Cisco WebEx setzt bei globalem Internet-Relaunch auf TYPO3: Lokalisierung leicht gemacht
Mit der Einführung von TYPO3 bei Cisco WebEx [1] als zentrale
Internet-Plattform, dem Einsatz eines speziell von der Agentur AOE media
entwickelten Sprachkonzepts sowie der Anbindung an gängige
Übersetzungswerkzeuge werden das Aufsetzen und die Pflege
verschiedener Länder-Sites für Cisco WebEX deutlich einfacher und zudem auch
kostengünstiger.
Rund 28.000 Kunden und 3,5 Millionen monatliche Nutzer tauschen bei dem weltweiten Marktführer für On-Demand-Collaboration-Anwendungen Präsentationen, Applikationen, Dokumente oder komplette Desktops über das Internet aus. Seit 1996 stellt WebEx seine vielfältigen Services über das eigene MediaTone-Netzwerk zur Verfügung, eine Kommunikationsinfrastruktur, die speziell zur Bereitstellung von On-Demand-Anwendungen entwickelt wurde. Auch interaktive Kommunikationsdienste wie Echtzeit-Online-Besprechungen, Schulungssitzungen, Live-Seminare, Online-Chat-Funktionen und Unterstützung von Webcams sind möglich.
So nutzten bereits im Jahr 2006 95 Prozent aller Fortune-100- und 81 Prozent aller Fortune-500- Unternehmen WebEx-Produkte für ihren weltweiten Remote-Service und zur effizienteren Kundenbetreuung. Nur kurze Zeit später, im März 2007, wurde WebEx von Cisco Systems übernommen. Gerade für ein auf allen Kontinenten operierendes Unternehmen wie die neue Cisco WebEx ist die permanente Anpassung ihres Marketings und des Vertriebs auf unterschiedliche Bedingungen von entscheidender Bedeutung. Ein wichtiger Faktor bei der Vermarktung des umfangreichen Produktportfolios ist der eigene, jeweils lokal angepasste Webauftritt.
Globale Lösung für 10 Länder und Sprachen
Bisherige Lokalisierungen verschiedener Länder-Websites gestalteten sich sehr umständlich: Unterschiedliche Inhalte mussten übersetzt und per Hand von den rund 80 WebEx-Redakteuren in statische Webseiten eingefügt werden. So wurde bereits zwei Monate nach dem Kauf durch Cisco die Einführung von TYPO3 beschlossen. Nach einem Pitch gegen elf weitere Anbieter wurde AOE media mit der Umsetzung beauftragt.
Die Realisierung der neuen Webplattform unter einem gemeinsamen TYPO3-Dach war eine konzeptionelle und technische Herausforderung: Rund zehn verschiedene Länder-Sites und fast ebenso viele unterschiedliche Sprachen galt es zu vereinen. Darüber hinaus wurde auch der Webauftritt der auf klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) ausgerichteten Tochterfirma WebOffice [2] mit in die gemeinsame TYPO3-Lösung integriert.
Neuartiges FCE-Konzept
Bei der Umstellung auf TYPO3 wurde nicht nur eine komplett neue Architektur geschaffen, sondern auch ein neues Konzept für Flexible Content Elements (FCE) umgesetzt. Mittels eines speziell entwickelten Advanced Template Wizard wird nicht nur eine völlige Freiheit beim Umsetzen des vorgegebenen Corporate Designs in das Internet erreicht, sondern auch die Pflege der Webseiten entscheidend vereinfacht. Der neue „erweiterte“ Template Wizard überschreibt dabei die bisherigen Standardeinstellungen des TemplaVoilà-Wizard komplett und bietet dabei eine Fülle an neuen Funktionen für den Redakteur.
Mit ihm lassen sich so die allein bei Cisco WebEx rund 70 bis 80 verschiedenen vorhandenen flexiblen Inhaltselemente wie Buckets, Grid-Elemente, Tabbed Container oder Flash-Animationen nicht nur übersichtlich strukturieren, sondern auch kontextabhängig freischalten. Weitere 30 bis 40 FCEs kommen zusätzlich bei WebOffice dazu.
Mit dieser Lösung konnten nicht nur das gewünschte Cisco-WebEx-Design eins zu eins umgesetzt und das TemplaVoilà-Konzept entscheidend weiterentwickelt werden, sondern es konnte auch eine vollständig neue Basis für das Rechtesystem geschaffen werden. Denn von nun an kann jedes einzelne FCE nicht nur angesprochen, sondern auch ausschließlich für den jeweils verantwortlichen Redakteur freigeschaltet werden. So kann sich beispielsweise ein Cisco-WebEx-Mitarbeiter ausschließlich um Animationen kümmern und bei zeitkritischen Marketing-Aktionen direkt in den Lokalisierungen von Flash-basiertem Content Texte oder Bilder austauschen.
Deutlich verbesserter Workflow
Auch die eigentliche Lokalisierung gestaltet sich jetzt viel einfacher: Das neue System ermöglicht nicht nur eine direkte XML-Anbindung mittels einer überarbeiteten Version des Localization Manager an die bekanntesten Software-Übersetzungswerkzeuge wie Trados, DejaVu oder Across, sondern über die jeweilige API auch an andere Tools der beauftragten Agenturen. Zudem wurden auch das User-Interface und die Performance deutlich verbessert.
Positiver Nebeneffekt für die TYPO3-Community: Die überarbeitete Version der Extension „Localization Manager“, die ursprünglich von Kasper Skårhøj entwickelt wurde [3]
[4], wird in Kürze im TER zur Verfügung stehen. Der aktuelle Stand der Entwicklung befindet sich derzeit im TYPO3-Forge [5]. Fertige Übersetzungen können nach dem Import direkt im TYPO3-Workspace durch WebEx-Mitarbeiter redigiert werden. Außerdem lassen sich mittels der im Localization Manager integrierten Workflow-Tabelle Übersetzungen direkt in TYPO3 organisieren.
Dafür sorgt nicht nur der angepasste und besonders bedienerfreundliche Localization Manager, sondern auch eine speziell entwickelte Extension, die einen reibungslosen Austausch mit beteiligten Übersetzungsagenturen erst möglich macht: Die Erweiterung, die direkt am Localization Manager andockt, sendet neben den XML-Dateien auch die Aufträge direkt über die API in das Übersetzungsprogramm. Die jeweilige Agentur kann den Auftrag in ihrem System annehmen oder ablehnen.
WebEx-Mitarbeiter können den Status der laufenden Projekte überprüfen und Änderungswünsche in das System einpflegen. Fertige Übersetzungen werden dann über die API zurück nach TYPO3 exportiert und stehen dort zur Lokalisierung zur Verfügung. Dabei kann die Extension mit geringem Aufwand auch an beliebige APIs anderer Tools angepasst werden.
Side-by-Side-Review und Language-Fallbacks
Durch eine integrierte Voransicht lassen sich verschiedene Sprachversionen im direkten Vergleich betrachten. Zu diesem Zweck wurde eigens eine spezielle Erweiterung programmiert, die es Redakteuren ermöglicht, im Backend beliebig viele Sprachversionen nebeneinander anzusehen und Fehler schnell zu identifizieren. Dadurch konnten sowohl eine deutliche Qualitätssteigerung als auch eine Verringerung des Zeitaufwands für eine durchschnittliche Lokalisierung – bei vorhandener Übersetzung – von bisher zwei bis vier Wochen auf jetzt rund 15 Minuten erreicht werden.
Ein weiteres Highlight der Plattform sind die so genannten „Language-Fallbacks“, die automatisch eine Webseite in der nächstpassenden Sprache aufrufen, wenn sie in der gewünschten Sprache nicht verfügbar ist. Darüber hinaus lassen sich die getroffenen Fallback-Einstellungen auch an beliebigen Stellen überschreiben, sodass sich auch hier den Cisco-Mitarbeitern eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, um flexibel auf neue Sprach- oder Marketing-Vorgaben reagieren zu können. Details dazu liefert auch ein Podcast mit AOE-media-Entwicklungsleiter Daniel Pötzinger [6].
Ausgefeiltes Server- und Hosting-Konzept
Für die technische Realisierung der Plattform wurde ein ausgefeiltes Server- und Hosting-Konzept umgesetzt. Dabei kommt eine Server-Architektur zum Einsatz, die eine maximale Performance und Erreichbarkeit ermöglicht: Mit Clustering, redundanter Konfiguration, Load-Balancing und intelligentem Caching wurde auf eine optimale Mischung aller verfügbaren Techniken zurückgegriffen.
Zudem wurde mit Akamai [7] der weltweit führende Hosting-Dienstleister mit dem in diesem Bereich größten Streaming-Netzwerk für die Cisco-WebEx–Plattform verpflichtet. Mit Zehntausenden von Hosting-Servern in fast allen Ländern der Welt ist Akamai in der Lage, jede Webseite „vor Ort“ bereitzustellen und so minimale Antwort- beziehungsweise Ladezeiten zu gewährleisten. Dabei werden bei dieser Lösung die verschiedenen Plattformen vollstatisch publiziert und über das Akamai Streaming Network verteilt.
Vielzahl von Extensions komplett neu entwickelt
Insgesamt war bei der technischen Umsetzung der Plattform viel Programmierarbeit notwendig. TYPO3 „out-of-the-Box“ zu nutzen war nicht ausreichend: Fast 20 Extensions mussten von den acht am Cisco-Projekt beteiligten AOE-media-Mitarbeitern komplett neu entwickelt werden, damit das anspruchsvolle Konzept überhaupt verwirklicht werden konnte. Darüber hinaus wurden so bekannte Erweiterungen wie „realurl“,„TemplaVoilà“,„staticpub“ und „languagevisibility“ massiv angepasst, damit sie die gewünschte Leistung erbrachten.
Bereits im Dezember 2007 – nach nur vier Monaten – ging die amerikanische Website live. Im Verlauf des Jahres 2008 folgten dann die australische, die englische, die brasilianische, die chinesische sowie die indische Sprachversion. Im Rahmen eines weiteren Relaunchs wurde die US-Version Anfang dieses Jahres nochmals stark strukturell und inhaltlich überarbeitet, um noch besser für künftige Marketing-Aktionen gerüstet zu sein. Bereits nach neun Wochen konnte die Plattform am 1. April 2009 live geschaltet werden. Derzeit sind zehn Länder-Websites in der Lokalisierungsphase und sollen bis Ende des Jahres auf die neue Struktur umgestellt werden.
Fazit
Mit der bei Cisco WebEx und WebOffice realisierten Lösung können Redakteure in kürzester Zeit beliebigen Content schnell und einfach austauschen und so auch zeitkritische Marketing-Aktionen selbstständig realisieren. Dabei stellt neben dem deutlich verbesserten Workflow für die Mitarbeiter und Redakteure von WebEx auch der Return of Investment der Open-Source-Lösung alles bisher bei Cisco Systems Dagewesene in den Schatten.
Laut des zuständigen Website Globalization Managers, Aldo Bermudez, hätte eine gleichwertige lizenzpflichtige Lösung circa 3.000.000 US-Dollar gekostet. Mit TYPO3 wurde das Projekt zu einem Bruchteil der Kosten realisiert.