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Gedrillt im Coding-Bootcamp: Sie wurde in 12 Wochen zur Programmiererin

Um dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben sich anspruchsvolle Coder-Intensivkurse etabliert. Ob sie gelingen, hängt von einem Faktor ab. Diese Programmiererin erzählt von ihren Erfahrungen.

8 Min. Lesezeit
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„Es gab pro Woche mindestens einen Moment, in dem ich hinschmeißen wollte.“ Julia Heidinger, Junior Frontend Developer, G+J. (Foto: Social Developers Club)

Viel Freude hat Julia Heidinger während ihrer Schulzeit nicht empfunden, wenn die Schulglocke zum Mathe- und Physikunterricht rief. Zwar hatte sie in den Fächern immer gute Noten, aber wozu sie das mal gebrauchen könnte, das war ihr nie so recht klar. „Ich hatte immer ein logisches Verständnis für die Aufgaben und konnte Lösungen herleiten, aber der praktische Sinn dieser Fächer erschloss sich mir überhaupt nicht“, erzählt sie rückblickend. Kunst und Sport gefielen ihr besser. Dass ihr beruflicher Weg sie einmal in die IT führen würde, das war für die ­Hamburgerin nicht absehbar. Weil Journalismus sie begeisterte, entschloss sie sich für ein Studium der Medieninformation. „Ein wenig Technik, ein bisschen Kommunikation und etwas Markt“, ordnet sie die Lerninhalte ein. „Der Studiengang war ein wilder Mix.“

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Hier kam sie erstmals mit HTML in Berührung, einer textbasierten Auszeichnungssprache für das Internet, die ihr half, Webseiten zu gestalten. Außerdem lernte sie privat etwas CSS. Das war ihr Ding und das wollte sie nach dem Bachelor auch weiter verfolgen. Doch ein weiterführender Master-Abschluss dauerte der 25-Jährigen zu lang. Eine Möglichkeit schneller voranzukommen, sah sie im Besuch der privaten Bildungseinrichtung Neue Fische. Hier schmieden Dozenten aus motivierten Talenten binnen kürzester Zeit Webgestalter – für ein stattliches Sümmchen: Ein 12-wöchiger Kurs kostet 8.000 Euro.

Alles steht und fällt mit der Motivation

Das Format nennt sich Coding-Bootcamp und wird als ­Alternative zur akademischen IT-Ausbildung beworben. Der ­Ursprung dieser Bootcamps liegt in den USA, wo erste Ein­richtungen bereits in den 2010er-Jahren den Markt erobert ­haben – als Antwort auf den sich abzeichnenden Fachkräfte­mangel in Digitalberufen. Sie bieten Intensivkurse für angehende Programmierer an. Die Dauer der Lehrgänge variiert erheblich: Von acht Wochen bis zu einem Jahr. Die meisten sind jedoch auf zehn bis zwölf Wochen ausgelegt. Auf dem Stundenplan stehen UX- und UI-Design sowie Softwareentwicklung, aber auch Data-­Science. Für manche der Schulen zahlen die Teilnehmer selbst, bei ­anderen übernehmen Partnerunternehmen die Ausbildungskosten und wiederum andere zapfen beide als Einnahmequelle an. Die Branche setzt jährlich über 260 Millionen US-Dollar weltweit um. Als erstes Bootcamp seiner Art gilt die 2011 gegründete Coding ­Academy, die heute Starter League heißt. Inzwischen gibt es an die hundert Anbieter in den USA. Zu den bekanntesten ­zählen Ironhack, die Flatiron School und die General Assembly.

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In Deutschland, wo die Zahl der unbesetzten IT-Stellen ebenfalls seit Jahren in hohem Maße steigt, haben sich neben Neue Fische auch Unternehmen wie die Career Foundry oder das Digital Career Institute etabliert. Letzteres Bootcamp hat sich 2015 aus einer Initiative heraus gegründet, Geflüchtete für die deutsche Digitalwirtschaft fit machen zu wollen. Heute richtet sich das Angebot an alle, entsprechend dem Mantra der Branche, dass wirklich jeder die Weiterbildungseinrichtungen besuchen könne – ganz unabhängig von der Vorbildung. Es zählt laut der Anbieter nur die Motivation.

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Zum Thema: „IT-Fachkräfte: Das kann ein Coding-Bootcamp leisten – laut Gründerin Dalia Das“

Damit wirbt auch der Anbieter Academy. Das Coding-­Bootcamp mit Standorten in München und Hamburg kommt ursprünglich aus Schweden und expandierte im Juli 2018 nach Deutschland. Mona Wegscheider koordiniert und konzipiert dort die Kurse. „Erfahrung ist für uns kein ausschlaggebendes ­Kriterium beim Recruiting der Kursteilnehmer“, erklärt sie und fügt hinzu, dass Flexibilität, Durchhaltevermögen und lösungs­orientiertes Denken die wichtigsten Kriterien seien. Es gebe ­einen mehrstufigen Auswahlprozess, der aus verschiedenen Tests und mehreren Gesprächen bestehe. „Hard Skills spielen keine Rolle“, macht sie nachdrücklich deutlich. Einen tieferen Einblick in den Ablauf gewährt Wegscheider jedoch nicht. Die Zauberformel für die Talentsuche? Sie scheint ebenso unter Verschluss wie der Suchmaschinenalgorithmus von Google. Und das hat einen gewichtigen Grund: Die Absolventen sind das Kapital der Academy. Partnerunternehmen bestellen quasi IT-Fachkräfte bei dem Coding-Bootcamp und bezahlen für deren Ausbildung. In einigen Kursen geht die Einrichtung sogar in Vorkasse und bildet auf Verdacht aus. Zurzeit seien besonders JavaScript-Programmierer gefragt, sagt Wegscheider.

„Erfahrung ist für uns kein ­ausschlaggebendes Kriterium beim Recruiting der ­Kurs­teilnehmer.“ – Mona Wegscheider, Program Manager, Academic Work Academy, Germany. (Foto: Academy)

Für die Teilnehmer bedeutet ein Platz in der Academy vor allem die Aussicht auf einen garantierten Job. Wer den ­JavaScript-Sommerkurs bestehe, bekomme einen unbefristeten Arbeitsvertrag und könne mit einem Einstiegsgehalt von 42.000 Euro rechnen, erklärt die Academy-Managerin. „Wir ­reagieren auf die Bedürfnisse der Arbeitgeber und die ­Wünsche der Arbeitnehmer“, erklärt sie. Die Zielgruppe seien vor allem Menschen, die über einen Karrierewechsel nachdenken. Die ­Erfolgsquote liegt nach ihrer Aussage bei 97 Prozent. Meist würden Teilnehmer das Programm lediglich aus persönlichen Gründen abbrechen.

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Ein ähnliches Konzept begegnete auch Julia Heidinger bei Neue Fische. Auch sie musste in einem Bewerbungsprozess beweisen, dass sie den Anforderungen des Bootcamps standhalten würde. Auch sie erhielt eine Jobgarantie bei einem Partnerunternehmen. „Ich musste am Ende einfach nur zwischen drei Arbeitgebern auswählen“, sagt die Hamburgerin. Doch bis dahin war es ein harter Weg. „Es gab immer einen kurzen Theorieteil und dann ging es sofort in die Projektarbeit“, erklärt sie. „Das war teilweise sehr frustrierend, denn oft habe ich nicht gleich verstanden, wie ich zum Ergebnis komme.“ Von den Dozenten sei das so gewollt, glaubt sie. Ausgeprägtes analytisches ­Denken und Durchhaltevermögen seien auch im Auswahlprozess bei Neue ­Fische eine Grundvoraussetzung gewesen. Die Schüler sollen durch das Sammeln eigener Erfahrungen lernen. Nach dem Motto: Wer hartnäckig an einer Lösung feile, komme schon zum Ergebnis. Dass die Kursteilnehmer streckenweise in Gruppen arbeiten ­dürfen, kürze den Weg manchmal ab, erklärt die Bootcamp-Absolventin.

„Accelerated Learning“ nennt sich dieser Ansatz, auf den alle Bootcamps setzen: Praxisorientierte Aufgabenstellungen, Festigung der Inhalte durch Teamarbeit und konstantes Feedback der Kursleiter. Heidinger und ihre Kommilitonen lernten zwölf Wochen von morgens bis in den späten Nachmittag CSS, React und Java. Zu Hause grübelten sie weiter über ihren Aufgaben, um am kommenden Tag im Kurs mithalten zu können. „Es gab pro Woche mindestens einen Moment, in dem ich hinschmeißen wollte“, erinnert sie sich. „Ich habe meine Familie und meine Freunde gar nicht mehr gesehen. Ich fragte mich häufig: ‚Warum tu ich mir das an?‘“ Auch für die Hamburgerin ist klar, dass die Motivation der Teilnehmer besonders hoch sein muss. „Nebenbei schaffen die wenigsten das Bootcamp.“ Ihr Vorwissen, so Heidinger, habe ihr aber in jedem Fall auch über die Krisen im Bootcamp hinweggeholfen.

Programmierer sind Mangelware

Über die Bedeutung von Coding-Bootcamps für den deutschen Arbeitsmarkt diskutieren Experten kontrovers. Einig sind sich ­Arbeitsmarktforscher und Unternehmensvertreter vor allem darin, dass die traditionellen Ausbildungsstätten – Universitäten und Fachhochschulen – den Bedarf der Wirtschaft an IT-Fachkräften schon lange nicht mehr decken können. Frank Termer, Bereichsleiter Software beim IT-Branchenverband ­Bitkom, ­kritisiert, dass die Zahl der zu besetzenden IT-Stellen seit Jahren konstant steigt: „Waren es 2010 noch rund 28.000 freie ­Stellen, stiegen sie 2015 schon auf 43.000 an; 2019 blieben 124.000 Arbeitsplätze unbesetzt. Der Bedarf ist enorm und er wird die kommenden Jahre auch nicht abreißen“, sagt der ­Experte. Das akademische System allein könne dieser Nachfrage nicht mehr Herr werden. Ein traditionelles Studium dauere ­mindestens drei bis fünf Jahre.

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„Coding-Bootcamps nehmen meiner Meinung nach eine ­wichtige Aufgabe wahr und können ein Stück weit dazu ­beitragen, den Mangel an IT-Spezialisten anzugehen“, meint Termer. ­Jedoch sieht er in ihnen weniger eine Alternative zum Studium, wie die Branche gerne behauptet, sondern viel mehr eine ­Ergänzung. Das Format funktioniere vor allem für Quer­einsteiger, die ­einen Karrierewechsel anstrebten und bereits Berührungspunkte mit Informatik hatten. Seine Einschätzung deckt sich mit den Ergebnissen einer aktuellen US-­amerikanischen Absolventen­studie von Coursereport: Ein typischer Bootcamper sei 31 ­Jahre alt, habe bereits sechs Jahre Berufserfahrung und in der ­Regel ­einen Bachelorabschluss. Der typische Weg in ein Coding-­Bootcamp läuft also häufig über ein Fach- oder Hochschul­studium und ein paar Jahre im Arbeitsleben. In diesem Sinne bieten Bootcamps keine vollwertige Ausbildung, sondern vielmehr eine ziel­gerichtete Weiterbildung.

Zum Thema: „In Deutschland fehlen 124.000 IT-Spezialisten“

Dass die Wirtschaft momentan gar nicht anders könne, als bei der Personalsuche auch Absolventen eines Coding-Bootcamps in Betracht zu ziehen, weiß auch Ruslan Krohn. Der Berliner ist Gründer und Geschäftsführer der 20-köpfigen Digitalagentur TBO. Er erlebt seit Jahren hautnah, wie extrem sich der ­gesamte Arbeitnehmermarkt wandelt: „Für uns gestaltet sich das so, dass einige unserer ehemaligen Kunden sogar zu Konkurrenten ­werden“, erklärt er. „Sie bauen ihren Tech-Stack inzwischen ­intern auf.“ Während sich Unternehmen vor Jahren noch projekt­basiert Digitalexpertise ins Haus holten, ist IT-Kompetenz ­inzwischen überall so wichtig geworden, dass es ohne eigene Teams gar nicht mehr ginge. „Jedes Unternehmen, das sich zwangsläufig mit der ­digitalen Transformation seines Geschäftsmodells beschäftigt, und das sind fast alle, fischen im gleichen Talente-Pool wie wir“, erklärt der Unternehmer. Der Wettbewerb um IT-Fachkräfte sei hart und oftmals gewännen ihn große Konzerne, die weitaus besser ­zahlen könnten. Krohn hat Ende 2019 deshalb seinen ersten Bootcamp-Absolventen eingestellt. Mit einem Zwischenfazit hält er sich zurück: „Es ist zu früh, um ein fundiertes Statement zur Ausbildung abzugeben.“

Erstmals mehr als 100.000 offene Stellen für ­IT-Experten: „Der Bedarf ist enorm und er wird die kommenden Jahre auch nicht abreißen“, sagt Bitkom-Experte Frank Termer. (Abbildung: t3n / Bitcom)

Erstmals mehr als 100.000 offene Stellen für ­IT-Experten: „Der Bedarf ist enorm und er wird die kommenden Jahre auch nicht abreißen“, sagt Bitkom-Experte Frank Termer. (Abbildung: t3n / Bitcom)

Erfahrener ist da Stephan Bayer, Gründer und Geschäfts­führer von ­Sofatutor. Das Startup bietet online Nachhilfe­unterricht an und beschäftigt momentan zwei Bootcamp-Absolventen. „Was die Einrichtungen sehr solide machen, ist, die Teilnehmer durch ein extrem praxisnahes Curriculum zu bringen, durch das sie anschließend wichtige Aufgaben in Unternehmen ausführen können“, sagt er. Mit der Qualität eines jahrelangen Studiums könne das aber nicht verglichen werden. Seine Erfahrungen seien unterschiedlich. Man habe sich auch schon von einem ­Mitarbeiter getrennt, weil es fachlich nicht ausgereicht habe. Grundsätzlich findet er das Angebot aber richtungsweisend. „Alles, was die Situation verbessert, ist hilfreich“, erklärt er. Außerdem betont Bayer, dass Bootcamps das Potenzial hätten, Migranten und Frauen zu ermöglichen, in der sehr homogene IT-Branche Fuß zu fassen: „Davon profitieren alle!“

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Julia Heidinger hat diesen Schritt gewagt und ihn bisher nicht bereut. Am Ende ihrer Bootcamp-Ausbildung bei Neue Fische hat sie sich für einen Job bei Gruner und Jahr – einem der größten europäischen Verlage – entschieden. Hier kann sie ihre analytischen und kreativen Talente im Rahmen der ­Digitalisierung journalistischer Produkte einbringen. Für sie scheint der Job ein echter Glücksgriff angesichts ihres Bachelorstudiums, der anschließenden Coding-Weiterbildung und ihrem Interesse am Journalismus. „Die Redakteure und ich arbeiten sehr eng zusammen“, erzählt die Hamburgerin und fügt hinzu: „Als Webentwicklerin kann ich mich endlich auch praktisch ­einbringen.“ Vier Tage pro Woche tut sie das. Am fünften Tag verfolgt sie ein eigenes Projekt: Den Social-Developers-Club, ein Netzwerk, das digital­interessierte Menschen miteinander verbindet.

Heidinger und ihre Mitstreiter organisieren Workshops und ­teilen ihr ­Wissen mit jungen Nachwuchskräften, unter ­anderem auch in Programmierkursen. Für den Bitkom-Experten Termer schließt sich hier der Kreis. Denn seiner Meinung nach ist für Bootcamp-Absolventen eine der wichtigsten Aufgaben, nach der Ausbildung weiter zu lernen. „Es bleibt nicht aus, dass man sich anschließend mithilfe von Mentoring, Coaching oder weiteren Fortbildungen immer tiefer in Themen einarbeiten muss“, sagt er. Es wäre von einem zwölfwöchigen Bootcamp auch etwas zu viel verlangt, eine klassische Ausbildung über Jahre hinweg ­komplett zu ersetzen. Die Arbeit gehe dann erst richtig los.

Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Wer Programmieren lernen will, muss Informatik studieren. Dieser Irrglaube ist immer noch weit verbreitet. Warum das eben genau nicht der Fall ist und wie ihr wirklich Programmieren lernt, erklärt t3n-Autor und Coder Andreas Domin. Lies auch: „Deshalb müsst ihr zum Programmieren nicht studieren!“

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13 Kommentare
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Dein t3n-Team

Norbi

Eine Liste der Bootcamp-Anbieter in deutschlands größten Städten wäre cool. :)

Antworten
Sebastian Stehle

Hi,

ich bin da noch sehr skeptisch. Ich habe selber Informatik im glaube ich deutschlandweit letzten Diplom-Jahrgang studiert und habe mich während meines Studiums oft gefragt, was der ganze Scheiß soll. Man hat so viel Dinge gelernt, die man nie braucht und wahrscheinlich ist das Studium an einer Uni auch der falsche weg, wenn man wie ich eher praktisch veranlagt bin. Aber alle paar Wochen oder Monate bemerke ich doch, wie ich mein Grundlagenwissen wieder brauche.
Ich habe während des Studiums fast Vollzeit gearbeitet und habe als Werkstudent mehrere Tage damit gebracht Import-Prozesse zu optimieren. Diese waren sehr langsam weil den Entwicklern mit wohl eher mittelmäßiger Ausbildung der Unterschied zwischen grundlegenden Datenstrukturen nicht bekannt war (HashMap vs List/Array).
Heute bin ich in Projekten involviert, die immer weiter aufgebläht werden. Simple Dateneingabe-Formulare werden von Entwicklerteams mit 6-8 Mann umgesetzt, inklusive 2 Tester und Projektmanager. Oft hat man den Eindruck dass ein (Unter-)Projekt auch locker von einem einzelnen guten Entwickler umgesetzt werden könnte.
Meine natürlich sehr subjektive Meinung ist, dass wir innerhalb der Firmen deutlich bessere Weiterbildungs-Programme brauchen. Mit noch mehr Anfängern im Team werden die Projekte nicht schneller fertig und die Qualität steigert sich auch nicht. Vor allem müssen Entwickler unabhängig werden von den gerade verwendeten Frameworks wie React, Angular und was auch immer gerade gefragt ist.
Ich finde die Idee von Bootstrap-Kursen prinzipiell gut, weil ich glaube, dass man projektorientiert viel schneller und intensiver lernt, als durch Bullimie-Lernen an den Hochschulen, aber ich sehe noch keinen langfristigen Plan dahinter.

Antworten
Alex F

Was ist denn der Unterschied zwischen HashMap und Array. Scheint dir wohl selbst nicht so klar zu sein.

Antworten
Alexander

42k Einstiegsgehalt?
Vor 15 Jahren hat man schon mehr bekommen. Kein Wunder dass Unternehmen kein Personal finden können. Mit so einem Lohn kann man ja fast nichts leisten , zumindest in einer Großstadt wie München, Hamburd &co.

Antworten
Hans Müller

Es gibt keinen Fachkräftemangel in der IT. Zumindest nicht in Deutschland. Im Ausland bekommt man doppelt bis dreimal so viel.

Antworten
Udo

Seit wann ist man nach einem HTML Kurs „Programmierer“. Diese Schule gabs es auch um 2005, da zahlte das Arbeitsamt jedem einen Kurs der die ersten 3 Buchstaben auf der Tastatur gefunden hatte. Die haben aber alle keine Job gefunden.

Antworten
Andy

Das gleiche hab ich mich auch gefragt. HTML und CSS ist Scripting, kein programmieren. Bei Java hat sich der Autor sicherlich vertan und meinte JavaScript.
Vermutung: Der Autor hatte „richtig viel Ahnung“, Sarkasmus off.
Ich habe damals als Dozent an solch einer „Akademie“ gearbeitet und habe das Niveau angehoben (HTML, CSS, JS, PHP, MySQL). Die wirklich engagierten bekamen dann auch was in der Branche. Viele sind allerdings zurück in ihre eigentlichen Berufe. Da gab es mehr Geld.

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Marc O

Fachkräftemangel für Programmierer, mal eben ein bisschen Ausbildung und schon einen Job – alles blöder Quatsch. Ich bin gelernter Anwendungsentwickler, programmiere aus Leidenschaft so gut wie täglich und habe nach über 110 Bewerbungen nicht im Ansatz eine Chance erhalten, nach der Umschulung irgendwo in die Branche einzusteigen. Ohne 2 bis 3 Jahre Berufserfahrung keinen Chanche, egal wie wenig Einstiegsgehalt man haben will (ich hab’s mit 35.000€ probiert). Also hört endlich auf, solche blöden Berichte zu veröffentlichen. Es gibt mehr als genug arbeitslose Anwendungsentwickler wie mich – und Bildungsinstitute, die dieses Narrativ verbreiten und dem Steurzahler oder sonst wem nur Geld kosten.

Antworten
Alex F

Hast du dich auf irgendwas besonders spezialisiert? Hast du irgendwelche Besonderheiten, welche dich als potentiellen Mitarbeiter ausschließen?

Ich kann es mir kaum vorstellen, dass du ansonsten nach 110! Bewerbungen keine Stelle bekommen hast. Bei uns entwickeln sich die Entwickler langsam zu Diven, welche man nicht mal schief angucken kann, denn sonst wird sofort durch die Blume (oder auch direkt) gedroht, dass die sich einen anderen Arbeitgeber suchen.

Aktuelles Beispiel: Entwickler plant eine Datenbank und entscheidet sich Daten, welche in direkter Abhängigkeit und 1zu1 Beziehung zu einander stehen auf zwei Tabellen zu verteilen. Was in dem Projekt absolut gar keinen Sinn macht. Wird von seinem Vorgesetzten darauf angesprochen was der Nutzen davon seiner Meinung nach sein soll. Denn Nutzen kann er nicht erklären, beschwert sich jedoch später bei dem GF, dass er mit seinem Vorgesetzten nicht zufrieden ist.

Antworten
Marc O

Also, meine Besonderheit in Deinem gefragten Sinne ist, dass ich Jahrgang 1961 bin. Dass ich als Umschüler außer ein paar angefangenen eigenen Projekten keine Berufspraxis nachweisen kann, ist hier ja bereits bekannt. Nun brauchst Du nur noch 1 und 1 zusamman zählen.
Ansonsten, ja ich ich interesssiere mich bei meinen Programmen für Baumstrukturen. Es ist recht faszinierend, wie viele Problemstellungen und vor Allem deren Bearbeitung auf Baumstrukturen zurückführbar sind. Meine bevorzugten Konzepte haben einen Baum im Fachkonzept, der dann als Kombination von Listen in die Datenhaltung geht und gespeichert wird. Ohne Speicherung braucht man ein Programm gar nicht erst anfangen.
Ansonsten interessieren mich wirklich anwendungsfreundliche Strukturen wie MDI bei der GUI-Programmierung und eben ein vernünftiges, zu Ende gedachtes Konzept für programminterne Nachrichten.
Du hast in mir eigentlich auch einen heimlichen Sympathisanten für Deinen Kommentar weiter oben, da könne jemand wohl nicht zwischen Hashmap und Array unterscheiden. Das ist zwar derbe formuliert, doch leider ist was dran; wer die Ausbildung zum Anwendungsentwickler mit IHK-Prüfung ablegte, musss noch lange nicht wissen, wie Daten außer in einer SQL-Datenbank gespeichert werden; zunächst im Arbeitsspeicher, versteht sich. Unser marginaler Exkurs über verkettete Listen war nur on top und nicht prüfungsrelevant. Meine Überzeugung ist, dass man mit so einem Nichtwissen da draußen auch als Anfänger keinen Blumentopf gewinnen kann. Man sollte wenigstens wissen, warum Android-Programme zum Speichern des Programmstatus z.B. vor dem Drehen des Gerätes Hashmaps verwenden. Dumm, wenn man nie in der Ausbildung hört, was Hashmaps sind.
Etwa in dem Sinne musst du meine Positition zu dem divenhaften Verhalten sehen: Ich BIN so eine Diva, wobei ich allerdings (bis jetzt) immer nur mein eigener Auftraggeber und Geschäftsführer bin. Was in dem Moment zu passieren hat, in dem ich meine Leistungen im Auftrag anderer erbringe, brachte mir unser sehr kompetenter Lehrer mit reichlich Berufserfahrung als Projektleiter bei. Glaube mir, er hat mir soweit die Zähne gezogen, dass ich garantiert kein Projekt durch Alleingänge, die ich nicht einmal vor dem Vorgesetzten rechtfertigen könnte, gefährden würde. Was Anderes ist das doch nicht, wenn man bei jeder Gelegenheit droht, aus dem Projekt auszusteigen und die Einarbeitung eines Neuen provoziert. Da betreibt wohl jemand ein schlechtes Personalmanagement. Einfach mal Leute mit ein Bischen Loyalität einstellen, dann klappt das schon. Am Rande hätte ich bei dem aktuellen Beispiel die Frage auf den Lippen, ob der besagte Entwickler vielleicht was von Skalierbarkeit, also spätere Erweiterbarkeit der Funktionalität gesagt hat? – Das wäre doch eine Begründung zur Aufteilung einer Tabelle in Schlüsseltabelle und Datentabellle. Ich finde, es gibt nur ein Prinzip bei so was: Wer etwas verstanden hat, der kann es auch (dem Vorgesetzten) erklären.
Dass ich mich in den letzten 2 Jahren bis Ende Februar bei 152 unterschiedlichen Arbeitgebern bewarb, kann ich jederzeit mit einer Excel-Tabelle belegen. Ende diesen Monat kommen wieder zum Nachweis für das Jobcenter etwa 10 dazu, die wieder routinemäßig absagen werden. Du versteht daher, das ich schon seit einiger Zeit zur Vertiefung meiner Kenntnisse praktisch nichts mehr gemacht habe, außer eben die Elektronik für meine mikropropzessorgesteuetrten Eigenbauten zu planen und zu bauen; alles Andere wurde langsam langweilig – und interessiert auch nienanden außer mir.

Sammo

Da fällt mir doch folgender Witz ein:
Treffen sich zwei Typen:
„Hallo, wie geht’s dir, was machst du so?“-
„Danke gut, ich lerne gerade Italienisch! Und wie geht es dir?“-
„Danke auch gut, Italienisch, das ist ja toll, sag doch bitte mal etwas auf Italienisch“-
„Si, si“-
„Aber das ist ja Spanisch!“-
„Mein Gott, Spanisch kann ich auch …“

In ein paar Wochen kann man vielleicht etwas HTML, CSS und Javascript lernen.
Dann kann man aber noch lange nicht programmieren.
Ich programmiere schon seit über 30 Jahren und lerne täglich noch etwas neues!

Antworten
Stefan

Alles heiße Luft …..
Das mitden „aufgeblasenen“ Projekten kann ich unterstreichen.

Antworten
Samuel Speitelsbach

Der Fachkräftemangel war von Anfang an eine Lüge!

Javascript soll gerade gesucht sein? Vielleicht weil es mit Javascript so ziemlich unmöglich ist funktionierenden Programmcode zu schreiben. Seit es Webassembler gibt, ist Javascript eh erledigt.

Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass kein Unternehmen Software will. Wollen vielleicht schon, aber nicht dafür bezahlen. Ich habe sogar Tauschhandel angeboten, gegen Maschienenteile, da die meisten Firmen unausgelastete Kapazitäten haben.

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