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Software & Entwicklung
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„Google Wave“ soll Austausch und Zusammenarbeit im Netz revolutionieren: Die perfekte Welle?

Auf der Entwicklerkonferenz „Google IO“ gab der Internetriese einen Einblick in ein Projekt namens „Wave“, das sich nicht weniger vorgenommen hat, als unsere Art der Kommunikation und Zusammenarbeit im Netz neu zu erfinden. Tatsächlich könnte es sogar noch mehr als das erreichen. Aber kann so ein gewaltiger Schritt wirklich funktionieren? Wir stellen Wave vor, die Ideen und Strategien dahinter und was man sich davon erwarten kann.

7 Min. Lesezeit
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Entwickler Lars Rasmussen und Produktmanagerin Stephanie Hannon zeigten den Entwicklern auf der „Google IO“-Konferenz das neue Produkt in einem sehr frühen Stadium. Die fast anderthalb Stunden lange Präsentation ist auf YouTube zu sehen [1].

Für den Nutzer

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„E-Mail ist heute die wichtigste Kommunikationsform“, erklärte Lars Rasmussen zu Beginn. „Und das ist bemerkenswert, denn sie wurde vor inzwischen 40 Jahren erfunden.“ Der Ausgangspunkt von Wave sei daher die Frage: Wie sähe E-Mail aus, wenn sie heute erfunden würde?

Die auf der Konferenz gezeigte Benutzeroberfläche erinnert zunächst sehr an ein normales E-Mail-Programm. Es gibt eine Liste von Kontakten, einen Posteingang und eine Spalte, um Inhalte anzuzeigen. Und tatsächlich kann man Google Wave auch wie E-Mail benutzen: Man schreibt einen Text, sendet ihn jemandem zu und derjenige kann darauf antworten. Eine Wave basiert aber auf einer komplett anderen Technologie als eine E-Mail und kann erheblich mehr:

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  • Man kann jederzeit weitere Nutzer zu einer Wave einladen, die dann die gesamte bisherige Kommunikation sehen. Zudem gibt es eine „Playback“-Funktion, mit der man Schritt für Schritt die Entwicklung bis zum heutigen Tag nachvollziehen kann. Personen lassen sich auch von bestimmten Teilen der Unterhaltung „aussperren“.
  • Es gibt die Möglichkeit, innerhalb eines Textes auf einen spezifischen Inhalt zu antworten. Die Antwort oder die weitere Diskussion erscheinen dann an dieser Stelle.
  • Man kann alle Inhalte wie in einem Wiki bearbeiten. Jeder kann also Änderungen vornehmen. Alle anderen Teilnehmer sehen, wer was wann geändert hat.
  • Sind mehrere Teilnehmer einer Wave online, sehen sie „live“, was gerade getippt wird – Buchstabe für Buchstabe. Das dreht die Idee des „Instant Messaging“ oder des Chats noch ein Stück weiter. Gezeigt wurde das mit bis zu vier gleichzeitigen Bearbeitern.

Kurz gesagt: Man hat verschiedenste Möglichkeiten der Kommunikation und Zusammenarbeit unter einer gemeinsamen Oberfläche. Eine Wave vereinigt unter anderem das Prinzip der E-Mail, des Instant Messaging, eines Wikis und eines Forums in sich.

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So könnte Google Wave beispielsweise sogar Google Docs ersetzen, denn neben reinen Texten sollen künftig auch Tabellen und Präsentationen innerhalb von Google Wave erstellt und gemeinschaftlich bearbeitet werden können.

Eine weitere Besonderheit von Wave ist, dass es sehr offen angelegt ist. So ist es beispielsweise möglich, in einer Wave Fotos zu einer Galerie zusammenzustellen und diese Galerie dann im eigenen Blog zu veröffentlichen. Kommentare darauf erscheinen dann sowohl auf der Website als auch in der entsprechenden Wave.

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Gezeigt wurde ebenfalls eine Anbindung an Twitter. Denkbar wären darüber hinaus Verbindungen zu Facebook oder klassischer E-Mail. Auf diese Weise wird der eigene Wave-Account zum Kommunikationszentrum auch mit Menschen, die selbst nicht Google Wave einsetzen.

Bis zur Präsentation auf der Google IO wurde das System nur intern eingesetzt und
getestet. Danach kam ein kleiner Kreis externer Entwickler
hinzu, der sich nach und nach vergrößerte. Ein nächster großer Schwung
ist für Ende September geplant. Wer dabei sein möchte, kann sich auf der Google-Wave-Website anmelden [2]. Laut Aussagen von Lars Rasmussen soll
Google Wave noch in diesem Jahr für alle geöffnet werden. Eine genauere
Aussage dazu gibt es noch nicht. Der Termin wird sicher auch vom
Feedback der bisherigen Testnutzer abhängen und davon, wie gut das System
unter Last funktioniert.

Damit das alles Wirklichkeit wird, braucht Google allerdings die Hilfe der Entwickler. Und um deren Mitarbeit warb Lars Rasmussen entsprechend eindringlich.

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Für Entwickler

Lars Rasmussen und sein Bruder Jens haben dabei schon ein Projekt vorzuweisen, das bei Entwicklern gut ankommt: Google Maps. Im Oktober 2004 hatte Google die Firma der Brüder samt Technologien aufgekauft. Daraus entstand der heute kaum mehr wegzudenkende Landkartenservice. Das Erstaunliche an Google Maps: Entwickler stürzten sich recht bald auf den Dienst, obwohl es zunächst gar keine entsprechenden Schnittstellen gab. Als die verfügbar waren, explodierte die Zahl der Angebote mit integrierten Landkarten von Google Maps geradezu. Es fanden sich Anwendungsmöglichkeiten für die interaktiven Karten, an die niemand zuvor gedacht hatte.

Einen ähnlichen Erfolg erhoffen sich die Macher nun ebenfalls für Wave. Und den brauchen sie auch, damit das Projekt richtig ins Rollen kommt. Es gibt drei Bereiche, die für Entwickler interessant sind:

  1. Extensions, die es in zwei Arten gibt: „Gadgets“ sind eine kleine Anwendung innerhalb einer Wave, beispielsweise eine Abstimmung oder auch ein Spiel. „Robots“ hingegen erweitern die Grundfunktionalität zum Beispiel um eine Rechtschreibprüfung, einen Simultandolmetscher oder eine Verbindung zum eigenen Blog.
  2. Über eine weitere API lässt sich eine Wave in eine Website integrieren, vergleichbar mit Google Maps.
  3. Das zugrundeliegende „Wave Protocol“ wird so offengelegt, dass prinzipiell jeder seinen eigenen Wave-Server starten kann, der wiederum mit allen anderen kommunizieren kann – wie es heute bei E-Mail ganz selbstverständlich der Fall ist.

Lars Rasmussen betonte, dass es für den Entwickler eines Gadgets wenig Aufwand bedeute, die Kommunikation zwischen den Nutzern zu ermöglichen. Im Prinzip melde das Gadget per XML veränderte Inhalte, der Wave-Server leite das an die betroffenen Clients weiter und die stellten die Veränderungen wiederum dar. Solche Gadgets können dabei auf die vorhandenen Möglichkeiten der Wave zurückgreifen. Gezeigt wurde beispielsweise das Live-Editieren oder auch das Playback. So gab es ein Schachspiel zu sehen, bei dem man mit Hilfe der Playback-Funktion den Verlauf nachvollziehen konnte.

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Solche Beispiele machen deutlich, dass Wave im Prinzip die Basis für zahlreiche Anwendungen sein kann. Es wird spannend sein, zu sehen, wie Entwickler dieses Potenzial nutzen.

Robots: „Linky“, „Spelly“ & Co.

Die „Robots“ laufen direkt auf dem Wave-Server und nehmen wie ein Mensch an einer Kommunikation teil. So gab es in der Präsentation die Rechtschreibprüfung „Spelly“ zu sehen, die ziemlich intelligent erschien. Sie konnte Wörter auch aus dem Sinnzusammenhang heraus korrigieren. So wurde aus dem Satz „Icland is an icland“ korrekterweise „Iceland is an island“. „Spelly“ ist dabei wie ein zusätzlicher Teilnehmer in die Wave integriert und nutzt die Möglichkeit zum gemeinsamen Bearbeiten von Inhalten, um falsche Wörter direkt zu korrigieren.

Ein anderes Beispiel war „Linky“. Dieser Robot erkennt Webadressen während des Schreibens und verlinkt sie. Gibt man die URL eines Videos ein, bekommt man erweiterte Optionen und darunter auch die Möglichkeit, das Video direkt einzubinden.

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Mehr darüber, wie Gadgets und Robots funktionieren oder wie man eine Wave in die eigene Website integriert, gibt es bei Google Code nachzulesen [3].

Und nicht zuletzt zeigten Lars Rasmussen und Stephanie Hannon, wie es aussieht und funktioniert, wenn mehrere Wave-Dienste zusammenarbeiten. Das zugrundeliegende Protokoll ist öffentlich einsehbar, um das zu ermöglichen [4]. Auch der Code des von Google entwickelten Clients wird verfügbar sein, um ihn für eigene Zwecke abzuwandeln. Genauso kann man aber auch eine vollkommen eigene Optik entwickeln. Zur Begeisterung der Entwickler wurde das bei der Präsentation anhand eines Clients im Befehlszeilen-Look vorgeführt.

Wichtig war Stephanie Hannon dabei noch festzuhalten, dass beispielsweise Firmen einen eigenen Wave-Server aufsetzen können und interne Konversationen auch intern bleiben. Es ist nicht so, dass alles irgendwie am Ende doch über Google läuft. Andernfalls bräuchte sich Google allerdings bei den meisten Firmen auch gar nicht erst mit der Idee blicken zu lassen.

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Meinungen

Und wie fühlt sich Wave nun für diejenigen an, die es schon testen können? Webentwickler Matthias Bauer [5] schrieb uns: „Sofort nach der Demo auf der diesjährigen Google IO, die ich aus der Ferne verfolgt habe, habe ich mich wie viele andere für die Wave Developer Sandbox beworben, inklusive Haiku und ASCII-Art. Vor kurzem gab Google dann endlich die ersten Invites aus. Und tatsächlich ist Google Wave auch live sehr eindrucksvoll. Im Vergleich zur Demo fehlen allerdings einige der besonders interessanten Bots („Rosy“ zur Live-Übersetzung) – diese wurden wegen hoher Serverlast und Instabilität abgeschaltet. Schmerzlicher: Abstürze sind an der Tages-, nein, Minutenordnung – Wave ist nicht umsonst noch Alpha. Zwischen den Abstürzen aber scheint eine glorreiche Echtzeit-Zukunft durch. Die Zeit bis dahin kann und sollte man sich mit der Entwicklung von Komponenten und Bots vertreiben – die Protokolle sind offen. Viel Spaß!“

Internet-Experte Sachar Kriwoj [6] : „Google Wave hat viel Potenzial. Leider aber wird mir als Heavy-Web-User nicht klar, was ich damit alles leisten kann. Vielleicht erschließt sich das wirklich erst in der Praxis. Dafür müssten dann aber mehr Leute über einen Wave-Zugang verfügen. Jedenfalls kann man nicht von einer intuitiven Bedienung sprechen. Aber: Es wird klar, dass Google ein System geschaffen hat, das imstande sein könnte, die reinen Mail-Funktionalitäten um einiges zu erweitern.“

Weitere Meinungen finden sich unter dem Softlink 2444.

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Fazit

Google Wave ist ohne Frage ein interessantes und ambitioniertes Projekt. Google macht insofern alles richtig, als dass sie nicht versuchen, einen proprietären Dienst aufzusetzen. Ganz nach ihrem Erfolgsrezept geben sie vieles frei, damit es dann durch die geballte Kraft tausender externer Entwickler viel gewaltiger wachsen kann, als es das als exklusives Google-Produkt je könnte.

Es muss sich in der Praxis noch zeigen, wie gut es wirklich funktioniert, wie verständlich es ist und wie übersichtlich es noch ist, wenn man so viele unterschiedliche Informationsarten an einer Stelle versammelt hat. Und die wichtigste Frage: Wie viele Nutzer brauchen einen solchen Service?

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