auch im Jenseits nicht einfach ist, oft irritiert und selten wirklich glücklich macht.
Der Unterschied: Im echten Leben spricht man auf Dates selten darüber, wie man gestorben ist und wer der Mörder war (und falls doch, sollte man das Date vielleicht schnell abbrechen). So verschiebt Speed Dating for Ghosts geschickt die Perspektive: Geister blicken auf ihr Leben und ihre Lieben zurück, mal mehr, mal weniger zufrieden. Das ist zum Teil ganz schön bedrückend. Aber vielleicht datet es sich ohne stofflichen Körper im Jenseits ja wirklich besser.
Während es bislang um Spiele ging, die unterhalten wollen, ist Blush: AI Dating Simulator eine App mit KI-Unterstützung, von der die Entwickler:innen sagen, dass sie tatsächlich beim Flirten und im Beziehungsleben helfen soll.
Dahinter steckt das Unternehmen Luka, das auch schon den KI-Chatbot Replika entwickelt hat. Blush bietet eine Vielzahl an KI-generierten potenziellen Partner:innen und zeigt diese in unterschiedlichen Situationen. Beim ersten Date, beim ersten Körperkontakt oder in einer langjährigen Ehe, in der vor allem die alltäglichen Konflikte im Vordergrund stehen.
Während die Spieler:innen mit den KI-Charakteren interagieren, sollen sie mehr über sich und ihr Sozialverhalten lernen. Die App gibt personalisiertes Feedback und Ratschläge, die helfen sollen, die Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, Konflikte zu lösen und die emotionale Intelligenz zu stärken.
So lautet jedenfalls das Versprechen der Entwickler:innen. Aber erfüllt Blush es auch? Wir können nach kurzer Spielzeit sagen, dass die KI sich durchaus realistisch zu verhalten weiß. Zumal alle Nutzer:innen die beinahe schon ritualisierten Chats auf Dating-Plattformen wie Tinder kennen. Ob wir hier aber etwas Echtes über die Liebe lernen können, ist fraglich. Außerdem will die App nach ein paar Probetagen direkt 72 Euro für ein Jahr VIP-Zugang haben. Dann doch lieber absurde Liebe in einem Dating-Game. Da tut zumindest niemand so, als wäre irgendwas daran echt.