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Kolumne

AI for Europe: Wir brauchen dringend europäische KI-Modelle!

ChatGPT, Midjourney, Dall-E und Co.: alles US-amerikanische Technologien mit immensem Potenzial. Um im globalen KI-Wettrennen mitzuhalten, brauchen wir eine große europäische Kraftanstrengung. Ein Plädoyer.

Von Luca Caracciolo
3 Min.
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Es braucht auch europäische KI-Technologien. (Bild: Midjourney/t3n)

Für mich war es anfangs ein kleiner Schock: Mein Sohn (15) lernt immer weniger mit Schulbüchern. Stattdessen nutzt er ChatGPT, ein System, das viel flexibler ist und besser zu seinen Bedürfnissen passt. In Mathematik erklärt ihm die KI Formeln und stellt ihm dann individuelle Aufgaben – je nach Lernniveau. In Biologie lässt er sich die Funktionsweise des Auges oder des Ohrs erklären.

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Das Beispiel zeigt, wie tief generative KI in einigen Bereichen bereits in unseren Alltag eingedrungen ist. Der Innovationsforscher Ethan Mollick spricht bei KI von einer „General Purpose Technology“, einer Technologie, die so transformierend ist, dass es in jeder Generation maximal eine davon gibt. Damit spielt KI in einer Liga mit der Dampfmaschine, dem Automobil oder dem Internet. Diese Technologien entwickeln sich zunächst langsam, weil sie auf vielen anderen Technologien aufbauen. Das Entscheidende ist aber, dass sie dann praktisch jeden Lebensbereich beeinflussen.

KI wird zur zentralen Schnittstelle in einer digitalisierten Welt

Voraussetzung fürs Internet war das Arpa-Net ab den 60er-Jahren, dann die Erfindung des Webbrowsers und die Verbreitung des Personal Computers und später des Smartphones. Bei KI ist es ähnlich. Dass wir heute über große Sprachmodelle wie GPT oder Opus verfügen, ist mehreren Entwicklungen zu verdanken: den Fortschritten in der KI-Forschung, insbesondere den KI-Modellen der letzten zehn bis 15 Jahre, und der Rechenleistung, die für ihr Training nötig ist.

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Dabei könnte KI die einflussreichste General Purpose Technology in der bisherigen Menschheitsgeschichte sein. Während die Dampfmaschine die physische Kraft, Automobil und Luftverkehr die Mobilität und das Internet die Vernetzung der Menschen radikal verändert haben, zielt KI auf den Kern unseres Menschseins: Intelligenz. KI wird die zentrale Schnittstelle, über die wir mit einer durchdigitalisierten Welt interagieren.

Damit bin ich wieder bei meinem Sohn: Wenn er sich beim Ohr im Bio-Unterricht oder mit mathematischen Formeln helfen lässt, ist das harmlos. Was aber, wenn es zum Beispiel um politische Inhalte geht? Um die Interpretation historischer Ereignisse oder die Bewertung politischer Systeme? Was ist mit Ethik und europäischen Werten wie Datenschutz, Privatsphäre oder sozialer Sicherheit? Auf welchen Werten wollen wir unsere Zukunft aufbauen? Amerikanischen, chinesischen oder doch europäischen?

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Deshalb ist es gut und wichtig, KI mit dem AI Act zu regulieren. Social Credit Scores oder Anwendungen in sensiblen Bereichen wie der Medizin oder der biometrischen Datenanalyse sind damit verboten oder streng reglementiert. Aber: Während wir regulieren und damit Risiken vorbeugen, sind die Amerikaner und Chinesen in der KI-Entwicklung weit voraus. Laut 2024 AI Index Report der Stanford University hatten im Jahr 2023 insgesamt 109 neue KI-Basismodelle ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten. Damit liegen sie im internationalen Vergleich klar an der Spitze. China folgt mit 20 KI-Modellen auf Platz 2.

Es braucht europäische KI-Sprachmodelle

Wenn wir in Europa KI also stark regulieren, dann sollten wir uns gleichzeitig Gedanken machen, wie wir die Technologie in all ihren Facetten voranbringen. Warum nicht parallel zum europäischen „Green Deal“ eine Art „AI Deal“ auf den Weg bringen? Mit einem klaren Fahrplan und dem Ziel, eigene europäische KI-Sprachmodelle zu entwickeln. Der Staat als Investor kann eine Vorreiterrolle einnehmen, um das europäische KI-Ökosystem zu stärken. Weiterhin werden eine eigene Chip-Infrastruktur und Rechenzentren benötigt, um die entsprechenden Modelle aus Europa zu trainieren.

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Und nicht zu vergessen die wesentliche Grundlage jedes Sprachmodells: Daten. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Datenraum in der Wirtschaft oder gar europäischen Datenkartellen, wie sie etwa der KI-Investor Fabian Westerheide fordert? Solche gemeinsam genutzten und geschützten Daten könnten beispielsweise helfen, Modelle zu trainieren, die für spezialisierte Anwendungen etwa in der Industrie oder im Energiesektor genutzt werden. Vor allem der starke Mittelstand in Deutschland kann hier Vorreiter für das Training mit hochqualitativen Daten werden.

Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Warum nicht auch Modelle speziell für Schulen entwickeln, die noch mehr auf die Bedürfnisse unserer Jüngsten eingehen? Ein ChatGPT für die Schule? Unbedingt. Aber bitte mit europäischer Handschrift.

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