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Warum das bedingungslose Grundeinkommen eine hohle Utopie ist

Braucht es in einer Welt nach der Digitalisierung ein bedingungsloses Grundeinkommen? Befürworter sind fest ­davon überzeugt, dass es keinen anderen Weg für die ­Arbeitswelt der Zukunft gibt. Dabei machen sie aber einen ­entscheidenden Denkfehler.

Von Luca Caracciolo
5 Min. Lesezeit
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(Foto: Photocae / esmaqe)

Schon Thomas Morus hat in seinem Roman „Utopia“ von 1516 vorgeschlagen, eine Art bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) zu zahlen. Statt Diebe zu bestrafen, so Morus, sollte allen Menschen des Landes eine Art Lebensunterhalt ausgezahlt werden, um Diebstahl vorzubeugen. Bis zur heutigen Zeit ist das bedingungslose Grundeinkommen immer wieder Thema, seit einigen Jahren wieder verstärkt. Siemens-Chef Joe Kaeser ist dafür, auch Telekom-Chef Timotheus Höttges spricht sich fürs BGE aus. Dm-Gründer Götz Werner sowieso. Und der Philosoph Richard David Precht hat in diesem Jahr ein ganzes Buch dazu vorgelegt. Sie alle sehen darin die einzige Chance, die an­stehenden Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt durch die Digitalisierung sozial verträglich abzufedern. Denn in der Tat ist eine der vielleicht drängendsten Fragen in einer Welt nach der Digitalisierung die nach der Wohlstandsverteilung.

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Da digitale Industriegesellschaften genug Reichtum erwirtschaften, für die Wertschöpfung aber immer weniger Menschen nötig sind und der Sozialstaat in seinen Grundprinzipien noch ­immer auf klassische Erwerbsarbeit aus­gerichtet ist, braucht es laut BGE-Befürwortern ein Umdenken. Jeder Einwohner eines Landes soll eine Grundsicherung erhalten, die an keine ­Bedingungen geknüpft ist. Der Sozialstaat würde dann anstatt der vielen ­verschiedenen Transferleistungen – Rente, Arbeitslosengeld, Hartz IV, Kindergeld – mit lediglich einer einzigen auskommen.
Unabhängig von den verschiedenen BGE-Modellen, die es gibt, ist aber schon die grundsätzliche Idee problematisch, denn sie vereinfacht gesellschaftliche Komplexität auf eine rein ökonomische Perspektive. Zwar mag das BGE durchaus sinnvoll erscheinen: Den Menschen genug Geld geben, damit sie keine Existenzängste mehr haben. Aber es verkennt als Idee die enormen Vorteile klassischer Erwerbsarbeit.

Wer begreifen will, wie es Menschen ohne Arbeit geht, kann auch heute noch die damals bahnbrechende soziologische Feldforschung „Die Arbeitslosen von Marienthal“ heranziehen. 1933 haben Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel zu den Folgen von Arbeitslosigkeit geforscht. Kernaussage der ­Studie ist vor allem eine sozialpsychologische: Menschen in Lang­zeitarbeitslosigkeit verlieren irgendwann die für den Alltag so wichtige Zeitstruktur und resignieren vollkommen. Anstehende Aufgaben werden einfach verschoben, obwohl die Zeit ­eigentlich vorhanden wäre. Auch wenn die Studie örtlich auf eine Arbeitersiedlung begrenzt war: Der Verlust einer Aufgabe, die zum Gemeinwesen beiträgt, die fehlende Teilhabe an einer ­gesamtgesellschaftlichen Produktivität, kann wirkmächtiger sein als ökonomische Knappheit.

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Aber was wäre, wenn die Menschen trotz Arbeitslosigkeit mit genug finanziellen Mitteln ausgestattet wären und keine Existenzängste hätten? Der Gründer von „Mein Grund­einkommen e. V.“, Michael Bohmeyer, sagt im Interview mit t3n, dass ­Menschen durch das bedingungslose Grundeinkommen ­kreativer und mutiger werden, eher ein Unternehmen gründen und auch gesünder leben. Der ehemalige Unternehmer zahlt sich seit 2014 selbst ein Grundeinkommen aus und muss nach eigenen Angaben auf­passen, dass er nicht ein Burn-out bekommt, weil er so viel arbeitet.
Das mag zwar sein und es ist schön, wenn Bohmeyer das so empfindet. Aber diese Argumentation verkennt die Existenz ­völlig unterschiedlich verteilter, nichtökonomischer ­Kapital­formen: soziales und vor allem kulturelles Kapital. Begriffe des französischen Soziologen Pierre Bourdieu, der damit zum Ausdruck bringt, dass materieller Besitz, also das klassische ökonomische Kapital, nicht das einzige Kriterium für soziale ­Ungleichheit darstellt. Kulturelles Kapital in Form von Bildung, das körper­gebunden ist, in der Familie weitergegeben wird und direkt nur bedingt bis gar nicht aus ökonomischem Kapital ­gewonnen werden kann, ist ein struktureller Grundbestandteil heutiger ­Gesellschaften. Ebenso das soziale Kapital, das aus der Zu­gehörigkeit zu einer Gruppe entsteht. Laut Bourdieu trägt dieses Netz von Beziehungen dazu bei, dass Karrieren, Macht und Reichtum nicht nur auf ­individuellen Leistungen basieren, sondern auch auf herkunftsbedingten Gruppenzugehörigkeiten und anderen vorteilhaften Verbindungen im Sinne des ‚Vitamin B‘.

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Der Verlust einer ­Aufgabe, die zum ­Gemeinwesen ­beiträgt, kann wirk­mächtiger sein als ­ökonomische Knappheit.

Vor diesem Hintergrund würde ein flächendeckendes BGE ­Gesellschaftsmitglieder mit hohem sozialem und kulturellem Kapital bevorteilen. Solche Menschen bewegen sich in gesellschaftlichen Kreisen, in denen Sabbaticals oder Auszeiten angesagt sind und die unabhängig von rein ökonomischen ­Ressourcen ­verschiedenste Möglichkeiten sozialer Teilhabe haben. Und vermutlich auch keine Schwierigkeiten besäßen, jederzeit im regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das sieht bei Menschen mit wenig sozialem und kulturellem Kapital anders aus. Für sie ist Erwerbsarbeit oftmals der einzige Zugang zum Gemeinwesen, weshalb sie viel stärker von der integrativen Kraft der Arbeit ­abhängig sind. Und hier liegt der entscheidende Denkfehler bei den BGE-Befürwortern: Arbeit integriert, verbindet und wird nicht einfach nur als Mühsal begriffen. Diese Seite wird bei der Debatte ums BGE aber allzuoft ignoriert.

Auch Rentner drängt dieses fehlende Zugehörigkeitsgefühl häufig in die Erwerbstätigkeit zurück. Das bestätigt eine kürzlich erschienene Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Darin gaben 90 Prozent der noch ­erwerbstätigen Rentner (was rund ein Drittel aller Befragten entspricht) als Grund für ihre Tätigkeit an, Spaß bei der Arbeit zu haben, den Kontakt zu anderen Menschen zu brauchen oder sich weiterhin eine Aufgabe zu wünschen. Nur die Hälfte nennt ökonomische Gründe. Selbst Menschen also, die ihr ganzes Leben lang ge­arbeitet haben und endlich ihren Lebensabend ohne schlechtes Gewissen genießen könnten, schätzen Arbeit als Zugang zum ­Gemeinwesen.

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Trotz finanzieller Absicherung verlieren Menschen ohne Aufgabe also offenbar das Gefühl der Zugehörigkeit. Denn Dazuzugehören, Teil von etwas Größerem zu sein, ist ein urmenschliches Grundbedürfnis. Und genau hier liegt die ­eigentliche soziale Sprengkraft: Menschen ohne Zugehörigkeit fühlen sich machtlos. Allein die Drohung, dass es dazu kommen könnte, erzeugt Angst. In seinem Buch „Flüchtige Moderne“ ­beschreibt der Soziologe Zygmunt Bauman das Ohnmachtsgefühl der heutigen Zeit, nutzlos zu sein und nicht dazuzugehören, als latente Bedrohung: „Ein Gespenst schwebt über den Bewohnern der flüchtigen modernen Welt und all ihren Tätigkeiten und Hervorbringungen: das Gespenst des Überflüssigseins.“

Können wir über die Umverteilung von Arbeit sprechen?

Wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht hilft, um eine breite soziale Teilhabe zu gewährleisten, was also tun? Vielleicht schärft es den Blick, wenn wir uns der Zukunft der ­Arbeit aus ­einer anderen Pers­pektive nähern – und zwar von den ­an­stehenden gesellschaftlichen Aufgaben aus gedacht: etwa in der Pflege und Bildung, beim Umwelt- und Klimaschutz, bei der weltweit zunehmenden Migration und der nötigen Integration. Nicht alles lässt sich automatisieren, auch wenn uns japanische Pflege­roboter eines Besseren belehren wollen. Die Frage ist doch, wie Arbeit besser organisiert und wertgeschätzt werden ­könnte, sodass beispielsweise mehr Menschen in der Pflege arbeiten ­wollen. Oder in der Bildung. Oder im Umweltschutz.

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Es geht also gar nicht so sehr um eine Umverteilung des Reichtums, sondern um eine Umverteilung der Arbeit als Zugang zu Reichtum und Teilhabe – nämlich dorthin, wo sie gebraucht wird. Und genau hier braucht es politischen Gestaltungswillen. Wo liegen die gesellschaftlichen Herausforderungen und wie lässt sich dort eine Tätigkeitsstruktur etablieren, die eine Bande knüpft zwischen Gemeinwesen und Mitgliedern? Damit wäre dann auch das Leistungsprinzip bewahrt, das ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft ist. Zu glauben, es aus purem Gutmenschentum einfach ad acta legen zu können, verkennt nicht nur die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen unseres heutigen Wohlstands, sondern auch die kulturelle Bedeutung von Arbeit in einem kapitalistischen Sinne des „Schaffens“ und „sich Anstrengens“. Der berühmte Soziologe Max Weber hat genau diesen kulturgeschichtlichen Blick mit der von ihm beschriebenen protestantischen Ethik herausgearbeitet.

Es gibt kaum ein integrierenderes Element für Menschen als die Arbeit fürs Gemeinwesen. Der Ruf nach einem bedingungsloses Grundeinkommen ist gerade vor diesem Hintergrund naiv und wirkt wie eine Art Gewissensberuhigung für die Eliten des Landes. Es ist nobel, wenn sie sich über den Zusammenhalt des Gemeinwesens Sorgen machen. Dabei übersehen sie aber, dass es fataler sein kann, Menschen ihre Aufgabe zu nehmen als ihren Gehaltscheck.

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Alex Fischer

Redakteur schreibt Artikel über das bedingungslose Grundeinkommen. Er ist fest ­davon ­überzeugt, dass dadurch Menschen Ihre Aufgaben verlieren. Dabei macht er aber einen ­entscheidenden ­Denkfehler.

Ein Artikel mit über tausend Wörtern, der als Kern-Aussage nur sich an einem Punkt aufhängt und jegliche Zusammenhänge missachtet. In Zukunft werden viele Jobs automatisiert werden, Lagerarbeiter, Fließbandarbeiter, LKW-Fahrer, etc. nur um einige Beispiele zu nennen. Diese Jobs werden nicht durch ein bedingungsloses Grundeinkommen wegfallen, sondern durch die fortschreitende Automatisierung. Sie schreiben sogar selbst „Nicht alles lässt sich automatisieren“ und beziehen sich dann direkt auf Pflege, Bildung, Umweltschutz etc. Warum möchte denn heute niemand in der Pflege bzw. Bildung arbeiten? Als Pfleger verdient man hier 1700-2200€ Brutto!! durchschnittlich im Monat, kann damit kaum in einer größeren Stadt leben, kann sich nur wenig leisten und hat einen der körperlich, sowie emotional beanspruchen-sten Jobs. Wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe, würden viel mehr Menschen in solche Jobs gehen, da die Bezahlung dann ausgeglichen werden kann und sie eigentlich sehr erfüllend sind.

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Luca Caracciolo

Lieber Alex Fischer, ich sage ja nicht, dass das BGE dazu führt, dass Menschen ihre Aufgaben verlieren. Es geht mir darum, eine neue Perspektive in die Debatte zu bekommen und sie um gesellschaftliche und kulturelle Dimensionen zu erweitern. Ich kritisiere hauptsächlich die in meinen Augen oftmals überschnelle Reaktion, den Wegfall von Arbeitsplätzen durch Automatisierung einzig mit dem BGE lösen zu wollen.

Antworten
mikesunlite

ich bin anderer meinung, als der redakteur dieses artikels. die soziologischen tests von vor fast 100 jahren heranzuziehen, um zu zeigen, dass ein bge nicht funktionieren würde halte ich für den falschen ansatz. es hat sich seit damals nämlich allerhand getan. menschen (auch personen aus arbeiterfamilien) können heute problemlos die welt bereisen und sich dadurch neue eindrücke verschaffen – alles etwas, was die damaligen arbeiter nicht hatten. dann gibt es das internet – also ein medium, das die welt in den letzten 20 jahren gehörig umgekrempelt hat und unfassbare neue möglichkeiten bietet. all das gab es doch vor 100 jahren so nicht. damals dachten sich die arbeiter wahrscheinlich, dass die welt hinter ihrem dorf, das hauptsächlich von landwirtschaft und feld/kohlearbeit lebte, vorbei sei. ich unterstelle auch ganz frech, dass heutztage menschen mit einer absolut geringen bildung sehr viel gebildeter sind, als vergleichbare menschen vor knapp 100 jahren.
ausserdem hat sich das spiel verändert. während nach der ersten industriellen revolution bis heute immer nur anpassungen am arbeitsworkflow durchgenommen wurden, setzt die digitalisierung ganz neue massstäbe. da muss ich dem vorkommentator recht geben. die digitalisierung schreitet in unfassbar schnellen schritten voran (naja … vielleicht nicht gerade in deutschland, hahahaha), dass man tiefgreifende veränderungen gar nicht mehr so leicht auffangen kann. was ist denn zum beispiel, wenn ab 2025 hauptsächlich roboter in der dt. industrie eingesetzt werden? und weitere roboter, die defekte roboter reparieren können? die dt. industrie lebt unter anderen vom automobilmarkt. und der lässt doch mittlerweile schon federn. was ist also, wenn wirklich 60% der jobs wegfallen und die übrigen 40% dienstleistungsjobs sind? was ist, wenn dtl. plötzlich 60% arbeitslose hätte? diese menschen bräuchten geld zum überleben. hartz 4 wäre hier am ende. was passiert also bei einer unzufriedenheit und existenzängsten bei 60% der bevölkerung? das kann man doch heute schon beobachten. wieviele menschen mit burn-out gibt es und warum ist diese krankheit mittlerweile die volkskrankheit nummer 1? weil sich die menschen vielleicht tot-arbeiten aus angst, ihren job zu verlieren, wenn sie es nicht tun? weil sich alles nur um die arbeit dreht? weil es nur ums geld verdienen und somit ums überleben dreht? nach all den aneinandergereihten angeteaserten punkten von mir glaube ich: das bge würde mit den heutigen möglichkeiten sicherlich nicht dazu führen, dass die menschen in ein loch fallen ;) die welt hat sich dafür zu stark verändert. informationen dringen mittlerweile in jede kleinste und versteckte lücke der welt. und die regierungen könnten sich ein bge leisten

Antworten
Lars Kammilla

Leider lebt der Redakteur auf einem Planeten, auf welchem Kinder, Pflegebedürftige, Ehrenamt, Teilzeit, Weiterbildung, Forschung, Erfindergeist, kunstschaffende Kreativität, politisches Engagement und StarTrek nicht vorkommen. Dann hätte er vielleicht die Phantasie, dass der Mensch durchaus über genügend intrinsische und extrinsische Motivation verfügen kann und sein Leben selbstbestimmt und sinnstiftend gestaltet und nicht einfach nur zur Faulheit neigt. Der Mensch braucht und sucht sich immer eine Aufgabe. Fällt diese in das vorherrschende Wertesystem und bietet diesem einen Nutzen, dann wird es anerkannt. Tut es diese Aufgabe nicht oder stört das Establishment, wird sie verkannt und verachtet – der Mensch wird gesellschaftlich als Nichtsnutz angesehen.
Erwerbstätigkeit als Bedingung für Zugang und Teilhabe an einem gesellschaftlichem Gemeinwesen zu begreifen, ist ein weiterer Hinweis dafür, dass der Redakteur sich nur oberflächlich mit den Veränderungen in Gesellschaft, Gemeinwesen, Kultur und Bildung, welche ein BGE nach sich ziehen würde, auseinander gesetzt hat. Es fehlt ihm die bedinginglose Grundphantasie, der Zugang und die Teilhabe an Visionen. Lieber sollen wir unsere Lebenszeit weiterhin und zu ihren Bedingungen an Renditegeiern vermieten, die unsere Ressourcen erschöpfen, unsere Hirne leeren, unsere Gesundheit und Lebensqualität verbrauchen. Damit wir ja keine Kapazitäten haben, die wir mit unseren Kindern, Eltern, Nachbarn oder gar dem Befassen mit menschenwürdiger Politik verschwenden. Das wäre ja hohle Utopie. Und dieser Humbug ist aus Vernunft kategorisch abzulehnen und ganz sicherlich nicht aus panischer Angst vor Macht- und Kontrollverlust.

Antworten
oX_Triangle

Der Autor wird bereits durch die Wirklichkeit widerlegt.
Es gibt nämlich bereits Länder, die ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt haben.
In Iran hat es z.B. ein Bauboom ausgelöst.
Es ist also schonmal bewiesen, daß BGE keine Utopie sein kann.
Was etwas schwieriger ist, ist die Frage, ob es bei UNS Europäern ein BGE geben wird,
welcher alle 4 Kriterien des „Netzwerk Grundeinkommen“ erfüllt.
Von den ca 300 verschieden bekannten BGE-Modellen sind nur etwa 30 tatsächlich finanzierbar.
Früher oder später muß ein funktionierendes BGE aber direkt in das Geldsystem selbst eingebaut werden.

Antworten
oX_Triangle

Weiterer Irrtum des Autors… Thomas Morus (Utopia) war NICHT der Erfinder des BGE.
https://www.grundeinkommen.de/17/07/2015/thomas-morus-begruender-einer-einkommensgarantie.html
Ich stelle sehr viele Irrtümer des Autors fest. Vielleicht sollte er sich nocmal tiefer mit der Materie beschäftigen
bevor er Befürwortern Denkfehler unterschiebt, und selbst eigene nicht erkennt.

Antworten
Luca Caracciolo

Ähm, das Thomas Morus das BGE erfunden hat, schreibe ich doch gar nicht. ;-)

Antworten
Joanna Müller-Lenz

Leider ist der gesamte Artikel zu kurz gedacht und beinhaltet als Kritik genau das, was an anderer Stelle schon mehrfach widerlegt wurde:
Das BGE schließt soziales und kulturelles Kapital nicht aus, im Gegenteil, es fördert das sogar.
Und nur weil Menschen über ein BGE verfügen, werden sie noch lange nicht aufhören zu Arbeiten. Oder warum gibt es so viele Hartz IV-Empfänger, die trotz der staatlichen Hilfe erwerbstätig sind?
Besonders die Berufe, die häufig in Teilzeit ausgeübt werden (müssen) wie die Jobs in der Pflege würden davon profitieren, weil mehr Menschen sich erlauben könnten nur Teilzeit zu arbeiten, mit dem BGE im Rücken als Absicherung ist vieles möglich.

Wer übrigens neue Perspektiven einbringen möchte, sollte nicht mit einer Überschrift beginnen, die jegliche Diskussionen über neue Perspektiven im Keim ersticken lässt. Alleine das Fazit ist erdrückend, als ob das BGE jemandem den Gehaltsscheck entreißen würde.

Antworten
Richard Ervins

Lieber Luca Caracciolo,
Ihr Artikel gehört Ihnen links und rechts um die Ohren gehauen. Nicht wegen dem Inhalt, sondern wegen der dürftigen Recherche und den vielen Vorurteilen. Die Argumente im Interview mit Michael Bohmeier ziehen Sie fast überhaupt nicht heran.
Sie werfen auch mal fröhlich den „Pflegeroboter aus Japan“ ins Rennen – offenkundig ohne sich im Geringsten damit auseinander gesetzt zu haben. Pflegeroboter übernehmen nicht die Aufgaben von Pflegern. Sie unterstützen sie und sie füllen Lücken, die Pfleger nicht so ohne weiteres füllen könnten. Ein Beispiel ist ein Roboter, der demenzkranken Menschen helfen kann akustische und haptische Erlebnisse zu haben, für die Pfleger keine Zeit hätten. Überall wo sie eingesetzt werden, stoßen sie auf Zustimmung.
Zitat: „Die Frage ist doch, wie Arbeit besser organisiert und wertgeschätzt werden ­könnte, sodass beispielsweise mehr Menschen in der Pflege arbeiten ­wollen. “ Wenn Sie sich auch nur ein Quäntchen mit dieser Thematik beschäftigt hätten, wüssten Sie, dass genau das nicht das Problem der Pflege in Deutschland ist. Pflegerinnen und Pfleger werden in Umfragen auf höchster Stufe wertgeschätzt. In anderen Ländern hat man auf diese Fragen eine Antwort, d.h. das ist nicht die Frage. Die Problemstellung lautet: Wie lassen sich diese Modelle bei uns implementieren? Wie komme ich mit zukunftsweisenden Konzepten (wie z.B. die generalistische Pflegeausbildung) an den Interessen von Geschäftemachern und Interessensverbänden vorbei?
Alles, was man bislang über das BGE weiß, deutet darauf hin, dass es nicht zu weniger, sondern zu besserer Arbeit führt. Und wer sagt denn, dass ein BGE den Menschen ihre Aufgaben nimmt? Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt den Menschen eine Chance die Aufgaben wahrzunehmen, die ihnen am ehesten liegen und wo sie am besten sind. Also erübrigen sich auch die damit verbundenen Überlegungen und ziemlich willkürlich zusammengestellten und teilweise völlig überholten Betrachtungen. Und dann noch die Generalisierung der „Eliten“. Was sind denn Ihrer Meinung nach „die Eliten“ die mit dem BGE ihr Gewissen beruhigen wollen. Die meisten sind bislang ja noch gegen ein BGE, weil sie eine Veränderung fürchten. Also, wer soll das denn sein und welche Belege können Sie anführen?
Mit Hartz IV haben Sie sich auch noch nicht auseinander gesetzt. Das ist aber eine Voraussetzung, um über das BGE diskutieren zu können. Die Randbedingungen und Auswirkungen von Hartz IV sind mittlerweile eine Katastrophe.
Wunsch an Sie: Bitte besser recherchieren und sich in Zukunft intensiver mit einem Thema auseinandersetzen, bevor Sie negative Schlussfolgerungen ziehen.

Antworten
Christian Walther

Ich schließe mich meinen Vorrednern an und finde, dass der Artikel einseitig, schlecht recherchiert ist und dann auch noch ungekonnt provozieren möchte: Hohle Utopie!?!

In meiner Welt sagt der Beitrag für mich folgendes aus: Arbeit ist das einzige integrierende Element fürs Gemeinwesen. Bullshit!

Was ist mit den tausenden Ehrenamtlichen die in den Bereichen Kultur, Soziales und Umwelt ihre Aufgabe fürs Gemeinwohl finden? Warum haben Vereine immer größere Probleme engagierte Mitglieder zu finden? Gibt es tatsächlich nur die klassische Arbeit als Möglichkeit sich am Gemeinwohl zu beteiligen? Ich glaube ja schon…

Vielleicht hat in diesem Fall der Author einen Denkfehler. Finde ansonsten eure kritischen Texte immer sehr ausgewogen. Dieser Text leider gar nicht!

Antworten
Rainer Ostendorf

„Ein bedingungsloses Grundeinkommen kann eine Grundlage sein, um ein menschenwürdiges Leben zu führen.“ Timotheus Höttges, Telekom-Chef – Ich denke er hat recht, und wenn die Sanktionen bei Hatz4 abgeschafft werden, hätten wir schon mehr oder weniger ein bedingungsloses Grundeinkommen.

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