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Digitale Gesellschaft
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Kolumne: Location Based Zeitverschwendung

Die Frage, wer man ist und wohin man geht, ist heutzutage vollkommen passé. Das ist total „last century“. Heute geht es darum, wo man schon war, wo man gerade ist und welche Apps man auf seinem Smartphone hat. Und ganz besonders wichtig ist es, dies alles seinen Friends auf Facebook mitzuteilen. Am besten mehrmals täglich.

3 Min. Lesezeit
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Neil Armstrong checked in @Moon. It’s Neil’s first visit here! Neil unlocked the „First Man On The Moon“-item! Neil commented: „A small step for a man. A big leap for mankind“. 500 million people like this.

So ähnlich wäre das gewesen, damals ’69, wenn der erste Mensch auf dem Mond schon seine Foursquare-App auf dem iPhone zur Hand gehabt hätte. Und wenn irgendein total Schlauer rechtzeitig vorher ein funktionierendes Handynetz auf dem Mond aufgebaut hätte. Aber das sind Detailfragen.

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Die wunderbare neue Welt der Location Based Services bringt uns jedenfalls viele Vorteile. So erscheint sogar Twitter plötzlich als eine total sinnvolle Sache, bei der man interessante Dinge miteinander austauschen kann. Bei Twitter wird man ja wenigstens noch mit den Gedanken, Ideen und Linktipps anderer Leute belästigt, die potenziell interessant sein können. Bei Facebook sind es im schlimmsten Fall „lustige“ Fotos oder waghalsige politische Diskussionen. Aber wozu will ich wissen, dass und wann jemand seinen Lieblings-Starbucks besucht hat?

Ausblenden auf Facebook ist nicht mehr

Auf Facebook konnte man die Gowallas und Foursquares dieser Welt bislang immerhin aus dem eigenen Newsstream ausblenden. Jetzt mischt das Netzwerk mit „Places“ selbst mit. Und das kann man selbstverständlich nicht mehr ausblenden. Danke, Mark, ganz toll. Hat dir das auch Sean Parker empfohlen? Naja, egal. Nun teilen einem die eigenen Facebook-Friends also ihre Standortveränderungen mit – so uninteressant und egal die auch sein mögen. Andererseits mag man ja seine Friends. Mancher hat schließlich Interessantes zu berichten zwischen all seinen Check-Ins bei „Mutti HQ“, „Manni’s Eckkneipe“ und „Döner-Bude am Ranzplatz“. Ein ortsbasierter Zwiespalt, wenn man so möchte.

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Denn wie immer gibt es natürlich die Leute, die es ein wenig übertreiben. Und dann gibt es die, die offenbar gar nichts mehr mitbekommen. Die legen dann jede einzelne Haltestelle ihres Arbeitswegs als Location an und haben bei der Fahrt in der Stadtbahn nichts besseres zu tun, als sich an jeder einzelnen einzuchecken – morgens und abends, jeden Tag. Schließlich geht es ja um Punkte oder Items oder andere überlebensnotwendige Dinge. Und man kann „Bürgermeister“ (Foursquare), „Champion“ (Qype) oder „Präsident“ (Friendticker) einer Location werden.

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Bleibt als Frage: Wozu das Ganze? Oder auch: Warum? Und nicht zuletzt: Weshalb?

Nur ist es mit vielen, vor allem neuen Dingen im Web ja wie mit dem lieben Gott: Man stellt sie nicht in Frage. Die sind halt da. Und man macht mit. Ende der Diskussion. Wenn man ganz pfiffig ist, berät man Firmen, wie sie denn da jetzt auch mitmachen können, bei diesem ganzen mobilen Spaß.

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Einmal Präsident des REWE sein – wer hat davon nicht schon seit Kindertagen geträumt?

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Noch so eine sinnvolle Sache: Apps

Zu diesem Spaß gehören neuerdings nicht nur ortsbasierte Dienste, sondern vor allem: Apps. Am besten iPhone-Apps. Dabei spielt es gar keine Rolle, wie klein der Marktanteil des iPhones in Wirklichkeit ist, ob die eigene Zielgruppe überhaupt ein solches Gerät hat oder inwiefern Apples App Store mit seinen mehr als 300.000 Applikationen noch ein weiteres Progrämmchen braucht. Hauptsache, man ist dabei. Man hat eine App. Für die Pressemitteilung reicht das. Die meisten Journalisten haben entweder kein iPhone oder keine Zeit, die App überhaupt zu testen oder schlichtweg anderes zu tun. Dann stellt man nicht in Frage, wozu Institution X nun eine App braucht, die auch nicht mehr bietet, als bereits auf der Website steht. App ist App. Und App ist toll. Punkt.

Ist man ein Unternehmen von Welt, läuft das aktuell also ungefähr so: Man verlinkt im eigenen Twitterkanal einen Post im Unternehmensblog, in dem es um die Facebook-Aktion geht, mit der man die neue iPhone-App bewerben will, in der es (natürlich) irgendwie um Location geht. Hip, hip, hurra.

Im Grunde ist es doch egal, warum bei diesem ganzen ortsbasierten Dünnsinn überhaupt irgendwer mitmachen sollte. Ein Rätsel, was für Leute damit ihre Zeit verschwenden…

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Ach, nebenbei bemerkt: Ich bin Gründer und Präsident von „yeebase/t3n Magazin“. Jedenfalls bei Friendticker. Nur für den Fall, dass mal jemand fragt. Und ich bin gerade in die Top 10 für Hannover eingestiegen. Klasse, oder?

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Dein t3n-Team

Lothar

Schöne Kolumne! Manchmal frage ich mich auch, warum ich mich ständig und überall einchecke. Und ich merke immer wieder, dass ich es nicht wegen einem Mehrwert für meine „Friends“ oder auch für mich mache, sondern in erster Linie aus Spaß am Spiel und am Wettbewerb.

Habe vergangene Woche aber einen Blogartikel über einen neuen Location-based Service gelesen, der da einen eindeutigeren Mehrwert verspricht: http://www.eyequest.de Klingt interessant. Ich denke wir stehen bei ortsbasierten Diensten noch ganz am Anfang.

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